Mythos Tales

Arkham, Massachusetts - 20. Jahrhundert. Vor euch steht Professor Armitage, Urgestein der Miskatonic Universität in Arkham und gießt unruhig seine Blümchen. „Ihr wisst, weshalb ich euch hierher beordert habe, nicht wahr?“ Sein Blick wandert hektisch auf eine Box auf seinem Schreibtisch, zögernd liest ihr die Aufschrift: „Mythos Tales… Und was soll das sein?“ fragt ihr mit leicht nervösem Unterton in der Stimme. „Eine Schachtel, vollgestopft mit acht unheilvollen Abenteuern über Kulte, Rituale und alte Götter; aber das Verstörendste an der Sache ist, dass es unser beider Zukunft zu zeigen scheint!“ Fassungslos und erfüllt von purem Schrecken blickt ihr auf die Box, während eure Hände zitternd nach dieser greifen…

Willkommen in der Welt von H. P. Lovecraft:

Mythos Tales ist ein kooperatives Detektivspiel in dem ihr euch acht Szenarien, allesamt rund um H. P. Lovecrafts fiktionale Welt, gegenübergestellt seht und dabei versucht einem bösartigen Geschehen auf den Grund zu gehen. Der alte Professor Armitage forscht ebenso parallel zu euch und wird üblicherweise rascher zu einem Ergebnis kommen als ihr, als seine Lehrlinge ist das aber halb so schlimm, denn so viel Erfahrung wie er habt ihr ja einfach noch nicht auf dem Buckel. Am Ende jeder der teilweise zusammenhängenden Geschichten müsst ihr Fragen beantworten, welche euch zuvor während des Spielablaufs noch unbekannt waren, und werdet dabei vom Professor mit Punkten bewertet. Abzüge gibt es dabei aber, solltet ihr länger als von Armitage erwartet benötigen oder so grauenhafte Dinge gesehen haben, dass eure Psyche sich erst noch davon erholen muss!

Das Spiel selbst bietet acht, sehr ausführlich verfasste Fälle, die mit einer spannenden Einleitung und einer zugehörigen Tageszeitung des Arkham Advertisers einhergehen und dabei durchschnittlich 16 Züge benötigen, um abgeschlossen zu werden. Mit jedem Zug wählt ihr einen Ort in Arkham und besucht diesen, erkundet die Gebiete oder sprecht mit der Bevölkerung. Dabei solltet ihr euch gründlich Notizen machen, denn Antworten auf alle von Armitages Fragen zu finden wird kein Zuckerschlecken, bis gar unmöglich, denn meist gibt es verschiedene Richtungen, in die sich eure Ermittlung bewegen kann, sodass euch nicht selten so manche Begebenheit völlig im Dunkeln verborgen bleibt. Über mehrere Tage hinweg könnt ihr, je Tageszeit (Vormittag, Nachmittag, Abend), jeweils einen Ort aufsuchen und dort eine Begegnung haben; erreicht ihr das Ende der von Armitage vorgegebenen Zeit, so müsst ihr den Fall sofort auflösen, könnt dies aber alternativ auch jederzeit tun!

Als Untersuchungsgrundlage dient euch ein ausführlicher Stadtplan Arkhams, wobei sämtliche Distrikte mit Buchstaben abgekürzt und jedem der Gebäude eine Nummer zugeteilt ist, sodass ihr immer wählen müsst Orte wie C23, L4, D1, und Ähnliche aufzusuchen und deren Events, im beiliegenden Buch, nachzulesen. Als Hilfestellung bietet ein Adressbuch, in dem sämtliche Orte, Gewerbe und Personennamen, mit deren Lage in Arkham beschrieben sind, etwas Hilfestellung. Ein aufmerksames Lesen und Achtgeben auf sämtliche genannte Orte und Personen ist also empfehlenswert während euren Ermittlungen. Nebenbei bieten auch Bedingungsplättchen etwas zusätzliche Abänderungen im Verlauf, denn manche Hinweise können, nach einem Schlüssel-Schloss-Prinzip, erst erhalten werden, wenn zuvor gewisse Bedingungen erfüllt wurden. Ebenso bieten Orte manchmal, zu gewissen Tageszeiten, variierende Informationen. Aber Achtung: sucht ihr an den falschen Orten, so könnt ihr auch einfach Zeit verlieren ohne Infos zu erhalten oder sogar in gefährliche Situationen geraten.

Neben Armitage selbst gibt es eine Hand voll Personen, welche sich durch die Geschehnisse hinweg ziehen und ständig konsultiert werden können, darunter Inspektor Garrison, der Forensiker Herbert Corbett, ein Esoteriker namens Pasquale Fenton, und noch viele weitere Personen. Doch wo versteckt sich jenes Wissen, nach dem wir suchen? Tja, genau das gilt es herauszufinden… Willkommen in Arkham! Mal sehen wie lange ihr der Nervenheilanstalt, bei jenen Dingen die hier ihr Unwesen treiben, noch entgehen könnt!

Oh, und wem die Finger nach mehr jucken, für die gibt es gute Nachrichten: zwei gesonderte Fälle, quasi Ergänzungen zum Grundspiel, sind verfügbar. Einerseits der Fall Expedition ohne Gesicht, welcher aus unserer Sicht sogar der Interessanteste aus der Serie war; andererseits steht online zusätzlich der Fall Auf Ewig als gratis Download zu Verfügung und bietet ein sehr kurzes, aber nicht weniger feines Vergnügen. Wenn euch Mythos Tales also zusagt, dann solltet ihr euch diese beiden Geschichten auf keinen Fall entgehen lassen! Für Hobbydetektive, welche ihre Ermittlungen bevorzugt fern von interstellaren Krakenwesen und düsteren Schattengestalten absolvieren, für die bietet auch Sherlock Holmes - Beratender Detektiv: Die Baker-Street-Spezialeinheit ein sehr ähnliches Spielgeschehen zwischen 1885 und 1889 in London.

Spieletester

07.12.2023

Fazit

Welche unsagbaren Schrecken sind zu erwarten?:

Mythos Tales ist wahrlich ein Spiel das in uns gemischte Gefühle ausgelöst hat und ab und an auch an unserem Verstand zerrte. Doch nun schnurstracks zu den Eindrücken die wir auf unserer Reise durch Arkham sammeln konnten:

Sämtliche Abenteuer sind wirklich ausführlich beschrieben und stark an die klassischen Geschichten des Eldritsch Universums angelehnt. Jemand der hier recht versiert ist kann bereits anderen Ermittlern einen Schritt voraus sein. Ausführliche Textpassagen und Antworten, die zwischen den Zeilen versteckt sind, sind Programm. Der gesamte Spielablauf ist dabei sehr einfach, kaum etwas in den Regeln bleibt unklar. Mithilfe eines Stadtplans und eines Adressbuches werden Orte und Personen ausfindig gemacht, wobei Ersteres jedoch nur selten aktiv Gebrauch fand und Zweiteres uns oftmals sogar verwirrte. Immer Mal wieder sind Orte unter leicht abgeänderten Bezeichnungen darin zu finden, oder gar unter dem vermuteten/logischen Ortstyp nicht gelistet, sodass das Durchstöbern manchmal etwas frustran ausfällt.

Auf Dauer trieben uns jedoch viele Kleinigkeiten wirklich in den Wahnsinn, und zwar Fehler… Einerseits fanden sich in allen Abenteuern gemeinsam schon gehäuft Rechtschreibfehler im Text, die wahrlich verzeihbar sind, dennoch insgesamt zu oft anzutreffen waren. Aber leider gesellten sich zu diesen auch Logikfehler sowie Namensverwechslungen und Ähnliches dazu; schwere Fehler bemerkten wir zwar nur wenige Male, diese konnten jedoch bereits ausreichend sein, um ein Szenario zu zerstören! Nicht umsonst findet man online sogar Foren, welche sich mit der Sammlung von Fehlern in Mythos Tales beschäftigen… So hieß es beispielhaft in einem Szenario: man erhalte Bedingungsmarker Vier anstelle von Sechs; wobei Sechs essenziell für die Lösung des Falles war! Zum Glück erkannten wir dies fließend im Spielverlauf. So etwas darf bei einem Spiel dieser Art einfach nicht passieren… Auch Armitages Lösungswege waren für uns nicht immer logisch und nachvollziehbar; ähnlich den gestellten Fragen, die sich teilweise wirklich fern des Szenarios anfühlten.

Allgemein gefiel uns auch besonders der Aspekt nicht, dass man sozusagen möglichst früh die Ermittlung beenden sollte, um die meisten Punkte einzusacken. Ein Spiel das prinzipiell nur aus einer Geschichte besteht, und zwar eine die auch spannend ist und zum Miträtseln anregt, eine solche will man auch soweit als möglich erleben, sodass zumindest wir immer alle möglichen Tage ausreizten, selbst mit der Sicherheit den größten Teil der Informationen bereits gesammelt zu haben. Das machte sich dann in der Punkteauswertung erkenntlich.

Um schließlich zu einem Abschluss zu kommen, stellt Mythos Tales wirklich ein zugleich schrecklich gutes und spannendes Detektivspiel dar, während es dabei aber auch, durch lästige Fehler, reales Grauen am Tisch aufkommen lässt. Zusatzinhalte des Spiels, die niemals benötigt werden, ein Stadtplan, der selten in Gebrauch sein wird, relativ häufige Rechtschreibfehler und auch vereinzelt wahrlich unverzeihliche Fehler… Das alles kombiniert mit teilweisen Logiklücken ist leider deutlich hervorzuheben! Das Spiel versucht zwar ständig mit kleinen Abänderungen den Spaß am Laufen zu halten, wir hätten uns hier anstelle dessen jedoch einfach mehr tatsächliche Rätsel und eine exaktere Fallüberarbeitung gewunschen. Trotzdem schneidet Mythos Tales für uns ganz und gar nicht schlecht ab, denn die Erzählungen sind einfach wirklich stark und für jeden Lovecraft-Fan gewiss ein Schmaus für Augen und Seele.

Redaktionelle Wertung:

Plus

  • starke Anlehnung an H. P. Lovecraft's Werke & den Cthulhu Mythos allgemein
  • einfach zu verstehen - teils knifflig zu lösen
  • recht ausführliche Textpassagen

Minus

  • Adressbuch teilweise unübersichtlich
  • recht viele kleine, aber auch einige größere Fehler - häufen sich im Spielverlauf deutlich
  • Armitages Lösungswege sind nicht immer schlüssig
  • Belohnung für schnellen Abschluss; dies bedeutet aber weniger von der Geschichte zu erkunden
  • das Spiel hätte mehr Rätsel vertragen können

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Details

Auszeichnungen:
Spieleranzahl: 1 bis 10
Alter: ab 13 Jahren
Spieldauer: 90 bis 120 Minuten
Preis: 49,99 Euro
Erscheinungsjahr: 2016
Zubehör:

1 Regelheft (8-seitig)

1 Stadtplan von Arkham

1 Adressbuch von Arkham (28-seitig)

1 (Ermittlungs-) Notizbuch (24-seitig)

1 Buch der Ermittlungen (208-seitig) mit den acht Fällen:

  - "Saat des Bösen"

  - "Fleisch & Blut"

  - "Der König kommt"

  - "Tröstlich entschlummert"

  - "Die Rache der Schlange"

  - "Der Stern von Tokelau"

  - "Das verschwundene Mädchen"

  - "Pasquales Wette"

8 Zeitungen (je 1-seitig)

1 Zeittafel (doppelseitig)

25 Marker; darunter:

 - 1 Sanduhr-Zeitmarker

 - 1 Zeitbeschränkungs-Marker

 - 4 undefinierte Marker (darunter 1 Cthulhu & 3 Lupen)

 - 19 Bedingungsmarker

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