Cthulhu Wars

Die Erde als Spielbrett der uralten Götter aus den Untiefen der Vorstellungen Lovecrafts! Gewaltige Götter und unsagbare Schrecken sammeln ihre Macht um gegeneinander um die Vorherrschaft auf der einst der unbedeutsamen Menschheit zugehörigen intergalaktischen Kugel. Wer wird es sein, der sich über alle anderen Kulte erhebt und die Menschheit ihrem endgültigen Verderbnis entgegenführt?

Das ist nicht tot, das ewig liegt, bis dass die Zeit den Tod besiegt:

Mit diesem Zitat des Urvaters des Horrors, H. P. Lovecraft, werfen wir uns ins Getümmel! Kultisten, Monster und die Großen Alten jenes Schöpfers werden in diesem strategischen Konfliktsimulator von den Spielern kontrolliert, um auf möglichst geschickte Weise die anderen auszuspielen und den Sieg an sich zu reißen. Das Spiel endet alsbald ein Verdammniswert von 30 erreicht oder das letzte Ritual der Auslöschung vollzogen wurde, wobei nur jemand den Sieg für sich beanspruchen kann, der auch bereits alle seine Zauberbücher erhalten hat - all diese Begriffe werden sich noch im weiteren Verlauf dieses Reviews entmystifizieren.

Gespielt wird auf einer, der Spielermenge angepassten, Weltkarte mit grober Unterteilung in Kontinente und Meere. Sehr wenige Felder bieten Fläche für den Show-Down der gigantischen Figuren, deren Bezeichnung als Miniaturen kaum mehr passend ist. In drei Spielphasen setzen die Spieler reihum Aktionen, erhalten, nachdem alle absolviert wurden, Macht in Höhe beherrschter Altäre sowie zusätzlicher Bedingungen und können sich folgend dazu entscheiden in der Verdammnisphase, neben dem Erhalt von Verdammnispunkten auch ein Ritual der Auslöschung zu vollführen und weitere Punkte im Austausch gegen Macht abzustauben. Beginnend mit sechs Kultisten und einem beherrschten Tor können die Spieler jeweils reihum im Austausch gegen Macht je eine Aktion pro Zug ausführen, hat man als erster alle Punkte verbraucht, so muss man hilflos zusehen, wie die Feinde weiterhin ihre Ziele verfolgen. Unter anderem können Altäre errichtet, Einheiten beschworen, bewegt oder gefangengenommen werden aber auch Kämpfe finden in der Aktionsphase ihren Höhepunkt. Diese werden über Würfel entschieden, die pro Kampfkraft verteilt werden und von Angreifer als auch Verteidiger genutzt werden. Jede Sechs stellt dabei eine Tötung und jede Vier oder Fünf eine Verletzung dar, die jeweils von der schadeneinsteckenden Fraktion auf ihre Einheiten verteilt werden, wobei Tötungen Einheiten vom Brett entfernen und Verletzungen diese in ein angrenzendes Gebiet zurückdrängen.

Von anderen Spielen dieser Art unterscheidet Cthulhu Wars nicht nur das prominente Design der gewaltigen Kreaturen, sondern auch die unterschiedlichen Spielweisen der Fraktionen und deren Fähigkeiten. Prinzipiell verfügt jedes Monster aller Fraktionen über anderes Können, welches sowohl Kämpfe als auch das Spielgeschehen generell beeinflusst. Neben einer ausschlaggebenden, allgemeinen Kunst der vier Fraktionen müssen zusätzlich, durch das Absolvieren diverser, fraktionsspezifischer Ziele, weitere Verbesserungen und Fähigkeiten erhalten werden, deren Abschluss durch den Erhalt von Zauberbüchern belohnt werden.

Andere Besonderheiten, die kurz erwähnt werden sollten, sind unter anderem: die Möglichkeit Große Alte wie Cthulhu selbst zu beschwören und zu nutzen, Verdammnispunkte geheim zu erhalten und jederzeit öffentlich machen und damit praktisch das Spiel zu jeder Zeit beenden zu können, die Möglichkeit auf endlose Kämpfe und die Fähigkeit des ersten Spielers die Reihenfolge der Mitspieler abzuändern. Spannend wird es auch, wenn ein Spieler seine Fraktionen zurückziehen muss und dabei kein Feld der gerade rivalisierten Fraktion als solches wählen darf. Gesamt ist dies alles jedoch immer noch eine recht kurze und überschaubare Erläuterung des Spielablaufs. Kein Wunder, bei einem Regelbuch mit über 200 Seiten (wobei nur rund 50 für das Grundspiel relevant sind)!

Also zusammenfassend muss also mithilfe verschiedenster Fraktionen um Altäre zum Machtgewinn gefochten werden. Macht erlaubt Aktionen und die Möglichkeit ein Ritual der Auslöschung zu vollführen, um das Ende des Spiels früher einzuleiten und zusätzliche, siegrelevante Verdammnispunkte zu erhaschen. Nebenbei können diese auch geheim gesammelt werden, um anderen Spielern eine gewisse Unterlegenheit vorzugaukeln und schließlich, nach dem erfolgreichen Sammeln aller sechs fraktionsabhängigen Zauberbücher, den Sieg ganz plötzlich davonzutragen.

Das Grundspiel von Cthulhu Wars bietet vier Fraktionen, darunter „der Große Cthulhu“, welcher das Spielfeld mit wenigen Einheiten aber gewaltiger Kraft dominiert oder „das Gelbe Zeichen“, welches mithilfe des Königs in Gelb und Hastur quasi als Vagabund über die Karte reist und sozusagen ein Spiel für sich spielt. Auch „das Kriechende Chaos“ mit Nyarlathotep ist vertreten und stellt eine anfangs verletzliche aber recht schwer fassbare Fraktion dar, die im späteren Spielverlauf jedoch kaum mehr aufzuhalten ist und schließlich „die Schwarze Ziege“ welche auch bekannt als Shub-Niggurath mit unzähligen, billigen, jedoch eher schwachen Einheiten sich wie eine Seuche auf den Kontinenten und in den Meeren ausbreitet. Doch damit nicht genug! Wem das alles immer noch nicht reicht, der darf sich gewiss sein, an Erweiterungen mangelt es in Cthulhu Wars nicht. Mehr als 150 Seiten des Regelbuchs befassen sich bereits mit zukünftig zu erwerbenden Expansionen, sowohl neue Fraktionen als auch andere Spielbretter oder gänzlich andere Inhalte sind vertreten. Darunter finden sich: Yog-Sothoth - Wächter des Weges; Ithaqua - der Windschreiter; Tsathoggua - der Schläfer; oder auch der allmächtige Azathoth persönlich. Für jeden Fanatiker ist also bestimmt der einzig wahre Kult dabei!

Spieletester

07.02.2023

Fazit

Iä! Iä! Sandy Petersen fhtagn!:

Wenn man die riesige Schachtel das erste Mal öffnet und die noch weit gewaltigeren und wunderschön designten Spielfiguren erblickt, dann hüpft das Herz vor Freude geradezu aus der Brust. Doch dann krallen sich die Finger um das geradezu romandicke Regelbuch und man spürt erstmals den Wahnsinn in den Kopf aufsteigen, als hielte man das sagenumwobene Necronomicon selbst in den Händen.

Doch nun genug der Ausschweifungen, trotz der wirklich übermäßigen Seiten liest sich und ebenso versteht sich das Spiel sehr gut! Viele der Züge sind logisch aufgebaut und Übersichtskarten unterstützen dabei auch während des Spielflusses, sodass ein guter Überblick geschaffen wird. Lediglich das Kampfsystem sollte aufmerksam gelesen und praktisch gelernt werden, dann steht der ersten Partie Cthulhu Wars eigentlich kaum mehr etwas im Weg… Naja, außer vielleicht Platz! Den werdet ihr benötigen, denn die gewaltigen Figuren und das ebenso nicht gerade kleine Spielbrett sind noch nicht einmal alle Elemente, die in Spielerreichweite Platz finden müssen! Um euch ein besseres Bild machen zu können: Cthulhu selbst, als höchste, aber nicht breiteste/massivste Figur, misst als einzelne Spielfigur rund 20cm x 7cm x 6cm!

Der strategische Aspekt in Cthulhu Wars ist gewaltig und sollte auch stets auf die Taktiken der feindlichen Fraktionen angepasst werden. Jeder noch so kleine Zug kann spielentscheidend sein, denn es gibt wenig Raum für Fehltritte. Anfangs ist es oft schwierig den Überblick zu behalten und es wird öfters zu Situationen kommen in denen euch gewisse Effekte, die euch bereits wieder entfallen sind, die Tour vermasseln. Es bieten sich nicht allzu ernste erste Partien mit viel offener Kommunikation der eigenen Ziele und Fähigkeiten an, um gemeinsam mit einer Gruppe sich an das Spiel heranzutasten.

Etwas verwirrend waren jedoch einige Inhalte des Spiels. So scheinen manche, ebenso teils gewaltige Marker, die weder im Inhaltsverzeichnis noch sonst wo beschrieben sind, einfach als Zierde beigefügt. Ansonsten ist das gesamte Spielmaterial sehr schön und passend gestaltet und auch qualitativ auf jeden Fall nicht schlecht! Lediglich der Marker für das Ritual der Auslöschung passt irgendwie nicht wirklich gut mit der dazugehörigen Leiste zusammen und scheint etwas zu groß und generell unpraktisch gewählt, was aber einen kaum relevanten Mangel darstellt.

Abschließend sollte auch noch das ein oder andere Wort über den Spielspaß an sich verloren werden. Generell macht Cthulhu Wars mächtig Laune, wobei besonders die szenisch fast perfekten Figuren Spieler geradezu magisch anziehen und zum Spielen verleiten. Auf jeden Fall Hingucker! Mittendrin erscheint das Spiel auch mal eher eintönig, trotz etlicher Möglichkeiten. Besonders wenn man seinen Großen Alten beschwört, verliert man dabei so viel Macht, dass nur noch sehr limitiert weitere Aktionen folgen können und man quasi eine ganze Runde ausgeknockt scheint. Das stark glücklastige Würfelsystem kann bei einer Pechsträhne etwas zum Verzweifeln anregen, doch durch die starke Beeinflussung von Kämpfen durch Fähigkeiten glättet sich dieser Aspekt häufig dadurch aus. Auch einzelne oder kleine Fehler, verlaufen oftmals sehr bitter und bringen manchmal auch nicht mehr korrigierbare Folgen mit sich bringen, sodass auch die Frustration ab und an mit von der Partie sein kann aber auf der anderen Seite auch noch mehr taktischen Reiz in sich birgt. Auf lange Zeit wird das Spiel, aus meiner Sicht, erst richtig interessant! Wenn die Grundfraktionen wirklich einmal verstanden sind und auch Erweiterungen mitmischen sowie Spielerzahlen damit eventuell sogar noch angehoben werden, dann beginnt der wahre Krieg. Dennoch ist es kein Spiel das täglich auf den Tisch kommen wird, eine geraume Zeit Pause nach einer eher anstrengenden Partie wird bestimmt von Nöten sein!

Abschließend möchte ich noch den, für mich, größten negativen Aspekt nennen, nämlich: das häufig eher unbefriedigende Ende! Die meisten Spielerfahrungen, die ich machen konnte, waren ab einem gewissen Punkt im Spielverlauf, geprägt von entweder einem durchgehend eindeutigen Siegestrend oder aber von einem stark glückbedingten Sieg, der sich dann häufig wenig verdient anfühlt.

Zusammenfassend überzeugt Cthulhu Wars also besonders, aber nicht nur, mit seinem Design und bietet dabei ein wahres Fest für strategiebegeisterte Kultisten und wahnsinnige Lovecraft-Fanatiker. Ein solides, aber nicht ganz perfektes Spielgeschehen mischt sich dabei mit etwas Glück und besonders viel vorausschauendem Denken, wobei das Ende des Spiels häufig unverhoffter eintritt als die richtige Sternenkonstellation für das Erwachen des in R‘lyeh schlummernden Cthulhus.

Redaktionelle Wertung:

Plus

  • sehr schönes und gewaltiges Spieldesign
  • großteils logische Regeln
  • einzigartige Fraktionen mit variierenden Spielweisen
  • mehrere Wege zum Sieg
  • perfekt für Strategie-Fans
  • unzählige Erweiterungsmöglichkeiten

Minus

  • gigantisches Regelwerk
  • benötigt viel Platz
  • schwieriger Einstieg in das Spielgeschehen
  • kann manchmal recht frustrierend und eintönig sein
  • Ende des Spiels häufig eher unbefriedigend

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Details

Auszeichnungen:
Spieleranzahl: 2 bis 4
Alter: ab 12 Jahren
Spieldauer: 90 bis 120 Minuten
Preis: 149,99 Euro
Erscheinungsjahr: 2022
Verlag: Pegasus Spiele
Grafiker: Richard Luong
Zubehör:

1 Regelbuch (230-seitig; Grundspielregeln darunter 60-seitig)
1 Stoffbeutel
1 Verdammnisleiste
1 Ritual der Auslöschung-Leiste
2 Spielbretter
2 Startspielermarker
2 (nicht weiter definierte) Plättchen
4 Ritual der Auslöschung-Marker
20 Würfel (6-seitig)
24 Tore
36 Ältere Zeichen
4 Hinweiskarten

>Fraktionsspezifisch<
4 Fraktionskarten (1 je Fraktion)
4 Fraktionsmarker (1 je Fraktion)
24 Zauberbücher (6 je Fraktion)
4 Machtspielsteine (1 je Fraktion)
4 Verdammnisspielsteine (1 je Fraktion)
24 Kultisten/Akolythen-Figuren (6 je Fraktion)

>Fraktion: Großer Cthulhu<
1 Cthulhu-Figur
2 Sternengezücht-Figuren
2 Schoggothen-Figuren
4 Tiefe Wesen-Figuren

>Fraktion: Gelbes Zeichen<
12 Entweihungsmarker
1 Hastur-Figur
1 König in Gelb-Figur
4 Byakhee-Figuren
6 Untote-Figuren

>Fraktion: Kriechendes Chaos<
1 Nyarlathotep-Figur
2 Hetzende Schrecken-Figuren
3 Flugkraken-Figuren
3 Dunkeldürre-Figuren

>Fraktion: Schwarze Ziege<
1 Shub-Niggurath-Figur
3 Dunkle Junge-Figuren
4 Fungi vom Yuggoth-Figuren
2 Ghoul-Figuren

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