Polynesia

Inselhüpfen in der Ägäis war ein typischer Studentenurlaub.
Wenn ein Vulkan ins Spiel kommt, ist der Spaß vorbei.
Siehe La Palma.
Siehe Tonga.
Siehe Polynesia.

Die zehn Lavasteine im schwarzen Stoffbeutel - quasi dem Schlund des Vulkans - geben die Anzahl der Spielrunden vor. Nach der kompletten Aktionsphase jeder Runde wird einer aus dem Beutel gezogen.
Erwischt der aktuelle Startspieler den schwarzen, muss er zwei weitere aus dem Beutel ziehen.
Erwischt er grau, passiert nichts weiter.
Erwischt er rot, passiert nichts weiter, es sei denn, es ist der sechste und letzte rote Lavastein, dann bricht der Vulkan aus und das Spiel endet.

13 Mann und 15 Boote

Damit startet jeder Spieler, zusätzlich stehen jedem drei Fische und drei Muscheln zur Verfügung. Fische und Muscheln sind die beiden gültigen Währungen in Polynesia, damit sollte man speziell zu Spielbeginn sparsam und mit einem Auge auf den aktuellen Startspieler umgehen.

Acht Stammesmitglieder sitzen in sicherer Warteposition auf dem Spielertableau, die fünf verbliebenen warten auf der Vulkaninsel auf ihre Evakuierung. Vor der Rettung müssen allerdings Seewege erschlossen werden. Das ist wichtig, denn eigene Seewege sind nicht nur gratis zu benutzen, sondern die Mitspieler müssen für das Benutzen bezahlen und ein Stammesmitglied des Seewegbesitzers von der Startinsel mitnehmen. Dieser Gratis-Shuttle ist nicht immer gewünscht, manchmal sogar störend, oft aber auch sehr positiv. Den Mitspielern diese Option schmackhaft zu machen, ist nicht wirklich gut planbar.

Einen Seewege zu etablieren kostet drei Muscheln oder Fische in der ersten Aktionsrunde, zwei in der zweiten und einen in der dritten. Ein Phasenmarker zeigt die Aktionspunkte an. Der neue Seeweg wird mit einem Schiff des Besitzers sowie einer Muschel oder einem Fisch - je nachdem womit bezahlt wurde - markiert. Das bestimmt dann auch die Währung für das Nutzen des Seewegs sowie auch jene für das dauerhafte Nutzungsrecht des Seewegs. Das ist teuer, zu bezahlen sind zwei Muscheln oder Fisch, je nach Währung.

Segeln ist gratis

Ein Aktionspunkt erlaubt das Segeln eines Stammesmitglieds zu einer Nachbarinsel. 
Steht der Phasenmarker noch am Anfang und damit auf drei Aktionspunkten, sollte man natürlich diese Option wählen. Gute Planung macht das möglich.

Das Fischen - Aufstocken des persönlichen Vorrats mit Muscheln oder Fischen - ist ebenso an den Phasenmarker geknüpft. Drei Fische, zwei Fische oder nur einen! Der frühe Vogel fängt mehr Fische.

Die Aktion "Bevölkern" ist unabhängig vom Phasenmarker machbar. Drei Stammesmitglieder werden vom Tableau auf die Vulkaninsel gesetzt (und damit werden Siegpunkte auf dem Tableau freigelegt) oder nur ein Stammesmitglied gesellt sich zu einem Kollegen vom gleichen Stamm auf eine beliebige Insel. Sind die drei Aktionsrunden vorbei, zieht der Startspieler ein Lavasteinchen aus dem Beutel und dann nutzt er den Startspielervorteil aus.

Kalkulierter Startspielervorteil

Wenn der Startspieler gut kalkuliert hat, dann hat er seinen Vorrat einer Währung (Muscheln oder Fische) verbraucht. Die andere Währung wird dann von ihm komplett abgewertet und alle Spieler geben ihren kompletten Vorrat dieser Währung ab. Das tut weh. Also Augen auf die Vorräte des Startspielers, das kann Aufschlüsse über dessen Pläne geben. Unaufmerksamkeit wird mit Ressourcenentzug bestraft.

Danach gibt es Ressourcen für die nächste Runde. Jedes Stammesmitglied auf einer Insel mit Muschel oder Fisch bringt eine Muschel oder einen Fisch. Diese Einkommensphase ist relativ mühsam abzuwickeln, es muss jede Insel für sich betrachtet und ausgewertet werden. Natürlich wandert der Startspielermarker und der damit verbundene Vorteil danach zum nächsten Spieler im Uhrzeigersinn.

Spielende und Wertung

Das Spiel endet, wenn der sechste rote Lavastein gezogen wurde. Es kann also nach sechs Runden Schluss sein, es kann aber auch zehn Runden dauern. 
Danach gibt es Wertungen von Stammesmitgliedern auf Inseln mit Schildkrötensymbol. Die vier Archipele werden gewertet. Ein Spieler bekommt zwei Punkte, wenn er Mitglieder auf beiden Inseln des Archipels stehen hat. Maskenplättchen, die während des Spiels für den Erstbesuch auf manchen Inseln zu holen sind, zählen ebenso. Damit kommt man auf rund zehn bis 20 Punkte.
Der mit den meisten gewinnt.

Spieletester

26.03.2022

Fazit

Das Holzmaterial (Stammesmitglieder, Schiffe, Fische, Muscheln) ist in netten Formen und Farben gestaltet. Es macht Freude, damit zu hantieren. Die Spielregel ist gut gemacht (abgesehen vom verwendeten Font), das Spiel selbst jedoch ist speziell in der Startphase durch die Abwertung einer Währung recht destruktiv. Später rechnet man damit und kann besser mit dem Verlust umgehen. Man stellt dann sogar fest, dass es nicht so schlimm ist. Man kann sowieso nicht alles ausgeben was man bekommt. Damit fragt man sich aber auch: Wieso wurde diese Störaktion ins Spiel genommen? Achtung Hausregel: Um das Horten von Spielmaterial zu verhindern, hätte man alternativ generell die Hälfte der am Rundenende verbliebenen Ressourcen abgeben können.

Generell dauert das Spiel zu lange und gestaltet sich trotz Inselthema zu trocken und abstrakt. Die Story mit dem Vulkan und den zu rettenden Stammesmitgliedern hinkt ein wenig. Warum setze ich sie vom sicheren Tableau auf die gefährliche Vulkaninsel?

Der Spielplan wird zusehends von mehr Figuren und Schiffen bevölkert und die Orientierung leidet darunter, gute Züge werden leicht übersehen, sie zu finden dauert. Manchmal wird die Planung durch die Mitspieler gestört, weil sie einen Seeweg nutzen und damit ein Stammesmitglied mittransportiert wird. Das ist okay, leider dauert die neuerliche Analyse der Situation dann wieder länger.

Alles funktioniert, aber es fesselt nicht. Da können auch die variabel bei Spielbeginn auf die Inseln verteilten Bonusplättchen sowie die drei zufällig aufgedeckten Gezeitenkarten, die das Spiel und die Wertung beeinflussen, nichts ändern.

Redaktionelle Wertung:

Plus

  • nettes Holzmaterial in freundlichen Farben
  • schöner Spielplan
  • gute Regel

Minus

  • Spieldauer deutlich zu lang
  • enthält unnötig destruktive Elemente
  • Startspielervorteil meist ungerecht verteilt
  • unübersichtliches Inselchaos
  • sehr schlechter Font der Spielhilfe

Teilen mit facebook twitter

Kommentar verfassen

Details

Auszeichnungen:
Spieleranzahl: 2 bis 4
Alter: ab 12 Jahren
Spieldauer: 75 bis 120 Minuten
Preis: 40,00 Euro
Erscheinungsjahr: 2021
Verlag: Asmodee, Ludonova
Grafiker: Laura Bevon
Zubehör:

1 großer Spielplan mit 28 Inseln und der Vulkaninsel
4 Spielertableaus
52 Stammesmitglieder (je 13 in 4 Farben)
60 Boote (je 15 in 4 Farben)
30 Fische
30 Muscheln
1 Startspielerplättchen
8 Ressourcenpättchen (je 4 mit 5 Fischen und 5 Muscheln)
14 Inselplättchen
10 Punkteplättchen
18 Gezeitenkarten
4 Spielhilfen
1 Phasenmarker
1 Stoffbeutel mit 10 Lavasteinen (1xschwarz, 3xgrau, 6xrot)
Spielanleitung

Anzeige

Statistik

Derzeit findest Du auf spieletest.at 7202 Gesellschaftsspiele-,
1656 Videospielrezensionen
2306 Berichte.