Periodic

In der Schule konnte ich Chemie nicht leiden.
Das Periodensystem war nie mein Fall.
Die Wissenschaft dahinter war mir zu hoch.
Und trotzdem: ich mag die Spiele von GENIUS GAMES.

Wenn ein Spielplan schon existiert, sollte man ihn auch verwenden.
Weil aber vor der Verwendung die Erkenntnis steht, hat es so lange gedauert, bis das Periodensystem der Elemente als Basis für ein Spiel herangezogen wurde.

Lücken im System

Das Periodensystem - da sind sich die Wissenschaftler ziemlich einig - wird nie wirklich vollständig sein. Aktuell klaffen ziemlich große Lücken in der Anordnung der Elemente. Sie sind nach Ordnungszahl, Atomgewicht, Atomdurchmesser und Ionisierungsenergie klassifiziert.
Manche der Elemente gibt es gar nicht „in echt”.
„Darmstadtium” beispielsweise ist ein ausschließlich künstlich erzeugtes chemisches Element mit dem
Elementsymbol Ds und der Ordnungszahl 110. Es zählt zu den Transactinoiden (7. Periode, d-Block).
Das Element gehört zur 10. IUPAC-Gruppe im Periodensystem der Elemente und damit zur Nickelgruppe.
Natürlich hätte ich mir das locker aus dem Chemieunterricht gemerkt.
Da „Darmstadtium” aber erst 1994 erstmals hergestellt wurde und ich zu dieser Zeit nicht mehr in der Schule war, musste ich die Wikipedia bemühen.
Cool, wieder was dazu gelernt.

Ein grober Überblick

Die Elemente sind in acht Gruppen unterteilt, daher finden sich ebenso viele Elementgruppenkarten im Spiel. Sie werden zufällig in einer endlosen Laufstrecke angeordnet. Der Startspieler - jener, der zuletzt Kalziumkarbonat, also Kalk, berührt hat - setzt sein Mikroskop auf die erste Karte der Strecke,
der zweite Spieler im Uhrzeigersinn auf die dritte, der nächste auf die fünfte. Die Spielfiguren der
Spieler - als Erlenmeyer Flasche gestaltet - starten am Periodensysem jeweils auf dem Element mit der niedrigsten Atomzahl der entsprechenden Gruppe. 
Ein Punktemarker jedes Spielers kommt auf den Beginn der akademischen Laufbahn, die Ruhm, Ehre und Siegpunkte bringt.
Weil unsere Spielfiguren auch Ziele im Periodensystem brauchen werden vier Aufgabenkarten unterschiedlicher Farbe und aufgedeckt.
Auf den grünen Karten sind einfachere Stoffe aus zwei Elementen angegeben, die anderen Karten zeigen jeweils Stoffe aus drei Elementen oder Elemente, die gleiche Eigenschaften haben. Die insgesamt elf Elemente werden mit den farblich passenden Markern auf dem Periodensystem markiert und sollen von uns Spielern mit der persönlichen Erlenmeyer Flasche besucht werden.
Die fünf sogenannten „periodic trends” stellen ebenso viele unterschiedliche Bewegungsmöglichkeiten zur Verfügung.

Die fünf „Periodentrends”

Bewegung kostet Energie.
Die Aktivierung des ersten Trends kostet einen Energiemarker, jede weitere Aktivierung kostet zwei Marker.
Sie nennen sich, wissenschaftlich ziemlich korrekt,

  • Änderung der Atomzahl um plus/minus 5 (Sprung dorthin)
  • Erhöhung der Ionisationsenergie (5 Felder rechts/hinauf)
  • Vergrößerung des Atomradius (5 Felder links/hinunter)
  • Erhöhung des Atomgewichts (5 Felder rechts/hinunter)
  • Verringerung des Atomgewichts (5 Felder links/hinauf)

Die bezahlten Energiemarker kommen auf die Felder der aktivierten Trends.
Braucht man Energienachschub, darf man alle Marker von einem Trendfeld nehmen und einmalig diesen Trend nutzen. Nutzt man einen Trend ohne Energiemarker, darf man den Spieler mit den meisten um einen erleichtern. Im Spiel zu Zweit nimmt man einen aus der Schachtel und kann somit ordentlich aufstocken und - das Spiel kaputt machen.
Dazu später mehr.
Erreicht man einen Marker auf dem Periodensystem, dann dokumentiert man diesen Besuch mit einem eigenen Forschungsmarker beim Element auf der Aufgabenkarte. Konnte man alle zwei oder drei Elemente einer Karte besuchen bekommt man sie und am Ende die Punkte für deren Erledigung und zusätzlich einen Bonusmarker. Andere Spieler, die bereits ebenso Elemente einer erledigten Aufgabe besuchten, werden mit Punktemarkern in Form von kleinen (3 Punkte) oder mittleren Reagenzgläsern (5 Punkte) entschädigt. Eine neue Karte wird aufgedeckt und die Marker auf dem Periodensystem
werden angepasst.
Durch die Aktivierung mehrerer Trends können eventuell mehrere Elemente besucht werden.
Gehört das Element, auf dem die Flasche am Ende des Zugs steht, zur Elementgruppe der nächsten Karte im Elementgruppenkurs, dann springt das Mikroskop auf diese Karte und der Punktemarker auf dem akademischen Weg darf eine Position vorwärts ziehen.
So kann man mitunter zwei Fliegen auf einen Schlag erwischen.
Quasi zwei Elemente mit einer Erlenmeyer Flasche fangen.
Oder so ähnlich ...

Auch Wissenschaftler addieren Punkte

Am Ende des Spiels - es wird eingeläutet, wenn eine Aufgabenkartenstapel leer ist oder zwei Counter das Ende des akademischen Wegs erreicht haben - werden Punkte summiert.
Punkte gibt es für

  • erledigte Aufgabenkarten
  • die Mitarbeit an den Aufgabenkarten
  • die Position auf dem akademischen Weg
  • Vorgaben auf der Agenda-Karte

Bei einem Gleichstand entscheidet die Position auf dem akademischen Weg über den Sieg.
Ein neuerlicher Gleichstand wird durch noch vorhandene Energiemarker aufgelöst.

Spieletester

19.05.2020

Fazit

Ich liebe die Spiele von GENIUS GAMES einfach.
Sie zeichnen sich durch wissenschaftliche aber cool aufbereitete Themen aus und bringen Sachverhalte spielerisch näher als es ein Schulbuch jemals schaffen könnte. 
Auch mir das Periodensystem.
So gesehen wäre eine Bewertung von 10 Punkten durchaus statthaft, der Spielplan ist genial, das Spiel selbst ist dann immerhin gehobener Durchschnitt und lässt sich, wenn man die Topologie des Spielplans und die Bewegungsmöglichkeiten durch die Trends kapiert hat, gut spielen.
Außer in Zweierbesetzung.
Es stehen dann nämlich viel zu viele Energiemarker zur Verfügung und diese forcieren das Sammeln und
Horten und nehmen dem Spiel die Dynamik. Der Spieler, der dann mit vielen Markern ausgestattet den letzten Zug hat, kann unglaublich viele Punkte machen.
Das ist so im Mehrpersonenspiel nicht möglich. Ich rate dringend, bei zwei Spielern den allgemein zur Verfügung stehenden Energievorrat auf maximal fünf Marker zu begrenzen.

Redaktionelle Wertung:

Plus

  • Cooles Thema
  • Informatives Begleitheft über „the science behind”
  • Nette Spielfiguren aus Holz (Mikroskop, Erlenmeyer Flasche)
  • Wissensvermittlung ohne Zeigefinger

Minus

  • Alle Aufgabenkarten haben die gleiche Rückseite
  • Spielregel für zwei Spieler unüberlegt

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Details

Auszeichnungen:
Spieleranzahl: 2 bis 5
Alter: ab 10 Jahren
Spieldauer: 40 bis 60 Minuten
Preis: 40,00 Euro
Erscheinungsjahr: 2019
Verlag: Genius Games
Grafiker: Tomasz Bogusz
Zubehör:

32 Aufgabenkarten (9 x grün und blau, 7 x lila und pink), 8 Karten „Elementgruppen”, 12 Agendakarten, 11 Aufgabenmarker, 32 Lab-Plättchen (12 x 3 Punkte, 10 x 5 Punkte, 6 x 15 Punkte), 30 Forschungswürfel (je 6 pro Spieler), 5 Erlenmeyer Flaschen (je 1 pro Spieler), 5 Punktemarker für den akademischen Weg (je 1 pro Spieler), 5 Mikroskope (je 1 pro Spieler), 12 Award-Marker, 24 Energiescheiben, 1 Spielplan (das Periodensystem), Informationsheft zum Periodensystem, Spielregel (alles nur in englisch verfügbar)

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