Raccoon Tycoon

Blue Moon Tycoon.
Silver Spoon Tycoon.
Raccoon Tycoon.
Maroon Tycoon.
Cartoon Tycoon.
Alles wäre möglich gewesen.

Wenn Waschbären, Füchse und Hunde als Aktienhaie agieren, kann das ganze ja nur tierisch werden.
Tierisch gut?
Tierisch schlecht?
Ein paar Zeilen später kommt das Fazit.

Überzeugendes Spielmaterial

Der erste Eindruck - nicht erst nach dem Öffnen der Schachtel, sondern schon von außen - überzeugt.
Die Box ist hochwertig gemacht und glänzt wie mit drei Millimeter Chinalack überzogen, in der Kiste finden sich tolle Holzmarker für die sechs unterschiedlichen Waren, pro Ware in ein Säckchen verpackt, große und wunderbar illustrierte Karten sowie Plättchen. Und der wahrlich riesige Holzwaschbär zeigt unmissverständlich den aktuellen Startspieler an. Einzig der doch starke Geruch des lackierten Holzmaterials macht nicht so viel Freude. Aber der vergeht sicher durch Lüften oder häufiges spielen damit.

Überzeugende Spielregel

Auf wenigen Seiten wird alles erklärt.
Der Spielplan, er dient zur Ablage der Spielkarten sowie zur Anzeige des aktuellen Preises der sechs Waren, sortiert das Kartenmaterial wunderbar und die Preise der Waren werden deutlich angezeigt.
Kompliziert sind die zur Verfügung stehenden Aktionen nicht, dennoch befindet man sich immer wieder in einer Zwickmühle.
Weil man mit drei Preis/Produktionskarten und 10$ in das Spiel startet, hat man auch schon im ersten Spielzug die Auswahl aus allen fünf Aktionen.
Aber welche wählt man?
Spielt man eine seiner Produktionskarten, bekommt man beispielsweise drei der fünf abgebildeten Waren und zusätzlich werden zwei (meist) andere Waren um einen Dollar teurer. Das ist gut für alle, die solche Waren haben. Käuflich erwerbbare Bonus-Warenplättchen bringen bei der Produktion eine zusätzliche Ware. Leider gibt es eine Obergrenze von zehn Waren. Mehr darf ein Spieler nicht besitzen. Daher verkauft man hin und wieder gerne beliebig viele Waren einer Sorte zum aktuellen Preis. Das macht flüssig und reduziert den Wert der Ware pro verkaufter Ware um einen Dollar. Blöd, wenn jemand vor mir verkauft und der Wert meiner Ware damit sinkt.
Noch gemeiner, wenn das absichtlich gemacht wurde.
Eisenbahn-Karten kauft man nicht einfach, sie werden versteigert. Sie haben einen Minimalpreis und sind nur Mittel zum Zweck: Sie bringen Siegpunkte. Im gesammelten Quartett sind das für den Top Dog 23 Siegpunkte, im Trio 15 SP, das Paar bringt neun und ein Top Dog zählt schlappe vier Punkte.
Der Start einer Auktion kann durchaus taktische Gründe haben. Die anderen haben gefühlsmäßig (Geld darf geheim gehalten werden) wenig Geld?
Gut, dann riskieren wir ein Gebot!
Gewinnt der aktive Spieler die Auktion nicht, hat er eine weitere Aktion zur Verfügung.
Gewinnt er sie, ist der nächste Spieler an der Reihe.
Gebäudeplättchen (zu Beginn liegen dort vier der sechs Bonus-Warenplättchen aus) kauft man zum Fixpreis und verbessert damit seine Möglichkeiten.
Und diese sind vielfältig.
Schließlich ist auch noch der Kauf von Stadtkarten möglich.
Sie werden mit zwei speziellen oder vier beliebigen Waren bezahlt und bringen Siegpunkte.
Paarweise mit Eisenbahnkarten bringen sie zusätzliche Punkte.

Das Ende ist steuerbar

Ist die letzte Stadtkarte verkauft oder die letzte Eisenbahnkarte versteigert, endet das Spiel am Ende der Runde und Punkte werden summiert.

Stadtkarten, Eisenbahnkarten, Gebäude und Paare Eisenbahnkarte/Stadtkarte bringen Punkte.

Die Taktik, voll auf Eisenbahn oder Stadt zu setzen, geht durch die Paarwertung nicht immer auf.
Ein kleiner aber feiner Kniff.

Spieletester

15.05.2019

Fazit

Raccoon Tycoon ist ein schönes, aber nicht immer ein freundliches Spiel.
Unfreundlich wird es, wenn die Finanzschwäche eines Spielers - obwohl Geld verdeckt gehalten werden darf - ausgenutzt wird. Man hat ja ein Gefühl über Einnahmen und Ausgaben.
Speziell im Spiel zu zweit wird der Kernmechanismus der Auktionen um den Erwerb der Eisenbahn-Karten dadurch ausgehebelt. Auch der Mindestpreis dieser Karten ist dann keinerlei Bremse für den aktiven Spieler mit Geld.

Generell bringen Spiele mit Versteigerungen mit nur zwei Spielern Probleme mit sich. So leider auch hier. Sonst spielt sich die Waschbärenpartie durchaus flott und flüssig. Auf die Fähigkeiten der Gebäudeplättchen ist zu achten, mit ihnen lassen sich schöne Erfolge erzielen.

Raccoon Tycoon spiele ich jederzeit sehr gerne mit, aber vier oder fünf Spieler sollten es doch sein.
Auch die Gesamtpunkte beziehen sich auf Partien mit mehr als zwei Spielern.

Redaktionelle Wertung:

Plus

  • Tolles Material
  • Einfache Grundregeln
  • Vorbildliches Regelheft (nur englisch)

Minus

  • Sehr fragwürdige Story (auch wenn sie in Astoria spielt)
  • Zu zweit nicht empfehlenswert

Teilen mit facebook twitter

Besucherkommentare

Frank Jaeger | 02.04.2019

"Die Box (ist hochwertig gemacht und) glänzt wie mit drei Millimeter Chinalack überzogen" Was ist denn daran positiv? Das gehört unter "Minus". Denn: die Komponenten, aus denen der Lack besteht, sind im Rohzustand giftig, alle Abfälle sind Sondermüll, die Produktion hat einen sehr hohen Energiebedarf und das überzogene Papier ist nicht mehr recyclingfähig, weil der Lack nämlich kein Lack, sondern im Prinzip eine Schicht Plastik ist. Aber es glänzt so schön? DAS ist das Argument? Oder ist es, dass der Dreck und das Gift ja in China anfällt, das betrifft uns europäische Spieler ja nicht, nicht wahr? Es wird mehr als Zeit, dass auch die Spielebranche mal ab und an einen Blick auf Ökologie und Nachhaltigkeit richtet. Da sind wir mittlerweile so ziemlich die letzten, die das noch völlig ignorieren. Gerade von Rezensenten würde ich eine differenziertere Betrachtung erwarten.

Kommentar verfassen

Details

Auszeichnungen:
Spieleranzahl: 2 bis 5
Alter: ab 12 Jahren
Spieldauer: 60 bis 90 Minuten
Preis: 45,00 Euro
Erscheinungsjahr: 2018
Verlag: Forbidden Games
Autor: Glenn Drover
Grafiker: Annie Stegg Gerard
Zubehör:

6 × 30 Warensteine, Startspielermarker, Geldscheine, 6 Bonus-Warenplättchen, 21 Gebäudeplättchen, 24 Eisenbahn-Karten, 16 Stadtkarten, 54 Preis/Produktionskarten, Spielplan, Spielanleitung (englisch)

Anzeige

Statistik

Derzeit findest Du auf spieletest.at 7202 Gesellschaftsspiele-,
1656 Videospielrezensionen
2306 Berichte.