Showtime

In den letzten Jahren bin ich leider immer weniger ins Kino gegangen. Das liegt nicht nur an den heftig gestiegenen Eintrittspreisen und dem schlichten Mangel an Filmen mit wow-Effekt und der ständigen Verfügbarkeit von Filmen über diverse Streaming-Portale, sondern leider auch an dem Publikum, mit dem ich mir den Saal teilen muss. Popcorn, Chips und Taccos mit Käse werden im Akkord gefuttert, als ob die nächste Hungersnot direkt vor der Tür wartet, nerviges Handygebimmel und sich ungeniert unterhaltende Großgruppen tun ein Übriges, dass für mich zumindest am Wochenende das Kino leider tabu ist. 

Diese allgemein so ungeliebten Zeitgenossen karikiert das hier vorliegende Spiel Showtime auf eine äußerst sympathische Art und Weise. Auf dem Spielplan findet man sie alle wieder: die Popcorn futternde Mia Mampf, die auf niemand und nichts Rücksicht nehmende Lisa Lästig oder die immer nur im Pulk mit ihren Freundinnen auftretende Gloria Giggle, um nur einige zu nennen.

Vor dem Spiel wird das Spielbrett der Anzahl der Mitspieler entsprechend aus modularen Spielplanteilen zusammengesetzt und zeigt zu Spielbeginn einen leeren Kinosaal mit Bestuhlung. Jeder Spieler erhält einen identischen Kartensatz der aus 16 Personen und vier weiteren im Spiel schon enthaltenen Promo-Personenkarten besteht. Jede Partie Showtime läuft über drei Runden bzw. Kinovorstellungen. In jeder dieser Vorstellungen läuft ein Film eines anderen, zufällig bestimmten Genres: Komödie, Liebesfilm, Fantasy oder Science Fiction. Wenn ein Spieler am Zug ist, wählt er aus seinen vier Handkarten einen Charakter, den er in diese Vorstellung schicken und dabei auf möglichst lukrative Sitzplätze platzieren will. Dabei gilt die übliche Kinoregel: Je weiter hinten und je zentraler, umso besser die Sicht auf die Leinwand. Jeder der Charaktere hat ein Lieblingsgenre. Deckt sich dieses mit dem der aktuellen Vorstellung, gibt es schon mal sofort zwei Sieg- äh Vergnügungspunkte. Die meisten Charaktere haben zudem noch einen bestimmten Effekt, der entweder sofort oder am Schluss der Runde greift. So können z.B. Ken Krawall oder Sophie Schnulze beim Betreten der Vorstellung durchaus noch Leute von ihren Sitzen vertreiben, während beispielsweise alle um Mia Mampf herum sitzende Kinobesucher am Ende der Runde einen Vergnügungspunkt verlieren. Hat jeder Spieler vier seiner Charaktere in die Vorstellung geschickt, so ist der Saal voll besetzt und die Runde zu Ende. Jetzt werden die Vergnügungspunkte ausgezählt. Es gibt für jeden Kinobesucher Punkte für den gewählten Sitzplatz sowie Boni oder Mali durch eigene Effekte oder die anderer Kinobesucher. Anschließend verlassen alle Kinobesucher den Saal in Richtung Ablagestapel, das Personal hängt vor dem Kino ein neues Plakat mit einem anderen Filmgenre auf und die nächste Vorstellung kann starten. Nach Nachmittags-, Abend- und Spätvorstellung ist das Spiel zu Ende und der Spieler, der seine Charaktere am cleversten platzieren und so die meisten Vergnügungspunkte sammeln konnte, gewinnt.

Spieletester

27.07.2019

Fazit

Showtime von Pegasus Spiele richtet sich von Aufmachung, Ablauf, Spieldauer und -mechanismen ganz klar an Familienspieler. Die Spielregel ist kurz, schnell erklärt und ebenso schnell begriffen. Die Grafiken und die Gestaltung des Spiels sind sehr ansprechend und für die Zielgruppe passend gewählt. Das Thema selbst ist unverbraucht und da gerade für Familien mit Kindern ein gemeinsamer Kinobesuch immer ein Highlight darstellt, ist das Thema als Aufhänger natürlich perfekt gewählt. Die Spieler können sich dadurch problemlos in den spielerischen Kampf um die besten Plätze und die angenehmsten Sitznachbarn hineinversetzen. Einziger Wermutstropfen dabei: Die Symbolik auf den Karten ist nicht unbedingt selbsterklärend. Zum Glück sind diese aber in der Spielregel ausführlich erklärt und da es nur 20 verschiedene Charakterkarten gibt, auch schnell verinnerlicht.

Die Auswirkungen der Charaktereigenschaften der Kinobesucher, auf die der Mitspieler sind zwar unangenehm und man kann die anderen gehörig ärgern, das hält sich jedoch jederzeit in einem für ein Familienspiel typischen Rahmen. Durch den modularen Spielplan kann Showtime auf die Anzahl der Mitspieler skaliert werden, sein volles Potential entfaltet das Spiel jedoch erst zu viert, in voller Besetzung. Für Vielspieler ist das Spielprinzip leider insgesamt zu seicht, hier hätte erst eine größere Anzahl an Sitzplätzen im Kino ein deutlich taktischeres Spiel ermöglicht. Familienspieler hingegen, die ein unterhaltsames und kurzweiliges Spiel mit nicht allzu langer Spieldauer und der Würze einer Prise Stänkerei suchen, können bedenkenlos zugreifen.

Redaktionelle Wertung:

Plus

  • unverbrauchtes Thema
  • durch gefällige Illustrationen gut in Szene gesetzt
  • durch eigene Kino-Erfahrungen bekannte Charakter
  • schnelle Regelerklärung
  • hoher Interaktionsgrad

Minus

  • auf Dauer zu wenig spielerische Abwechslung
  • wirklich gut nur zu viert in voller Besetzung
  • letzter Spieler hat immer einen deutlichen Nachteil
  • Symbolik nicht immer selbsterklärend
  • viele Eigenschaften laufen ins Leere, weil der Kinosaal zu schnell gefüllt ist

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Details

Auszeichnungen:
Spieleranzahl: 2 bis 4
Alter: ab 8 Jahren
Spieldauer: 20 bis 40 Minuten
Preis: 22,00 Euro
Erscheinungsjahr: 2018
Verlag: Pegasus Spiele
Zubehör:

Kinospielplan (aus mindestens drei bis maximal fünf Spielplanteilen bestehend)

Vier Filmplakat-Marker

12 Kinotickets (je drei Meilenstein-Siegpunkt-Plättchen in vier Spielerfarben)

Poppkorntüte als Startspielermarker

Vier Spielfiguren (Holz, je eine in vier Spielerfarben)

64 Personenkarten (je 16 identische in vier verschiedenen Spielerfarben)

16 Promo-Personenkarten (je vier identische in vier verschiedenen Spielerfarben)

Vier Spielerübersichtskarten

Spielregel (deutsch, englisch)

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