Leaders

Wenn Repetiergewehre mit MGs, berittene Soldaten mit Panzern und Kanonen mit Kampfjets ausgetauscht werden, dann haben wir auf einmal nicht mehr Risiko, sondern Leaders auf dem Spieltisch. Wobei, einen wesentlichen Unterschied gibt es noch: Die App, von der aus wir den Krieg führen.
Denn Leaders ist ein sogenanntes Hybrid Game. Das bedeutet, dass es Elemente eines klassischen Brettspiels mit den Stärken und Möglichkeiten einer digitalen Steuereinheit kombiniert. Was dabei rauskommt, wenn man einen der ganz großen Klassiker der Spielwelt mit einigen frischen Ideen und moderner Technologie paart, erfahrt ihr hier!

Develop. Conspire. Conquer.

So steht es auf der Spieleschachtel. In Leaders müssen wir also über Forschungen, Verschwörungen und Eroberungen den Sieg erringen. Was es mit jedem dieser Schlagworte auf sich hat, möchten wir gleich Schritt für Schritt erklären. Zunächst aber ein paar grundlegende Worte zum Spielaufbau.

Das Spielfeld von Leaders ist eine in mehrere Regionen unterteilte Weltkarte. Die meisten von euch werden das von Risiko kennen. All diese Regionen werden vor dem eigentlichen Spielbeginn auf alle Spielenden aufgeteilt. Die gesamte Welt ist also grundsätzlich bereits besetzt. Jede Region liefert statt Einheiten Produktionspunkte, die wir für alles mögliche verwenden können. Ganze Kontinente liefern einen Bonus. Um den Spielsieg einzufahren, können wir natürlich den kriegerischen Weg wählen und viele Regionen erobern. Wir können aber auch einen Forschungssieg erringen oder über erfüllte Missionen gewinnen. Wie also kommen wir von den Produktionspunkten zu einem dieser Ziele?

Develop – Neben den militärischen Handlungen mit unseren Truppen können wir in unserem Hauptquartier (das ist die App) noch allerlei andere Dinge erledigen. Ein wichtiger Punkt ist die Forschung. Es gibt drei Forschungsgebiete mit je drei Entwicklungsstufen: Militär, Technologie und Wirtschaft. Jede abgeschlossene Stufe bringt uns einen permanenten Bonus. Außerdem können wir über Forschung auch das Spiel gewinnen. Vom Spielszenario, von denen es einige gibt, ist abhängig, welche Forschungsstufen wir erreichen müssen, um einen Forschungssieg zu erringen. Forschungen im Bereich Militär sind von allen Spielenden einsehbar. Der Stand von Technologie- und Wirtschaftsforschung bleibt aber unser Geheimnis!

Conspire – Hinter diesem Wort verstecken sich ein paar Funktionen, die das interaktive Moment von Leaderssehr reizvoll machen. Wir können unsere Produktionspunkte nämlich auch für Personal abseits des Schlachtfelds einsetzen. Zum einen können wir Spione oder Saboteure auf eine bestimmte Widersacherin ansetzen. Das gibt uns die Möglichkeit, den Forschungsstand der ansonsten geheimen Forschungen zu erfahren. Wir können so aber auch gegnerische Einheiten eliminieren, die sich noch im Hauptquartier des Gegners befinden, oder die Produktionsmittel des Gegners für den nächsten Zug verringern. Pikant: Der betroffene Feind erfährt zwar natürlich, DASS er oder sie infiltriert wurde, aber nicht von WEM.

Wir können uns aber auch kooperativ zeigen und einen Diplomaten einsetzen, um Bündnisse zu schließen. Auch das passiert ohne das Wissen der anderen Gegner. Wenn einem Bündnis zugestimmt wird, können die verbündet Spielenden fortan ihre Einheiten nicht nur in ihre eigenen Gebiete setzen, sondern auch in die des Bündnispartners. Lange geheim gehalten und dann überraschend eingesetzt kann ein solches Bündnis taktisch massive Vorteile liefern. Schade ist allerdings, dass wir keine Bedingungen für Bündnisse aushandeln können.

Conquer – Hierbei handelt es sich um den wohl offensichtlichsten Teil von Leaders. All die Infanterie, Panzer und Kampfjets, die wir gekauft haben, stehen natürlich nicht zur Gartenpflege auf der Weltkarte und im Hauptquartier bereit. Sobald wir eigene Einheiten in ein Feld ziehen, das einem Gegenspieler gehört, kommt es zum Kampf. Jeder der drei Einheitentypen hat einen eigenen Würfel. Infanterie ist am wenigsten effizient, Panzer schon besser und Jets am mächtigsten. Der Kampf selbst wird einfach ausgewürfelt – unkompliziert, aber trotz Einheitentypen auch glückslastig. Interessant ist, dass wir nach der Angriffsphase in unserem Zug alle Einheiten bis auf eine pro Region abziehen müssen. Wir können also keine massive Verteidigung aufbauen. Stattdessen müssen wir Einheiten für den Fall eines Angriffs auf uns schon vor unseren eigenen Attacken im Hauptquartier behalten. Diese können wir dann später in jene Regionen setzen, in denen wir angegriffen werden.

Neben all diesen unmittelbaren Spielaktionen könne wir auch Missionen erfüllen. Zu jedem Zeitpunkt stehen jedem Spielenden drei Missionen offen. Um diese zu erfüllen, muss man einmalig eine bestimmte Leistung bringen – etwa 30 Infanterieeinheiten kaufen. Für jede erfüllte Mission steigen wir einen Rang auf. Erreichen wir den Rang des Leaders, gewinnen wir so sogar das Spiel!

Außerdem ist wichtig, dass Leaders ein asymmetrisches Spiel ist. Das bedeutet, dass es verschiedene Fraktionen gibt, die sich nicht ganz gleich spielen. Jede Fraktion hat eine einzigartige Fähigkeit. Während zum Beispiel Deutschland eine besonders große Wirtschaftsleistung hat und somit einen Bonus an Produktionspunkten bekommt, erhalten britische Soldaten einen Kampfbonus, wenn sie über ein Seefeld angreifen.

Technischer Service und Einstiegshürde

Bevor wir Leaders spielen können, müssen wir aber zunächst nicht nur die kostenlose App herunterladen und installieren, sondern auch einen Combined Games Account anlegen. Eine gewisse Einstiegshürde ist also gegeben, auch wenn das Prozedere flott erledigt ist.

Dafür bieten Rudy Games einen ganz besonderen Service an: Es gibt eine eigene Support-Nummer für Leaders, an die wir jederzeit Fragen aller Art über WhatsApp stellen können. Bei unseren Anfragen haben wir jeweils innerhalb weniger Minuten eine Antwort direkt vom Verlagsteam und den Autoren bekommen! Das ist Service, der wirklich seinesgleichen sucht.

Heimlich und Co.

Die größte Stärke von Leaders ist unserer Meinung, dass über die App viele Dinge geheim abgewickelt werden. Wesentliche Teile unseres Zugs erledigen wir im Verborgenen. Das gibt uns die Möglichkeit, unsere Strategie lange zu planen und dann überraschend in einem Zug auf das Spielfeld zu bringen. Auch Bündnisse können hinter dem Rücken der anderen geschlossen werden und über Saboteure oder Spione können wir unseren Widersachern schaden, ohne dass sie sagen können, von wem der Angriff kam. All das sind grandiose Ideen, die wesentlich zum Spielspaß von Leaders beitragen.

Gleichzeitig liegt hier aber auch die größte, sogar fast einzige Schwäche von Leaders. Wenn wir nämlich einen gefinkelten Spielzug genau durchdenken oder unsere Strategie für die nächsten Züge planen, kriegt der Rest am Tisch davon nichts mit. Dadurch entstehen Wartezeiten, die immer wieder gewaltig den Schwung aus dem Geschehen nehmen. Das kann den Spannungsbogen schon mal hart anschlagen. Schade, weil die Grundideen wirklich gut sind. Ansonsten können wir nur den relativ hohen Glücksfaktor bei den Kämpfen bemängeln, die einfach ausgewürfelt werden. Auch wenn wir drei Einheitentypen haben und ja auch mit Technologien mithelfen können, die Kämpfe also schon überlegter sind als beim geistigen Vater Risiko, dürfte es bei einem Spiel, das mindestens zwei Stunden dauert, noch etwas berechenbarer zugehen. Das ist aber nur ein kleiner Minuspunkt und gleichzeitig neben der großen Down Time der einzig erwähnenswerte. Gäbe es die langen Wartezeiten nicht, wäre Leaders bei uns daher ganze zwei Wertungspunkte besser weggekommen.

Spieletester

12.03.2019

Fazit

Der geistige Vater von Leaders ist eindeutig der große Klassiker Risiko, das ist kaum zu verleugnen. Ein Vergleich mit dem Urvater der spielerischen Welteroberungen ist daher angebracht. Wo also liegen die großen Unterschiede und wie wirken sich diese auf das Spielgefühl aus?

Leaders steuert sich neben dem Geschehen auf dem Spielbrett maßgeblich über eine App. In dieser kaufen wir nicht nur neue Truppen, sondern können auch Technologien entwickeln, um unsere Wirtschaft und/oder die Durchschlagskraft unserer Truppen zu verbessern. Außerdem gibt es neben offenen Kriegshandlungen hier auch die Möglichkeit, Botschafter, Spione oder Saboteure einzusetzen. Viele dieser Dinge geschehen im Verborgenen, und das ist aus meiner Sicht die größte Stärke von Leaders. Die Möglichkeit, meine Strategie geheim vorzubereiten und dann überraschend zuzuschlagen, ist extrem reizvoll – ebenso die Option, heimlich Allianzen zu bilden und dann den Gegnern in den Rücken zu fallen.

Ebenso liegt hier aber auch der Hund begraben. Die Tatsache, dass es für den Spannungsbogen unbedingt notwendig ist, dass meine Widersacher keinen vollständigen Einblick in meine Planung haben, bedeutet auch, dass sie oftmals lange warten müssen, bis sich auf wieder etwas (Sichtbares) tut. Diese Wartezeiten fallen leider immer wieder negativ auf, zumal wir wirklich viele Optionen haben, unsere Ressourcen sinnvoll auszugeben. Seinen eigenen Zug genau durchzudenken, ist also mehr als sinnvoll. In diesem Zusammenhang finde ich es auch schade, dass man nicht in ein ausgefeilteres Kampfsystem investiert hat – es gibt zwar drei verschiedene Einheitentypen, letztlich wird aber alles wieder über Würfelglück entschieden. Für ein Spiel, dessen Spieldauer minimal bei zwei Stunden liegt, ist dieser Glücksfaktor für mich zu wesentlich.

Trotzdem sind der mutige Vorstoß ins Hybrid Gaming und die vielen guten Ansätze alles andere als schlecht! Letztlich ist es einfach schade, dass zwei leider nicht ganz so kleine Kinderkrankheiten nicht ausgemerzt werden konnten. Insgesamt hatten wir aber sehr wohl Spaß bei unseren Testpartien, vor allem wegen der innovativen Grundideen, für die ich hier gerne einen SEPP vergebe. Man muss eben auch mitbedenken, dass Leaders ein Erstlingswerk ist! Rudy Games ist mit dem Grundkonzept definitiv auf einem guten Weg und wir freuen uns schon auf neue, ausgereiftere Ideen!
Redaktionelle Wertung:

Plus

  • Tolle neue Grundideen
  • Einzigartiges interaktives Moment durch Geheimhaltung

Minus

  • Massive Wartezeiten

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Besucherkommentare

Kevin Busch | 12.01.2019

Ich habe LEADERS auf der Spielwiesn in München kennengelernt und dort auch gekauft. Der whatsapp Support sucht echt seines gleichen (am 30. Dezember hatten wir fragen die in kürzester Zeit freundlich beantwortet wurden). Die Wartezeit kann man beschränken, indem man in der App einen Timer einstellt, wie lange sich jemand im Hauptquartier aufhalten darf. Mich hat LEADERS voll überzeugt

Jakob | 27.12.2021

Seit Multi Device Support gibt es keine Wartezeiten mehr. Am Kampfsystem könnte man tatsächlich noch was machen

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Details

Auszeichnungen:
Spieleranzahl: 2 bis 6
Alter: ab 13 Jahren
Spieldauer: 120 bis 240 Minuten
Preis: 40,00 Euro
Erscheinungsjahr: 2013
Verlag: Rudy Games
Zubehör:

1 Regel
1 Spielfeld
6 Leader-Karten
6 Spielertafeln
30 Infanterie-Figuren pro Farbe
10 Panzer-Figuren pro Farbe
10 Jets pro Farbe
4 Holzmarker pro Farbe

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