Funkenschlag - Das Kartenspiel

Gute 15 Jahre brauchte es, bevor die Funken überschlugen und das weltberühmte Funkenschlag als verkleinerte Variante in Kartenform erschien. Kommt es genau so gut an wie der Klassiker? Wir haben den Test gemacht.
Schlanker und kurzatmiger

Wer den großen Urvater kennt, der kennt auch das Problem mit der langen Spielzeit, die nur die hartgesottenen und mit genügend Sitzfleisch ausgestatteten Vielspieler nicht abschreckt. Funkenschlag - Das Kartenspiel wurde kräftig auf Diät gesetzt, behält aber trotzdem den Charme des großen Bruders und kann in deutlich kürzerer Zeit durchgespielt werden. Und wer das Grundspiel schon kennt, der findet ganz viele Mechanismen, die in der Kartenversion ebenfalls gut ineinandergreifen. Kein großes Umdenken, lediglich die Art und Weise der Stromerzeugung folgt einem etwas anderen Weg.

Ohne Spielplan

Was natürlich sofort auffällt, sind der fehlende Spielplan und die Rohstoffe, die es nur in Kartenform und nicht als Holzfiguren gibt. Jeweils die Zahl am oberen Rand gibt die tatsächliche Menge des entsprechenden Rohstoffes an. Wird etwas verbracuht, wird die Karte entsprechend „runtergedreht”, was wir schon bei den Rohstoffkarten aus Catan - Das Kartenspiel oder diverser anderer Spiele kennen. Ist der Rohstoff auf Null, wird die Karte auf den Ablagestapel gelegt. Statt eines Spielplanes legt jeder Spieler einfach nur die gebauten Kraftwerke vor sich aus, wobei er maximal drei davon haben darf. Baut er ein viertes, muss ein beliebiges Kraftwerk abgeworfen werden. Die zum Betreiben der Kraftwerke notwendigen Rohstoffe werden wie bereits erwähnt in Form von Karten bereitgehalten. Dabei darf nur bis maximal der doppelten Menge der zum Betreiben benötigten Rohstoffart gelagert werden. Allerdings werden die Rohstoffkarten keinem Kraftwerk explizit zugeordnet, sondern stehen quasi als Gesamtmenge zur Verfügung.

Ablauf

Das Kartenspiel verläuft über mehrere Runden, die jeweils aus drei Phasen bestehen:

1. Kraftwerke kaufen
Jeder Spieler darf hier maximal ein Kraftwerk kaufen, wobei der Startspieler ein Kraftwerk auswählt und es zur Versteigerung anbietet. Wer es bekommt, scheidet aus dieser Phase aus. Haben alle ein Kraftwerk ersteigert oder gepasst, geht es in umgekehrter Reihenfolge in die Phase 2.

2. Rohstoffe kaufen
Hier beginnt nun der letzte Spieler der Reihenfolge damit, die zum Betreiben seiner Kraftwerke benötigten Rohstoffe zu kaufen. Er darf nur soviele Rohstoffe vor sich ausliegen haben, wie die doppelte Menge der benötigten Rohstoffe aller seiner Kraftwerke. Kauft er einen Rohstoff und hat danach mehr als er besitzen darf, dreht er die Rohstoffkarte soweit runter und legt die überschüssigen Rohstoffe als Einzel-Rohstoffkarten in Spalte 1 des Rohstoffmarktes. Einen Ausgleich bekommt er dafür nicht.

3. Bürokratie
Hier beginnt wieder der erste Spieler der Spielerreihenfolge und betreibt seine Kraftwerke zur Stromerzeugung. Er muss dazu entsprechende Rohstoffe abgeben, in dem er die Karten herunterdreht und ggf. abwirft. Dafür bekommt er soviel Elektro, der Währung des Spieles, wie auf den betriebenen Kraftwerken angegeben. Danach wird die Spielerreihenfolge gemäß des erhaltenen Einkommens neu festgelegt. Danach wird der Rohstoffmarkt wieder aufgefüllt und der Kraftwerksmarkt aktualisiert.

Spielende

Liegen zu Beginn einer Runde nur noch sechs Kraftwerke aus, werden noch die Phasen 1 und 2 gespielt. Die Bürokratie wird ausgelassen, stattdessen produziert jeder mit seinen Kraftwerken Strom und erhält dafür Siegpunkte statt Elektro. Für jeweils zehn Elektro im eigenen Vermögen gibt es dann noch einen Siegpunkt on top. Danach gewinnt, wer die meisten Siegpunkte sammeln konnte.

Variante „Abrissunternehmer”

Diese Variante findet sowohl beim Kartenspiel als auch beim großen Bruder Verwendung. Mit den fünf (beim Brettspiel sechs) Karten bietet ein Abrissunternehmer seine Dienste immer dann an, wenn eines der Kraftwerke verschrottet werden soll. In der Phase „Kraftwerke kaufen” bekommt ein Spieler Geld für das Kraftwerk, welches er gegen das vierte gekaufte Kraftwerk aus dem Markt austauscht. Mit jeder Runde, in der wenigstens ein Kraftwerk verschrottet wird, erhöht sich der Erlöss durch den Abrissunternehmer. 




Spieletester

04.05.2017

Fazit

Funkenschlag - Das Kartenspiel ist eine würdige Variante des großartigen Funkenschlag. Seine Mechanismen sind stimmig für das veränderte Spielmaterial umgesetzt und geben das Spielgefühl des großen Bruders eins zu eins wider. Nach knapp einer Stunde ist man durch und fühlt sich nicht so gerädert, wie beim deutlich langatmigeren Brettspiel.

Dadurch, dass der Fokus quasi auf die Schlussrunde gelegt wurde, weil es hier statt Elektro die zum Spielsieg notwendigen Siegpunkte bei der Stromerzeugung gibt, sollte man den Kraftwerksmarkt wirklich gut im Auge behalten, um das Spielende nicht zu verpassen. Wer dann nicht genügend Rohstoffe zum Betreiben seiner Kraftwerke hat, wird es kaum schaffen, den Sieg davonzutragen. Mit nur einem Siegpunkt pro zehn Elektro Vermögen nutzt einem das viele Geld am Ende nur wenig. Also heißt es, vorher und rechtzeitig zum Spielende investieren und seine Rohstoffe nicht vernachlässigen.

Der Verwaltungsaufwand bei der Aktualisierung der beiden Märkte ist nicht zu unterschätzen und auch die Handhabung mit den Rohstoffkarten fordert einiges an Konzentration. Die Spielanleitung ist jetzt nicht unbedingt „the yellow from the egg”, aber man findet alle Regeldetails, auch wenn diese teils umständlich formuliert wurden. Insgesamt kann man aber durchaus damit leben, zumal die Regeln schnell verinnerlicht sind und das Kartenspiel insgesamt wirklich toll gelungen ist.

Redaktionelle Wertung:

Plus

  • angenehme Spielzeit

Minus

  • hoher Verwaltungsaufwand
  • trockenes Thema

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Details

Auszeichnungen:
Spieleranzahl: 2 bis 6
Alter: ab 12 Jahren
Preis: 21,00 Euro
Erscheinungsjahr: 2016
Verlag: 2F-Spiele
Grafiker: Harald Lieske
Zubehör:

43 Kraftwerkskarten:
- 13 kleine Kraftwerke mit dunkelgrüner Rückseite
- 29 große Kraftwerke mit hellgrüner Rückseite
-   1 Karte „Noch eine Runde”

51 Rohstoffkarten:
- 36 Rohstoffe (12x Kohle, 10x Erdgas, 9x Öl, 5x Uran)
- 7 „Einzel”-Rohstoffe (je 2x für Kohle, Erdgas, Öl, 1x für Uran)
- 4 „+”- und 4 „++”-Rohstoffe

12 Karten „Firmenchef”
4 Rohstoffpreiskarten (1-4 Elektro)
2 Pfeilkarten
1 Rabattmarker „Mindestgebot 1 Elektro”

Spielgeld:
- 40 x 1 Elektro
- 20 x 5 Elektro
- 40 x 10 Elektro

Variante:
- 6 Karten „Abrissunternehmer”

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