Mysterium Park

Mysterium Park? Moment mal, gab es da nicht vor allzu langer Zeit schon einmal ein kooperatives Spiel mit ähnlichem Namen von den gleichen Autoren?

Genau! 2016 erschien Mysterium und polarisierte damals die Spielergemeinschaft sehr stark. Während es für die einen ein tolles, hochkreatives und vor allem atmosphärisches Rätselspiel war, scholten es viele andere als langweilig und unspannend.

Mit Mysterium Park versuchen nun die beiden Autoren Oleksandr Nevskiy und Oleg Sidorenko viele der damaligen Kritikpunkte zu beseitigen und das Spiel durch eine deutlich kürzere Spielzeit für mehr Spieler interessant zu machen. Auf einem Jahrmarkt in der US-amerikanischen Kleinstadt Derry geschehen unheimliche Dinge. Die Direktorin des Jahrmarktes ist unter mysteriösen Umständen verschwunden und die Spieler werden in ihrer Eigenschaft als Spiritisten von geheimnisvollen Visionen heimgesucht. Der Geist der höchstwahrscheinlich ermordeten Direktorin hat alle gemeinsam zum Jahrmarkt gerufen, um die genaueren Umstände ihres Todes aufzuklären und den möglichen Täter zu finden.

Hinweise eines Stummen

Auch im kooperativen Mysterium Park schlüpft einer der Spieler wieder in die Rolle des stummen und regungslosen Geistes und gibt den Spiritisten per Visionskarten möglichst passende Hinweise. Diesmal muss innerhalb von insgesamt sechs Spielrunden Mörder und Tatort gefunden werden, die Tatwaffe bleibt in diesem Spiel außen vor.

Der Spielplan ist in neun Felder untergliedert, auf den in der ersten Phase neun zufällige Personenkarten ausgelegt werden. Der Geist bestimmt anhand einer zufälligen Handlungskarte, welcher Spiritist welchen unschuldigen Verdächtigen erraten und damit aus den weiteren Ermittlungen ausschließen muss. Dazu übergibt er nacheinander jedem Spiritisten bis zu sieben Visionskarten, die natürlich zum zugehörigen Verdächtigen passen sollten. Zwischenzeitlich zieht der Geist immer wieder Visionskarten, bis zu einem Limit von sieben Stück, nach. Die Spiritisten können sich nun gemeinsam beraten, um anschließend mit ihrem jeweiligen Eingebungsmarker einen Verdächtigen zu benennen. Anschließend löst der Geist die Tipps auf. Hat ein Spiritist zwar nicht seinen Verdächtigen, dafür aber den geheimen Zeugen benannt, so wird dieser als erstes vom Spielplan entfernt und alle Spiritisten dürfen ihre Wahl noch einmal überdenken und ggf. abändern. Hat er den richtigen Verdächtigen entlastet, so wird dessen Personenkarte vom Spielfeld genommen und gegen ein Erkenntnisplättchen getauscht. Liegt ein Spiritist falsch, so passiert nichts, aber er muss in der  nächsten Spielrunde erneut raten und erhält weitere zusätzliche Visionskarten. Die erste Phase endet, wenn alle Spieler gemeinsam ihre Verdächtigen aus den Ermittlungen ausschließen konnten. Der Geist nimmt nun noch die drei auf der Handlungskarten nicht zugeordneten Personenkarten zu sich und verwahrt diese für das große Finale. Anschließend folgt eine zweite Phase mit analoger Vorgehensweise, um mögliche Tatorte ausschließen zu können.

Finale

Haben alle Spiritisten innerhalb der sechs Spielrunden fristgerecht die ihnen zugeordneten Verdächtigen entlasten und die entsprechenden Tatorte ausschließen können, so kommt es zum großen Finale. Der Geist legt drei Kartenpärchen bestehend aus je einem Verdächtigen und einem möglichen Tatort in den drei Spalten des Spielplanes aus. Eine neue Handlungskarte gibt ihm die zu erratende Kombination vor. Von seinen sieben Handkarten wählt er jetzt jeweils eine Visionskarte zur Charakterisierung des Verdächtigen und eine weitere zur Bestimmung des Tatortes aus. Beide werden gemischt und ohne Zuordnung den Spiritisten präsentiert. Diese müssen nun miteinander über die Bedeutung der Visionen diskutieren und sich auf ein Kartenpaar einigen. Gelingt dieses, so wurde der Geist erlöst und die Spiritisten haben wieder einmal ihre übernatürlichen Fähigkeiten unter Beweis gestellt. Gelingt es nicht, …. Nun, dann wird es sicher eine erneute Partie geben.

Spieletester

20.02.2022

Fazit

In weiten Teilen ist der Spielablauf von Mysterium Park identisch zu dem von Mysterium, dessen entsprechende Rezension unter dem zugehörigen Link nachgelesen werden kann. Die Illustratoren haben wieder ganze Arbeit geleistet und auf den Karten phantasievolle und atmosphärische Grafiken erstehen lassen. Die nunmehr schnell erklärbaren Regeln wurden deutlich entschlackt, einige Spielelemente komplett gestrichen und damit verbunden konnte die Spieldauer einer Partie von rund 120 Minuten auf reichlich 30 Minuten eingedampft werden.

Das von den Autoren gewählte Setting ist speziell für die Charaktere grandios passend, die Örtlichkeiten hingegen werden viele Spiritisten vor arge Probleme stellen. Zu ähnlich sehen sich diese und sind mit Visionskarten nur schwer zu beschreiben. Ein großer Pluspunkt ist die Abwärtskompatibilität des großen Mysterium mit dem kleineren Mysterium Park. Hier können Visions-, Orts- und Personenkarten problemlos gemischt werden. Umgekehrt ist dieses leider nur mit den Visionskarten möglich. Orts- und Personenkarten fehlen ihre kleinen Pendants für einen Sichtschirm des Geistes. Vielleicht eine Idee für ein zukünftiges Add-on?

Mysterium Park baut zwar auf Mysterium auf, kann aber durch verschlankte Regeln und Spielabläufe sowie durch eine kurze Spieldauer punkten. Insofern ist es nicht mehr der spielerische Hauptgang, sondern die kleine Abwechslung für Zwischendurch oder der kreative Schlussakkord eines gelungenen Spieleabends. Allerdings bleibt auch hier das grundsätzliche Problem mit dieser Art von Spiel bestehen. Ohne eine geeignete Gruppe von Mitspielern, die Spaß und Freude an phantasievoller und kreativer Rätselkost und dem entsprechenden Gedankenaustausch haben, kann und wird auch Mysterium Park nicht zur Hochform auflaufen.

Redaktionelle Wertung:

Plus

  • wunderschöne phantasievolle, atmosphärische Grafiken
  • kreatives Rätselraten
  • schnelles, spannendes Spiel für Zwischendurch oder Hinterher
  • Material von Mysterium ist abwärtskompatibel zu Mysterium Park
  • schneller Spieleinstieg

Minus

  • weniger atmosphärisch als Mysterium
  • Spaß nur mit der passenden Spielgruppe
  • Material leider nicht aufwärtskompatibel zu Mysterium
  • keine Anpassung an die Größe der Spielrunde möglich

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Details

Auszeichnungen:
Spieleranzahl: 2 bis 6
Alter: ab 10 Jahren
Preis: 29,00 Euro
Erscheinungsjahr: 2021
Verlag: Asmodee, Libellud
Grafiker: Xavier Collette
Zubehör:

84 Visionskarten
60 Handlungskarten
Kartenhalter für die Handlungskarten
Spielplan
Rundenanzeiger
60 Handlungskarten
3 Ticket-Plättchen
20 Personenkarten
20 Ortskarten
5 Erkenntnisplättchen (je eins in fünf Spielerfarben)
5 Eingebungsmarker (je einer in fünf Spielerfarben)
Zeugenmarker
Spielregel

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