Die Siedler von Österreich

Die Siedler von Österreich sind eine inoffizielle Erweiterung zu den Die Siedler von Catan. Es gibt sie nicht im Handel zu kaufen, vielmehr waren sie ein Jubiläumsgeschenk an die zahlenden Besucher des 20. österreichischen Spielefest verteilt, das im Jahr 2004 stattfand.

Der Spielplan hat A2-Größe und zeigt auf einer Seite "Wien meets Catan", auf der anderen Seite spielt man "Catan-Austria". Die für das Spiel benötigten Marker und Plättchen muss man vorher auf Karton aufkleben und ausschneiden. In jedem Fall benötigt man Spielmaterial aus dem Basisspiel, um die Varianten spielen zu können.

Wenden wir uns zuerst "Wien meets Catan" zu. Aus dem Basisspiel nimmt man die Siedlungen, Städte und Straßen. Außerdem die Rohstoff- und Entwicklungskarten, den Räuber, die Baukostenkarten und die Karten für größte Rittermacht und längste Handelsstraße. Spielt man nur zu dritt, braucht man trotzdem die Straßen des vierten Spielers. Dies ist nötig, damit das Spiel nicht unendlich lang wird.

Die Straßen landen nämlich nicht am eigentlichen Spielplan, sondern am Rundweg, der als Stationen Wiener Sehenswürdigkeiten hat. Der eigentliche Spielplan zeigt Wien mit seinen 23 Bezirken, jedem Bezirk ist ein Rohstoff und eine Zahl für den Ertrag zugewiesen. Die natürlichen Grenzen wurden beibehalten, womit eine Platzierung der Straßen auch nicht so recht möglich wäre. An den Berührungspunkten sind die Bauplätze, auf denen man seine Siedlungen errichtet.

Man startet mit 2 Siedlungen, also 2 Siegpunkten. Im weiteren Verlauf sammelt man Rohstoffe und sollte vor allem Straßen errichten. Dies hat mehrere Vorteile:
.) man bekommt dafür sofort Baukärtchen. Sie bieten einen permanenten Vorteil (geänderte Baukosten, Hafenfunktion,...) oder zählen als halbe bzw. ganze Siegpunkte
.) Baukärtchen braucht man, um später neue Siedlungen zu bauen. Gegen Abgabe eines Baukärtchens darf man, angrenzend an den aufgedruckten Bezirk, eine Siedlung errichten. Natürlich verliert man dadurch den permanenten Vorteil.
.) man rittert um die längste Handelsstraße, die bekanntermaßen 2 Punkte wert ist.

Als Spielende ist keine fixe Siegpunktzahl vorgegeben. Das Spiel endet dann, wenn das Spielende-Plättchen aufgedeckt wird. Alternativ endet es auch, wenn ein Spieler all seine Straßen oder all seine Siedlungen und Städte verbaut hat. Es gewinnt jener Spieler, der zu diesem Zeitpunkt die meisten Siegpunkte besitzt.

Mir gefällt "Wien meets Catan" sehr gut. Das hat gleich mehrere Gründe: Zum ersten, weil die Entscheidungen recht knapp sind und das Spiel oft hin und her wogt. Daran ist unter anderem die längste Handelsstraße "schuld". Im Basisspiel muss man ja eine ununterbrochene Kette bilden, während hier lediglich die Anzahl der verbauten Straßen eine Rolle spielt.

Weiters sind die Sonderfunktionen der Baukärtchen sehr interessant. So zum Beispiel ein besserer Schutz vor dem Räuber, indem man bis zu 9 Karten auf der Hand halten darf. Oder geringere Baukosten für Entwicklungskarten bzw. zusätzliche Erträge bei bestimmten Zahlen. Ein Baukärtchen abzugeben ist immer so eine Sache. Will ich es weiter benutzen oder brauche ich es nicht mehr? Dies ist immer eine haarige Entscheidung, da man ja auch nicht viel Auswahlmöglichkeit hat. Schließlich ist der Bezirk durch das Plättchen vorgegeben, an dem man dann bauen darf.

Einziger Mangel von "Wien meets Catan" ist die schlechte Übersichtlichkeit. Dies trifft sowohl auf den Spielplan mit oft eng zusammenliegenden Bauplätzen, als auch auf die Beschriftung an der Sehenswürdigkeitsleiste zu.


"Catan-Austria" spielt sich auf der Landkarte Österreichs ab. Die Felder sind die neun Bundesländer, auch hier sind die Grenzen annähernd beibehalten worden. Sie wurden lediglich in Sechsecke gepresst. Thema der Variante ist der Tourismus in Österreich.

Das Spiel verläuft wie sonst auch, nur eben auf der Österreich-Form. Es gibt aber eine zusätzliche Baumöglichkeit: Die Hotels. Hotels baut man innerhalb der Landschaftsfelder. Dies kostet 1 Rohstoff des Feldes, wenn man mit einer Siedlung oder Stadt dort vertreten ist. Steht man noch nicht angrenzend, sind 2 Rohstoffe fällig. Gegen Abgabe der Rohstoffe legt man eines seiner Hotels in die Landschaft.

In jeder Landschaft kann nur ein Hotel stehen. Sind alle Landschaften eines Bundeslandes belegt, darf man Hotels verdrängen. Dies kostet in jedem Fall 3 Rohstoffe. Wer die Mehrheit an Hotels in einem Bundesland hält, bekommt die entsprechende Bundeslandkarte. Das bringt einem, neben 1-2 Siegpunkten, Tauschmöglichkeiten wie an einem Hafen. Außerdem muss man die Kontrolle über ein Bundesland haben, um dort eine Siedlung zu einer Stadt aufwerten zu dürfen.

Hier gibt es eine festgelegte Siegpunktzahl: Wer 15 Siegpunkte erreicht, gewinnt. Allerdings kann auch ein vorzeitiges Ende eintreten, wenn alle Felder mit Hotels belegt sind.

Wer die Hotels nur als überflüssiges Beiwerk ansieht, wird schnell eines besseren belehrt. Ohne sie kommt man nämlich die 15 Siegpunkte nicht zusammen, außerdem sind die Tauschmöglichkeiten begrenzt. Spannend ist es allerdings nicht so sehr. Da gefällt mir das umseitige "Wien meets Catan" wesentlich besser.

Negativ empfindet man die Rohstoffverteilung, die der österreichischen Topographie angepasst ist: Während es im Osten von Holz und Getreide wimmelt, herrscht im Westen karges Bergland vor. So kommt es, dass man seine Startsiedlungen weit voneinander baut. Der Weg zur längsten Handelsstraße wird also mühsamer.
Außerdem kann sich ein Spieler alle Wege in und um Tirol und Vorarlberg sichern, wenn die anderen nicht aufpassen.

Dass sich die Organisatoren des Spielefestes und die Macher der Pöppelkiste in der Brettspielwelt kennengelernt haben, ist ein schöner Zufall. Schließlich gab es damals schon die Idee, ein Siedler-Jubiläumsgeschenk zu gestalten. Familie Ditt wiederum hat ihre Kreativität bereits in mehreren veröffentlichten Siedler-Szenarien unter Beweis gestellt. Was lag also näher, als beides zusammenzuführen. Und es hat sich, vor allem bei "Wien meets Catan", mehr als ausgezahlt. Leider wussten viele Besucher den Wert nicht auf der Stelle zu schätzen, sodass sich viele Bögen in den Papierkörben des Spielefestes wiederfanden.

Spieletester

13.03.2006

Fazit

Insgesamt handelt es sich bei den Siedlern von Österreich um eine nette Geste der Spielefest-Veranstalter zum Jubiläum. Die Autoren, gute Freunde von ihnen, zeichnen auch für die Illustration verantwortlich.
Redaktionelle Wertung:

Plus

Minus

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Besucherkommentare

Angelika | 13.03.2006

dass viele das nicht zu schätzen gewusst haben, mag sein.... aber ich selbst habe es auch nicht gefunden - vielleicht ein wenig zu wenig propagiert?!? Ich hätte diese Variante sehr gerne gehabt, nur hab ich erst ein halbes Jahr später erfahren, dass sie existiert.

Christian | 10.01.2007

Hat noch jemand diesen Bogen, bzw. gibt es diesen irgendwo zum Download, damit man sich diesen selber ausdrucken kann? Danke Christian (test@sieghart.co.at)

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Details

Auszeichnungen:
Spieleranzahl: 3 bis 4
Spieldauer: 60 Minuten
Erscheinungsjahr: 2004
Genre: Strategie
Zubehör:

1 Spielplan (doppelseitig), 1 Materialbogen (9 Bundeslandkarten, 60 Hotelmarker, 48 Baukärtchen), 1 Spielregelblatt

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