Das Everdell-Universum ist mittlerweile groß und auch ein wenig unübersichtlich geworden. Everdell Duo als 2-Personen-Spiel ist einer der neuesten Zugänge. Nur Geldschneiderei oder doch eine sinnvolle Ergänzung?
In Everdell Duo sind die Protagonisten vorgegeben. Schildkröterich Paul Prachtpanzer und Häsin Holunda Sonnentau wetteifern in bewährter Manier darum, wer innerhalb eines Jahres mit seinen vier Jahreszeiten zuerst ein funktionierendes Dorf errichtet hat. Dieser Wettstreit kann in verschiedenen Spielmodi ausgetragen werden. Grundlegend im kompetitiven Spiel, aber auch im kooperativen Modus bzw. in einer gemeinsamen Kampagne gegen die Reporterin Lily Lästermaul und nicht zu vergessen, im Herausforderungsmodus, der auch Solo gespielt werden kann. Der Schwerpunkt in dieser Rezension soll aber vor allem auf dem kompetitiven Spiel liegen.
Zwei Dörfer entstehen
Der grundsätzliche Spielablauf bei Evderdell Duo ist im Vergleich zum Ur-Spiel gleich geblieben. Das Spiel läuft über vier Jahreszeiten, also quasi vier Runden. Die Spieler müssen sich Rohstoffe (Holz, Harz, Steine und Beeren) sichern, um mit diesen anschließend Karten in ihren jeweiligen Dorfbereich ausspielen zu können. Die Karten (Gebäude und Wesen) sind fünf verschiedenen Kategorien zugeordnet. Bewegungskarten triggern Sofort-Effekte, Produktions-Karten produzieren sofort und in entsprechenden Jahreszeiten, Ziel-Karten werden durch den Einsatz von Tieren aktiviert, die Effekte der Verwaltungs-Karten kommen in bestimmten Spielsituationen zum tragen und Wohlstands-Karten gewähren am Spielende zusätzliche Siegpunkte. Soweit, so bekannt.
Das Spielplan wurde allerdings stark verändert. Er bildet jetzt nur noch eine Wiese ab, auf der Platz für zwölf offen ausliegende Karten ist. Mittig zwischen diesen können ein Sonnen- und ein Mondmarker entlang eines Pfades jeweils sechs Schritte bewegt werden. Sind beide Marker auf der anderen Seite des Spielfelds angekommen ist die jeweilige Spielrunde/ Jahreszeit vorbei. Dementsprechend wurde auch der Spielablauf ein wenig angepasst. Die beiden Spieler sind abwechselnd an der Reihe und können während ihres Zuges eine von drei möglichen Aktionen ausführen. Die erste Aktion ermöglicht den Einsatz eines eigenen Tieres auf entsprechend gekennzeichnete Bereiche des Spielplans oder ausgespielter Karten. Dann kann die zugehörige Aktion ausgeführt werden. Eminent wichtig, um sich z.B. erst einmal wichtige Rohstoffe zu sichern. Ist das geschehen, muss der Sonnenmarker versetzt werden. Für die zweite Aktionsmöglichkeit, das Ausspielen von Karten, muss hingegen der Mondmarker bewegt werden. Ausgespielte Karten kommen von der Hand oder aus dem Einflussbereich der beiden Marker auf der Wiese. Für die dritte mögliche Aktion, das Nehmen von Karten, muss einer der beiden Marker bewegt werden, was viele taktische Überlegungen ermöglicht, um den Gegenspieler unter Zugzwang zu setzen.
Siegpunkte erhalten die Spieler am Ende der Partie durch ausgespielte Karten und ihre eventuellen Fähigkeiten, aber auch wenn einige der zufällig ausliegenden Zielplättchen erfüllt und für die eigene Abrechnung gesichert worden sind. Da die Siegpunkte erst am Ende des Spiels zusammengerechnet werden, bleibt eine Partie immer bis zum Schluss spannend und natürlich gewinnt, wer davon die meisten davon sammeln konnte.
Spieletester
Fazit
Die Macher der Everdell-Reihe verstehen es nahezu perfekt, die richtigen Knöpfe zu drücken und mit ihren Veröffentlichungen Aufmerksamkeit zu erregen. So muss sich das hier vorliegende, deutlich kleinere Everdell Duo keinesfalls hinter dem großen Everdell und seinen Erweiterungen verstecken. Sowohl was das Material als auch die Illustrationen betrifft, sehr gut ausgestattet, kommt es zwar kompakter aber mit nicht weniger Spielspaß im Gepäck daher. Wer Everdell kennt findet sich trotz der neuen Spielregeln schnell zurecht, grundlegende Mechaniken und Elemente wurden beibehalten. Aber auch Neueinsteigern erschließt sich die Spielregel relativ schnell. Die neuen Regeln und Abläufe verändern das Spiel so stark, dass es eine eigenständige Berechtigung im Everdell-Universum hat. Zudem ist es mit einer Spieldauer von rund 60 Minuten super schnell gespielt.
Durch den Fokus auf ein 2 Personenspiel ist Everdell Duo deutlich taktischer geworden. So muss man permanent das Spiel und die Absichten seines Mitspielers beobachten, um ihm beim Gerangel um Ressourcen, spannende Kartenauslagen und wichtige Zielplättchen immer einen Schritt voraus zu sein. Durch die vielen Karten gibt es einen hohen Wiederspielwert, das an die Regel angehängte, ausführliche Glossar erläutert ihre Handhabung. Vorbildlich!
Zusätzlich gibt es noch die anderen beiden Spielmodi: Kampagne und Herausforderung. Die Kampagne läuft über 15 Kapitel, die es ordentlich in sich haben. Der Schwierigkeitsgrad ist recht hoch und zudem besteht ein Alpha-Spieler-Problem. In dieser Hinsicht schwächelt Everdell Duo ein wenig. Der Herausforderungs-Modus ist eine einfache Jagd nach dem Highscore.
Unter dem Strich kann ich dieses Spiel nicht nur Everdell-Fans sondern auch jeder Spielrunde wärmstens ans Herz legen, die gern auf Zweipersonenspiele zurückgreift. Es lohnt sich absolut!
Plus
- gewohnt hohe Grafik- und Materialqualität
- schnell erklärt, schnell gespielt
- kompetitiver, kooperativer sowie Solo-Modus
- 15 teiliger Kampagnenmodus für ein oder zwei Spieler
- vorbildliches Glossar für fast alle Karten
- sehr gutes Preis - Leistungsverhältnis
Minus
- Kampagnenmodus recht schwer
- Alpha-Spieler Problematik im kooperativen Modus
- Karten kleiner als in Everdell und teilweise schlecht zu erkennen
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Details
Spielplan (doppelseitig)
Würfel (W6)
Sonnen- und Mondaufsteller
60 Plättchen (z.B. Orte, Jahreszeiten, Ereignisse)
12 Tiere (Holz, 3× Hase, 3× Schildkröte, 6× Stinktier)
40 Ressourcen (Kunststoff, 8x Kiesel, 12x Beeren,12x Zweige, 8x Harz)
80 Wesen- und Bauwerkkarten
25 Gezwitscherkarten
2 Spielhilfen
45 Punktemarker (30×1, 15×3)
14 Siegelmarker
17 Besetztmarker
Kampagnenbuch
10 Kampagnenbögen
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