Archäologie ist eine spannende Sache: Man findet viele Dinge, aber nicht immer ist der Sinn derer sofort ersichtlich. Nichts desto Trotz wollen wir in Marajoara eine Ausstellung gestalten. Was uns noch fehlt: Geld und Arbeitskraft, um die antiken Vasen herzurichten.
Aussergewöhnliche Box
Marajoara ist eines dieser Spiele, welches in der Box gespielt wird. Diese ist wie ein Buch gestaltet. Am dünnen Deckel sind Fortschrittsleisten aufgedruckt, im dicken Blätterteil sitzt der Schachteleinsatz mit seinen bunten, in vier Farben vorhandenen Würfeln. Zusätzlich hat jeder Spieler ein kleines Tableau, eine in Scherben liegende Vase, fünf ganze Vasen und ein paar Chips. Kann schon losgehen!
Bocksprünge machen
Wer an der Reihe ist, bewegt einen Würfel. Heißt: Man springt über genau einen Würfel, auf das dahinterliegende, freie Feld. Der springende Würfel erhält eine Aufwertung (zu Beginn sind alle Würfel so gedreht, dass sie die Seite mit einem Auge zeigen). Ist der springende Würfel auf einer meiner Spielfiguren (Fundplättchen) gelandet, erhält ein Würfel auf meinem Tableau eine Aufwertung. Den übersprungenen Würfel nimmt man zu sich und legt ihn auf passender Stelle auf sein Tableau. So weit zur Pflichtaktion.
Optionale Aktionen
Ich kann vor oder nach dem Würfelsprung meine Würfel am Tableau heranziehen, um Sonderaktionen durchzuführen. Die gelben Würfel sind Geld, mit dem kann ich einen Würfel auf meinem Tableau aufwerten, oder einen Würfel am Spielplan verschieben. Ich kann es aber auch mit einem roten Würfel (Ausstellungsstück) kombinieren, um die Ausstellung zu erweitern. Man muss aber nicht immer den kompletten monetären Wert eines gelben Würfels ausgeben, um das Ausstellungsstück zu bezahlen. Auf der anderen Seite kann man aber auch den Wert eines zweiten (oder sogar dritten) Würfels angerissen werden, um die Kosten zu bezahlen. Blaue Würfel wiederum sind ohne andere Farben einsetzbar. Manchmal muss es ein Würfel mit einem bestimmten Mindestwert sein, ein anderes Mal zwei oder sogar drei Würfel, oder es muss nur ein bestimmter Wert erreicht werden, egal wie viele Würfel man verwendet... Schwarze Würfel kommen nicht auf mein Tableau, stattdessen darf ich auf den Fortschrittsleisten ziehen und Boni kassieren.
Egal, welche Würfel man einsetzt: Die Würfel sind nur Mittel zum Zweck. Sie werden abgegeben, wenn man sie (komplett) verwendet hat. Dafür landen sie in der Schubkarre, welche aber nur begrenzten Platz hat. So kommen immer wieder Würfel frei, die zurück auf die Ausgrabungsstätte gelegt werden. Da die Werte der Würfel üblicherweise nicht verändert werden (ausgenommen Geld), kommen sie mit relativ hohen Werten zurück auf den Spielplan.
Schlusswertung
Nach vierzehn Runden ist das Spiel vorbei. Man rechnet die Punkte von Fortschrittsleisten mit denen aus der Ausstellung und denen für die Renovierungen der Vase zusammen. Weiters gibt es Mehrheitspunkte für größte Ausstellungen und am meisten fortgeschrittene Renovierung. Wer die meisten Punkte gesammelt hat, gewinnt das Spiel.
Solomodus
Es gibt diverse Szenarien, in denen man gewisse Erfolge erreichen muss (z.B. stelle vier Vasen aus, renoviere das größte Stück der Vase, durchlaufe die komplette gelbe Fortschrittsleiste und erreiche wenigstens 50 Siegpunkte). Theoretisch hat man auch hier 14 Runden Zeit. Praktisch kann man sich aber Zeit "erspielen", indem ich den Würfelsprung auf einem Feld beende, an das (außer dem genommen Würfel) kein weiterer Würfel angrenzt.
Spieletester
Fazit
Die erste Partie haben wir in voller Besetzung gespielt. Die Spielregeln sind ja an sich schnell begriffen. Aber am Ende der Partie haben wir uns gefragt: "Haben wir alles richtig gemacht, oder war irgendwas falsch? Das hat sich eher nach Arbeit angefühlt, als nach Spiel". Ich habe mir dann die Mühe gemacht und nochmal die Spielanleitung durchgeackert. Hierbei konnte ich keinen Fehler unsererseits entdecken. Also habe ich dann die Probe aufs Exempel gemacht und den Solomodus ausprobiert. Da ich das Szenario auf Anhieb erfolgreich bewältigt habe, war klar: Es war schon richtig, was wir getan haben!
Das Spielmaterial von Marajoara ist sehr schön gemacht. Die Spielanleitung ist gut und übersichtlich aufgebaut. Fast schon wie ein Familienspiel. Dabei richtet sich das Spiel eindeutig an Experten: Aus den einfachen Regeln ergeben sich strategische Gebirge, die es zu erklimmen gilt. Man muss nicht nur bedenken, was man selbst gut gebrauchen könnte, sondern welche Optionen meine Bewegung den Mitspielern eröffnet. An dieser Stelle sei nochmals darauf hingewiesen, dass man für Geld Würfel bewegen kann. Eine extrem kostbare Aktion, wenn man sie richtig einsetzt!
Gerade dann, wenn halbwegs hohe Würfelwerte am Spielplan liegen und die Sache etwas einfacher werden würde, ist das Spiel aus. Je weniger Spieler teilnehmen, umso herausfordernder ist es (weil ja weniger oft Würfel springen und entsprechend weniger Aufwertungen stattfinden). Eine gewisse Kompensation, abhängig von der Spielerzahl, wäre wünschenswert.
Das Thema mit der vergangenen, südamerikanischen Kultur wirkt aufgesetzt. Die Zielgruppe des Spiels wird das aber weniger stören.
Plus
- sehr schönes Spielmaterial
- eingänge Spielregeln
- große strategische Tiefe
- Solomodus verfügbar
Minus
- nicht für jedermann, da es ein extremes "Mangelspiel" ist
- jede Partie ist ein "Kampf"; sowas muss man mögen
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Details
1 Ausgrabungsstätte
28 Fundplättchen mit Aufklebern
4 Museumstableaus
24 Scherben
1 Schubkarre
4 Punkteplättchen
52 Würfel
1 Startspielerplättchen
1 Rundenzähler
16 Wertungsscheiben
20 Vasen
1 Spielanleitung
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