Omae wa mou shindeiru. Nani?! In Senjutsu – Schlacht um Japan verkörperst du einen ehrenhaften Samurai im Duell mit ebenso entschlossenen Gegnern. Jeder Schritt, jede Bewegung, jeder Schlag ist Teil eines tödlichen Tanzes – in dem Planung, Bluff und Taktik entscheiden.
Deckbau und Duell im Einklang
Herzstück von Senjutsu ist das elegante Aktionsdeck: Jeder Charakter – vom Ronin bis zur Kriegerpriesterin – startet mit einem individuellen Basiskartensatz. Aus diesen Karten stellst du dir ein Deck zusammen, das deine Bewegungen, Angriffe, Blocks und Spezialfähigkeiten definiert. Die Kartenauswahl findet hierbei gleichzeitig statt. Sowohl du als auch dein Kontrahent wählen jeweils verdeckt eine Karte. Anschließend decken beide ihre Karte auf, wobei die mit dem höheren Initiativ-Wert wird als erstes abgehandelt.
Dabei gilt es, Reichweiten einzuschätzen, Bewegungen zu antizipieren und gegnerische Angriffe zu kontern – wer clever vorplant, kann mit einer Parade nicht nur Schaden vermeiden, sondern sogar eigene Vorteile herausholen. Die Karten nutzen Schlagrichtungen, Winkel, Flächen und Effekte wie Verstärken, Erschöpfen oder Betäuben. Trotz der reduzierten Regeln ergibt sich so ein erstaunlich tiefes taktisches Spielgefühl. Die Duelle sind flott, intensiv und belohnen taktische Weitsicht. Jeder Samurai kommt bereits mit einem fertigen Grundset an Karten daher. Mit "neutralen" Karten können die Decks jedoch angepasst werden, was zu vielen Kombinationsmöglichkeiten führt. Alle vier in der Grundversion enthaltenen Charaktere haben vollkommen unterschiedliche Kampfstile, so dass mit jedem Charakter ein einzigartiges Spielgefühl entsteht
Neben den eigentlichen Effekten der Karten, beeinflussen diese auch die Kampfstellung (Kamae), welche auf einem separaten Tableau festgehalten wird. Viele Effekte werden belohnt, wenn wir sie in der "richtigen" Haltung ausführen. Sobald ein Samurai 5 Wunden hat, ist er besiegt. Wer zuletzt noch steht, hat gewonnen!
Duelle und mehr
Neben klassischen Duellen - dem Kernelement von Senjutsu - gibt es auch noch eine Solo-Kampagne und einen Koop-Modus. Bei diesen werden die Gegneraktionen durch ein KI-Kartendeck gesteuert. Aber Achtung: Die 20 Minuten Spieldauer sind ausschließlich für den Duelmodus anzusetzen (und da auch erst, sobald alle Beteiligten das Spiel verstanden haben). Sowohl das Solospiel als auch der Koop-Modus dauern pro Kampf gerne eine ganze Stunde! Gleichzeitig können wir uns selber faktisch unzählige Szenarien und Kampagnen überlegen. Wer hier kreativ ist, kann sich epische Szenarien ausdenken - und sie gerne mit der Community teilen.
Ein Augenschmaus
Die Miniaturen sind äußert hochwertig und detailiert gestaltet. Für den richtigen Flair sorgen zudem viele Objekte (sowohl als Miniaturen als auch aus Pappe), welche auf dem Spielfeld platziert werden können. Ein Schrein? Ein malerischer Kirschblütenbaum? Bambus? Ein brennender Wagen? Alles vorhanden! Schönspieler können hier komplexe Szenarien mit eigenen Regeln und Zielen entwerfen.
Spieletester
Fazit
Senjutsu bietet viel, hat aber eine sehr spezielle Zielgruppe. Wie bei Sandbox-Computerspielen liegt die eigentliche Faszination im Kopf. Wenn ich mir die einzelen Angriffsbewegungen und Kettenschläge bildlich vorstellen kann, wenn ich mich auf das Szenario und die Umgebungsobjekte einlasse, entstehen epische cineastische Duell-Kämpfe in meinem Kopf. Kann ich das aber nicht, spiele ich einfach nur eine Karte nach der anderen aus und hoffe, dass ich meinem Gegner mehr Wundenkarten verpasse, als ich selber erhalte. Klar, viele Spiele leben vom Kopfkino, aber hier ist es schon besonders extrem. Das ist nichts schlechtes, ganz im Gegenteil. Man merkt den Autoren an, dass sie sich bei jeder Angriffskarte eine konkrete Bewegung der Protagonisten vorgestellt haben. Wer diese Faszination teilen kann, kann auf die Bewertung gern nochmal zwei Punkte oben drauf geben.
Für alle anderen bleibt es ein gutes Spiel, das jedoch an ein paar Stellen Bauchschmerzen verursacht. Die Anleitung ist bestenfalls ausreichend, eher mangelhaft. Wirklich verstanden habe ich sie erst beim dritten Durchlesen - und damit bin ich gemäß diversen Rezensionen im Netz nicht alleine. Das KI-Spiel (Solo und Koop) ist oft sehr mühsam und weist eine gravierende Schwäche auf: Im Duell-Modus muss ich meinen Gegner verstehen und ihn austanzen. Die KI reagiert einfach zufällig und nimmt damit dem Spiel einen großen Reiz. Außerdem sind die Duelle nur im 1 vs 1 WIRKLICH hervorragend. In anderen Besetzungen schwächelt auch dieser Modus.
Die verschiedenen Samurais und deren unterschiedliche Spielstile versprechen Langzeitmotivation. Mit einem Blick auf mittlerweile sechs (!) erschienene Charakter-Erweiterungen fühlen sich die vier Charaktere aus dem Grundspiel aber auf einmal nach "zu wenig fürs Geld" an. Das Positive daran: Wer von Senjutsu nicht genug bekommt und sich an dem Preis von knapp 15 € pro zusätzlichem Charakter nicht stört, hat hier reichlich Nachschub.
Das eigentliche Spiel kriegt von mir solide sieben Punkte. Wie oben erwähnt fällt die Bewertung bei Spielern mit hoher Phantasie jedoch höher aus.
Plus
- vier komplett unterschiedliche Charaktere
- zahlreiche Kombinationsmöglichkeiten
- viele Dekoelemente für das Schlachtfeld
- mit Kopfkino sind epische Duelle möglich
Minus
- ohne Kopfkino spielen wir nur "die richtigen" Karten
- viele Erweiterungssets können ins Geld gehen
- schlechte Anleitung
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Details
4 Samurai Miniaturen
4 Tableaus
4 Kamae-Karten
4 Kamae-Ringe
110 Fähigkeitskarten
52 KI Karten für das Solo-Spiel
20 Wundenkarten
10 Blutende Wundenkarten
Zahlreiche Dekoartikel
1 Schlachtfeld
Statistik
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