Lacrimosa

Acht Takte schaffte der Wolferl noch, 
nicht der Ambros sondern der Mozart,
nun sollen wir sein Lacrimosa vollenden.
Können wir das schaffen und Constance Mozart glücklich machen?

Das Vorhaben ist klar, der Weg dorthin jedoch durch viel Material in der großen Schachtel und die sperrige Spielanleitung blockiert. Beides zusammen baut mir Blockaden ins Hirn und die Vorfreude auf das Spiel schwindet. 
Karten müssen getrennt, Plättchen aussortiert, Kartenstapel zusammengebaut, Tableaus bestückt werden.
Das wäre nicht so schwierig, hätten die Karten unterschiedliche Rückseiten und wären die Komponistenplättchen für drei und vier Spieler besser gekennzeichnet.
Ich rate dringend, das Material komplett aufzubauen und erst dann die Spielanleitung zu lesen, oder besser durchzuarbeiten...

Stunden später....

Der große Spielplan ist mit sieben Erinnerungs- und Opuskarten bestückt. Es gibt sie für fünf Epochen und sie kommen sortiert ins Spiel.
Wie sagte man: Je später der Abend desto schöner die Wirtin.
Wie sagt man jetzt: Je später die Epoche desto epochaler die Karten.
Am Ende jeder Epoche bringt die Epochenkarte einen möglichen Bonus.
Die Städte, von Mozart bereist, zeigen Stadtplättchen und die drei Königshöfe in Wien, London und Paris sind mit großen Königshofplättchen belegt. Die Städte sind mit einem Straßennetz verbunden, Mozart kann kostenpflichtig von Salzburg aus in andere Städte und von dort weiter bewegt werden. Jedes Stadtplättchen liefert einen sofortigen Bonus, die Königshofplättchen bringen - falls die Bedingungen bei Spielende erfüllt sind - Siegpunkte.
Am unteren Ende des Plans finden wir die Partitur bestehend aus den fünf Sätzen Kyrie, Sequentia, Offertorium, Sanctus und Agnus Dei. Auf einem stilisierten Notenblatt gibt es leere Noten, die von uns Spielern noch komponiert werden sollen. Weil wir das ja selbst nicht zu gut können, werden zwei von vier zur Verfügung stehende Komponisten von uns dazu beauftragt.
Die Herren Eybler, Stadler, Süßmayr und Freystädtler haben den Weg in das Spiel gefunden. Einem ist die Achtelnote, dem anderen die Sechszehntelnote zugewiesen.

Der private Spielplan der Spieler - Doublelayer und aufzuklappen wie ein Tagebuch - wird mit den acht persönlichen Notenmarkern, einem weißen zusätzlichen sowie mit den Zählsteinen für die Story-Punkte versehen. Story-Punkte gibt es in rot, schwarz und weiß. Sie stehen für Reisepunkte, Talentpunkte und Kompositionspunkte. Man startet in jeder Kategorie mit zwei. Später in der Partie gibt es die begehrten und notwendigen Story-Punkte auch als eigene Scheiben in schwarz, rot und weiß. Das ist insofern wichtig als man alle übrigen Story-Punkte der drei Skalen am Ende einer Runde verliert. Die runden Marker bleiben erhalten und man nimmt sie in die nächste Runde mit.

Die Geldbörse als Marker für das Einkommen startet bei zwei Dukaten. Außerdem bekommt jeder ein identes Set aus zehn Startkarten. Eine Opuskarte sowie neun Erinnerungskarten. Die Opuskarte legt jeder Spieler vor sich aus. Die neun Erinnerungen werden gemischt und jeder startet mit zufälligen vier in die erste Epoche.

Was tun mit den Karten?

Die persönlichen Tableaus weisen acht Kartenslots auf. Vier oben, sie bestimmen die gewünschte Aktion (später eventuell Aktionen!) und vier unten, sie definieren die für die nächste Runde zur Verfügung stehenden Story-Punkte. Von den vier Handkarten steckt man eine in den linken Slot oben und eine in den linken Slot der unteren Reihe. Das ist gut gemacht, Karten rein und raus ist aber leider recht administrativ.
Diese Aktionen stehen zur Verfügung:

  • Auf den Spuren Mozarts reisen
  • Eine Erinnerung aufschreiben
  • Ein Opus in Auftrag geben
  • Ein Opus aufführen oder verkaufen
  • Am Requiem arbeiten

Reisen bringt oben erwähnte Stadtplättchen mit Bonus. Die Stadtplättchen von in einer Epoche nicht besuchten Städten werden am Ende der Epoche umgedreht und somit attraktiver. Besuchte Städte werden mit neuen Plättchen bestückt.
Eine Erinnerung aufschreiben bedeutet den Kauf einer Karte aus der Auslage. Die zuvor in den unteren Slot geschobene Karte wird durch die erworbene ausgetauscht. Weil die Karten in der nächsten Runde wieder ins Spiel kommen, verbessert man auf diesem Weg sein Deck.
Ein Opus erwirbt man aus der Auslage.
Ein Opus aufführen oder verkaufen bringt Geld und/oder Siegpunkte. Verkauft man es, ist der Erlös höher auf der Opus ist weg.
Bei der Arbeit am Requiem beauftragen wir einen der beiden Komponisten und setzen eine Note vom persönlichen Tableau auf ein entsprechendes Musikinstrument der Partitur. Welchen Komponisten wir beauftragen, hängt vom gesetzten Notenstein ab. Die Achtelnote weist auf den einen, die Sechszehntelnote auf den anderen. Der pro Satz stärker involvierte Komponist bringt am Ende mehr Punkte. Zusätzlich müssen wieder die Kosten - auch Komponisten müssen leben - für das Komponistenplättchen bezahlt werden. Manche Komponistenplättchen bringen jedoch Boni.

Opusse, Opi, Open?

Was wir gelernt haben: Die Mehrzahl von Opus ist Opera.
Opus heißt eigentlich Werk, Opera sind die Werke.
Viele Opera bringen Punkte, einerseits beim Erwerb, andererseits bei der Aufführung und auch beim Verkauf. 
Manchmal muss man verkaufen, um wieder Dukaten ins Börsel zu spülen. Geld braucht man überall.

Was wir auch gelernt haben: Der Spielplan ist zu groß und viele Icons auf den Plättchen und Karten sind zu klein. Vorallem, weil manches auch weit weg ist. 

Was wir aber auch noch gelernt haben: Die Spieldauer von 90 Minuten schaffen nur schnelle Spieler in einer 2-Personen-Partie. 

Spieletester

09.06.2024

Fazit

Die Mühe, Spielmaterial und Spielregel zu erarbeiten, lohnt sich durchaus. Auch wenn speziell die Regel ihre Tücken und auch so manche Lücke aufweist. Zudem dürfte sich bei der Spielvorbereitung für vier Spieler auf Seite 4/5 der Regel ein Fehler bei der Vorbereitung der Pauseplättchen laut Constanze-Karte eingeschlichen haben oder es ist als Spiel für drei Personen aufgebaut, dann ist ein Komponisten-Plättchen von Eybler fehl am Platz.
Die korrekte Verwendung der Constanze-Karten ist nicht erklärt.
Schade. 
Auch die Verwendung des weißen Notenmarkers ist erst auf der letzten Seite quasi unter "ferner liefen" zu entdecken.

LACRIMOSA zeigt ein paar nette Mechanismen. Speziell die Art des Deckbuildings gefällt mir gut. Hier gilt es durchaus darauf zu achten, Karten durch ähnliche, aber stärkere, Karten zu ersetzen.
Nett auch, den Notenmarker so oder so einzusetzen, um den einen oder den anderen Komponisten zu beauftragen.

Die Boni der verschiedenen Karten und Plättchen scheinen nicht immer ausgewogen, da aber niemand kaufen muss, kann das egal sein. 

Das Spielmaterial, speziell die persönlichen Tableaus, ist sehr gediegen. 
Gutes Kartenmaterial, Holzmarker, dicker Karton.
Einzig die optische Auflösung ist insgesamt zu kleinteilig. Das hat zur Folge, dass man immer wieder seinen Sitzplatz verlassen muss um Icons genauer unter die Lupe zu nehmen.
Weil aber ohnehin eine Partie rund 2 Stunden dauert, ist es hin und wieder nötig, sich die Beine zu vertreten. 
Vielleicht liegt hier sogar eine gewisse Absicht vor....

Redaktionelle Wertung:

Plus

  • schönes Material
  • nettes Thema
  • ein Spiel für Experten
  • Solo-Variante verfügbar
  • Kombination aus Mozart und Falco auf der Schachtel

Minus

  • Spielanleitung erschwert den Zugang
  • viele Icons zu klein
  • Thema etwas seltsam umgesetzt
  • sehr viel Administration vor und während des Spiels

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Details

Auszeichnungen:
Spieleranzahl: 1 bis 4
Alter: ab 12 Jahren
Spieldauer: 90 bis 120 Minuten
Preis: 59,99 Euro
Erscheinungsjahr: 2023
Verlag: Kosmos
Genre: Strategie
Zubehör:

1 Spielplan
4 persönliche Tableaus
1 Start-Plättchen
4 Wertungs-Marker
30 Münzen-Marker
45 Story-Scheiben
1 Mozarts-Reise-Marker
4 Noten-Marker
5 Constanze-Karten
10 Pause-Plättchen
40 Start-Karten
4 Komponisten-Porträts
48 Spielsteine (persönliches Material)
11 Solisten-Karten (für das Solo-Spiel)
60 Komponisten-Plättchen
15 Stadt-Plättchen
34 Erinnerungs- Karten
46 Opus-Karten
15 Epochenbonus-Tafeln,
16 Königshof-Plättchen
1 Anleitung

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