Frontier Wars

Die Nische der CoSim-Spiele, also der Konfliktsimulationen, ist mit diversen Spielen sehr gut besetzt und hat eine feste Fangemeinde. Von vielen Menschen werden diese Spiele jedoch als kriegslüstern oder gar aggressiv vorverurteilt. 

Die Fans dieses Genres sehen den eigentlichen Reiz der entsprechenden Spiele hingegen darin, weit reichende taktische und strategische Entscheidungen treffen zu können und dadurch fiktiv vielleicht auch einmal festgesetzte historische Ereignisse zu verändern. Man denke hier nur mal an so berühmte Schlachten wie z. B. Waterloo oder die des amerikanischen Bürgerkrieges.

Deutlich massenkompatibler hingegen kommen die Light-Cosims bzw. Wargames daher, die auf ein gestrafftes Regelwerk und eine überschaubare Spielzeit setzen. Solch ein Wargame ist das hier vorliegende Frontier Wars, das ursprünglich als Resultat eines Kickstarters beim spanischen Verlag eclipse editorial das Licht der Spielewelt erblickte und von Giant Roc für den deutschsprachigen Raum lokalisiert wurde.

Die Spieler können in den jeweiligen Partien bzw. Szenarios die Geschicke einer der vier Hauptfraktionen des II. Weltkrieges lenken: UdSSR, Deutschland, USA und Großbritannien stehen zur Verfügung. Das hört sich ziemlich episch an, ist es aber ganz und gar nicht, denn es gibt lediglich vier Einheitentypen: Infanterie, Panzer, Artillerie sowie Flugzeuge und jeder Spieler kann zudem während einer Partie maximal vier Gebäude errichten.

Die jeweilige Mission bzw. das Szenario wird vorbereitet, indem der Spielplan den Vorgaben entsprechend aus Hexfeld-Geländeplatten zusammengesetzt wird. Auf den einzelnen Feldern finden sich zwar gewisse Besonderheiten wie z. B. Städte, Flüsse Häfen oder Flughäfen, grundsätzlich erscheint der Spielplan aber nach Fertigstellung eher durchgehend grün-braun, ohne besondere Highlights. Die Ausgangssituationen für die einzelnen Szenarien sind, egal ob für zwei, drei oder vier Spieler, fast ausnahmslos symmetrisch angeordnet, asymmetrische Herausforderungen gibt es nur für wenige Spezialmissionen. Die Startpunkte der Fraktionen und damit die Lage ihrer jeweiligen Hauptquartiere finden sich ebenfalls in der Missionsbeschreibung, genau wie die jeweiligen Siegbedingungen. Zusätzlich werden die in Angriffs-, Verteidigungs- und Taktik-Karten gegliederten Befehlkarten-Decks für alle zugänglich verdeckt bereit gelegt. Auf den Spielertableaus der teilnehmenden Fraktionen sind die jeweilige Anzahl an Startkarten, Starteinheiten und die Sonder- bzw. Fraktionsfähigkeiten zu finden.

Frontier Wars wird rundenweise gespielt, wobei jede Runde in sieben Phasen aufgeteilt ist. Zu Beginn jeder Spielrunde wird dabei die aktuelle Zugreihenfolge anhand des aktuellen Siegpunktestandes ermittelt. Anschließend ziehen die Spieler nacheinander ihre mögliche Anzahl an Befehlskarten. In der folgenden Verstärkungsphase kann auf den Hexfeldern mit kontrollierten Gebäuden jeweils eine vom jeweiligen Gebäudetyp abhängige Einheit eingesetzt werden. In der nun folgenden Aktionsphase führt jeder Spieler alle seine möglichen Aktionen in einer vorgegebenen Reihenfolge aus, bevor der nächste Spieler in der Zugreihenfolge dies ebenfalls machen kann. So können Angriffskarten ausgespielt, Bewegungen ausgeführt, Gebäude errichtet und Gefechte abgehandelt werden. Hierbei gibt es einige Regeln, wie z. B. die unterschiedliche Zugreichweite für Einheiten oder das Abhandeln der Gefechte zu beachten.

Für erstmals errichtete Gebäude und gewonnene Gefechte erhalten die Spieler im Anschluss Medaillen. In der nachfolgenden taktischen Phase können dann die Taktik-Befehlskarten ausgespielt werden, bevor anschließend die Phase des Wettrüstens beginnt. In dieser können die Spieler verdeckt Befehlskarten ausspielen, um Forschungspunkte zu sammeln und so die ultimative Waffe zu entwickeln. Jede Runde wird beendet, indem überschüssige Einheiten aus den Hexfeldern entfernt werden, denn auf jeder Geländeplatte dürfen sich maximal drei Einheiten befinden. Außerdem muss das Handkartenlimit überprüft werden. Jetzt wird überprüft, ob eine Fraktion die als Missionsziel gefordert Anzahl von Sieg- bzw. Forschungspunkten erreicht hat. Sollte dieses der Fall sein, so endet das Spiel sofort. Anderenfalls beginnt die nächste Spielrunde.

Spieletester

25.06.2021

Fazit

Frontier Wars ist, wie Eingangs schon erwähnt, beileibe nicht als ein zeitlich ausuferndes Co-Sim, sondern eher als ein taktisches Wargame anzusehen. Dabei lässt es sich jedoch nicht einfach in diese Schublade pressen, sondern spielt sich ein bisschen wie eine Mischung aus Risko und Schach.

Die grundsätzlichen Regeln sind einfach und schnell verstanden, können aber nach Belieben mit verschiedenen Zusatzregeln wie z. B. dem Nebel des Krieges, Flüssen, Gräben oder diversen Spezialplättchen an den gewünschten Schwierigkeitsgrad angepasst werden. Im Spiel selbst gibt es lediglich vier Einheitentypen, die zudem nicht spezialisiert werden können und pro Fraktion nur vier Gebäude. Sind diese gebaut, können weitere Gebäude nur von gegnerischen Fraktionen erobert werden. Man muss also während der Partie durchweg konzentriert spielen, um den gegnerischen Spielern keinen Vorteil zu verschaffen. Das ist gerade im Spiel zu dritt oder viert wichtig, da die Ausgangssituationen der einzelnen Missionen fast überall streng symmetrisch angelegt sind.

Eine nicht zu unterschätzende Bedeutung kommt bei Frontier Wars den Befehlskarten zu, die immer mit Bedacht eingesetzt werden sollten. Man kann diese in ihrer eigentlichen Bestimmung als Angriffs-, Verteidigungs- oder Taktikkarte spielen und so verloren geglaubte Gefechte doch noch zu eigenen Gunsten drehen. Oder sie aber für die Forschung nach der ultimativen Waffe nutzen und damit die anderen Spieler schnell unter Zugzwang setzen.

Da die Bestandsaufnahme der Siegpunkte nach jeder Spielrunde erfolgt, kommt es während einer Partie nicht unbedingt auf die Stärke der eigenen Armee an, sondern vor allem auf clevere taktische Entscheidungen und das richtige Timing.

Frontier Wars ist eine taktische Herausforderung, die aber schon aufgrund der hohen möglichen Downtime nur in den richtigen Spielrunden zur Geltung kommen wird. Material und Illustrationen sind funktionell, gewinnen jedoch keinen Schönheitswettbewerb. Auch das Thema ist leider beliebig austauschbar. Trotzdem gefällt mir das Spiel aufgrund seiner hohen Varianz, der einfachen Zugänglichkeit und des einstellbaren Schwierigkeitsgrades sehr gut. Ständig ergeben sich beim Spiel spannende und herausfordernde Situationen, die es zu lösen gilt. Ein Muss für Fans taktischer Spiele.

Redaktionelle Wertung:

Plus

  • einfacher Spielmechanismus
  • sehr gut ausbalanciert
  • ständig ergeben sich neue, herausfordernde Situationen
  • verschiedene Möglichkeiten zu gewinnen
  • viele verschiedene Missionen zur Auswahl
  • viele Stellschrauben für den Komplexitätsgrad
  • aufgrund der guten Spielregel einfache Zugänglichkeit

Minus

  • Grafik und Material sind funktionell, aber nicht schön
  • topografische Grafik der Geländeplatten wenig einladend
  • Szenarios fast durchgehend nur mit symmetrischen Ausgangssituationen
  • kein Verbesserungen oder Individualisierungen von Einheiten möglich
  • sehr abstrakt und wenig atmosphärisch
  • Thema beliebig austauschbar
  • hohe Downtime möglich

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Details

Auszeichnungen:
Spieleranzahl: 2 bis 4
Alter: ab 12 Jahren
Spieldauer: 60 bis 120 Minuten
Preis: 55,00 Euro
Erscheinungsjahr: 2020
Zubehör:

1 Spielregel
4 Fraktionstableaus (UdSSR, Deutsches Reich, USA, Großbritannien)
32 Angriffsbefehlskarten
32 Verteidigungsbefehlskarten
31 Taktikbefehlskarten
4 Übersichtsbögen
30 Geländeplatten (Hexfelder)
100 Miniaturen in vier Farben (20x Artillerie, 40x Infanterie, 20x Panzer, 20x Flugzeuge)
16 Gebäude-Marker
16 Kriegsnebel-Marker
16 Täusch-/ Ziel-Marker
16 Medaillien-Marker
16 Sieg-Marker
20-Flaggen-Marker
10 Fluss-Plättchen
1 Befehlskarten-Tableau
1 Gefechts-Tableau
1 Zugreihenfolgs-Tableau

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