Wettlauf nach El Dorado - Die goldenen Tempel

2017 veröffentlichte Ravensburger mit Wettlauf nach El Dorado ein interessantes und spannendes Familienspiel, welches die Spielelemente Deckbau und Wettlauf sehr schön miteinander verzahnte. Aufgrund der hohen Publikumsresonanz, der Nominierung zum Spiel des Jahres 2017 und einiger Ankündigungen vom Verlag und vom Autor Reiner Knizia selbst, wurde schnell klar, dass hinter den Kulissen an einer Art El Dorado-Universum gewerkelt wurde. Ende 2018 erschien dann endlich die erste Erweiterung Wettlauf nach El Dorado - Helden & Dämonen, die in das Grundspiel einige neue Module integrierte und damit den Wiederspielreiz erhöhte.

Ein weiteres Jahr später erschien nun mit Wettlauf nach El Dorado - Die Goldenen Tempel ein schon länger angekündigtes und eigenständiges Spiel. Es hat jedoch einen Bezug zum Grundspiel und kann bei Bedarf mit diesem und der Erweiterung frei kombiniert werden.
Zum Inhalt: Die Abenteurer haben zwar El Dorado, das sagenhaften Goldland erreicht, müssen hier jedoch noch drei Goldene Tempel und anschließend die Schatzkammer finden. In jedem der Tempel kann ein bestimmter Edelstein geborgen werden. Derjenige Abenteurer, der zuerst mit allen drei Edelsteinen die Schatzkammer öffnet, gewinnt das Spiel.
Grundlegend orientiert sich Wettlauf nach El Dorado - Die Goldenen Tempel an Wettlauf nach El Dorado. Die Spielmechaniken und –abläufe sind weitestgehend gleich geblieben. So starten alle Spieler mit einem identischen Handkartendeck ins Spiel und können dieses während Ihrer Züge durch den Zukauf von neuen Karten aus dem Marktplatz optimieren. Die Karten unterscheiden sich weiterhin in Bewegungskarten, mit denen sich die Spieler über das Spielfeld bewegen oder diese alternativ zum Kauf weiter Karten einsetzen können. Sonderkarten gewähren eine zusätzliche Aktion, müssen aber meist nach ihrem Einsatz aus dem Spiel genommen werden. 
Veränderungen im Vergleich zu Wettlauf nach El Dorado finden nur im Detail statt. So gibt es jetzt neben, Paddel, Machete und Goldmünze noch ein viertes Laufsymbol, die Fackel. Neue Spielelemente sind die über den Spielplan verteilten Wächter. Diese funktionieren ähnlich wie die Höhlenplättchen aus dem Grundspiel. Zu Spielbeginn wird auf die Wächter verdeckt ein Marker abgelegt, der getriggert wird, falls ein Spieler seinen Zug direkt neben einem Wächter beendet. In den meisten Fällen sind mit diesen Markern Vorteile für die anderen Spieler verbunden. Das gilt auch für die neuen Barrikaden, die eine analoge Symbolik aufweisen.
Das interessanteste neue Spielelement sind jedoch die Goldmünzen. Diese gibt es jetzt nicht nur in virtueller Form, sondern auch als Marker. Jeder Spieler kann davon allerdings nur maximal drei gleichzeitig haben. Sie können einzeln für die Bewegung oder in Kombination mit Handkarten zum Einkauf ausgegeben werden. Passt ein Spieler und macht weder eine Bewegung oder tätigt einen Einkauf, so erhält er eine Goldmünze. Damit wird auch das Passen zu einer zusätzlichen und interessanten Option während des Spiels.


Spieletester

26.04.2020

Fazit

Als Erstes fällt leider auf, dass sich in der Schachtel insbesondere bezogen auf die Geländeplatten deutlich weniger Material als noch bei Wettlauf nach El Dorado befindet. Damit ist sowohl die Varianz als auch der langfristige Spielspass deutlich eingeschränkt, wenn man Wettlauf nach El Dorado – Die Goldenen Tempel als eigenständiges Spiel benutzen möchte. Zudem gibt es gerade einmal vier mickrige Aufbauvorschläge. Sorry, aber das ist definitiv viel zu wenig. Deutlich besser sieht es hingegen aus, wenn man das Material eventuell mit einem schon vorhandenen Grundspiel kombinieren kann. Insofern muss sich Ravensburger hier definitiv die Frage gefallen lassen muss, warum Wettlauf nach El Dorado - Die Goldenen Tempel nicht als Erweiterung statt als eigenständiges Spiel auf den Markt gebracht wurde? 
Auf alle Fälle ändert sich das Spielgefühl im Vergleich zum Grundspiel. Es gibt jetzt nicht mehr, wie noch im Vorgänger, den direkten Wettlauf, bei welchem man zu jeder Zeit weiß, welcher Spieler der Führende ist. Auch die Taktik des Verbauens von idealen Wegen kann damit nicht mehr im gleichen Maße angewendet werden.
Zudem finden sich hinter dem eigentlichen Spiel leider einige irritierende und in meinen Augen unschöne redaktionelle Mängel. So gibt es z.B. keine explizite Auflistung des Spielmaterials, was insbesondere im Hinblick auf die Vermischung des deutschen und des englischen Kartensatzes von Nachteil ist. Während z.B. aus der auch in Deutschland verwendeten englischen Kartenbezeichnung Tutor die deutsche Bezeichnung Tutorin wurde, bleiben hingegen die ungebräuchlichen Bezeichnungen Master (Kapitän) und Skipper (Steuermann) unangetastet. Das Papp-Inlay mag zwar schön aussehen und dadurch werden auch die kleineren Geländeplatten fixiert, für die Große Platte hingegen gilt dies nicht. Im schlechtesten Fall kann diese durch Verrutschen sogar verbogen oder beschädigt werden. Auch in der Spielregel finden sich leider einige Regelunklarheiten.
Ich bin mit Wettlauf nach El Dorado - Die Goldenen Tempel leider nicht wirklich warm geworden. Für ein eigenständiges Spiel gibt es hier zu wenig Material und das Spielerlebnis unterscheidet sich nicht großartig vom Grundspiel. Dazu kommen die Schnitzer in der redaktionellen Bearbeitung und das schlechte Preis-Leistungs-Verhältnis.
Insofern kann ich das Spiel den Lesern leider nicht guten Gewissens als eigenständiges Spiel empfehlen, sondern würde hier in jedem Fall zum Grundspiel Wettlauf nach El Dorado raten. Spieler hingegen, die das Grundspiel und die Erweiterung schon ihr Eigen nennen, ein paar neue Spielideen und Abwechslungen suchen und zudem bereit sind, den aufgerufenen Preis zu bezahlen, können zugreifen.

Redaktionelle Wertung:

Plus

  • einige nette neue Spielideen und Aktionskarten
  • bei nun vier Bewegungssymbolen wird Passen zu einer sinnvollen Option
  • große Variabilität, wenn Grundspiel und Erweiterung vorhanden
  • Spielstand während der Partie nicht offensichtlich

Minus

  • für ein eigenständiges Spiel zu wenig Geländeplatten für langfristige Varianz
  • lediglich vier Aufbauvorschläge für das gelieferte Spielmaterial
  • Irritationen durch fehlende Auflistung des Spielmaterials
  • keine eigenständigen englischen und deutschen Kartensätze
  • manche Karten sind nicht ins deutsche übersetzt (Skipper, Master)
  • dafür sind andere allein wegen des Geschlechts übersetzt (Tutorin, Studentin)
  • kein wirklicher Wettlauf mehr (nur noch zeitlich)
  • einige Regelunklarheiten
  • durch nutzloses Schachtelinlay liegt die große Geländeplatte nicht sicher in der Schachtel
  • bei weniger Material genau so teuer wie das Grundspiel

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Details

Auszeichnungen:
Spieleranzahl: 2 bis 4
Alter: ab 10 Jahren
Spieldauer: 30 bis 60 Minuten
Preis: 35,00 Euro
Erscheinungsjahr: 2019
Verlag: Ravensburger
Autor: Reiner Knizia
Grafiker: Franz Vohwinkel
Zubehör:

Spielregel (deutsch, englisch)
Spielaufbauanleitung (deutsch, englisch)
Eine große Geländeplatte
Drei kleine Geländeplatten
Drei Tempelplatten
Sechs neue Barrikaden
Vier Spielerleisten (eine pro Spielerfarbe)
Eine Marktleiste
Startspielermarker
Acht Spielfiguren (Holz – je zwei in vier Spielerfarben)
12 Edelsteine (Kunststoff - jeweils vier in drei Farben)
Acht Wächterplättchen
12 Goldmünzenplättchen
32 Basiskarten (jeweils acht pro Spielerfarbe)
54 Marktkarten (jeweils drei pro Typ)
64 englische Karten (zusätzlich)

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