Bruxelles 1897

Brüssel war lange Jahre ein Zentrum der westlichen Technik- und Kunstwelt. Innerhalb weniger Jahre fand dort mehrfach die Weltausstellung statt (1888, 1897, 1910). Dem Jahr 1910 hat sich bereits ein Spiel gewidmet, nun reisen wir ins Jahr 1897. Willkommen im Zeitalter der Art Nouveau!

Dieses Spiel wird mit englischsprachiger Anleitung geliefert. Das Spielmaterial ist sprachneutral. Zum Zeitpunkt dieser Rezension ist eine deutsche Ausgabe geplant, aber noch nicht am Markt.

Spielziel

Die Spieler betätigen sich in der Architekturszene. Jede Runde schickt man seine Gehilfen aus, um Aktionen durchzuführen und sich Mehrheiten zu sichern. Am Ende jeder Runde werden Mehrheitsboni ausgeschüttet. Wer nach vier Runden die meisten Siegpunkte hat, gewinnt das Spiel.

Spielablauf

Vor uns liegt ein kleiner Spielplan, der hauptsächlich für Siegpunkte und andere Fortschrittsleisten dient. Viel wichtiger sind die Karten in der Auslage, deren Aktionen ich mir mit meinen Architekten sichern kann. Doch welche Assistenten schicke ich wohin? Je stärker sie sind, desto höher meine Chance auf Mehrheiten. Gleichzeitig kostet die Aktion aber auch mehr Geld ...
Beginnend mit dem Startspieler schicken die Spieler reihum einen Architekten aus, um Kunstwerke zu erschaffen, diese zu verkaufen, Baumaterial zu sammeln, Häuser zu errichten und sich die Unterstützung der Adeligen oder den Startspieler zu sichern. Wie viele Adelige ich gleichzeitig nutzen kann, hängt von meinem Stand auf der Adelsleiste ab
Jede Aktion kann nur von einer Person genutzt werden. Außer den Aktionen in Brüssel selbst: Dort muss man nichts zahlen, dafür muss man meist mehr als nur einen Architekten gleichzeitig in den Kampf schicken. Wer keine Aktionen mehr ausführen kann oder will, passt und erhält ein kleines Einkommen.

Mehrheiten am Rundenende

Für jede Spalte wird überprüft, wer die stärkste Gruppe an Architekten ausgesandt hat. Dieser Spieler bekommt den aufgedruckten Bonus. Meist sind das Schritte auf Fortschrittsleisten. Man kann aber auch einen Architekten aus dem Gefängnis holen. Gefängnis? Ja, genau! Wer bei den Brüssel-Aktionen die meisten Personen eingesetzt hat, verliert am Rundenende eine Person genau dorthin. Auch am Spielende sitzen, je nach Spielerzahl, schon ein bis zwei Anhänger pro Spieler ein.
Es gibt dann noch eine spezielle Art von Bonus: Wenn vier benachbarte, in einem Rechteck angeordnete Aktionskarten Abnehmer gefunden haben, erhält der anzahlmäßig am stärksten vertretene Spieler Prestige in Höhe seiner entsprechenden Fortschrittsleiste.

Wertung am Rundenende

Zusätzlich zu den bereits erwähnten Spaltenboni kommen noch Punkte für Kunstwerke, Gebäude... Restpunkte gibt es für unverbrauchtes Baumaterial, Startspielerkarte etc. Wer in der Addition der Siegpunkte den höchsten Wert erreicht, hat das Spiel gewonnen.

Promokarte

Dem Spiel liegt eine Promokarte „Leopold II.” bei (zumindest war das bei uns so). Mit ihm kann sein aktueller Besitzer die Fähigkeit eines fremden Adeligen kopieren, dieser wird als „benutzt”  gekennzeichnet. Als Ausgleich für diesen Nachteil erhält der andere Spieler den Leopold. 

Spieletester

02.04.2020

Fazit

Bruxelles 1897 lebt teilweise davon, dass man seine Gegner über seine Vorhaben im Unklaren lässt. Es soll ja nicht gleich jeder wissen, auf welche Mehrheiten ich spiele! Doch Vorsicht: Wer sich zu lang Zeit lässt, dem schnappen die anderen Aktionen weg. Dann führt der Weg nur noch über Brüssel, was mitunter den Verlust von Personen verheißt ... Der Taktiker in mir frohlockt.

Ein weiterer, äußerst interessanter Konflikt des Spiels besteht in den ausgeschickten Architekten: Schicke ich sie schwach? Oder habe ich das nötige Kleingeld um die Aktion stark zu machen, d.h. für Mehrheiten bessere Chancen zu haben? Geld ist eher knapp bemessen, oft muss man eher notgedrungen Aktionen wählen (z.B. um bestimmte Kunstgegenstände zu bekommen) als gezielt Mehrheiten anzusteuern. Da braucht es schon ein paar Partien Erfahrung, um beides unter einen Hut zu bringen.

Etwas überrascht hat mich die Leopold-Promokarte, da sie nirgends erwähnt wird. Wir haben sie zu den restlichen Edelmännern gemischt und wussten beim Aufdecken nicht, was wir damit tun sollen. Erst eine Recherche im Internet förderte die dazugehörigen Spielregeln zutage, in der Box waren solche nicht zu finden.

Grafisch transportiert das Spiel den Flair von damals perfekt. Schnörkel wohin das Auge blickt, trotzdem bleibt alles gut überschaubar.

Redaktionelle Wertung:

Plus

  • taktisch herausfordernd
  • interessantes Spiel zwischen günstigen, schwachen Optionen und teureren, starken
  • grafisch gut gelungen

Minus

  • es liegt keine Anleitung für die Promo-Karte bei

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Details

Auszeichnungen:
Spieleranzahl: 2 bis 4
Alter: ab 10 Jahren
Spieldauer: 45 bis 60 Minuten
Preis: 23,00 Euro
Erscheinungsjahr: 2019
Grafiker: Vincent Joassin
Zubehör:

1 Spielplan
4 Bonuskarten
1 Gefängniskarte
3 Brüssel-Karten
16 Spielsteine
1 Rundenanzeiger
1 Startspielerkarte
28 Architektenkarten
12 Kunstkarten
23 Geldkarten
12 Materialkarten
16 Häuserkarten
19 Edelmannkarten
1 Ausstellungskarte
1 Spielanleitung

1 Promo-Karte: Leopold II

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