Monster Slaughter

In Horrorfilmen gibt es eine oft gezeigte Ausgangslage: Eine Gruppe von College-Studenten oder unbedarften Urlaubern übernachtet in einer einsamen Waldhütte ... Dann nimmt das Grauen seinen Lauf und wahlweise ein Psychopath, ein Kannibale oder gar ein Monster macht Jagd auf diese willkommene Beute. Die Bewohner der Hütte versuchen sich natürlich zu verstecken oder gar den ungleichen Kampf aufzunehmen. Meist leider mit für sie tragischem Ausgang ...

Diese Grundidee übernahm Ankama in seinem Monster-Minaturen-Rollenspiel Monster Slaughter und würzte das Ganze mit einem cleveren Twist. Es sind die Spieler, die eine Monsterfamilie steuern und mit Monster-Papa, Monster-Mama und Monster-Kind Jagd auf die temporären Bewohner der Hütte machen. Auch die Mitspieler steuern jeweils eine Monsterfamilie (zur Auswahl stehen Werwölfe, Aliens, Golems, Mumien, Psychopathen, Vampire und Zombies) und gönnen dabei leider den lieben Mitkonkurrenten nicht das kleinste menschliche Fleischbröckchen unter der Kralle. Allerdings schlachten sich Monster untereinander nicht ab, es gibt ja so etwas wie eine Monsterehre. Aber kleine subtile Hilfen für die Bewohner der Hütte, das sollte schon erlaubt sein. Damit können diese sich vielleicht erfolgreich gegen die anderen Monsterfamilien zur Wehr setzen und sind dann umso hilfloser oder geschwächter, wenn man selbst wieder zum Zug kommt?

Vor Beginn des Spiels gibt es aber einiges an Vorbereitungen zu erledigen. Die Hütte wird aufgebaut und alle vorhandenen Türen geschlossen. Entsprechend der Spielerzahl werden den fünf Räumen jeweils eine bestimmte Anzahl von Objekt-, Fallen- und Aktionskarten zugeteilt. Auf jeden dieser Stapel wird zusätzlich die Charakterkarte eines der fünf Hüttengäste gelegt. Ein Stapel mit sieben nächtlichen Ereigniskarten wird bereitgelegt und jeder Spieler wählt eine Monsterfamilie aus und erhält die drei zugehörigen Charakterkarten. Auf diesen finden sich die notwendigen Hinweise zu den jeweiligen Spezialfähigkeiten, der Aktionsanzahl sowie der Anzahl der zu verwendenden Würfel. Als letztes markiert jeder Spieler geheim, in welcher Reihenfolge die Hüttengäste sterben sollen und welchen der Gäste man selbst unbedingt über die Klinge springen lassen will. Genügend Gründe für spätere Reibereien unter den Monsterfamilien. 

Monster Slaughter läuft rundenweise ab. In jeder dieser Runden aktivieren die Spieler reihum eines der Monster ihrer Familie. Diese starten immer in einem der vier Außenbereiche der Hütte. Mit dem aktivierten Monster können sie entsprechend der Charakterkarte jeweils eine gewisse Anzahl von Aktionen ausführen, bevor der nächste Spieler am Zug ist. Über den Erfolg der Aktionen entscheidet ein Würfelwurf. Wie viele Würfel dabei geworfen werden dürfen, gibt ebenfalls die Charakterkarte vor.

Zudem hat jede der Monsterarten eine Spezialfähigkeit in petto, die entweder bestimmte Boni oder aber Zusatz-Aktionen verleiht. Die Stärke dieser speziellen Fähigkeiten ist nicht zu unterschätzen und sollte in der Planung der eigenen Zugabfolge unbedingt mit einkalkuliert werden. Haben alle Spieler ein Monster ausgespielt, wird ein Nächtliches Ereignis aufgedeckt. Dieses gilt für die gesamte nächste Spielrunde, bis es dann durch ein neues Ereignis ersetzt wird. 

Die den Monstern zur Verfügung stehenden Basisaktionen sind: Positionswechsel, Nachsehen, Opfer erschrecken, Zimmer durchsuchen, Tür aufbrechen und Angriff. Der Positionswechsel erlaubt dem Monster, sich in einen angrenzenden Bereich zu bewegen, allerdings nur, wenn der Zugang frei ist. Wird das Nachsehen ausgewählt, kann sich der Spieler geheim die oberste Karte des jeweiligen Raumstapels ansehen. Ideal also gleich zu Anfang des Spiels, wenn sich die Gäste in der Hütte noch nicht versteckt haben. Da Monster keine Türen öffnen, brechen sie diese logischerweise auf. Das erzeugt aber ordentlich Krach und der Gast, der sich in diesem Raum befindet versteckt sich. Das bedeutet aber gleichzeitig, dass der Kartenstapel des jeweiligen Raumes gemischt wird und die Gastkarte nicht mehr oben liegt. Hat sich ein Monster in ein Zimmer bewegt, kann es dieses durchsuchen. Für jede erfolgreiche Aktion zieht er dabei eine Karte vom Raumstapel. Aktions- bzw. Objektkarten nimmt er dabei auf die Hand. Findet er den Gast, so wird dieser sichtbar und in den Raum gestellt. Aber Vorsicht, es ist auch möglich auf eine Falle zu stoßen. Ist ein Gast sichtbar, so kann er erschreckt oder aber angegriffen werden. Hat das Monster einen Gast erfolgreich erschreckt, so kann es diesen in angrenzende Bereiche versetzten, z.B. um ihm dem Einfluss einer anderen Monsterfamilie zu entziehen. Kommt es zum Angriff, können die anderen Spieler dem Gast eventuell mit speziellen, gefundenen Objektkarten unter die Arme greifen, ansonsten kann sich dieser nur mit der eigenen Spezialfähigkeit und den Konterwürfeln verteidigen. Auch beim Kampf wird gewürfelt. Dessen Ausgang ist natürlich ein wenig glücksabhängig und die Palette der Ergebnisse reicht von der Vertreibung des Monsters über den Verlust von Lebenspunkten bis hin zum Tod. Hat ein Spieler mit seinem Monster einen Gast getötet, so erhält er Siegpunktmarker.

Das Spiel endet, wenn entweder alle Hüttengäste getötet wurden oder aber die Bewohner acht Runden lang die Angriffe der Monster vereiteln konnten und es Überlebende gibt, wenn sich die Monster zurückziehen, weil die Sonne aufgeht. Anschließend werden die Siegpunkte addiert. Diese gibt es nicht nur für getötete Hüttegäste, sondern auch für aufgebrochene Türen oder die richtige eigene, geheime Planung. 

Spieletester

21.11.2019

Fazit

Wow, was für eine Ausstattung! Das hört man immer wieder, wenn die Schachtel von Monster Slaughter geöffnet und das Spielmaterial aufgebaut wird. Hier hat Ankama ganze Arbeit geleistet. Grafik und speziell die Miniaturen der 21 Monster und der 10 Hüttengäste sind sehr detailliert und überaus atmosphärisch. Die Regeln sind schnell erklärt und leicht verständlich. Kein Kompexitätsmonster, kein Dungeon-Crawler mit zig Zusatzregeln. Einfach aufbauen, losspielen und Spaß haben. Hier muss man allerdings das GROSSE ABER anbringen: Spaß kommt in einer Spielgruppe bei Monster Slaughter nur auf, wenn alle mit dem Thema und dem damit verbundenen schwarzen Humor auch umgehen können. Ist das alles gegeben, so kann der Ami-Trasher seine ganze Pracht entfalten. 

In den Spielrunden heißt es taktisch zu planen, den Mitspielern in die Suppe zu spucken, aber auch vom Glück abhängig zu sein. Dies allerdings in einer ausgewogenen Mischung. Zu keiner Zeit kommt das Gefühl auf, gespielt zu werden. Dazu kommt der hohe Interaktionsgrad, der auch die eigenen Emotionen bestens bedient. Schadenfreude und Verzweiflung gehen hier gern mal Hand in Hand. Natürlich wird Monster Slaughter nicht permanent auf den Tisch kommen, dann verlöre es schnell seinen Reiz, trotzdem ist es immer wieder abwechslungsreich und für einen hohen Wiederspielwert ist sowieso gesorgt. Fünf Überraschungsgäste und acht spezielle Szenarien warten auf ihren Einsatz.

Der in der Spielelandschaft noch recht neue Verlag Boardgame Box übernahm dankenswerterweise die deutsche Lokalisation und den Vertrieb im deutschsprachigen Raum und macht damit diese Ami-Trash-Perle vielen Spielern zugänglich. Zudem hat Boardgame Box schon eine Vielzahl weiterer sehr interessanter Spiele im Portfolio bzw. in Planung, von denen wir demnächst hoffentlich hier berichten können. 

Also, Halloween kommt auch in diesem Jahr ganz bestimmt wieder. Ladet Freunde ein, stellt Getränke kalt und genießt Monster Slaughter. Es lohnt sich! Absolute Kaufempfehlung! 

Redaktionelle Wertung:

Plus

  • unglaublich tolle Ausstattung
  • viele strategische Ansätze
  • hohe Interaktion
  • extrem hoher Spaßfaktor
  • hoher Wiederspielwert durch spezielle Szenarien

Minus

  • nicht zu unterschätzender Glücksanteil
  • man muss mit dem schwarzen Humor umgehen können
  • geeignete Spielgruppe notwendig

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Details

Auszeichnungen:
Spieleranzahl: 2 bis 5
Alter: ab 14 Jahren
Spieldauer: 45 bis 60 Minuten
Preis: 90,00 Euro
Erscheinungsjahr: 2018
Autor: Henri Pym
Grafiker: Édouard Guiton
Zubehör:

- Spielregel
- Heft mit acht Szenarien
- 3D Hütte mit vier Innenwänden und vier Gartenplatten
- Neun Türen
- Fünf Blockaden
- 3D Geräteschuppen mit Grundplatte
- Acht farbige Lebenspunkt-Marker (Kunststoff)
- Fünf grüne Aktionswürfel (W6)
- Fünf weiße Konterwürfel (W6)- Fünf Hüttengäste (Miniaturen mit zugehörigen Charakterkarten)
- Fünf Überraschungsgäste (Miniaturen mit zugehörigen Charakterkarten)
- Sieben Monsterfamilien (Aliens, Golems, Werwölfe, Mumien, Psychopathen, Vampire, Zombies) mit jeweils drei Miniaturen und zugehörigen Charakterkarten
- 42 Objektkarten
- Drei Fallenkarten
- 12 Aktionskarten
- 14 Nächtliche Ereigniskarten
- 200 Marker und Münzen (Pappe)

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