Murder Mystery Party - Tödlicher Wein

Im Keller sollte eigentlich nur der Wein in Holzfässern reifen - ein Fall für den Winzer. Wenn im Keller aber der Winzer selbst, unter die Dielen des Holzbodens gezimmert, schon das fünfte Jahr vor sich hinreift, dann ist das ein Fall für die Polizei.

Die durch ein Erdbeben zu Tage geförderte Leiche des Winzers Underwood wirft Fragen auf, die geklärt werden wollen. Untere anderem natürlich die nach dem Mörder. Die Polizei lädt daher alle Gäste vor, die in jener Nacht, in der Underwood scheinbar spurlos verschwunden war, am Weingut zugegen waren.

Vermutlich zur Freude der Verdächtigen findet das Verhör jedoch nicht als raue Einzelbefragung in einer drögen Kriminalstube statt, sondern im Rahmen eines Dinners auf den Weingut der Underwoods.
Der anwesende Polizeibeamte muss auch gar nicht lange warten, schon liegen sich die Beschuldigten gegenseitig in den Haaren und scheuen nicht davor zurück, eine schmutzige Geschichte nach der anderen auszugraben.

Weinkriege

Was die Ermittlungen nicht unbedingt einfacher macht: Nach und nach scheint jeder der Anwesenden ein Motiv und eine sehr gute Gelegenheit gehabt zu haben, Underwood ins Glas beißen zu lassen.

Da wäre der Cousin des Opfers, Ralph Rottinggrape, der quasi über Nacht nicht nur das Weingut, sondern auch gleich die Witwe, Tiny Bubbles, übernommen hat. Auch der engste Mitarbeiter, Papa Vito, die berühmte Schauspielerin Marylin Merlot, der deutsche Weinhändler und Geschäftsmann Otto von Lemberg und die rivalisierende Weingutbesitzerin Hedy Shablee sind nicht minder verdächtig. Optional wohnen dem Dinner auch noch die Kriminalautorin Bonnie Lass und der Polizist Bud Wizer bei.

Das Schauspiel

Murder Mystery Party – Tödlicher Wein hält, wie für Dinner and Crime-Spiele üblich, für jeden Mitspieler ein eigenes Heftchen bereit. Darin befindet sich nicht nur die Beschreibung dessen Rolle, sondern quasi das Drehbuch für den restlichen Abend. Dies darf natürlich keinesfalls vorab gelesen werden.

In jeder der drei Spielrunden wird anfangs ein Dialog gelesen, was je nach Motivation der Mitspieler gerne sehr theatralisch vorgetragen und ausgeschmückt werden kann. Je mehr die Spieler in ihrer Rolle aufgehen, desto mehr Spaß macht es freilich auch. Im Anschluss an den Dialog finden sich für jeden Mitspieler geheim zwei Vorwürfe in seinem Heft, die er seinen Kontrahenten vor versammelter Runde an den Kopf werfen darf und zwei Verteidigungsstrategien zu Vorwürfen, die in dieser Runde vermutlich über ihn hereinprasseln werden.
Wann welcher Vorwurf gebracht wird ist nicht vorgegeben. Sie werden bunt in das sich wohl entflammende Streitgespräch eingewoben und sind selbstredend das Highlight des Spiels.
Einmal im Spielverlauf wird jeder Gast darüber hinaus einen geheimen Hinweis zum Einsatz bringen, der bis dahin verdeckt vor ihm liegt. Das können geheime Dokumente, Briefe oder anderes kompromittierendes Material sein.

Am Ende jeder Runde, also wenn sich niemand mehr etwas zu sagen hat, hat dann optional noch die inkludierte, durch das Spiel führende App etwas zu sagen. Hier fasst die Erzählerin Brigitte Bordeaux noch einmal alle Hinweise dieser Runde zusammen. Das kommt vor allem Einsteigern sehr zu Hilfe, da mitunter auch Dinge erwähnt werden, die in der Diskussion übergangen, überhört oder vergessen wurden oder einfach nicht die nötige Aufmerksamkeit erhalten haben. Profis können von der Verwendung der App also auch absehen, die Einleitung selbst vorlesen und auf die Zusammenfassungen verzichten.

Achtung: Wie für Dinner und Crime üblich, erfährt der Mörder selbst erst am Ende, dass er es ist. Leider wird zwar dem Täter ein „Du bist der Mörder" präsentiert, jedoch werden die anderen nicht eindeutig darüber aufgeklärt, dass sie es nicht sind. Das hat in unserer Runde von einigen Personen vor der Abstimmung zu der Frage geführt, wann man denn jetzt erfährt, ob man der Mörder ist. In diesem Moment war natürlich klar, dass diese Personen es nicht sind, da sie dies sonst schon wüssten. Zum Glück wurde dieser Frage von den anderen Spielern keine große Bedeutung beigemessen, da sie es – abgesehen vom Mörder – selbst nicht wirklich wussten.
Wir empfehlen daher schon am Anfang des Spiels ausdrücklich darauf hinzuweisen, dass man grundsätzlich nicht der Mörder ist, außer das Rollenheft sagt es anders.

Kein Crime ohne Dinner

Dass Spiele dieses Genres auch den geeigneten Rezeptvorschlag für das begleitende Essen mitliefern, gehört zum guten Ton. Murder Mystery Party nimmt diese Aufgabe jedoch besonders ernst und liefert einen vollständigen Partyplaner mit.

Dieser enthält nicht nur die Anleitung zum Spiel, sondern drei Menüvorschläge inklusive Rezepte (für ein mehrgängiges oder einfaches Dinner oder lediglich Snacks), eine Einkaufsliste zum Ankreuzen, einen Plan für den Tag des Dinners, der vorschlägt, welche Vorbereitungen am besten am Vormittag, am Nachmittag und am Abend durchzuführen sind, sowie Tipps zur Deko und zur Musikbegleitung.
Durchaus vorbildlich.

Spieletester

30.12.2019

Fazit

Murder Mystery Party – Tödlicher Wein erweist sich als guter Einstieg in die Welt des Dinner and Crime.
Der umfangreiche Partyplaner erleichtert dem Gastgeber die Vorbereitungen erheblich.

Die Charaktere sind von sich aus nicht zu extravagant oder verschroben angelegt, sodass jeder Spieler selbst darüber entscheiden kann, wie sehr er sich in die Rolle hineinsteigern, und ob er noch eigene Ticks, Akzente oder ähnliches miteinbringen möchte. Textmäßig werden alle Spieler jedenfalls ausreichend vom Heftchen versorgt.

Erfahrene Spieler, denen es vor allem um den Krimi-Aspekt geht und für die das Lösen des Rätsels einen höheren Stellenwert einnimmt, als einen netten Abend in einer illustren Runde mit gutem Essen verbracht zu haben, werden von der Komplexität der Geschichte vermutlich etwas enttäuscht sein. Akribisches Mitdenken während des Spiels ist nicht gefordert.

Denn die Schlussplädoyers der Rollen fassen noch einmal alles zusammen und entkräften nebenbei noch die letzten Anschuldigungen, sodass eigentlich nur noch eine Person übrigbleibt, bei der das Motiv und die Hinweise eine Täterschaft vermuten lassen. In unserer Testrunde, darunter zahlreiche Dinner and Crime Rookies, fiel der Verdacht jedenfalls einstimmig und ohne Zweifel auf den tatsächlichen Mörder.

Dafür werden im Spiel falsche Hinweise gestreut, die eigentlich sehr eindeutig scheinen, jedoch zu keinem Zeitpunkt erklärt oder gar erneut aufgegriffen werden. Red Herrings sind ja grundsätzlich in Ordnung, ein oder zwei waren uns dann aber doch ein wenig zu drastisch.

Insgesamt also ein schönes Paket für einen netten Dinnerabend, an dem nicht unbedingt die Detektivarbeit, sondern der Spaß im Vordergrund steht.

Redaktionelle Wertung:

Plus

  • Umfangreicher Partyplaner
  • Unterhaltsame Geschichte
  • Perfekt für Einsteiger

Minus

  • Etwas zu einfache Lösung des Rätsels
  • Manche (irreführende) Hinweise bleiben eine Erklärung schuldig

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Details

Auszeichnungen:
Spieleranzahl: 6 bis 8
Alter: ab 16 Jahren
Spieldauer: 90 bis 160 Minuten
Preis: 22,99 Euro
Erscheinungsjahr: 2019
Verlag: Kosmos
Autor: Larry Zacher
Zubehör:

1 Partyplaner
8 Einladungen mit Umschlägen
8 Rollenhefte
6 geheime Hinweise
8 Tischkärtchen

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