Wannabe Football

Das Eckige muss aufs Eckige, das Spiel dauert 10 Minuten und am Ende spielen die Deutschen nicht einmal mit.
Willkommen bei Fußball - Das Kartenspiel.
Verglichen mit manch anderen Mannschaftssportarten weist Fußball eine eher geringe Komplexität auf. Das erhöht die Zugänglichkeit ungemein und ist sicher Mitgrund der großen Beliebtheit. Klar, wer möchte, kann sich näher mit Taktiken und Skills der einzelnen Teams und Spieler beschäftigen. Statistiken und Sportwetten jeder Art geben die Möglichkeit, noch weiter in die Tiefe zu gehen. Für das generelle Verständnis des Spielaublaufs ist das allerdings nicht notwendig.

Und genau da setzt das aus Dänemark stammende Wannabe Football auch an. Hier vertieft man sich nicht in taktische Finessen oder spielt Spielerwerte gegeneinander aus. Nein, hier wird Fußball in Reinkultur gespielt: Der Sport ist wie beim Wuzeln (bundesdeutsch: Kickern) auf das Wesentliche heruntergebrochen, ohne dabei jedoch technische Feinheiten unter den Tisch fallen zu lassen. Der Ball wandert über das Feld, landet im Netz oder auch nicht, es wird gedribbelt und gefoult und ab und zu hat auch der Schiedsrichterassistent etwas zu beanstanden. Verpackt in ein simples Kartenspiel, ohne weiteren Firlefanz.

Kein 3er

Den Platz mit ungleichen Teams zu betreten würde dem sportlichen Gedanken des Spiels nicht gerecht. Daher kann Wannabe Football nur mit einer geraden Spieleranzahl gespielt werden. Zwei oder vier Spieler treten gegeneinander an. Durch die sehr knackige Spielzeit kann das Spiel aber auch bei ungerader Spieleranzahl bedenkenlos hervorgeholt werden. Die klassischen Bar-Regeln (Sieger bleibt am Platz) angewendet, kommt hier jeder mal zum Schuss.

Rote Karte, Grüne Karte

Der Spielablauf wird durch zwei Kartenstapel geregelt. Einerseits die grünen Spielerkarten, die bestimmen, wie sich der Ball auf dem Spielfeld bewegt, andererseits die roten Multikarten, die in bestimmten Situationen wie Torschüssen oder Fouls über den Ausgang selbiger entscheiden.

Die Spielerkarten sind die Handkarten, jeder erhält vier davon. Auf ihnen befindet sich eine Skizze des Spielfeldes, darauf ein gelber Punkt und ein Pfeil, auf manchen zusätzlich ein Stern oder eine Pfeife. Das Spielfeld ist bei Wannabe Football in sechs Zonen eingeteilt, drei auf jeder Spielhälfte. Die Punkte auf den Spielerkarten zeigen an, aus welcher Zone der Ball gerade gespielt wird, die Pfeile, in welche Zone der Ball geschossen wird. Eine Spielerkarte kann grundsätzlich nur dann gespielt werden, wenn sich der Punkt darauf in der Zone befindet, in der sich gerade der Ball befindet.

Wer an der Reihe ist, zieht eine weitere Karte und spielt eine aus der Hand. Hat er keine passende Karte um zu passen, muss er passen. (Ja die Doppeldeutigkeit der Begriffe macht auch der Anleitung zu schaffen, zumindest der englischen.)

Schuss

Karten, auf denen statt des gelben Punktes ein Ball abgebildet ist, stehen für Torschüsse. Hier kommt der Stapel mit den Multikarten zur Anwendung. Dieser fungiert quasi als Würfel. Die oberste Karte wird umgedreht, darauf zappelt der Ball entweder im Netz, prallt von der Stange ab, geht ins Aus oder findet sich bei der Eckfahne wieder.
Torkarten werden einbehalten und bestimmen am Ende des Spiels über das Ergebnis.

Dribbling

Ist der Pfeil auf der Karte zu einer Schleife gebogen, wird der Gegenspieler ausgedribbelt. Wir entziehen ihm eine zufällige Handkarte, die er abwerfen muss, er spielt nun mit einer Karte weniger weiter.
Auf vier Karten aufgefüllt wird erst wieder, wenn der Ball ruht, also bei Toren, Abstößen, Freistößen, Eckbällen, bei Abseits und wenn der Ball ins Out geht (das passiert, wenn beide Spieler hintereinander nicht legen können).

Befindet sich auf der zuletzt gelegten Karte ein Stern, darf wieder der Multistapel befragt werden. Ist darauf ebenfalls ein leuchtender Stern zu sehen, kommt der Starspieler des Teams zum Einsatz - was bedeutet dass man erneut dran ist, jedoch ohne vorher eine weitere Karte nachzuziehen. Auch hier wird also bis zum nächsten ruhenden Ball mit einer Karte weniger gespielt.

Fehler in der Box - Da ist was Foul in der Anleitung aus Dänemark

Auf einer Karte kann auch eine Trillerpfeife abgebildet sein. Hier liegt eine potentielle Foul-Situation vor. Witzig: Dem Gegner kommt nun die Rolle des Schiedsrichters zu. Bemerkt er die Pfeife, bevor er seinen eigenen Zug beginnt, darf er eine Karte vom Multistapel aufdecken. Nun kann es zu einem Freistoß kommen, oder sogar eine gelbe Karte (die bis zur zweiten Gelbe Karte aufbehalten und dann in eine rote getauscht wird) oder gleich eine rote Karte ausgeteilt werden. Die rote Karte muss in die Hand aufgenommen und dafür eine Handkarte geopfert werden. Den Rest des Spiels spielt der Spieler nun also mit einer Karte weniger.
Übersieht der Gegner die Pfeife, und das kommt im Eifer des Gefechts tatsächlich nicht zu selten vor, hat der Schiedsrichter eben nichts gesehen. Durchaus realistisch.

Auch zu einem Elfmeter kann es kommen. Wann? Wenn ein Fehler innerhalb der Box passiert. Hä? Genau. An dieser Stelle haben wir in der Anleitung auf die englische Seite geblättert. Und siehe da, es handelt sich um ein "foul in the box", also ein Foul im Strafraum.

Leider gestaltet sich die Anleitung vom Aufbau her fast so wirr wie ein Fußballer-Interview, in Kombination mit dem Erklärvideo (dieses alleine würde auch nicht reichen) sollten aber alle Regeln klar sein.

Schlusspfiff

Sind alle Spielerkarten aufgebraucht und müssen beide Spieler hintereinander aussetzen, ist das Spiel beendet. Bei einem Unentschieden geht das Spiel ins Elfmeterschießen, wobei die Spieler abwechselnd Multikarten ziehen, um zu sehen, ob sie getroffen haben.
Auch hier bleibt die Anleitung etwas wage.

Wer ausreichend trainiert ist kann sich an die Ländervariante wagen, in der vier verschiedene Länder (Frankreich, Kroatioen, Belgien, England) mit Spezialfähigkeiten zur Verfügung stehen. Diese findet man aber lediglich in der Anleitung, es gibt dafür kein besonderes weiteres Spielmaterial.

Spieletester

26.08.2019

Fazit

Sobald man die eigentlich sehr simplen Regeln aus der manchmal etwas unglücklich strukturierten und mit einigen Rechtschreibfehlern gespickten Anleitung destilliert hat, steht dem Spielspaß eigentlich nichts mehr im Weg.

Ein Match ist schnell gespielt (etwa fünf bis zehn Minuten), sämtliche Mechaniken des Fußballs sind so logisch und passend in das Kartenspiel transportiert, dass tatsächlich die Atmosphäre und Spannung eines Fußballmatches aufkommt.

Die Illustration ist natürlich Geschmacksache. Man sollte sich von dieser aber auf keinen Fall abschrecken lassen, da in einem mitunter hektischen Spiel ohnehin nicht darauf geachtet wird.

Wer ein flottes Kartenspiel sucht, das vor allem für zwei Spieler perfekt geeignet ist, und wer dem Thema Fußball nicht komplett abgeneigt ist, der bekommt mit Wannabe Football ein Spiel geboten, das man immer wieder herausholen kann.

Redaktionelle Wertung:

Plus

  • Relativ simple Spielmechanik
  • Spannende Fußball-Atmosphäre

Minus

  • Anleitung teilweise falsch übersetzt...
  • ...und etwas konfus

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Details

Auszeichnungen:
Spieleranzahl: 2 bis 4
Alter: ab 10 Jahren
Verlag: Game Absorber
Zubehör:

41 Spielerkarten (grüne Rückseite)
19 Multikarten (rote Rückseite)

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