Statecraft

STATECRAFT ist ein politisches Kartenspiel. STATECRAFT spielt zwischen Sozialismus und Kapitalismus. STATECRAFT spielt zwischen Anarchismus und Autoritarismus. Und: STATECRAFT ist ein Kickstarter-Produkt.

Die Hauptinspiration, so wird im einleitenden Kapitel der Spielanleitung über politische Ideologie mitgeteilt, ist die innovative Methode diese Ideologie in einem zweidimensionalen Koordinatensystem darzustellen.
Die vier Achsen sind, vom Nullpunkt aus:

  • gelber Kapitalismus nach rechts
  • roter Sozialismus nach links
  • blauer Autoritarismus nach oben
  • grüner Anarchismus nach unten.

Alles startet bei Null

Die Marker der vier farbigen Fortschrittstracks (siehe oben) auf dem persönlichen Scoresheet starten bei Null und können bis zum Wert sieben verbessert werden.
Auch Geld haben wir keines.
Der Moneymarker kann auf bis fünf Budgetpoints gepimpt werden, Kredite lassen ihn auf bis zu minus fünf rutschen. Aber immerhin bekommen wir einen zufällig gezogenen Fraktionsvorsitzenden, den wir vor unseren Karren spannen und der unsere Partei aus dem Dreck ziehen soll.
Ein echter Anführer eben.
Jeder bekommt noch drei blaue Karten vom Actions - Stapel, sechs zufällige grüne Supporter werden ausgelegt und ein Spieler - jener, der am ehesten in einen Skandal verwickelt werden könnte -
bekommt die "Incumbent"-Karte. Ein Tie-Breaker, der immer beim Spieler mit den meisten Supportern ist. In manchen Fällen wird der Besitzer dieser Karte vom Schicksal in Form von Notallskarten nicht nur gestreift, sondern erwischt. Die "Incumbent"-Karte stutzt dem Führenden also manchmal die Flügel.
Am Ende entscheidet sie aber Gleichstände trotzdem zu Gunsten ihres Besitzers.

Was tun?

Die zu Beginn gezogene Szenariokarte gibt folgende Dinge vor:

1) Anzahl ausliegender Supporter bei Spielbeginn
2) Anzahl zu ziehender Politiker wenn man einen anwerben will
3) Spielende - Bedingung
4) Spielsieg - Bedingung
5) Spezielle Szenarioregeln

Ziel ist sehr oft die meisten Supporter angeworben zu haben. Supporter kommen freiwillig aus der offenen Auslage wenn ihre Bedingungen erfüllt sind. Die Bedingungen beziehen sich auf die vier weiter oben erwähnten politischen Ausrichtungen.
Manche Werte müssen ein Minimum erreichen, manche Werte dürfen ein Maximum nicht überschreiten,
manche Werte sind egal. Gesteuert werden diese Werte durch die Politikkarten. Man schiebt sie oberhalb unter einen Politiker und passt die entsprechenden Werte nach oben an oder man schiebt sie unterhalb unter den Politiker und reduziert die entsprechenden Werte. Dabei muss die Karteneigenschaft zu einer des Politikers passen. Außerdem kostet das Spieler einer Politikkarte Geld, das man von seiner Börse abziehen muss. Manche bringen auch Geld. Politikkarten darf man immer wieder auf drei nachziehen, der Nachschub ist gesichert.

Politiker anheuern oder feuern

Zwei weitere Politiker zur Linken und zwei zur Rechten darf der Parteiführer haben. Insgesamt hat unsere Partei also maximal fünf aktive Mitglieder. Man darf Ausgediente aber wieder feuern. Der Neue muss aber zumindest eine Eigenschaft des Alten mitbringen. Die Karten mit diesem Symbol übernimmt der Neue auch, die anderen werden abgeworfen.

So verändert man permanent die eigene politische Ausrichtung. Wie Fähnchen im Wind drehen wir uns und buhlen um die Gunst der Supporter. Im Fortgeschrittenenspiel kommen noch Aktionskarten ins Spiel, Ereignisse und Notfälle kommen über die Spieler. Am Spielprinzip ändert sich aber nichts, es wird nur destruktiver und gemeiner. Hohe Politik eben. Schmutzig. Korrupt. Bäh!

Spieletester

12.04.2019

Fazit

Politiker haben keine gefestigte Sicht der Dinge.
Sie sind - positiv formuliert - flexibel.
Man könnte aber auch rückgratlos sagen.
Hier agieren wir ähnlich.
Was wollen die Supporter?
OK, give the people what they want!
Ein bisschen mehr Überwachung und Kapitalismus und weniger Anarchie?
Gerne.
Oder darf es was Anderes sein?

Wenn man Politik so begreift, passt der spielerische Hintergrund durchaus zur Mechanik.
Leider macht aber das Thema keinen Spaß.
Und auch nur Marker auf Skalen herumzuschieben befriedigt nicht.
Auch wenn es nur dem Zweck dient, viele Supporter anzuheuern.

Leider ist auch die englische Spielanleitung nicht leicht zugänglich.
Kein Beispiel zeigt einen Spielzug, alles ist nur im Fließtext versteckt.
Dafür finden sie auf drei eng und klein bedruckten Seiten die Namen der Kickstarter Backers.
Exemplarisch dabei:
Jennifer Slack
Paulo Edson
Kevin Kainula
Emma-Louise Donald
Ich würde sagen, die Frauenquote ist etwa 2%.
Hoffentlich haben die Backer und Backerinnen mehr Spaß als wir.

Redaktionelle Wertung:

Plus

  • Mechanik passt zur Politik
  • Klug halbierte Politikkarten

Minus

  • Schlechte Regel
  • Kaum motivierend
  • Marker verrutschen leicht
  • Schachtelinlay wirkt überlegt, ist aber eher unbrauchbar

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Details

Auszeichnungen:
Spieleranzahl: 2 bis 6
Alter: ab 14 Jahren
Spieldauer: 30 bis 60 Minuten
Preis: 30,00 Euro
Erscheinungsjahr: 2018
Grafiker: Zak Eidsvoog
Zubehör:

42 Supporterkarten
50 Politikkarten
10 Szenariokarten
10 Parteiführerkarten
20 Politikerkarten
30 Aktionskarten
24 Ereigniskarten
6 Notfallkarten
1 Incumbent - Karte
12 Hilfekarten
6 Punktemarkierungspläne
24 Punktemarker
Spielregel

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