Mayfly

Das Leben als Eintagsfliege bietet recht wenige Möglichkeiten.
Als Larve: fressen was reingeht.
Als fertige Eintagsfliege: Sex bis zum Abwinken.
Danach ist Feierabend.
Klingt nach männlicher Traumvorstellung :-)

Was japanische Spiele oft auszeichnet, ist der sparsame Umgang mit dem Spielmaterial. Mit nur 36 Karten und acht kleinen Holzscheiben spielen wir das Leben und Lieben einer Eintagsfliege nach. Das Spielmaterial wird aber auch kreativ eingesetzt.
Die Karten stellen einerseits Nahrung, andererseits Liebesherzen dar.
Die Holzscheiben sind im ersten Teil des Spiels - dem Larvenstadium - Nahrung,
im zweiten Teil - dem Leben als erwachsene Eintagsfliege - bedeuten sie Lebensenergie.

Larve füttern

Gemeinsam päppeln wir die Larve auf.
Sie startet mit einem fast vollen Magen (sechs der acht Magenplätze sind besetzt) und mit jedem Zug frisst sie einen braunen Nahrungschip. Mit den Handkarten - sie werden verdeckt gelegt - füttert man die Larve und lässt sie auch weiterwachsen. Die Kartenbox hat seitlich einen kleinen Schlitz. Ihr Inneres ist quasi der Magen, in dem die Futterkarten landen.
Als kleine, frische Larve hat sie noch nicht viel Hunger, erst nach einem oder beiden möglichen Entwicklungsschritten verdaut sie ordentliche Futtermengen und der Magen leert sich rascher.
Große Futterkarten bringen auch viele Herzen mit.
Die Spielanleitung weist zwar darauf hin, dass das Verfüttern dieser Herzen wichtig ist. Sie lässt uns aber an dieser Stelle noch im Unklaren warum. Uns Spielern stehen nämlich in der zweiten Spielphase nur die im Larvenstadium wirklich verfütterten Karten zur Verfügung.
Etwas hungern lassen und dann eine große Portion füttern ist der Plan.
Manchmal verhungert unser Tierchen dabei auch.
"Living on the edge", wie Aerosmith singen, ist angesagt.
Schlecht gefüttert heißt gleichzeitig wenig "herzlich".
Ist der Stapel der Nahrungskarten aufgebraucht, beginnt die Partnersuche.

Vier mögliche Partner warten

Auf dem Weg zu einem möglichen Rendevous muss die tapfere Eintagsfliege vier Fressfeinden entkommen. Dazu spielen wir Karten mit Herzen möglichst passend aus. Das Spielen einer Herzkarte kostet einen Chip Lebensenergie. Wir haben aber nur acht davon!
Damit können wir maximal acht Karten spielen.
Für vier Gegner, deren Bekämpfung nahezu immer mehr als eine Karte benötigt, ist das eine knappe Geschichte.
Hier helfen nur starke Futterkarten aus dem Larvenstadium.
Und viel Glück.

Die Partnerbörse

Welchen Partner die überlebende Eintagsfliege für den kurzen Lebensrest bekommt, hängt von der Verteilung der gespielten Herzkarten ab. Für das Spiel selbst hat dies keine Bedeutung. Verlag und Autor liefern dazu aber noch kleine japanische Geschichten und lassen das Spiel versöhnlich und freundlich ausklingen.
Die Übersetzung zweier dieser philosophischen Endgedanken ins Englische erledigte Yuhei Mukai für mich. Thanks. Die deutschen Versionen stammen von mir.

"In tiefer Liebe verbunden haben wir viele Eier erschaffen. Sie wurden gehätschelt und unsere Kinder wuchsen heran. Unsere Nachkommen gedeihen prächtig. Vom Himmel wachen wir ewig über sie."

Die abgebildete Karte mit dem Herz erzählt:
"Ja, es war Liebe. Aber wir verzichteten auf Sex und Nachkommen, es verkürzt unsere Leben. Wir entschieden uns für ein Leben zu Zweit. Wir liebten uns und lebten glücklich bis zum Ende."

So ähnlich wird's wohl auf den Karten stehen.
Für Korrekturen bin ich dankbar.

Spieletester

23.01.2019

Fazit

Andere Länder - andere Sitten.
Japanische Spiele sind anders.
Man muss sich auf diese fremde Welt mit ihren ungewohnten Denkmustern einlassen.
Leider hat man hier - trotz spielerischem Wohlwollen meinerseits - insgesamt zu wenig Einfluss auf das Spiel.
Das Leben als Larve ist prinzipiell recht einfach.
Man überlebt es.
Das Liebeswerben als erwachsene Eintagsfliege jedoch deckt jede Jugendsünde schonungslos auf.
Nur optimales Spiel als Larve ermöglicht späteres Liebesglück.
Der Lerneffekt lässt zwar bessere Ergebnisse zu, aber wie gut auch immer die Larve durch gut abgestimmte Kooperation gefüttert wurde, ohne Glück bleibt der Partner unerreichbar.
Schade.

Redaktionelle Wertung:

Plus

  • Sehr nettes Thema
  • Cooles Layout
  • Klein und handlich

Minus

  • Nur mit japanischer Spielregel ausgestattet
  • Englische Spielregel (aus BGG) etwas unklar
  • Gewinnt man nur sehr selten
  • Wenig steuerbar

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Details

Auszeichnungen:
Spieleranzahl: 2 bis 4
Alter: ab 9 Jahren
Spieldauer: 20 Minuten
Erscheinungsjahr: 2018
Verlag: Japon Brand
Autor: Kyu Takai
Zubehör:

24 Nahrungskarten
1 Entwicklungskarte (doppelseitig)
7 Aufgabenkarten
4 Partnerkarten
8 Nahrungs- bzw. Energiescheiben
die Kartenschachtel mit Vorderseite und Rückseite
2 japanische Spielregeln (für das Larvenstadium und für das Erwachsenenstadium)

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