Calimala

Die Gilde der Stoffveredler und Stoffhändler, die „Arte di Calimala”, war in Florenz im späten Mittelalter sehr mächtig. Ihre Mitglieder hatten mit dem Stoffhandel eine der Hauptquellen des Wohlstandes in ihrer Hand und versuchten damit, die zivile Macht der Republik an sich zu reißen.

Die bedeutende Kulturlandschaft der Toskana, wo in der Antike die Etrusker heimisch waren, ist mit ihrer Hauptstadt Florenz der Mittelpunkt in Calimala. Auf dem Spielplan wird dies dadurch deutlich, dass alle Handelswege in Florenz starten. Per Schiff werden die Städte Barcelona, Lissabon und London erreicht, über Land die Metropolen Hamburg, Brüssel und Troyes. Neben dem Palazzo Vecchio sind noch drei weitere monumentale Gotteshäuser sowie Kunstwerke in der Entstehung.

Als Gildenmitglieder konkurrieren die Spieler in Florenz um Macht, Reichtum und Ansehen, indem sie edle Stoffe an fremde Städte liefern, den Bau von Bauwerken vorantreiben und für Kunstwerke spenden. Dazu senden sie ihre Angestellten in die Prachtstraßen der Stadt, wo sie Aktionen mehrmals ausführen und sogar in den Stadtrat kommen können. Dadurch werden weitere Wertungen ausgelöst, auf die es sich einzustellen gilt.

Gesteuert werden die Aktionen durch die acht Aktionsplättchen, die auf dem Stadtplan zwischen den Verbindungsstraßen ausliegen. Ein neuntes ist fest aufgedruckt und bildet somit den Mittelpunkt. Immer zwei Plättchen werden durch eine Straße verbunden. Der Stadtrat im Palazzo Vecchio hat neben den vier Feldern für Kunstwerke insgesamt 15 Sitze, die zu Beginn mit Wertungsplättchen belegt sind. Die erreichbaren Städte haben jeweils zwölf Felder für die Lieferung von Stoffen.

Jeder Spieler hat zusätzlich noch ein eigenes Tableau mit Werkstätten für produzierte Stoffe, Lagerhäuser zur Aufbewahrung von Holz, Stein und Marmor sowie einen Hafen, wo bis zu drei eigene Schiffe vor Anker gehen können. Außerdem gehören noch Markierungsscheiben, Materialwürfel, drei Schiffe, drei Handelshäuser in der jeweils eigenen Spielerfarbe sowie zwei Werkstattplättchen und neutral weiße Markierungsscheiben zur Grundausstattung. Zu Spielbeginn bekommt noch jeder eigene Wertungskarten sowie eine Aktionskarte.

Spielablauf

Ein Spieler, der am Zug ist, legt eine seiner Scheiben auf den Stadtplan und darf dann die beiden angrenzenden Aktionen durchführen. Insgesamt stehen neun Aktionen zur Auswahl, die teilweise selbsterklärend sind.

Baustoffe bekommen die Spieler über die Aktionen Holz, Stein und Marmor. Sie werden dann in Form von kleinen Holzquadern im eigenen Lagerhaus abgelegt. Weil dort aber nur jeweils vier sortenreine hineinpassen, werden die Spieler quasi gezwungen, diverse Bau-Aktionen durchzuführen. Handelshäuser in fremden Städten, Schiffe für den Seetransport oder neue Tuchwerkstätten stehen hier bereit. Mit der Aktion Weben wird pro eigener Werkstatt ein Stoffballen hergestellt und dort auch abgelegt. Weil das Tuch aus Florenz in ganz Europa begehrt ist und ordentlich Geld und Ansehen bringt, muss es natürlich in die Städte gebracht werden. Mit der Transport-Aktion darf ein Stoffballen pro Handelshaus per Landweg in die Städte geliefert werden. Um die Seehäfen zu erreichen, wird die Aktion Schiff genutzt. Pro Schiff darf wieder ein Stoffballen geliefert werden, diesmal allerdings auch mehrere in eine Stadt. Wer sich eher als Kunstmäzen sieht, spendet mit der Aktion Kunstwerk einen Marmorwürfel für eines der vier Gebäude der Stadt. Und wer beim Kirchenaufbau helfen möchte, tut dies, indem er die Aktion Spenden wählt und dann entsprechende Materialwürfel für die Kathedrale Santa del Fiore oder für die Kirchen San Miniato oder Santa Croce legt.

Mitspieler partizipieren

Der aktive Spieler darf mit einer eigenen farbigen Scheibe beide angrenzenden Aktionen ausführen, aber mindestens eine davon. Kann er eine davon nicht ausführen, zieht er als Entschädigung eine Aktionskarte vom Nachziehstapel. Diese können jeweils vor oder nach einer Aktion als separate Aktion ausgespielt werden. Legt er eine weiße Scheibe, darf er beide Aktionen ausführen. Anschließend führen alle Spieler, deren Scheiben im gleichen Stapel liegen, ebenfalls beide Aktionen durch. Wer also ganz früh seine Scheibe auf ein beliebtes Aktionsfeld legt, kann bis zu dreimal jeweils zwei Aktionen ausführen.

Wer in den Stadtrat einzieht, löst Wertung aus

Sobald eine vierte Scheibe auf ein Aktionsfeld gelegt wird und die drei obersten Scheibenbesitzer ihre Aktionen ausgeführt haben, kommt es zu einer Wertungsphase. Dazu wird die unterste Scheibe auf das nächste freie Wertungsplättchen im Stadtrat gelegt und löst somit eine Wertung aus. Dazu zählen alle Spieler ihre Holzwürfel in den entsprechenden Kategorien. Jede einzelne Stadt, jedes im Bau befindliche Gebäude, alle Kunstwerke, Hafenstädte, Handelsstädte und alle Spenden werden im Verlauf einer Partie Calimala gewertet. Für die jeweils drei bestplatzierten Spieler gibt es Siegpunkte. Bei Gleichstand zählen die Sitze im Stadtrat und die gespendeten Kunstwerke.

Sind alle 15 Wertungen ausgelöst oder hat ein Spieler alle seine Scheiben auf den Stadtplan gelegt, endet das Spiel. Bei der Schlusswertung werden noch die Wertungskarten der Spieler aufgedeckt und entsprechende Punkte verteilt. Wer am Ende die meisten Punkte sammeln konnte gewinnt.

Spieletester

28.07.2018

Fazit

Bei Calimala dreht sich von Anfang an alles um Mehrheiten. Trotz der zwölfseitigen Anleitung ist das Spiel schnell verinnerlicht und spätestens nach der dritten Runde auch für jederman rund. Die einzelnen Aktionen sind schnell erledigt und die Downtime auch aufgrund des mehrfachen Aktionsschematas durch die farbigen Scheiben relativ gering. Denn auch wer gerade nicht selber am Zug ist, kann so in den Genuß von Aktionen kommen. Wie ich finde, sucht diese elegante Spielmechanik seinesgleichen.

Allerdings muss man auch immer die nächsten, möglichen Wertungen im Stadtrat im Blick haben und nach Möglichkeit vorbereitet sein. Taktisch und strategisch liegt hier ein fein verwobenes Spiel auf sehr hohem Niveau mit einer innovativen und neuartigen Aktionsauswahl mit mehrmaliger Belohnung für den erstplatzierten Stein vor.

Der farblich eher defensiv ausgerichtete Spielplan kommt ohne viel Schnickschnack daher. Er ist auf jeden Fall kein Blendwerk, denn alles ist sinnvoll angeordnet und von jedermann sofort erfassbar. Da die Aktions- und Wertungsplättchen zu Spielbeginn variabel verteilt werden, gleicht auch keine Partie der anderen. 

Das Abwägen des eigenen Nutzens mit der Gewährung zusätzlicher Aktionen für die Mitspieler birgt großes Potenzial, macht aber auch den Charme und den Reiz des Spieles aus. Wie ich finde, eines der Highlights des Jahrgangs und unbedingt zu empfehlen.
Redaktionelle Wertung:

Plus

  • interessante Zugauswahlmöglichkeiten mit zusätzlichem späterem Effekt
  • einfacher Spielablauf

Minus

  • eher magere Illustration des Spielplanes

Teilen mit facebook twitter

Kommentar verfassen

Details

Auszeichnungen:
Spieleranzahl: 3 bis 5
Alter: ab 12 Jahren
Spieldauer: 45 bis 75 Minuten
Preis: 42,99 Euro
Erscheinungsjahr: 2017
Autor: Fabio Lopiano
Genre: Strategie, Taktik
Zubehör:

1 Spielplan
8 Aktionsplättchen
15 Wertungsplättchen
55 Karten
- 45 Aktionskarten
-10 Wertungskarten
5 Spielertableaus
65 Holzscheiben (je 13 in fünf Spielerfarben)
200 hölzerne Materialwürfel (je 40 in fünf Spielerfarben)
15 hölzerne Schiffe (je 3 in fünf Spielerfarben)
15 hölzerne Handelshäuser (je 3 in fünf Spielerfarben)
10 Werkstattplättchen
1 Marker „aktiver Spieler”
10 weiße Holzscheiben
5 „50” Siegpunkte-Plättchen
2 Spielanleitungen (Deutsch & Englisch)

Anzeige

Statistik

Derzeit findest Du auf spieletest.at 7210 Gesellschaftsspiele-,
1656 Videospielrezensionen
2309 Berichte.