Im Namen Odins

Die Zeit des Jarls neigt sich dem Ende zu. Und da der alte Mann keine Nachkommen hinterlässt, ist die Frage der Nachfolge völlig offen. Unnötig zu erwähnen, dass viele junge Clanführer hier ihre große Chance sehen. Aber wenn die Zeit kommt und der Jarl seinen wohlverdienten Platz in Walhall einnimmt, kann nur einer der Auserwählte des Allvaters sein.
Und jeder der Spielenden wäre es gerne. Um diesen Traum zu realisieren, gilt es allerdings zunächst, die Mit-Wikinger von uns zu überzeugen. Wer traut sich also am weitesten hinaus auf die Weltmeere, wer bringt die meiste Beute heim, wer kann die mächtigsten Helden unter sich vereinen?

Es kann nur einen geben!

All diese Dinge werden in Im Namen Odins in Zügen geregelt. Ein Zug ist in Aktionsphase und Nachziehphase unterteilt, die Aktionsphase ist das Herzstück des Spiels. In jedem Zug dürfen wir grundsätzlich beliebig viele Aktionen ausführen – vorausgesetzt, wir können sie bezahlen. Unser Ziel ist dabei immer uns bestmöglich auf Raubzüge vorzubereiten und diese dann auch durchzuführen, denn das bringt uns Ruhm. Und Ruhm ist genau das, was wir brauchen!

Wenn wir etwas genauer hineinschauen, ist der Weg dahin aber gar nicht so leicht. Denn so ein Raubzug ist eine durchaus aufwendige Sache! Nebst einem Langschiff brauchen wir dafür auch eine Crew, ein Ziel und einen Helden oder eine Heldin, die unsere Truppe anführt. Ganz schön viel Kram, um den wir uns kümmern müssen. Gott sei Dank gibt's für all das Aktionen. Die wollen aber gut durchdacht sein. Orientieren können wir uns für die Planung an der Auslage in der Mitte des Spielfelds. Hier sehen wir die Örtlichkeiten, die der Jarl für die nächsten Raubzüge ausgewählt hat. Selbige sind in drei Zonen unterteilt, die verschiedene Entfernungen zu unserem Ursprungsort symbolisieren. Je weiter wir uns hinaus trauen, desto mehr Ruhm bringt uns das ein – desto besser muss aber auch unser Schiff sein! Das Schiff ist aber nicht die einzige Voraussetzung. Für jeden Raubzug brauchen wir eine bestimmte Kombination aus roten, blauen und schwarzen Wikingern, respektive Kriegern, Händlern und Seefahrern. In der Heldenauslage steht uns außerdem eine Auswahl an tapferen Recken und Reckinnen zur Verfügung, die wir gegen Bezahlung dazu verpflichten können, unsere Truppen anzuführen – ebenfalls ein Muss für jeden Ausflug. Zurück zuhause in unserem heimeligen Dorf können wir weiters diverse Gebäude bauen, jeweils genau eine Werft, ein Haus des Jarls, eine Schmiede, ein Gasthaus und einen Runenkreis.

Für all diese Aktionen stehen uns verschiedene Ressourcen zur Verfügung. Dabei lukrieren wir jede dieser Ressourcen über unsere Handkarten. Sechs davon haben wir immer auf der Hand, auf jeder sind zwei Symbole abgebildet. Viele davon können wir auf verschiedene Arten verwenden. Mit einem blauen Symbol etwa können wir Seefahrer rekrutieren oder auch ein Schiff kaufen. Schauen wir ein wenig hinter die raue Wikinger-Fassade, sind wir hier tatsächlich bei Herz und Nieren von Im Namen Odins angekommen: Ressourcenmanagment ist alles! Im Endeffekt wirkt das kriegerische Thema sogar etwas gezwungen übergestülpt, denn nach Rauben und Brandschatzen fühlt sich eine Partie nicht an. Stattdessen spielen wir sehr überlegt und versuchen ständig, unsere Ressourcenausgaben zu optimieren. Themenverfehlung hin oder her, die Vielfalt der möglichen Aktionen macht diese Aufgabe absolut spannend und fordernd!

Herrschen ist ein einsames Geschäft

Was bei den ganzen Überlegungen vielleicht ein wenig kürzer kommt, ist die Interaktion. Wie bei vielen Spielen dieses Schlags ist es eher so, dass alle Spielenden über ihrer eigenen Ablage brüten und im stillen vor sich hin brüten. Was man aber schon tun kann (und nach Möglichkeit sollte), ist die Züge der Gegenspielenden aufmerksam beobachten. Denn das lässt dann doch ab und zu einen Rückschluss darauf zu, auf welchen Auftrag es ein bestimmter Widersacher abgesehen hat. Und es ist durchaus unterhaltsam, eben diesen knapp vor der Nase wegzuschnappen – falls möglich.

Der raue, schöne Norden

Optisch gibt es hier nichts zu bemängeln. Das Spielfeld ist groß und sämtliche Zonen klar ersichtlich. Die Gestaltung gefällt sehr, überall haben wir das Gefühl, dass dieses doch große und lange Spiel an vielen Stellen geschickt entschlackt wurde und nirgendwo mehr Symbole oder Elemente aufscheinen als notwendig. Auch das Regelwerk ist, wie von den Jungs und Mädels von NSKN Legendary Games nicht anders zu erwarten, klar formuliert und unmissverständlich. Ein wenig Eingewöhnungszeit brauchen wir dennoch, das ist aber schlicht dem eher fortgeschrittenen Schwierigkeitsgrad von Im Namen Odins geschuldet – und darüber hinaus überhaupt nicht störend.

Spieletester

16.12.2017

Fazit

In Namen Odins ist ein Strategiespiel, das bewährte Mechanismen mit einigen innovativen, gut akzentuierten Neuerungen kombiniert und somit ein frisches Spielgefühl vermitteln kann. Gleichzeitig fühlt man sich als erfahrener Spieler schnell zuhause. Damit steht Im Namen Odins ganz in der Tradition der Spiele von NSKN Legendary Games.

Einzig das Thema wirkt ein wenig gezwungen bzw. übergestülpt, denn wie Klischee-Wikinger kommen wir uns hier nicht vor. Dafür gibt es zu wenig Action – Kalkül und taktische Überlegungen sind die wesentlichen das Spielgefühl transportierenden Dinge. Das macht das Spiel hinter dem Setting aber um nichts schlechter. Insofern können wir getrost eine Empfehlung aussprechen für alle, die ausgewogene, schlau durchdachte Strategietitel mögen!
Redaktionelle Wertung:

Plus

  • Schlau durchdachtes Ressourcenmanagment
  • Klares, unmissverständliches Regelwerk

Minus

  • Thema wirkt übergestülpt

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Details

Auszeichnungen:
Spieleranzahl: 2 bis 5
Alter: ab 14 Jahren
Spieldauer: 60 bis 90 Minuten
Preis: 41,00 Euro
Erscheinungsjahr: 2016
Grafiker: Agnieszka Kopera
Genre: Strategie, Taktik
Zubehör:

1 Regel
1 Spielbrett
5 Spielertableaus
155 Karten
43 Marker
5 Holzmarker
90 Wikingerminiaturen

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