Revenge Of The Dictators

Eigentlich dachten alle, dass das alljährliche Diktatoren-Treffen eine gute Idee sei – sich ein wenig beschnuppern, die Anzahl der Badezimmer in den eigenen Palästen vergleichen, ein bisschen Networking eben. Aber irgendwie wurde die ganze Angelegenheit recht schnell... seltsam.
Dieses Spiel ist nur auf Englisch (und Niederländisch) erhältlich.

Bei Revenge Of The Dictators nehmen alle Spielenden die Rolle von eher finster dreinblickenden Gesellen ein, die allesamt eine bemerkenswerte Ähnlichkeit mit jenen Persönlichkeiten haben, die als „Diktatoren" in die Annalen der Geschichte eingegangen sind. Auch die Namen, Mao „Ze Bong" zum Beispiel, kommen uns teilweise vertraut vor. Etwaige Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind aber mit Sicherheit rein zufällig entstanden.

Jedenfalls haben unsere Bösewichte ein hohes Ziel: Nichts Geringeres als die Weltherrschaft soll es sein! Und da man auf dem Weg zum Diktatoren-Treffen auf Hawaii schon mal durch den U.S.-Zoll gekommen ist, lag die simpelste Möglichkeit, das zu erreichen, auf der Hand: Einfach den Präsidenten der USA überzeugen, seine Macht auf uns zu übertragen!

Alrighty!

Das Problem dabei ist, dass er das nicht einfach so machen wird. Nur für den Fall der Fälle, dass ein Haufen wild gewordener Diktatoren die USA übernehmen möchte, hat man nämlich ein paar Vorkehrungen getroffen. Namentlich einige atomare Langstreckenraketen, Zielkalibrierung auf die Heimatländer der Diktatoren. Bevor wir also den Präsidenten konfrontieren, müssen wir die uns zugeteilten Sprengkörper entschärfen. Und weil es nur Einen geben kann, sollten wir das vor den anderen Spielenden schaffen.

Alle Diktatoren beginnen auf Hawaii. Ganz am Anfang werden ihnen vier amerikanische Staaten zugeteilt, von denen aus auf ihre Heimatländer geschossen werden könnte. Diese gilt es im Laufe des Spiels zu erreichen und dort eine Entschärfung durchzuführen. Von diesen vier Staaten liegen immer drei innerhalb der USA (dort liegen die atomaren Zonen 1 bis 3) und eine außerhalb, also Kanada oder Mexiko (atomare Zone 4).

Das Spiel läuft zugweise ab. In jedem Zug können wir bis zu drei Aktionen durchführen, die Aktionen verhalten sich für uns wie eine Währung. Einmal pro Zug dürfen wir uns für eine Aktion in einen angrenzenden Staat bewegen. Gestrichelte Verbindungen kosten allerdings eine zusätzliche Aktion. Darüber hinaus können wir für eine Aktion eine Handkarte ziehen oder eine Karte ausspielen oder aktivieren. Das auch mehrmals pro Runde, wobei das Ausspielen und Aktivieren einer Karte auch mehr als eine Aktion kosten kann.
Die Karten sind in drei Typen geteilt: Action, Asset und Interruption. Actions und Interruptions sind jeweils nur einmal zu verwenden, Interruptions mitunter auch in den Zügen der Gegner. Assets sind Ausrüstungen, die man erst mal ausspielen muss, um sie dann beliebig oft aktivieren zu können.

Im Wesentlichen war es das auch schon. Das Spiel läuft weitestgehend über besagte Karten, die eine wirklich große Range an Fähigkeiten abdecken. Es gibt einige Zusatzelemente wie zum Beispiel Roadblocks, die aber auch allesamt durch die Karten ins Spiel kommen. Erreicht man einen Staat, in dem man eine Atomrakete entschärfen muss, macht man auch das über Aktionen. Die Bewegung und eine zusätzliche Aktion muss man ausgeben, um einen Würfelwurf zum Entschärfen machen zu dürfen. Bei einer 3 bis 6 ist die Rakete entschärft.
Die Entschärfung einer atomaren Einrichtung in den ersten drei atomaren Zonen, also den USA, vereinfacht jeweils das Überreden des Präsidenten (dazu gleich mehr). Eine Einrichtung aus Zone 4 hingegen ist für das Spielziel nicht direkt relevant. Stattdessen erhalten wir dafür einen einmaligen Bonus.

Unsere Chaoten-Truppe behindert sich allerdings nicht bloß untereinander. Auch die ehrenwerten Gründerväter der USA haben da ein Wörtchen mitzureden! Die werden abermals durch bestimmte Karten repräsentiert. Diese Karten zeigen diverse negative Elemente an, die uns bei unserer Aufgabe mal mehr, mal weniger im Weg sind. Irgendwann steigt außerdem unvermeidlich das Defcon-Level. Jeder Levelanstieg dort hat für die Diktatoren unangenehmen Folgen – anfangs nur ein paar blockierte Straßen, möglicherweise aber irgendwann der komplette Spielabbruch ohne Sieger! Dafür hat aber auch jeder Diktator noch eine Spezialfähigkeit, um nicht ganz wehrlos dazustehen.

Haben wir dann trotz allen Widrigkeiten Washington D.C und damit den Präsidenten erreicht, kann man versuchen, ihn zu überreden, seine Macht auf uns zu übertragen. Dafür hebt man zunächst eine Präsidenten-Karte ab, um zu überprüfen, ob der Präsident überhaupt da ist. Ist er das, trennt uns nur noch ein Würfelwurf vom Sieg. Die Überredung versucht man mit einem zwanzigseitigen Würfel, wobei der Wert, den man erreichen muss, um die Probe zu schaffen, davon abhängig ist, wie viele seiner atomaren Einrichtungen man entschärft hat. Wenn man alle drei Bedrohungen ausgeschaltet hat, reicht eine 8 oder mehr, bei zwei Entschärfungen braucht man schon zumindest eine 14, hat man nur eine Einrichtung entschäft, benötigt manmindestens eine 18 und wer das Wagnis eingeht, einfach auf gut Glück nach Washington zu fahren, schafft es nur bei einer 20. So oder so, wer den Präsidenten als erstes überzeugen kann, gewinnt Revenge Of The Dictators!

Spieletester

03.04.2017

Fazit

Ich hatte nach dem Regelstudium selten so wenig Ahnung davon, wie ein Spiel laufen würde, wie hier. Der Grund dafür ist einfach: Revenge Of The Dictators ist pures Chaos. Die Regeln an sich sind sehr einfach. Mehr als Bewegen und Karten ausspielen gibt es eigentlich nicht. Aber die Karten haben es eben in sich. Nie kann man irgendetwas planen. Das Spiel ist komplett undurchschaubar. Dafür dauert es recht lang, 60 bis 90 Minuten sollte man einrechnen. Normalerweise ist das eine Kombination, die mir nicht besonders gefällt. Hier ist das anders.

Warum? Weil Revenge Of The Dictators so herrlich unverbraucht ist! Das Setting ist wirklich humorvoll umgesetzt, die Kartenfähigkeiten sehr vielfältig, Design und Illustrationen passend. Immer wieder hat uns das Spiel zu einem belustigten Grinsen oder auch bösartigen Kichern gebracht.
Abzüge gibt's beim Material, weil wirklich viele Spielelemente anfangs zu bekleben sind. Ganze 65 nämlich, und davon 30 verflucht klein – und bei keinem einzigen hat der mitgelieferte Sticker die richtige Größe. Meh.

Aber spielentscheidend ist das nicht. Irgendwann ist der recht große Kartenpool zwar dann doch durchgespielt, aber eine ganze Weile lang kann mich Revenge Of The Dictators überraschen und mir damit Freude bereiten – und letztlich ist das doch alles, was wir von einem Spiel wollen.

Redaktionelle Wertung:

Plus

  • frisches Thema
  • witzige Umsetzung

Minus

  • extrem viel Material zum Bekleben
  • Sticker sind zu groß für die entsprechenden Marker

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Details

Auszeichnungen:
Spieleranzahl: 2 bis 5
Alter: ab 13 Jahren
Spieldauer: 45 bis 75 Minuten
Preis: 35,00 Euro
Erscheinungsjahr: 2016
Zubehör:

1 Spielregel
1 Spielfeld
14 Diktator-Karten
66 Action-Karten
31 Interruption-Karten
5 Asset-Karten
15 Gründerväter-Karten
12 Präsidenten-Karten
10 Turn-Tracker-Karten
2 Defcon-Karten
40 Nuclear Facility-Karten
1 Trident Nuclear Deterrent-Karte
1 Trident Nuclear Deterrent-Marker
30 Straßensperre-Marker
5 No-Fly Zone-Marker
15 Nukleare Zone 4-Marker
14 Meeples
5 sechsseitige Würfel
1 zwanzigseitiger Würfel
1 Defcon-Level-Marker

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