Generalship

Ein Geheimtipp unter den Strategiespielen mit (leider) viel Licht und Schatten, das ohne Würfel auskommt. Eine strategische Reise durch die Geschichte Europas

In Generalship wählt jeder Spieler eine der großen Nationen die ab dem 4. Jahrhundert v.Chr. bis ins 19. Jahrhundert n.Chr. die Welt beherrschten. Im Spiel sind diese Nationen Österreich, Frankreich, England und Byzanz.

Angeführt werden diese von einem General der, wie die Nationen selbst, ihren Fußabdruck in der Geschichte hinterlassen haben. Neben so ziemlich allen großen Feldherren der europäischen Geschichte finden sich darunter auch einige aus dem asiatischen Raum, wie z.B. Batu Kahn oder Salah al-Din.
Insgesamt stehen 49 verschiedene Anführer zur Verfügung wobei der Anführer jeder Nation zufällig zugeteilt wird. Somit sind leider historisch inkorrekte Kombinationen nicht auszuschließen, z.B. könnte Österreich von Horatio Nelson und England von Napoleon Bonaparte angeführt werden.

Die Anführer unterscheiden sich nicht nur durch ihre Sonderfähigkeiten, die in verschiedenen Phasen des Spiels Vorteile bringen, sondern auch durch ihre Religionszugehörigkeit sowie Stärken in Land- und Seegefechten.

Genau so unterschiedlich wie die Generäle sind, sind auch die einzelnen Nationen. Dieses Detail ist wieder sehr gut an die Geschichte angepasst, da z.B. Österreich mit wenig Bevölkerung, aber mit einer guten Verteidigung startet.

Produktion und Bevölkerung

Die Produktion der Ressourcen (Nahrung und Eisen), Bevölkerung und Armeeaufstellung ist sehr gut gelöst. Um Ressourcen zu produzieren benötigt man eine Ausreichend große Bevölkerung. Möchte man die Armee verstärken, wird die Bevölkerung reduziert. Da aber auch die Armee erhalten werden muss, damit die Soldaten am Schlachtfeld nicht verhungern oder desertieren, benötigt man wieder eine ausreichend große Produktion. Ein sehr spannender Kreislauf in diesem Spiel, da immer die Balance gewahrt werden muss zwischen einer schlagkräftigen Armee und einer ausreichend großen Produktion.

Die Streitkräfte

Die Armee selbst ist erfreulich abwechslungsreich aufgestellt. Man hat zu Spielbeginn Zugriff auf Infanterie, Bogenschützen, Kavallerie und einen Schiffstyp. Da sich dieses Spiel auf einen Zeitraum von mehr als 2000 Jahren erstreckt wird auch der technologische Fortschritt nicht außer Acht gelassen. Am gemeinsamen Technologiebaum kann jeder Spieler einen neuen Abschnitt erforschen, der dann für alle Spieler nutzbar ist. Dieser ermöglicht das Upgraden der Truppen, zu stärken Einheiten. So entdecken wir am Ende unserer vierstufigen Forschungen das Schwarzpulver und können dadurch unsere Einheiten zu Musketen-Schützen und Kanonieren ausbilden.

Das Spielfeld

Platziert und bewegt werden die Armeen auf einem zufällig generierten Spielfeld, bestehend aus mehreren Hex Feldern. Nur die Ausgangspositionen der Nationen ist definiert und abhängig von der Spieleranzahl.

Jedes Hex Feld repräsentiert eine von vier Geländearten. So müssen sich unsere Armeen durch Ebenen, Wälder, Gebirge und Meere kämpfen, wobei diese großen taktischen Einfluß auf die Bewegungen und Angriffspläne haben. Nicht jede Einheit kann mühelos durch einen Wald marschieren oder ein Gebirge überqueren.

Der Kampf


Haben die Truppen den Gegner erreicht, kommt es zum Kampf. Dieser wird über eine Kombination von gezogenen Taktikkarten und den eigenen Truppen abgehandelt, wobei die Taktikarten bestimmen, welche Truppen zum Einsatz kommen können. Gekämpft wird in 2 Phasen, wobei jeder Spieler einmal Angreifer und Verteidiger ist. Würfel kommen hier keine zum Einsatz, da jeder Einheit über die Taktikkarten ein Angriffs- und Verteidigungswert zugewiesen wird. Am Ende werden über einen etwas komplizierten Schlüssel, basierend auf den Werten der Einheiten, die Verluste bestimmt.

Der Sieger der Schlacht kann sich aussuchen, ob er Siegespunkte generieren möchte oder ob er den Gegner politisch schwächen möchte, in dem er ihn zwingt seinen derzeitigen Anführer abzuwerfen.

Das Spiel endet sofort wenn ein Spieler 10 Siegespunkte erreicht oder wenn die Hauptstadt eines Spielers von fremden Truppen besetzt wird.

Spieletester

04.08.2017

Fazit

Dieses Spiel fühlt sich an wie die abgespeckte Variante von Civilization. Bei der Reise durch die Zeit kommen historisch bedeutungsvolle Ereignisse über Eventkarten zum Einsatz, entwickelt man seine Truppen und neue Kampftechniken, schmiedet Allianzen, forscht und versucht seinen militärischen oder diplomatischen Einfluß zu vergrößern. Siegespunkte bekommt man für gewonnene Schlachten ebenso wie für Forschung. Somit ist es auch möglich ganz ohne militärischen Konflikt den Sieg zu erringen. Da das Spiel ohne Würfel auskommt, ist der Glücksfaktor nur durch das Kartenglück bei den Generälen und Taktikarten begrenzt und selbst in diesen Punkten bietet das Spiel zahlreiche Möglichkeiten eines Ausgleichs.

Das Spielmaterial ist haptisch sehr ansprechend, krankt jedoch leider an der Verarbeitung und Symbolik. Bei den Infanterie und Kavallerie ist eine Unterscheidung zwischen Standard- und verbesserten Einheiten nur sehr schwer möglich.

Die Unterscheidung des Geländes auf den einzelnen Hex Feldern ist für meinen Geschmack zu lieblos. Hier hätte ich mir den Einsatz eines Grafikers gewünscht um das Gelände nicht nur durch Farben darzustellen.

Das Spiel bietet für Strategiespiele Fans sehr viele Möglichkeiten und ist meiner Meinung nach ein echter Geheimtipp in diesem Segment, wenn man nur die Mechaniken betrachtet.

Das große „Aber” ist leider das Regelheft. Das schönste Spiel, und die feinsten Mechaniken nützen nichts, wenn diese zu kompliziert beschrieben werden.

Ich gebe zu, dass ich nach dem Lesen des Regelhefts keine Vorstellung davon hatte, wie das Spiel funktioniert und auch in den ersten Partien war es ziemlich frustrierend, da die Abläufe permanent nachgelesen und Schritt für Schritt abgehandelt werden mussten. Die Wortwahl und Satzstellungen sind teilweise mehr als Unglücklich gewählt. Meinen Recherchen zufolge wurde die Deutsche Anleitung zuvor aus dem Englischen übersetzt, welche ebenfalls ihren Ursprung im Koreanischen hat.

Positiv anzumerken ist allerdings, dass im Regelheft einige Ablaufdiagramme enthalten sind, die den Spielfluss bzw. die Abhandlung einiger Sequenzen grafisch abbilden, um ein besseres Verständnis zu bekommen. Das würde ich mir auch in anderen Spielen wünschen.

Hat man sich aber erst einmal in dieses Spiel eingearbeitet (ich verwende hier bewusst die Bezeichnung Arbeit), dann erhält man ein Strategiespiel mit sehr fein abgestimmten Mechaniken und nahezu keinem Glücksfaktor. Bis man aber diesen Punkt erreicht, braucht man viel Zeit und Geduld, vor allem auch bei den Mitspielern.

Redaktionelle Wertung:

Plus

  • Nahezu Glücksunabhängig
  • Variables Spielfeld
  • Kombiniert viele Bekannten Mechaniken zu einem neuen Spiel
  • Haptisch sehr ansprechnedes Spielmaterial

Minus

  • Die Regeln sind umständlich formuliert
  • Die Abbildungen auf dem Spielmaterial sind schwer von einander zu Unterscheiden
  • Benötigt viel Zeit zur Einarbeitung aufgrund der Formulierungen im Regelheft.
  • Die Aufbewahrung in der Spielschachtel für die Armee Spielsteine ist nicht optimal
  • Keine Grafiken auf den Geländefeldern.

Teilen mit facebook twitter

Besucherkommentare

Herbert Testbert | 26.03.2023

Wollte eigentlich das Fazit lesen. War mir dann aber zu lang.

Böser Hacker | 26.03.2023

Kommentar verfassen

Details

Auszeichnungen:
Spieleranzahl: 2 bis 4
Alter: ab 14 Jahren
Spieldauer: 60 bis 120 Minuten
Preis: 50,00 Euro
Erscheinungsjahr: 2015
Verlag: Baccum Inc.
Autor: Sungwoo Hyun
Genre: Strategie, Taktik
Zubehör:

49 Generalskarten
104 Taktikkarten
40 Technologiekarten
24 Kartenfelder (Hex)
8 Aktionskarten
8 Ereigniskarten
210 runde Holzplättchen
16 quadratische Holzplättchen
112 Resourcenmarker
51 Holzzylinder
60 Holzwürfel

Anzeige

Statistik

Derzeit findest Du auf spieletest.at 7205 Gesellschaftsspiele-,
1656 Videospielrezensionen
2309 Berichte.