Through the Ages

Zivilisations-, also Aufbau- und Entwicklungsspiele, in denen man nicht nur die Geschicke einer Stadt, sondern einer ganzen Nation über hunderte von Jahren lenkt, stehen immer wieder im Focus von Autoren und Spielern. Mittlerweile gibt es etliche dieses Genres, die sich dem Thema auf völlig unterschiedliche Art und Weise nähern. So erkunden die Spieler in Sid Meier's Civilization - Das Brettspiel z.B. wie in der Vorlage des Computerspiels die anfangs verdeckte Landschaft, siedeln sich an und entwickeln diese Siedlungen weiter. 

 

Auch wenn der grundlegende Inhalt im Vergleich zur ersten Auflage gleich geblieben ist und damit in der damaligen Rezension nachgelesen werden kann, hier eine kurze und grobe Zusammenfassung,  worum es eigentlich bei Through the Ages – Eine neue Geschichte der Zivilisation geht. Es werden in der eigenen Auslage Fortschrittskarten in drei Bereichen gesammelt: Rohstoffgebäude, Zivilgebäude und Militär. Zusätzlich gibt es noch einige andere Kartenarten wie z.B. Spezialtechnologien, Regierungsformen, Wunder, Anführer oder Aktionskarten. Die Spieler versuchen ausgehend von einer identischen Startposition rundenweise mit Hilfe ihrer gesammelten Ressourcen möglichst starke Karten aus der offenen Kartenauslage zu erwerben und mit diesen die eigene Zivilisation voran zu bringen. Dabei ist es aber extrem wichtig Wechselwirkungen mit den eigenen Beständen an Arbeitern und Nahrung zu beachten, denn je mehr Arbeiter und Rohstoffe im Einsatz sind, umso größer sind auch möglich Probleme durch Hunger und Korruption die es zu bewältigen gilt. Nicht jeder Spieler wird jede gewünschte Karte bekommen können, manche davon kommen auch erst gar nicht ins Spiel, und so gilt es in jeder Spielrunde aus der jeweiligen Situation das Beste zu machen. Ob man sich dabei auf einen wesentlichen Bereich konzentriert und in den anderen einfach so mitschwimmt oder ob man versucht alle drei Bereiche (Militär, Kultur und Wissenschaft) gleichermaßen zu entwickeln, sollte immer dem aktuellen Spiel geschuldet sein.

Was hat sich im Vergleich zur ersten Auflage geändert? Die Grundlagen des Spiels blieben in der Neuauflage absolut unverändert, so dass sich Kenner der alten Ausgabe sofort heimisch fühlen und ohne größere Einführung losspielen können. Eine wichtige Änderung, die aber auch sofort ins Auge springt, betrifft die Grafik. Das Cover des Spiels, die Tableaus der Spieler sowie alle Spielkarten haben nun eine deutlich gefälligere und ansprechendere Grafik erhalten. Zudem wurden viele der Karten in Ihrer Wirkungsweise oder Mechanik leicht verändert. Hier sollten sich also auch die alten Hasen unbedingt entsprechend viel Zeit bei den ersten Spielen nehmen und die Kartentexte lesen. Auch beim Spielmaterial gab es einige Korrekturen. So gibt es jetzt verschiedene Tableaus statt eines großen Spielplans und die Holzmarker wurden gegen stylisch-transparente Kunststoffmarker ausgetauscht. Am Spielablauf oder den Mechaniken gab es hingegen keine größeren Eingriffe. Hier wurde nur etwas Feinschliff betrieben. So wurden z.B. die Reihenfolge einige Maßnahmen am Ende des Spielzuges geändert oder durch die entfallende Opfermöglichkeit bei Überfällen und Kriegen die Rolle des Verteidigers gestärkt.

Spieletester

03.11.2018

Fazit

Through the Ages – Eine neue Geschichte der Zivilisation ist ein Entwicklungs- und Aufbauspiel aller erster Güte. Das Spiel versucht die Entwicklungsgeschichte der Menschheit lediglich mit Hilfe von Karten nachzubilden, ohne wie z.B. in Sid Meier's Civilization - Das Brettspiel eine Landkarte zu verwenden. Die Grundregel ist zwar schnell erklärt, aber um ein Gefühl für eine vernünftige Spielbalance aus Wachstum und Versorgung zu bekommen werden schon einige Spiele benötigt, da die Spielmechanismen stark miteinander verzahnt sind. Insofern sollte auch die recht steile Lernkurve beachtet werden wenn Spieler mit unterschiedlichem Erfahrungsstand gegeneinander spielen. Ein großes Plus ist die Tatsache, dass es fast keine versteckten Sonderregeln gibt und man sich somit auf seine eigene Strategie konzentrieren kann. Diese sollte aber von Spiel zu Spiel flexibel gehalten und immer wieder angepasst werden, da nicht immer alle Karten und meist auch nicht unbedingt in der gewünschten Reihenfolge ins Spiel kommen. Der damit verbundene hohe Wiederspielreiz wird noch einmal durch die vielen unterschiedlichen Gebäude, Technologien oder Anführer unterfüttert, so dass es ständig Neues auszuprobieren und Kombinationen zwischen den Karten zu entdecken gibt.

Auch wenn man im Spiel vorwiegend seine eigene Auslage optimiert, sollte man die Handlungen der Mitspieler nie aus dem Auge verlieren oder einzelne Bereiche komplett vernachlässigen. Bestes Beispiel ist der militärische Aspekt. Verweigert man sich diesem komplett wird man meistens vom gegnerischen Spieler regelrecht überrollt. Also muss man wohl oder übel, wie im richtigen Leben auch, in ein Wettrüsten eintreten und sinnlos Ressourcen verschwenden.

Through the Ages – Eine neue Geschichte der Zivilisation fasziniert absolut, denn keine Partie ist wie die Nächste. Es ist immer wieder faszinierend zu sehen, welchen Weg die gespielte Nation nehmen kann, mit der man ganz klein und bescheiden angefangen hat. Das große Manko am Spiel ist allerdings, dass unter zwei Stunden Spielzeit gar nichts geht und es in einer voll besetzten Runde im wahrsten Sinne des Wortes abendfüllend werden kann. Insofern empfehle ich Through the Ages als reines Zweierspiel oder man sollte alternativ die vom Verlag vorgeschlagene Variante nutzen. Dabei werden nur die ersten zwei der vier Zeitalter gespielt. Das ist aber nur ein Notbehelf, denn es fühlt sich recht unbefriedigend an, wenn man das Spiel irgendwann im Mittelalter abbrechen soll.

Trotz aller Einwände und Anmerkungen ist Through the Ages – Eine neue Geschichte der Zivilisation ein absolutes Must Have für Kennerspieler das in keiner Spielesammlung fehlen sollte. Klare Kaufempfehlung!

PS: Wer es zeitlich und inhaltlich gestraffter mag und vielleicht gern auch solch ein Spiel zu viert ausprobieren möchte, dabei aber nicht ganz so viel Wert auf das Erscheinungsbild legt, dem sei das Spiel Nations ans Herz gelegt. Es ist ebenfalls ein Entwicklungsspiel welches auf Karten basiert und aus dem Hause Lautapelit stammt, während die deutschen Auflage im Pegasus Spiele erschienen ist.

Redaktionelle Wertung:

Plus

  • Sehr hoher Wiederspielwert

  • Sehr thematisch

  • Neuauflage hat eine tolle Grafik erhalten

  • Strategie muss flexibel von Spiel zu Spiel neu angepasst werden

  • Keine versteckten oder komplizierten Sonderregeln

Minus

  • Sehr lange Spieldauer

  • Im Spiel zu viert hohe Downtime und deutlich erhöhte Spieldauer

  • Hoher Grübelfaktor

  • Zu Beginn hohe Regeleinstiegshürde

  • Steile Lernkurve

Teilen mit facebook twitter

Kommentar verfassen

Details

Auszeichnungen:
Spieleranzahl: 2 bis 4
Alter: ab 14 Jahren
Spieldauer: 180 bis 240 Minuten
Preis: 35,00 Euro
Erscheinungsjahr: 2015
Zubehör:

Regelheft

Handbuch - Das erste Spiel

Vier Kurzübersichtsblätter

Vier Spielertableaus

Ein Wissenschaftstableau

Ein Kulturtableau

Ein Zeitaltertableau

Ein Militärtableau

Eine Kartenleiste

Vier Taktikmarker aus Holz (jeweils einer in den vier Spielerfarben)

Acht Punktemarker aus Holz (jeweils zwei in den vier Spielerfarben)

16 Wertmarker aus Holz (jeweils vier in den vier Spielerfarben)

56 Aufkleber für die 28 Marker

256 transparente Spielsteine aus Kunststoff (82× blau, 110× orange, 28× rot, 36× weiß)

329 Spielkarten (30× Antike, 98× Zeitalter 1, 103× Zeitalter 2, 98× Zeitalter 3)

Anzeige

Statistik

Derzeit findest Du auf spieletest.at 7193 Gesellschaftsspiele-,
1656 Videospielrezensionen
2306 Berichte.