Lignum

Lignum steht lateinisch für Holz und besser hätte er für dieses Spiel nicht gewählt werden können. Bei diesem Vielspielerspiel geht es nämlich nur um eines: Holz.
Mit einer Handvoll Taler als Startkapital versuchen die Spieler, ihren Holzhof wirtschaftlich optimal zu führen, um am Ende des zweiten Jahres mehr Geld als ihre Konkurrenten in der Tasche zu haben. Fällregionen müssen gesichert und die Arbeiter sinnvoll eingesetzt werden. Wie transportiere ich das gefällte Holz auf meinen Holzhof? Verkauft man das Holz direkt oder zersägt man es lieber, um somit höhere Gewinne zu erwirtschaften? Aber dazu bedarf es Werkzeug und spezieller Sägearbeiter. Die Spieler werden in Lignum vor zahlreiche Entscheidungen gestellt und können nur durch gute Planung den Sieg erringen. Lignum hat es 2009/2010 bei einem Autorenwettbewerb von Spielematerial.de bzw. Mücke Spiele bis in die Endrunde geschafft.
Das Spiel

Lignum kann in drei Varianten gespielt werden. Alle benötigten Materialien liegen dem Spiel schon bei: das Grundspiel, das Fortgeschrittenen-Spiel (hier werden spezielle Aufträge erfüllt), das Expertenspiel (das Spiel mit Aufträgen und geplanten Tätigkleiten). Den Spielablauf in einer Rezension detailliert erklären zu wollen, würde den Rahmen sprengen. Deshalb werde ich nur einen groben Überblick über die Abläufe geben. Zum Ende der Rezension werde ich kurz auf die beiden Varianten, das Fortgeschrittenenspiel und die Expertenrunde, eingehen. Die Feinheiten können aus der sehr guten und übersichtlichen Spielanleitung entnommen werden.

Zusammengefasst geht es in Lignumdarum, das der Spieler Holz fällt, dieses auf seinen Holzhof transportiert und dann möglichst gewinnbringend verkauft. Das Spiel geht über zwei Jahre, wobei jedes Jahr in vier Jahreszeiten (Frühling, Sommer, Herbst und Winter) unterteilt ist. Somit werden acht Runden gespielt. Die ersten drei Jahreszeiten werden immer im gleichen Ablauf gespielt. Nur der Winter hat einen veränderten Rundenablauf. Sieger ist jener Spieler, der am Ende der zweiten Jahreszeit das meiste Geld erwirtschaftet hat. 


Der Aufbau

Jeder Spieler erhält einen Holzhof in seiner Farbe. Auf diesem stellt er seinen Hofarbeiter, legt seine Hiebsortkarte daneben, erhält sechs Fällgebietsplättchen und vier Taler.
Auf dem Spielbrett befindet sich ein Versorgungsweg, der das Startfeld über 20 Felder bis zur einer Waldlichtung verbindet. Dieser wird, je nach Spieleranzahl, mit Plättchen zufällig bestückt. Auf den Plättchen befinden sich nützliche Gegenstände, die der Spieler mit seinem Waldarbeiter auf seinem Weg vom Startfeld zur Waldlichtung einsammeln kann. Neben dem Spielplan werden zwei "Winterkarten" zufällig ausgelegt. Diese geben vor, wieviel Brennholz und Nahrung jeder Spieler am Ende der Winterrunde besitzen muss, um den Winter gut zu überstehen. Die sechs Fällgebiete auf dem Spielbrett werden bestückt. Zu Beginn des Spiels liegt eine festgelegte Anzahl an Brennholzstücken in jedem Fällgebiet. Im weiteren Spielverlauf wird das Bestücken der Gebiete durch eine gezogene Fällkarte bestimmt. Neben dem billigen Brennholz kommen nun auch die hochwertigeren Nutz- und Bauhölzer in die Gebiete. Jeder Spieler stellt seinen Holzarbeiter auf das Startfeld. Die Zugreihenfolge wird mit einer Holzscheibe in der jeweiligen Spielerfarbe auf einem eigenen Feld angezeigt und zu Beginn der ersten Runde zufällig bestimmt.

Jeder Spieler wählt nun mit seinem Fällgebietsplättchen ein Fällgebiet aus, aus dem er später Holz auf seinen Holzhof transportieren möchte. Das kann in zwei Varianten geschehen: Jeder Spieler legt eines seiner Plättchen mit der Nummer des gewünschten Fällgebiets verdeckt vor sich hin. Haben alle Spieler ein Plättchen gewählt, werden diese umgedreht und in das gewählte Gebiet gelegt, um im späteren Spielverlauf den Anspruch auf das dort befindliche Holz zu markieren. Eine andere und wesentlich taktischere Variante ist die, dass die Fällgebiete durch die Zugreihenfolge ausgewählt werden. Dabei darf der Spieler, der als letzter am Zug ist, als erster das Fällgebiet auswählen. 

Der Spielablauf

Beginnend mit dem Startspieler bewegt nun jeder Spieler seinen Holzarbeiter vom Startfeld den Versorgungsweg entlang und darf auf einem beliebigen Feld des Versorgungsweges stehen bleiben. Das heißt, dass auch Felder übersprungen werden dürfen. Diese Spielmechanik dürfte Spielefans aus dem Brettspiel fancis drake von Peter Hawes bekannt vorkommen. Den auf dem Feld liegenden Gegenstand darf der Spieler aufnehmen und auf seinen Holzhof ablegen. Das kann eine Säge, ein Karren, ein Schlitten oder ein orangefarbenes Bonusplättchen sein. Die Bonusplättchen kann er über die Runden hinweg sammeln und später gegen Taler auf dem Markt verkaufen oder daraus Hütten auf seinem Holzhof bauen, die ihm Spielvorteile wie einen zusätzlichen Arbeiter oder mehr Trockenräume zur Holzlagerung gewähren. Auf einigen Feldern entlang des Weges können gegen Zahlung einer Münze Fäll- und Transportarbeiter für die laufende Runde gekauft werden. Ein Feld ist für die Sägearbeiter reserviert. Hat der Spieler den Versorgungsweg bis zum Ende abgelaufen, kommt er auf die Waldlichtung.

Nun wird die Zugreihenfolge neu festgelegt. Der Spieler, welcher zuerst auf der Waldlichtung ankommt, wird letzter der Zugreihenfolge usw. Hier kann es aus taktischen Gründen wichtig sein, den Versorgungsweg schnell abzulaufen, um als Erster auf der Waldlichtung zu stehen oder lieber zu bummeln, um als letzter Spieler dort anzukommen. Zum einen gilt die Zugreihenfolge nämlich schon bei der nun kommenden Forstarbeit, aber auch bei der Auswahl des Fällgebietes in der kommenden Runde.

Am oberen Rand des Spielbretts sind die Aktionen der einsetzenden Forstarbeit abgebildet und werden Feld für Feld abgearbeitet. Der Fortschritt wird dabei durch einen Ablaufmarker gekennzeichnet. Dieser Ablauf ist, wie schon weiter oben erwähnt, für die Jahreszeiten Frühling, Sommer und Herbst immer gleich. Im einzelnen werden folgende Aktionen abgehandelt:

  • Fällen - Der Spieler kann nun die auf dem Versorgungsweg erworbenen Fällarbeiter in sein markiertes Fällgebiet setzen und sich das darin befindliche Holz auf seinen Hiebsort legen.
  • Flößen - Sofern der Spieler auf dem Versorgungsweg Holzflöße bekommen hat, kann er nun das Holz von seinem Hiebsort per Floß auf seinen Holzhof transportieren. Da der Transport über den Fluß jedoch mehr Zeit inanspruch nimmt, kommt das Holz erst in der übernächsten Runde am Holzhof an. Hier ist also gutes Zeitmanagement gefragt.
  • Transport - Hier wird der normale Transport per Träger oder Fuhrwerk abgehandelt.
  • Sägen - Das auf dem Holzhof transportierte Holz wird durch die Sägearbeiter für die Winterlagerung, zum Verkauf oder zum trocknen zersägt.
  • Auftrag - Dieses Feld wird nur für das Fortgeschrittenenspiel benutzt.
  • Trocknung - Um einen höheren Gewinn im Verkauf zu erwirtschaften, kann das Holz über max. drei Runden getrocknet werden. 

In der Winterzeit stehen den Spielern etwas andere Aktionen zur Verfügung:

  • Fällen - Wenn der Spieler noch einen Arbeiter frei hat, kann er nun statt aus dem Fällgebiet, aus dem allgemeinen Vorrat zwei Brennhölzer auf seinen Hiebsort legen.
  • Transport - Holz, welches auf dem Hiebsort liegt, kann nun auf den Holzhof transportiert werden. Allerdings funktioniert der Transport im Winter nur per Schlitten. Wer also in den vergangenen drei Jahreszeiten keinen Schlitten auf dem Versorgungsweg erhalten hat, kann im Winter nichts transportieren.
  • Sägen - Sofern man noch einen Holzhofarbeiter und eine Säge hat, kann man Holz, welches auf dem Hiolzhof liegt, zersägen.
  • Auftrag - Dieses Feld wird nur im Fortgeschrittenenspiel und nur im zweiten Jahr benutzt.
  • Nahrung - Gemäß der geforderten Anzahl auf der ausgelegten Winterkarte muss jeder Spieler gesammelte Nahrung bezahlen, um den Winter gut zu überstehen.
  • Heizen - Der Winter ist kalt und der Spieler benötigt genug Brennholz, um es in dieser Jahreszeit schön warm zu haben. Wieviel Heizholz er genau braucht, steht ebenfalls auf der ausliegenden Winterkarte.

Nachdem die Aktionsleiste der jeweiligen Jahreszeit durchlaufen wurde, kommen alle eingesetzen Arbeiter zurück in den allgemeinen Vorrat. Der Jahresanzeiger wird eine Jahreszeit weiter gesetzt. Der Forstarbeiter kommt wieder auf das Startfeld, der Gehilfe auf den Holzhof und der Versorgungsweg und die Fällgebiete werden neu bestückt. Die nächste Runde kann in Zugreihenfolge beginnen.

Das Fortgeschrittenen-Spiel

Im Spiel für Fortgeschrittene werden, je nach Spieleranzahl, Auftragskarten an das entsprechende Feld des Versorgungswegs gelegt. Der Spieler hat nun die Möglichkeit, auf diesem Feld anzuhalten und sich für eine Münze einen Auftrag zu kaufen. Die Aufträge bestehen darin, verschiedene Holzarten in unterschiedlichen Trocknungsstufen bis zum Spielende abzuliefern. Um diese zu erfüllen, muss der Spieler in der Phase der Forstarbeit, sobald der Fortschrittsanzeiger auf dem Feld Vorrat steht, die gewünschte Holzart in der geforderten Qualität von seinem Holzhof auf die Auftragskarte legen. Wenn am Spielende alle geforderten Holzarten auf dieser Karte liegen, gibt es dafür extra Punkte. 

Das Expertenspiel

Im Expertenmodus kommt noch eine weitere Option zu den oben genannten hinzu: Das Feld "geplante Tätigkeiten", welches am Versorgungsweg liegt, wird mit speziellen Tätigkeitskarten bestückt. Hier kann der Spieler eine geplante Tätigkeit je Runde wählen, um diesen später zu erfüllen. Eine einzelne geplante Tätigkeit kann von allen Spielern benutzt werden. Der erste Spieler, der sich für eine dieser Tätigkeiten entscheidet, kann einen seiner Marker kostenfrei auf diese Karte legen. Alle weiteren Spieler zahlen je Plättchen, das auf dieser Karte liegt, einen Taler. Gleichzeitig muss sich der Spieler, der so eine Tätigkeit plant entscheiden, in welcher der kommenden Jahreszeiten er diese durchführen möchte. Die gewählte Jahreszeit wird ebenfalls durch einen Marker auf der Jahresanzeige gekennzeichnet. Sollte er diese Tätigkeit nun zum geplanten Zeitpunkt durchführen, erhält er dafür Boni. Falls er diese Tätzigkeit jedoch aus irgendwelchen Gründen nicht durchführen kann, verfällt die Tätigkeit und damit auch der doch nicht geringe Bonus. 

Spieletester

16.06.2016

Fazit

Lignum ist sicher kein Einsteigerspiel, sondern richtet sich an Vielspieler, die gerne immer wieder neue Spielsituationen suchen. Taktiken müssen permanent während des Spiels angepasst werden, um am Ende siegreich daraus hervor zu gehen. Bauchspieler haben bei Lignum wenig Chancen auf Erfolg. Zu zahlreich sind die Möglichkeiten, das Spiel zu gestalten. Was die Mitspieler auf dem Versorgungsweg liegen lassen, bestimmt im wesentlichen die Taktik im weiteren Rundenverlauf. Permanentes anpassen und feinjustieren ist hier unerlässlich.

Der ganze Spielablauf vom Startfeld bis zur Produktion der verschiedenen Holzartenauf dem Holzhof ist logisch und nachvollziehbar ineinander verzahnt. Jede neue Partie macht Spaß auf mehr, da man nie weiss, wie sie verläuft und mit welcher Taktik man diesmal zum Erfolg kommt.

Sicher ist der Anschaffungspreis recht hoch. Allerdings erhält man auch eine gut gefüllte Spielbox mit hochwertigem Material. Die Spielanleitung besteht aus drei Heften, die alle gut gegliedert sind und auch zum Nachschlagen während des Spiels gut geeignet sind. Lignum sollte in der ersten Partie nur zu zweit gespielt werden und auch wenn neue Spieler hinzu kommen, empfiehlt sich zuerst eine Partie zu zweit, um die Grundmechanismen dem neuen Spieler nahe zu bringen. Fehler in der Anfangsphase verzeiht Lignum nämlich nur schwer und so wird es für den Spieler fast unmöglich, diese wieder aufzuholen. Dazu greifen die einzelnen Jahreszeiten und Runden ineinander. Entscheidungen aus der ersten Runde haben so immer Konsequenzen im weiteren Spielverlauf. 

Lignum ist sicher ein tolles Spiel für Vielspieler, die weniger abstrakte Szenarien, sondern einen loigisch nachvollziehbaren Spielablauf mögen. Die Abwechslung in diesem Spiel ist sehr hoch und in jeder Partie wird der Spieler vor neue Herausforderungen und Entscheidungen gestellt. Der Wiederspielreiz ist also sehr hoch und Lignum spielt sich dazu in jeder Besetzung gleich gut und interessant.
Redaktionelle Wertung:

Plus

  • sehr gut gegliederte Spielanleitung
  • atmosphärisch sehr gut umgesetzt
  • durchführbare Aktionen in sich schlüssig und logisch
  • sehr variables Spiel durch drei verschiedene Spielmodi
  • gutes und umfangreiches Spielmaterial aus Holz
  • hoher Wiederspielreiz

Minus

  • Expertenversion etwas kompliziert zu händeln
  • Kaufpreis
  • bei Grüblern längere Downtime

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Details

Auszeichnungen:
Spieleranzahl: 2 bis 4
Alter: ab 12 Jahren
Spieldauer: 60 bis 120 Minuten
Preis: 50,00 Euro
Erscheinungsjahr: 2015
Verlag: Mücke Spiele
Grafiker: Christoph Clasen
Zubehör:

1 Spielplan
4 Spieler-Tableaus "Holzhof"
4 Schuldscheinkarten
15 Markierungskarten
2 Winterkarten
4 Hiebsortkarten
39 Arbeiterfiguren aus Holz
77 Anschaffungsplättchen
24 Fällgebietsplättchen
75 Geldplättchen
178 Rohstoffmarker in Holz
4 Anzeigesteine
2 Ablaufanzeiger

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