Madeira

Madeira ist eine wirklich schöne Insel. Sie ist mit ihrer Pflanzenvielfalt ideal für blumenliebende Urlauber und mit den befestigten Wegen entlang der künstlich angelegten Levadas perfekt für Wanderer. Was die Wettersituation auf Madeira betrifft ist der Norden deutlich benachteiligt. Nebel und feuchtkühle Luft machen diese Gegend mitunter recht ungemütlich. Der Süden mit der Hauptstadt Funchal hingegen ist zumeist sonnig und warm. Mit dem Mietauto schafft man den Weg aus der Nebelsuppe in die Sonne in etwa einer Stunde. Es sei denn eine der in den Fels gebauten Straßen ist wieder einmal durch einen Erdrutsch verschüttet. Es gibt Bananenplantagen, es wird.... Oh sorry, jetzt hätte ich fast Rezension und Reisebericht verwechselt. In Madeira ist selbst heutzutage nicht so viel los wie der auf alt getrimmte Spielplan vermuten lässt. Sechs Bereiche gilt es spielerisch zu beackern. Stadtwache, Windmühle, Kolonien, Handelsplätze, Städte und die Insel können auf verschiedene Art und Weise genutzt werden. Dazu stehen jedem Spieler Arbeiter, Schiffe, Aktionsmarker und Zählscheiben seiner Farbe zur Verfügung. Als Startausrüstung kommen noch je ein Weizen, Zucker, Holz und Wein, vier Brote sowie fünf Real hinzu. Alles soll und kann auf verschlungenen Wegen vermehrt und in Prestigepunkte umgewandelt werden. Eigentlich auch vermeert, wenn man es genau nimmt, dazu hat man die Schiffe. Sie segeln nach Brasilien, zu den Azoren und gar nach Indien. Mutige Spieler, die in See und dabei gleich auch die Piraten stechen, werden mit königlichen Belohnungen bedacht. In Madeira gibt es auch drei wichtige Städte. Porto Santo, Machico und die Hauptstadt Funchal. Zwecks spielerischer Symmetrie bieten alle drei Städte gleich viele Bauplätze, nämlich jeweils zwei in sechs Stadtteilen. An den Städten zu bauen bringt Prestigepunkte und Gildengunst in Form von Gildenplättchen. Ein Gildengunstplättchen kann am Beginn des Spielzugs genutzt werden. Die Gilden helfen in verschiedenen Lebenslagen, sprich Spielsituationen. Sie lindern Hunger durch Brot, stecken "reales" Bargeld zu, liefern Holz oder helfen, die Piratenmeute in der Stadtwache zu verkleinern. Ausgesprochen wichtig ist es immer dort, wo es einen Herrscher mit Krone gibt, den Aufträgen dieser Krone besondere Beachtung zu schenken. Die Aufträge liegen (eigentlich) zum Abtransport auf dem Gildenplan bereit und bringen, wie soll es anders sein, wiederum Prestigepunkte. Der Gildenplan definiert zudem die Spielreihenfolge und über drei Würfel pro Gildenplanreihe auch die Gebiete, in denen der Spieler in seinem Zug aktiv werden kann. Drei Gebiete, nummeriert von eins bis drei, stehen auf dem Spielplan zur Verfügung. Ein Würfel mit dem Wert 1 hat die Region 1 als Zielgebiet, ein Würfel mit dem Wert 2 weist auf Gebiet 1 oder 2 hin, ein Würfel mit Wert 3 ist sehr flexibel und erlaubt die Bearbeitung eines beliebigen Gebiets. Das kleine Waldfeld mit Zugang zu der wichtigen Ressource Holz steht immer zur Verfügung. Weizen, Zucker und Wein tun das nicht. So kann es passieren, dass aus einem Weizen-Erntefeld im Lauf des Spiels ein Zucker-Erntefeld wird. Das Spielkonzept von Madeira ist mit dieser losen Beschreibung einiger Möglichkeiten noch lange nicht erklärt. Dafür sind auch in der Spielanleitung die ersten fünfeinhalb Seiten reserviert. Dann folgt der Hinweis, dass genaue Erläuterungen dieser Konzepte in den entsprechenden Kapiteln der Regeln zu finden sind. 16 klein bedruckte, reich bebilderte aber für meine Begriffe etwas unübersichtliche Seiten hat die ganze Spielanleitung. Nicht immer findet man das gesuchte Regeldetail in vernünftiger Zeit. Auch das zweiseitige Referenzblatt hilft nur teilweise. Weil eine Rezension eigentlich nicht nur Regeln transportieren soll sondern auch die Gefühle der Spieler folgt nun der gefühlsechte Teil. Ich schwanke zwischen großer Bewunderung für die toll verzahnten Mechanismen und ebenso großer Skepsis ob das nicht alles schon Arbeit ist. Perfekt spezifizierte Workflows bearbeiten Workpackages ohne Freiheitsgrade. Die Workload der Spieler und des Projektleiters, der Process Owner und Spielinhaber, bleibt während der ganzen Partie unverändert hoch. Rufe nach einer Taskforce werden laut. Ein Untersuchungsausschuss muss her. In Österreich immer dann wenn sich keiner mehr auskennt.

Spieletester

05.06.2014

Fazit

Die Ausstattung verdient eine glatte Höchstnote. Am Material ist nichts auszusetzen. Auch nicht an den Abläufen. Dass sie nicht ganz so flüssig laufen mag an uns Spielern liegen. Vielspieler zu sein reicht in Madeira nicht. Wie schon angedeutet: Es sind nicht nur zu viele Köche, die den Brei verderben, es sind auch zu viele Wege durch Madeira, die die Aussicht auf ein gemütliches Inselleben trüben. Gemütlich ist Madeira, das Spiel, nämlich nicht. Die Insel hingegen ist es.
Redaktionelle Wertung:

Plus

Minus

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Besucherkommentare

Christian Hermann | 27.09.2019

Das Spiel ist sehr komplex und macht sehr viel Spaß und jetzt einmalig: Upgrade for the basic game to Collecters Edition for only 49 €: https://www.kickstarter.com/projects/wyg/madeira-collectors-edition-expansion/description

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Details

Auszeichnungen:
Spieleranzahl: 2 bis 4
Alter: ab 14 Jahren
Spieldauer: 150 Minuten
Preis: 40,00 Euro
Erscheinungsjahr: 2013
Grafiker: Mariano Iannelli
Genre: Strategie
Zubehör:

Spielplan, 2 Gildenpläne (einer für 4 Spieler, einer für 2 oder 3 Spieler), 12 türkise Gildenwürfel, 3 schwarze Piratenwürfel, 3 neutrale weiße Bürger, 48 Arbeiter (je 12 in den 4 Spielerfarben), 24 Schiffe (je 6 in den 4 Spielerfarben), 12 Zählscheiben (je 3 in den 4 Spielerfarben), 12 quadratische Aktionsmarker (je 3 in den 4 Spielerfarben), 4 Charakterplättchen, 2 Rundenübersichtsblätter, 20 Aufträge der Krone, 4 Start-Aufträge der Krone, 72 Warenplättchen (je 20 im Wert von 1 und 4 im Wert von 3 für Weizen, Zucker und Wein), 40 Warenplättchen Holz (jeweils mit Wert 1), 24 Warenplättchen Brot (je 20 im Wert von 1 und 4 im Wert von 3), 12 Gildengünste, 8 königliche Belohnungen (4 mit einem A und 4 mit einem B auf der Rückseite), 40 Piratenplättchen (mit den Werten 1, 3, 6 und 12), 40 Real-Münzen (mit den Werten 1, 3 und 5), 1 Referenzblatt, Spielregel

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