Anno 1503

Vielen dürfte das äußerst erfolgreiche (und in Österreich entwickelte!) Computerspiel Anno 1503 ja bekannt sein, das ja eigentlich der Nachfolger des Computerspiels Anno 1602 war. Bereits als ich Anno 1602 zum ersten Mal spielte, fielen mir die vielen Parallelen zu den Siedlern von Catan auf, das kurz zuvor Spiel des Jahres geworden war. So war es ja eigentlich nur eine Frage der Zeit, bis zum PC-Erfolg eine Umsetzung von Klaus Teuber kommen würde.

Fans des Computerspiels wird der erste Blick auf das Spiel wohl ein wenig enttäuschen. Das gesamte riesige Warensortiment aus dem PC-Spiel wurde nämlich auf 6 Rohstoffe reduziert: Holz, Ziegel, Werkzeug, Tuch, Gewürz und Tabak. Spielerisch ist dies jedoch sinnvoll, da das Spielen mit einer derartigen Kartenanzahl keinen Spaß mehr machen würde.

Das Design der Betriebe, Gebäude und Rohstoffe wurde 1 zu 1 übernommen und ist genauso schön wie im PC-Spiel. Leider kommen die wunderschönen, detailreich gestalteten und riesigen Inseln im Brettspiel nicht besonders gut zur Geltung, da sie dermaßen winzig abgebildet sind, dass man kaum noch etwas erkennen kann.

Zu Beginn des Spiels wird der Spielplan ausgelegt, der stark an das Spiel "Die (neuen) Entdecker" (ebenfalls von Klaus Teuber) erinnert, und jeder Spieler erhält eine Heimatinsel. Auf diesem kleinen Spielbrett werden im Laufe des Spiels die Inselbewohner weiterentwickelt, öffentliche Gebäude gebaut, sowie Handelsverträge und Kontore angelegt. Außerdem erhält jeder Spieler die Einwohnerkärtchen, 2 Schiffe, von denen er eins auf das Startfeld stellt, 4 Wappenplättchen (ein kleines um seinen Goldvorrat zu markieren und 3 große um die erreichten Siegpunkte anzuzeigen).

Auf der Heimatinsel jedes Spielers befinden sich fünf Betriebe, von denen vier Holz, Werkzeug, Ziegel und Tuch produzieren. Der fünfte (die Getreidemühle) produziert Nahrung, die symbolisch dafür steht, dass man sich einen beliebigen Rohstoff aussuchen darf. Der Reihe nach wird nun gewürfelt, wobei die Würfelzahlen auf jeder Insel mit unterschiedlichen Produktionsbetrieben verknüpft sind. Wird beispielsweise eine 4 gewürfelt und ich habe neben meiner 4 eine Weberei abgebildet, so darf ich mir ein Tuch nehmen. Der Ertrag wird, so wie bei den Siedlern von Catan, immer für alle ausgewürfelt.

Anschließend hat der Spieler die Möglichkeit, der Reihe nach folgende Aktionen durchzuführen:
Ein Schiff und/oder einen Pionier einsetzen: mit dem Schiff können anschließend Kontore und Handelsverträge sowie Schätze entdeckt werden, die den Spielverlauf sehr entscheidend beeinflussen können. So können Kontore an die Produktionsbetriebe angelegt werden und man kann sich, wenn nun diese Zahl gewürfelt wird, aussuchen ob man sich den Rohstoff des Produktionsbetriebs oder des Kontors nimmt. Handelsverträge wiederum vermindern den Warenpreis. Gegen einen Preis von 6 Gold kann man sich nämlich jede beliebige Ware kaufen. Hat man jedoch einen Handelsvertrag zahlt man nur mehr 5 Gold und so weiter.

Pioniere hingegen können gegen die Entwicklungskosten von einem Tuch und zwei Ziegeln zu einem Siedler weiterentwickelt werden. Die höchste Entwicklungsstufe ist der Kaufmann. Sobald 3 Kaufleute auf der Heimatinsel eines Spielers wohnen, hat dieser einen Siegpunkt. Außerdem kann man an jeden Inselbewohner pro Zug eine Ware verkaufen. Welche Waren die verschiedenen Entwicklungsstufen gegen welchen Preis ankaufen ist auf dem jeweiligen Kärtchen abgebildet. Das System der freien Marktwirtschaft aus dem PC-Spiel wurde also auch ins Brettspiel hineingenommen. Etwas schade finde ich jedoch, dass es nicht möglich ist, untereinander zu handeln. Dies macht das Spiel vor allem zu zweit oft recht zäh und langwierig. Erst nach der Errichtung einiger Kontore und Handelsverträge geht das Spiel schneller vor sich.

Am Ende des Zugs kann der Spieler noch mit dem Schiff ziehen und Inseln entdecken. Er hat dafür genauso viel Aktionspunkte zur Verfügung, wie Spieler mitspielen. Das Ziehen des Schiffs verbraucht jeweils einen Aktionspunkt und das Entdecken einer Insel ebenso. Entschließt sich ein Spieler, eine entdeckte Insel zu nutzen, so muss er sein Schiff zurück zum Vorrat nehmen.

Ab dem vierten Inselbewohner kann sich ein Spieler pro neuem Bewohner ein beliebigiges öffentliches Gebäude aussuchen. Vor allem für diejenigen, deren Strategie das Entdecken per Schiff ist, ist die Werft fast unumgänglich, denn durch sie hat ein Schiff die doppelte Aktionspunktezahl zur Verfügung, was das sonst mitunter etwas schleppend verlaufende Entdecken stark beschleunigen kann. Es gibt jedoch noch jede Menge andere sinnvolle Gebäude, die alle gewisse Vorteile bringen.

Zuguterletzt möchte ich noch die Ereignisse, die eintreten können, erwähnen. Wenn eine 6 gewürfelt wird, muss ein Spieler nochmals würfeln. Abhängig von diesem Würfelergebnis können dann entweder der Pirat angreifen, ein Feuer ausbrechen oder goldene Zeiten eintreten. Dies bedeutet entweder, dass die Spieler Gold oder Inselkärtchen verlieren, sofern sie nicht durch ein öffentliches Gebäude geschützt sind, oder dass sie sich im Falle der goldenen Zeiten einen beliebigen Rohstoff aussuchen können.

Das Spiel endet, wie schon anfangs erwähnt, sobald ein Spieler 3 Siegpunkte erreicht hat. Es gibt mehrere Möglichkeiten einen Siegpunkt zu erreichen. Zu diesen gehört beispielsweise die Errichtung von 4 öffentlichen Gebäuden, 4 Kontoren oder der Besitz von 30 Goldmünzen.


Spieletester

10.10.2004

Fazit

Auch wenn das jetzt alles sehr kompliziert klingen mag, ist Anno 1503 im Prinzip nicht schwer zu verstehen. Ein Großteil erklärt sich nämlich durch die exzellente Spielgestaltung (sämtliche Gebäudekosten, Siegpunktmöglichkeiten etc. sind auf dem Spielplan bzw. der Heimatinsel abgebildet).

Fans des Siedler-Kartenspiels und der Entdecker werden zwar auf ihre Kosten kommen, an die "Siedler von Catan" reicht Anno 1503 (im Gegensatz zum hervorragenden PC-Spiel) jedoch in keiner Weise heran. Auch Fans des PC-Spiels sollten dieses Spiel mögen, sofern sie sich keine allzu exakte Umsetzung des PC-Klassikers erwartet haben und sie mindestens zu dritt (besser zu viert) sind, obwohl laut Spielanleitung auch zwei Spieler spielen können. Denn zu zweit muss man schon eine Engelsgeduld und viel Zeit besitzen, damit irgendwann Spielspaß aufkommt.

Nichtsdestotrotz ein empfehlenswertes Spiel für Leute, die eine Alternative zu den "Entdeckern" oder den "Siedlern von Catan" suchen.
Redaktionelle Wertung:

Plus

Minus

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Besucherkommentare

Christoph Ledinger | 16.01.2004

Ich habe Anno 1503 ein mal gespielt. Naja, nicht ganz ein mal. Das ganze Spiel war ziemlich langweilig, es war nur wenig Fortschritt zu erkennen. Daher haben wir es irgendwann abgebrochen, denn wenn es im selben Tempo weiter gegangen wäre hätten wir wohl noch 2 Stunden gebraucht.

Der Spielplan sieht nett aus, die Regeln sind auch nicht sonderlich schwierig. Trotzdem wollte bei uns der Spielspaß nicht so recht aufkommen.

David | 09.08.2007

Das Spiel ist wirklich enttäuschend!
Das PC-Spiel ist viel besser.
Spaß? Hat man eigentlich gar nich!
Das Spiel gehört in den Mülleimer,
das PC-Spiel Anno 1503 in den Geheimtresor!
An PC-Spiele kommt so schnell mit einem Kartenspiel im Vergleich niemand heran. Kartenspiel "Siedler von Catan", das auch um das "Mittelalter" handelt, ist deutlich besser. Aber so gut, wie ein PC-Spiel noch lange nicht. PC-Spiele sind einfach unschlagbar...

Max | 14.01.2012

Bin grad zufällig auf die tollen Kommentare hier unten gestoßen... Die Punkte gibt es eben nur die Kommentare.
Alles andere ist öde. xD Die kommen in den Tresor.

Zum Schreien komisch.

Hans | 01.06.2015

Also ich liebe Siedler - und ich liebe dieses Spiel! Beide sind unterschiedliche Aufbau-Brettspiele, aber beide machen auf ihre weise richtig Spaß! Für mich mit die beste Alternative wenn man was Aufbauen will, aber grad keine Lust auf Siedler hat. Die Kommentare kann ich nicht teilen.

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Details

Auszeichnungen:
Spieleranzahl: 2 bis 4
Alter: ab 10 Jahren
Spieldauer: 60 Minuten
Preis: 40,00 Euro
Erscheinungsjahr: 2003
Verlag: Kosmos
Autor: Klaus Teuber
Genre: Strategie
Zubehör:

1 Spielplan, 90 Warenkarten, 4 Heimatinseln, 32 Inselkärtchen, 28 Einwohnerkärtchen, 14 öffentliche Gebäude, 16 Wappen, 8 Schiffe, 1 Würfel

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