Poseidon

Hinter dem Titel des Spiels, “Poseidon“ werden viele Spieler dem Namen nach in erster Linie ein Aufbau- oder Strategiespiel vor dem Hintergrund der griechischen Antike vermuten. Poseidon war für die Griechen eine überaus wichtige Gottheit, denn er war für die Meere und die Seefahrt zuständig und damit verbunden natürlich auch für den überlebensnotwendigen Seehandel. Nun wäre der Verlag Lookout Spiele aber nicht Lookout Spiele, wenn er nicht in jedem seiner Spiele etwas Besonderes verstecken würde.

Und so schaut hinter der griechischen Götterfassade grinsend ein waschechtes Eisenbahnspiel hervor. Moment mal, ein Eisenbahnspiel in der griechischen Antike? Wie soll solches funktionieren, haben wir hier nicht etwa doch eine Art Fantasy Spiel vorzuliegen? Nein, nicht wirklich. Die Spieler lassen nämlich keine antiken Eisenbahnen über bronzene Schienennetze rattern, sondern verlagern ihre Aktivitäten mehr auf den ägäischen Teil des Mittelmeers.

Die Karte von Poseidon zeigt den Bereich des Ägäischen Meeres und ist mit einem Sechseckraster überzogen. Im Prinzip finden wir in diesem Spiel eine sehr gelungene Variante eines Eisenbahnspiels der 18xx Reihe im antiken Gewand. Die Schiffe ersetzen dabei die Eisenbahnen und statt eines Eisenbahntycoons gibt es nur schnöde Könige, welche natürlich auch keine Aktien ausschütten, sondern Ämter verkaufen. Der Startwert der Ämter wird im Vorfeld festgelegt und steigt im Laufe des Spiels an. Die Erlöse aus dem Verkauf der Ämter fließen in den Staatsschatz der Völker und werden vorwiegend dazu verwendet, die Flotte auszubauen und zu modernisieren.

2 bis 5 Spieler starten jeweils mit einem Erkundungsschiff einer historisch korrekten Volksgruppe ihrer Wahl von einem entsprechend vorgegebenen Heimathafen aus und versuchen, ein Netzwerk von möglichst ertragreichen Handelsniederlassungen zu gründen. Allerdings sollten diese immer in Reichweite der volkseigenen Schiffsflotte ausgehend vom Heimathafen liegen, denn nur so können die Erträge, welche die Niederlassungen erwirtschaften, auch eingelöst werden. Diese Erträge wiederum mehren das Eigenkapital der Spieler, dessen Höhe zum Ende des Spiels mit über den Sieger entscheidet. Mit dem Eigenkapital können aber auch in bestimmten Phasen Ämter anderer Völker gekauft werden. Das kann sogar soweit gehen, dass der Besitzer der Linie, sorry, der König des Volkes wechselt.

Das Erkundungsschiff kann nur Handelsniederlassungen gründen, die eigentliche Zugreichweite ergibt sich hingegen aus den aufaddierten Reichweiten der Schiffe in der eigenen Flotte. Drei Schiffe kann jedes Volk maximal unterhalten. Mit zunehmender Spieldauer können immer bessere Schiffe mit größeren Reichweiten erworben werden, während Einfachere veralten und ohne Refinanzierung aus dem Spiel herausfallen. Dumm nur, wenn man zu diesen Zeitpunkten keine modernen Schiffe sein eigen nennen kann. Handelsniederlassungen können unterschiedliche Anzahl von Punkten generieren, der Wert steht allerdings von vornherein fest und ist im entsprechenden Sechseck der Karte sichtbar. Die Handelsflotten streben natürlich möglichst weit in Richtung fremder Küsten, da dort die dicksten Handelsgewinne winken. Zudem gibt es auch immer wieder Tempel, welche gegen eine Spende aus dem Staatsschatz ebenfalls Handelseinnahmen generieren.
Da das Spiel selbst über eine feste Anzahl von Runden, welche durch Sonderaktionen unterbrochen werden können, geht, muss ständig die aktuelle Spielsituation analysiert werden. Insbesondere der Zeitpunkt des Kaufs von höherwertigen Schiffen erweist sich meist als Zünglein an der Waage.

Spieletester

13.07.2011

Fazit

Poseidon ist ein extrem vielschichtiges, reizvolles, kurzweiliges, aber auch sehr tüfteliges und rechenintensives Wirtschafts-Spiel. Ständig werden wichtige Entscheidungen eingefordert. Sollen z.B. mehr Ämter zuungunsten von mehr Handelsstationen ausgeschüttet werden? Bedient man sich aus der Staatskasse und hat dann kein Geld mehr für modernere Schiffe? Begründet man ein zweites Volk oder kauft man lieber Ämter gut etablierter Völker? Das Spiel selbst ist eine „light“ Variante der Eisenbahnspielreihe 18xx und will auch Neulingen einen Einstieg in diese Welt ermöglichen. Dazu muss man natürlich erst einmal die grundlegenden Abläufe und Regeln verinnerlichen, welche zum Glück recht schlank und verständlich gehalten sind. Trotzdem sollte man mindestens eine erste Spielrunde zum kennenlernen einplanen. Die Spielzeit liegt bei immerhin 3 Stunden, im Vergleich zu den Schwergewichten dieses Genres ist das aber recht kurz. Grafik und Material reißen keine gestalterischen Bäume aus, sind nüchtern, aber zweckdienlich gestaltet, witzige Details inklusive. So zeigen z.B. die unterschiedlichen Werte der Geldscheine Illustrationen aus den bisherigen Lookout Spiele Spielen. Fans und Liebhaber von Eisenbahnspielen können hier bedenkenlos zugreifen. Ein nettes und originelles Szenario vor unverbrauchtem Hintergrund. Aber auch Neulingen, welche einmal in diese Materie hineinschnuppern wollen, sei zugeraten. Kein Spiel ist es hingegen für Familien- oder Wenigspieler, da gibt es andere Alternativen.
Redaktionelle Wertung:

Plus

Minus

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Details

Auszeichnungen:
Spieleranzahl: 2 bis 5
Alter: ab 12 Jahren
Spieldauer: 180 Minuten
Preis: 40,00 Euro
Erscheinungsjahr: 2010
Verlag: Lookout Spiele
Grafiker: Klemens Franz
Genre: Strategie
Zubehör:

Spielplan, 8 Völker-Besitzbögen, Spielgeld, 30 Handelsschiffkarten, 6 Sonderkarten, 8 Königs-Karten (den Völkern zugehörig), 1 Startspielerkarte, 160 Holzscheiben in 8 Farben (Ämter, Handelsniederlassungen), 8 Holzschiffe, 26 sonstige Holzspielsteine, 1 Spielregel

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