Die Welt der Menschen
grau und krank und sterbend im
Smog der Stadt: Kyoto
Mein heutiges Einleitungs-Haiku.
In Kyoto bleibt es uns nicht erspart mit den großen Lobbies der Welt zu dealen und um ihre Gunst zu buhlen. Egal ob Agrar- oder Chemielobby, Öl- oder Autolobby, Stahl- oder Atomlobby. Wir vertreten außerdem ein Land (USA, Kanada) oder eine Vereinigung wie die EU. Die entsprechende Flagge steckt man in einen Kartenhalter und stellt sie damit vor sich auf.
Die Welt wird vorbereitet
Unsere Welt wird mit fünf weißen Wolken, fünf blauen Temperaturstufen und fünf noch lebenden Tieren bestückt. Die sechste Wolke und die sechste Temperaturstufe (jeweils eine mit Schadenssymbol) wird offen für alle sichtbar neben die Welt gelegt, man weiß damit, welcher Schaden nicht zusätzlich nochmals auftaucht. Das hilft bei den späteren Überlegungen.
Jeder Spieler bekommt einige Millionen Dollar. Der persönliche Geldstapel darf stets geheim gehalten werden. Jeder erhält auch einige Wohlstandskarten und drei Agendakarten. Die Agendakarten geben die geheimen Ziele jedes Spielers vor. Zwei dieser Karten behält man, eine legt man unbesehen weg. Sinnvollerweise gleicht man die Agendakarten mit den eigenen Wohlstandskarten ab.
Ein Land übernimmt den Vorsitz, nimmt die Vorsitzkarte und handelt die kommende Runde laut Protokoll ab.
- nimm zwei Millionen für diese verantwortungsvolle Tätigkeit aus dem Umweltfonds
- nimm zwei Studienkarten, entscheide Dich für eine, schiebe diese so in das Pult, dass die beiden Schäden am unteren Ende der Karte verdeckt sind
- die Infos der Studienkarte werden vorgelesen
Danach wird - Handytimer gesteuert - 90 Sekunden verhandelt.
150 Tonnen CO2 und 4 Millionen Dollar
Studienkarten fordern stets einen Geldbetrag sowie einige Tonnen CO2-Reduktion oder spezielle Kartensymbole, um den Schaden abzuwenden. Weil nur der aktuelle Vorsitz auch die im Pult verdeckten Schadenssymbole kennt, kann er in den 90 Sekunden um Unterstützung ersuchen, ja sogar um sie flehen, oder er blufft und will gar keine Unterstützung oder oder oder...
Viele Dinge sind hier erlaubt, inklusive Bestechung, dass jemand Wohlstandskarten mit dieser oder jener Menge CO2 zu spielen gedenkt oder mit so und soviel Geld beiträgt. Die Bestechung kann auch in die andere Richtung laufen: Ich zahle dir eine Million, wenn du diese Karte zurücknimmst!
90 Sekunden sind wenig
Der Stress der Verhandlungsphase wird gezielt herbeigeführt.
Damit kann es nämlich durchaus passieren, dass Ziele irrtümlich mehr als erfüllt werden.
Ziele erfüllt bedeutet, dass kein Schaden abzuwickeln ist.
Gespielte Karten werden teilweise vom Vorsitz in den Bereich des reduzierten Wohlstands gelegt. Dieser wird am Ende des Spiels mit den Vorgaben der persönlichen Agendakarten verglichen.
Zugeschossenes Geld kommt in den Umweltfonds.
Ziele nicht erfüllt bedeutet, dass Schadensmarker umgedreht werden.
Das sind Wolke, Thermometerstufe oder ein Tier stirbt aus.
Ausgestorbende Tiere sind tot, sie lösen aber keine Kettenreaktion aus.
Wolke oder Thermometerstufe tragen teilweise ein weiteres Symbol, so deckt man eines auf, gleich ein weiteres und dann wird noch der verdeckte Bereich enthüllt und ebenso abgehandelt.
Da kann es schnell finster werden in Kyoto.
Geld bleibt bei den Spendern, die gespielten Karten legt jeder unter seine Flagge.
Erst bei Übernahme des Vorsitzes werden diese gebunkerten Karten wieder verfügbar.
Zwölf Runden oder bis zum Untergang
Sind die Spieler kompromissbereit, dann dauert das Spiel länger, manchmal sogar volle 12 Runden.
Sind die Spieler knausrig und unkooperativ, dann kann das Spiel schnell vorbei sein.
In beiden Fällen gibt es einen Sieger.
Nach 12 Runden - die klassische Boxkampfdistanz - gewinnt der Spieler mit den meisten Punkten.
Bei einem klassischen, vorzeitigen k.o. gewinnt der Spieler mit den zweitmeisten Punkten.
Verbliebene Wohlstandskarten, Punkte durch Agendakarten und Geld werden zusammengerechnet.
Das ist nicht schwierig, kann aber überraschende Ergebnisse liefern.