Die Tavernen im Tiefen Thal

Wer immer schon mal eine Kneipe haben wollte, der ist im kleinen beschaulichen Örtchen Tiefenthal genau richtig. Wenn da nicht die vielen anderen Tavernenbesitzer wären, die einem die Kundschaft streitig machen.

In einem weiteren Werk stellt Autor Wolfgang Warsch erneut seine Vielseitigkeit unter Beweis. Die Tavernen im Tiefen Thal versetzen die Spieler als Besitzer einer Kneipe in die Welt der Gastronomie. Jeder Wirt steht dabei vor den gleichen Entscheidungen, um noch mehr zahlungskräftige Kunden in sein Lokal zu locken. Vor allem die angesehenen Adligen sind sehr willkommen, zahlen sie doch am Besten und kommen in der Regel auch nicht alleine. 

Gesteuert wird das Spiel über die per Deckbuilding kreierte eigene Kartenhand sowie Würfel und deren Einsetzmöglichkeiten im eigenen Ambiente. Ein zusätzlicher Tisch scheint nie verkehrt, aber auch ein größeres Bierlager ist nicht zu verachten. Sich mit dem Bierhändler gut zu stellen ist eigentlich Pflicht, aber auch die eigenen Angestellten sollten nicht vernachlässigt werden.

Die eigene Kneipe

Jeder Spieler startet mit einer baugleichen Kneipe, in der drei Tische stehen, ein Mönch am Tresen rumlungert, einem Bierlager und einem Tresor mit geringer Kapazität, einer Kasse, einem kleinen Fass und einem Lieferanten, der ebenfalls nur geringe Mengen des Gestensaftes liefert. Alle genannten Ausstattungen können im Laufe des Spieles auf höhere Kapazitäten ausgebaut werden, zusätzlich kann ein Wirt noch eine Kellnerin sowie einen Tellerwäscher dauerhaft anstellen. Als Kartenstartdeck bekommt jeder sieben Stammgäste in seiner Spielerfarbe, eine Kellnerin, einen Tisch und einen Lieferant. Jeder mischt seine Karten und legt sie verdeckt als Nachziehstapel bereit. Kartennachschub kann über die bereitgelegten Tavernen-Karten Bierhändler, Tellerwäscher, Kellnerin, Tisch und Lieferant mit Geld gekauft werden. Zusätzliche Gästekarten, von denen zu Spielbeginn fünf offen ausliegen, können mit einer bestimmten Menge Bier angeworben werden. Adlige dagegen kommen nur dann, wenn die Taverne aufgewertet wird oder durch eine große Menge an Bier.

Der bereits erwähnte Mönch scheint aus einem naheliegenden Kloster zu kommen. Ein entsprechender Klosterplan wird mit der Sommerseite nach oben ebenfalls bereitgelegt. Er dient zur Anzeige der Runden sowie deren Bonus und nimmt die Klostermarker der teilnehmenden Spieler auf, die sich im weiteren Verlauf auf der Leiste entsprechend vorwärts bewegen. 

Spielablauf

Insgesamt acht Runden werden absolviert, wobei die laufende Runde per Marker auf dem Klosterplan angezeigt wird. Zunächst gibt es den Bonus der Runde, dann füllt sich die Taverne so langsam, bevor die Kellnerin kommt und man sich entscheiden muss, was man bestellen möchte. Was sich anhört, als wenn man tatsächlich in eine Kneipe geht, stellt sich als wohldurchdachter Ablauf dar. Jeder Spieler zieht einzeln eine Karte vom eigenen Nachziehstapel und platziert die Karte entsprechend ihrer Art. Gästekarten werden auf freie Tische gelegt. Eine Kellnerin kommt links zum Kneipenhund, ein Bierhändler zum Bierlager, ein Tellerwäscher zum Waschplatz und ein Lieferant zum Nebeneingang. Sobald aber alle Tische besetzt sind, darf keine Karte mehr gezogen werden und diese Phase endet. Dabei kann es vorkommen, dass nicht alle Spieler gleichzeitig fertig werden.

Während auf den Gästekarten ein Ablageplatz für Würfel zu finden ist, dienen die anderen Karten weiteren Funktionen. Eine Kellnerin bringt einen zusätzlichen eigenen Würfel, mit einem Tellerwäscher darf ein Würfelwert verändert werden und Lieferanten sowie Bierhändler sorgen für den Nachschub an Gerstensaft.

An die Würfel kommen die Kneipenbesitzer wie folgt: Jeder würfelt vier weiße Sechsseiter und legt sie auf den eigenen Bierdeckel. Dann nimmt sich jeder reihum einen Würfel von seinem Deckel und schiebt diesen dann an den linken Nachbarn weiter. Dieses Prozedere wird so oft wiederholt, bis alle Würfel verteilt sind. Jeder versucht natürlich Würfelwerte zu bekommen, die er gewinnbringend in seiner eigenen Taverne auf entsprechende Karten oder Felder ablegen kann. Dies geschieht dann in der nächsten Phase, die stimmigerweies mit „Qual der Wahl” bezeichnet ist. Sind alle Würfel platziert, wird serviert. 

Die Gastwirte erhalten nun in Spielreihenfolge den Ertrag ihrer eingesetzten Würfel in Form von virtuellem Geld und Bier. Mit Geld kann die Ausstattung der Taverne aufgewertet oder Mitarbeiter fest eingestellt werden. Das Bier kann zur Anwerbung weiterer Gäste und auch von Adligen verwendet werden. Was an Geld und Bier am Ende über ist, kann bis zu einer gewissen Menge im Tresor und Bierlager gespeichert werden. Sobald alle ihre Würfel entsprechend abgehandelt haben, endet die Runde mit der Sperrstunde. Karten werden abgeräumt und der Rundenzähler ein Feld weiter gesetzt. Nach der achten Runde zählt jeder Spieler die Punkte auf all seinen Karten und wer die meisten davon hat, gewinnt.

Spieletester

09.10.2019

Fazit

Als Würfel-Einsetz-und-Kartendeck-Ausbau-Spiel bezeichnet der Verlag Schmidt Spiele selbst das Werk von Senkrechtstarter Wolfgang Warsch und trifft damit den Nagel auf den Kopf. Mit passenden Phasenbezeichnungen wurde der Spielablauf stilgerecht in Szene gesetzt. Der nächste Abend in der Taverne wird hier wunderbar bis zur Sperrstunde inszeniert. 

Die Tavernen im Tiefen Thal sind wunderbar rund, die reichhaltigen Regeln schnell verinnerlicht, auch weil sie in der Anleitung und dem Beiblatt hervorragend aufbereitet wurden. Es spielt sich trotz der Regelfülle leicht und ohne große Wartezeiten.

Die Tavernen im Tiefen Thal bringen gleich fünf Module mit, von denen das erste als Grundspiel fungiert. Für jedes Modul gibt es weiteres Material und kleinere Regelergänzungen. Es ist so aufgebaut, dass jede Spielrunde sich den gewünschten Schwierigkeitsgrad selbst einstellen kann. Würfel geschickt wählen und sein persönliches Kartendeck möglichst gewinnbringend ausbauen, so einfach ist das. 

Damit wird von Anfang an auch sehr viel Varianz mitgeliefert, was einem langanhaltenden Spielspaß mehr als zuträglich ist. Wir haben die Module nach und nach dazu genommen und hatten dabei richtig viel Spaß. Warum das Werk von Wolfgang Warsch nicht beim Kennerspiel des Jahres auftaucht, bleibt mir persönlich ein Rätsel. Zumindest eine Empfehlung hätten die Tavernen verdient gehabt.

Redaktionelle Wertung:

Plus

  • tolles Material
  • modulare Schwierigkeitssteigerung

Minus

  • -

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Details

Auszeichnungen:
Spieleranzahl: 2 bis 4
Alter: ab 10 Jahren
Preis: 37,99 Euro
Erscheinungsjahr: 2019
Verlag: Schmidt Spiele
Grafiker: Dennis Lohausen
Zubehör:

Grundspiel/ Modul 1
1 Klosterplan
1 Runden-Marker (Mond)
12 Tresen-Gäste
4 Tavernen inkl. Tavernen-Ausstattungen
16 weiße Würfel
12 farbige Würfel 
4 Bierdeckel
4 Bierlager-Marker
4 Tresor-Marker
4 Kloster-Marker
1 Bierkrug
207 Karten:
- 80 Tavernen-Karten 
- 38 Gäste-Karten 
- 61 Adligen-Karten
- 28 Stammgäste
1 Anleitung Modul 1
Modul 2
20 Schnäpse
12 Gaukler-Plättchen
3 Schnaps-Plättchen
Modul 3
4 Ruf-Marker
18 Barden-Karten
10 Gäste-Karten
Rückseite des Wirt-Plättchens mit der Ruf-Leiste
Modul 4
7 Start-Karten
Modul 5
4 Gästebücher
40 Unterschrift-Plättchen

1 Anleitung Module 2-5

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