King of Pirates

Piraten verbindet man meist mit der Karibik, aber auch andere Länder sind vom Piraten-Virus infiziert. Auch norwegische Verlage, die man eher mit Wikingern in Verbindung bringen würde, widmen sich dem Thema, wie King of Pirates beweist.

Dieses Spiel wird mit deutschsprachiger Anleitung ausgeliefert, jedoch sind die Aktionskarten mit englischsprachigen Aufdrucken. Die notwendigen Englischkenntnisse sind jedoch moderat, außerdem werden alle Karten in der Spielanleitung erläutert.

Spielziel

Als Pirat segelt man mit seiner Mannschaft durch die Meere. Dabei hebt man Schätze, greift Städte oder andere Piraten an. Wer als Erster einen Besitz im Wert von 10.000 Dublonen hat, gewinnt das Spiel.

Spielablauf

Reihum sind die Spieler mit ihrem Zug an der Reihe. Anfangs darf man Aktionskarten nachziehen, gefolgt von einer Versorgungsphase. In dieser muss man Rum bezahlen, um die Mannschaft bei Laune zu halten. Wenn es schlecht läuft, spart man sich den Rum. Hä? Das ist doch nicht schlecht! Naja, grundlegend natürlich nicht. Aber dafür bekommt meine Mannschaft Skorbut, was sich negativ und dauerhaft auf die nachfolgenden Phasen, "Bewegung" und "Kampf", auswirkt. Wenn es ganz schlecht läuft, beginnt die Mannschaft zu meutern, der Kapitän verlässt das Schiff und es steuert ein vom Würfel bestimmtes Piratenversteck an.

Ist meine Mannschaft noch auf meiner Seite, kann ich durch die Weltmeere kreuzen. Dabei entdecke ich neue Gebiete, in denen oft Schiffe unterwegs sind. So ein Handelsschiff mit kostbarer Fracht ist ein gefundenes Fressen für uns Piraten. Doch es ist auch wehrhaft, wir müssen mit unseren Würfeln einen gewissen Verteidigungswert schlagen. Glückt der Angriff, können wir uns auf eine Dublonenausschüttung freuen. Analog funktioniert das Ganze, wenn ich eine Stadt oder Festung überfalle. In allen bisher beschriebenen Fällen kann ich das potenzielle Ziel aber auch links liegen lassen und weitersegeln, wenn ich noch Bewegungspunkte habe. Anders sieht es aus, wenn ich auf ein Kampfschiff treffe: Ich muss meine Bewegung beenden und kämpfen.

Nicht nur andere Nationen können in mein Visier geraten, auch Mitspieler! Dort entscheidet der höhere Würfelwurf, wer einen Kampf gewinnt und vom Gegner Dublonen stehlen darf. Andere Dinge, wie Munition oder Rum, kann ich hingegen nur in Piratenverstecken auftanken.

Zusätzliche Regeln

Nur ziehen und würfeln - das wäre zu einfach! Also gibt es eine Reihe verschiedener Karten. Da wären zum Beispiel die Piraten. Sie dienen auf meinem Schiff und bringen Vorteile: Der eine ist besonders gut beim Kampf gegen andere Piraten, der andere bringt meinem Schiff mehr Bewegung, der dritte höheren Kartennachschub... Gewisse Fähigkeiten werden nur aktiv, wenn der Pirat Kapitän des Schiffs ist.

Viel wichtiger sind die Aktionskarten, die mir einen Vorteil oder den Gegnern einen Nachteil bringen. Ich kann etwa Skorbut austeilen (bei Gegnern) oder heilen (bei mir), Spieler oder Nationen stärken bzw. schwächen (auch in gegnerischen Spielzügen) oder sogar Meuterein anzetteln (bei Gegnern) bzw. diese verhindern (bei mir).

Ich kann außerdem investieren. Für 2.500 Dublonen, immerhin ein Viertel des Spielziels, kann ich mein Schiff vergrößern. Das bringt mir zusätzlichen Rum (=längere Fahrten, ehe ich ein Piratenversteck ansteuern muss) oder zusätzliche Munition (=höhere Chancen einen Kampf zu gewinnen, da ich mit Munition nochmals würfeln darf), auf jeden Fall mehr Reichweite pro Zug und Platz für einen zusätzlichen Piraten mit dessen Vorteilen.

Spieletester

12.06.2019

Fazit

Bereits an der Box fällt auf: Man hat es mit einem kleinen Eigenverlag zu tun, die Illustrationen sind sehr einfach gestrickt, die Piratenkartentexte (schwarz auf dunklem Hintergrund) schwer lesbar. Nicht nur dort wurde gespart, auch an einigen anderen Ecken. Zum Beispiel an der Spielanleitung: Diese ist schlecht strukturiert, weist große Lücken auf und ist teils holprig übersetzt. Ich glaube ja fast, dass sie durch einen Onlineübersetzer gejagt wurde, um ein deutsches Regelheft zu erhalten. Anders kann ich mir nicht erklären, wie aus einem englischen "steal as many dubloons as the cards allow from the loser" ein deutsches "stiehl so viele Dublonen, wie die Karten des Gegners erlauben". Das ist ein kleiner, aber essentieller Unterschied!

Nicht nur wegen der Illustrationen wirkt das Spiel altbacken: Der Mechanismus ziehen-entdecken-mittels-Würfeln-kämpfen ist fast schon wieder retro. Es fehlt zudem die Herausforderung, da man meist mehr Karten auf der Hand hält als man überhaupt einsetzen kann. Ja, eine Prise Taktik streut hier hinein, da das Sammeln von Schatzkarten Zeit und blockierte Plätze auf der Hand bedeutet. Ich muss mich eben entscheiden, ob ich lieber Schätze hebe oder andere Vergünstigungen (z.B. zusätzliche Kampfpunkte) nutze, respektive für später aufhebe.

Ich habe oben gesagt, dass man auch während der gegnerischen Züge Karten ausspielen kann. Meist werde ich das tun, um einen führenden Spieler zu bremsen. "Der hat schon so viele Dublonen, der kann nicht auch noch diesen Kampf gewinnen...". Alle auf den Führenden! Als Familienspiel - mehr Tiefe gibt der Spielablauf nicht her - ist das nur bedingt geeignet.

Redaktionelle Wertung:

Plus

  • rasch erlernt

Minus

  • für Familien nur bedingt geeignet
  • schwache Spielanleitung
  • einfache Illustrationen
  • glückslastiger Spielablauf
  • man vermisst neuartige Elemente

Teilen mit facebook twitter

Kommentar verfassen

Details

Auszeichnungen:
Spieleranzahl: 3 bis 6
Alter: ab 9 Jahren
Spieldauer: 45 bis 90 Minuten
Preis: 29,00 Euro
Erscheinungsjahr: 2016
Verlag: Borzag Games
Genre: Glück , Taktik
Zubehör:

1 Spielplan
24 Schiffskarten
20 Piratenkarten
52 Aktionskarten
36 Beutekarten
6 Punkteanzeiger
1 Kompasswürfel
1 Erhaltungswürfel
2 Kampfwürfel
21 Kanonkugelchips
37 Rumchips
12 Skorbutplättchen
42 Meeresplättchen
1 Fliegender Holländer
6 Schiffsfiguren
1 Spielanleitung

Anzeige

Statistik

Derzeit findest Du auf spieletest.at 7550 Gesellschaftsspiele-,
1668 Videospielrezensionen
2242 Berichte.