Steam Pirates

Der Dampf ist draußen.
Golden Egg Games, der 1-Mann-Verlag von Elad Goldsteen, konnte die Kickstarter-Kampagne für dieses Spiel nicht erfolgreich beenden.
Das Spiel gibt es dennoch, wahrscheinlich in recht kleiner Auflage.
Dampfpiratenblues!

Über die letzten Kickstarter-Projekte von Golden Egg gibt es nicht so viel Positives zu berichten.
Verärgerte Backer, unklare Aussagen, Vertröstungen.
Aber lassen wir das hinter uns.
Gehen wir auf Reise mit den Dampfpiraten auf ihren Fregatten.

The Dreadnought vs. The Flying Fortress

Die Flaggschiffe der beiden rivalisierenden Gruppierungen - dem British Empire und dem Syndicate - sind eigentlich nur störende Randerscheinungen.
Sie behindern uns Spieler hin und wieder beim Vergrößern des betriebswirtschaftlichen Erfolgs.
Steam Pirates ist nämlich ein Handelsspiel.
Mit wenig Dampf.
Mit wenig Piraterei.
Wir versuchen, unser Handelsnetzwerk über die fliegenden Inseln in Materia auf- und auszubauen und dabei möglichst lukrativ mit Kohle, Rum, Feuerwaffen und Automatons zu handeln.
Die Inseln haben seltsame Namen wie Lumen, Felle, Erindelle, Concona, Zephir, Tinguard, Nebula oder Ventis. Fast hätte ich Stratos, Onyx, Haven und Rose Castle vergessen.
Reicht es schon, Inseln mit diesen Namen fliegen zu lassen, um alles ins Steampunk - Genre zu rücken? Für die Handlung und das Spiel ist es völlig egal, ob das hintergründige Blau des Spielplans Wasser oder Himmel darstellt.

Acht Würfel zum Glück

Statt der chinesischen Acht-Schätze (Nummel dleiunachtzig) werden am Beginn jeder Runde - der Rundentracker wandert durch drei Saisonen - alle acht Würfel geworfen.
Einer gibt die Windrichtung für die aktuelle Runde an.
Die sieben anderen zeigen folgende Aktionssymbole.

Handelshaus: Das Handelshaus eines auf der Insel der Fregatte kaufen, Marker anpassen
Profit: Den Profit der Ware kassieren, wo deine Fregatte ankert (Option doppelt auf den Würfeln)
Bestechung: Bestechen oder simples nutzen eines Charakters
3-fach-Joker: Handelshaus oder Profit oder Bestechung
2-fach-Joker: Handelshaus oder Bestechung

In einem Spielzug nimmt der aktive Spieler einen Würfel und führt die gewählte Aktion aus.
Zuvor darf er sein Schiffchen kostenpflichtig bis zu vier Inseln weit ziehen. Jede Strecke kostet ein Gold.
Startet die Fregatte mit dem Wind, erspart man sich die Kosten für die erste Etappe. 
Ankert man auf einer selbst bisher nicht besuchten Insel, deponiert man einen Anker-Marker dort und bessert den Connection-Marker für die Ware dieser Insel nach.
So stärkt und verbessert man sein Handelsnetzwerk.
Mit dem Bau eines Handelshauses steigert man die Ausbeute der Ware bei einer Profit-Aktion.
Die Anzahl der Kohle-Connections wird mit der Anzahl der Handelshäuser auf Kohleinseln multipliziert.
Das bringt Geld.
And money counts ...
Allerdings wandert mit jedem gebauten Handelshaus ein „Berüchtigt”-Marker des Spielers in den Beutel.

Bestechung auf drei Arten

Bestechung kostet immer.
Je früher man sich der Dienste eines Charakters versichert, desto billiger gibt sich der Bestochene.
Besticht man ihn ohne sofortige Gegenleistung, so bleibt einem dieser Charakter weiter gewogen und man hat später die Möglichkeit - gratis und kostenlos - die Super-Duper-Über-Drüber-Spezial-Aktion des Officials zu nutzen.
Als dritte Möglichkeit der Bestechung bietet sich die Nutzung der Basismöglichkeit des Charakters an. Kostenlos, sofort, aber ohne spätere Vorteile.
„Eine Hand wäscht die andere” gilt also nur für die kleine Bestechung, die momentan nur kostet und ein paar Siegpunkte bringt. 
Ein Versprechen für die Zukunft...
Sind alle sieben Würfel verbraucht, wandert der Startspielerhut mit allen Würfeln zum nächsten Spieler.

Die „Berüchtigt”-Marker

Für jedes in der neuen Runde gewürfelte Oktopus-Symbol - fliegende Kalamari - wird einer der Notorious-Marker aus dem Sack gezogen.
Gezogene, gelbe Syndikatsmarker kommen aus dem Spiel, für gezogene und an die Spieler retournierte Marker sind zwei bis vier Goldstücke zu bezahlen.
Je später im Spiel, desto teurer.

Am Spielende zählen vier Geldeinheiten wie ein Siegpunkt.
Zusätzlich werden Zielkarten ausgewertet und zu den Siegpunkten addiert.
Ah ja, und gesammelte Schatzkarten zählen auch.
Und erfüllte Missionsziele bringen ebenso Punkte.

Spieletester

24.06.2019

Fazit

Wie eingangs erwähnt: Dampfpiratenblues!

Ich fühle mich überhaupt nicht steampunked.
Ein Handelsspiel wurde - wohl um mehr backer anzulocken - in die Welt von Materia mit ihren Möglichkeiten verlegt.
Dem Spiel bringt das nichts.
Die Kartonschiffe in ihren Standfüßen wirken armselig und behindern die Sicht auf den Spielplan.
Wie schön waren doch die Metallminiaturen bei Edison & Co. von Goldsieber. Damals war von Steampunk noch keine Rede, aber die Spielfiguren waren cool.
Der Spielplan ist groß und wirkt toll, leider sind die Wege zwischen den Inseln nicht wirklich gut erkennbar.
Hier ist - abgesehen von den Handelshäusern aus Holz - das Spielmaterial generell leider unterdurchschnittlich.
Die Größe - oder besser Winzigkeit - der Marker ist problematisch.

Spielerisch haben wir es mit mäßiger Werksküche zu tun.
Standardzutaten wurden zu einem Einheitsbrei gemischt.
Alleinstellungsmerkmal leider Fehlanzeige.

Anmerkung:
Ich habe keine Ahnung, ob und in welcher Ausführung das Spiel noch erhältlich ist oder sein wird.

Redaktionelle Wertung:

Plus

  • Großer Spielplan
  • Schöne Schachtel

Minus

  • Aufgeblasene Regel
  • Unnötige Details, die Spezialregeln benötigen
  • Viel Karton, wenig Flair
  • Keine Innovation
  • Kleinteiligkeit in Material und Regel

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Details

Auszeichnungen:
Spieleranzahl: 2 bis 4
Alter: ab 13 Jahren
Spieldauer: 60 bis 90 Minuten
Preis: 40,00 Euro
Erscheinungsjahr: 2018
Zubehör:

Spielplan, 4 Piratenpläne, 1 Beutel für „Berüchtigt”-Marker, 4 Piratenfregatten, 2 Flaggschiffe, 2 Zielmarker, 7 Aktionswürfel, 1 Windrichtungswürfel, 1 Windanzeiger, 1 Startspielermarker, 16 Connection-Marker (je 4 in den Spielerfarben), 1 Rundenmarker, 8 Gold-Marker (je 2 in den Spielerfarben), 16 Handel-Marker (je 4 in den Spielerfarben), 16 Schatzkarten-Marker (je 4 in den Spielerfarben), 24 Piratenmarker (je 6 in den Spielerfarben), 45 „Berüchtigt”-Marker (je 10 in den Spielerfarben und 5 Syndikatsmarker), 32 Handelshäuser (je 8 in den Spielerfarben), 40 Anker-Marker (je 10 in den Spielerfarben), 6 Ereigniskarten, 4 Piratenkarten, 10 Charakterkarten (The Officials), 8 Zielkarten, Spielanleitung

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