Carrotia

Tu ma' lieber die Möhrchen! Einsammeln nämlich, denn welches Kaninchen hätte nicht gern einen prall gefüllten Karotten-Speicher? Blöd nur, dass sich das orangene Gemüse in verwinkelten Labyrinthen versteckt. Und auch noch von fiesen Vögeln beschützt wird.
Bei Carrotia schlüpfen die Spielenden in die Rolle von todesmutigen Kaninchen, die fest entschlossen sind, wider aller Hindernisse mit ordentlich gefüllten Taschen aus dem Labyrinth zurückzukehren. Gefüllt mit Möhren, versteht sich. Dafür arbeiten alle zusammen. Leicht wird das trotzdem nicht.

Hasten durch das Gestrüpp

Eine Partie Carrotia läuft immer über genau drei Runden und jede dieser Runden ist in zwei Phasen geteilt. In der ersten Phase machen sich die Spieler daran, jenes Labyrinth, in dem die Objekte unserer Begierde liegen, überhaupt erst einmal zu bauen. Alle Spielenden erhalten dazu eine vorgegebene Anzahl an Plättchen, die verbaut werden müssen. Reihum spielen alle ihre Plättchen aus, bis das fertige Labyrinth vor uns liegt. Das ist prinzipiell keine besonders schwierige Sache. Um das Ganze interessanter zu gestalten, bedient sich das Spiel eines simplen Kniffs, der sich seit Space Alert langsam wachsender Beliebtheit erfreut: Die erste Phase jeder Runde läuft in Echtzeit ab. Dem Spiel liegen drei Sanduhren bei. Die für die erste Runde läuft 30 Sekunden, die für die zweite Runde 60 Sekunden und die letzte schließlich 90 Sekunden. In diesen Zeiten gilt es, zunächst ein 3x3-Plättchen-Labyrinth zu erschaffen, dieses dann zu einem 4x4- und letztlich einem 5x5-Plättchen-Labyrinth auszubauen. Und das ist schon knifflig!

In der zweiten Phase bewegen wir dann unser Kaninchen durch eben jenes Labyrinth. Unser Ziel ist einfach: So viele Möhrchen wie irgend möglich sammeln. Für unsere Route haben wir einen vorgegebenen Startpunkt und müssen das Labyrinth auch an einer vorgegebenen Stelle wieder verlassen, dazwischen sind wir grundsätzlich flexibel, nur rückwärts ziehen können wir nicht. Außerdem haben wir jede Runde nur eine bestimmte Anzahl an Zügen. Zusätzlich erschweren uns unterwegs einige Vögel die Angelegenheit. Um sich dieser Widrigkeiten zumindest ein wenig erwehren zu können, hat jeder Spielende einen Charakter mit einer einmal ausführbaren Spezialfähigkeit.

Sollten wir es irgendwann nicht rechtzeitig zum Ausgang schaffen, verlieren wir sofort. Ansonsten wird dieser Ablauf drei Runden lang gespielt, am Ende können wir dann unseren Punktestand durch die unterwegs gesammelten Möhren ermitteln.

All das ist vom Prinzip cool durchdacht, hat aber einen riesigen Pferdefuß: Die Regel ist ganz, ganz furchtbar. Schlecht strukturiert und noch schlechter formuliert konnten wir zwar die oben stehenden grundsätzlichen Mechanismen herauslesen, etliche Fragen bleiben aber offen. Auch meinen wir, innere Widersprüche zu finden. Jedenfalls sind wir der Meinung, dass das Spiel in der vorliegenden Version – leider, denn die Ideen finden wir gut! – nicht spielbar ist. Und ich möchte an dieser Stelle hinzufügen, dass ich spielerische Schwergewichte wie RunewarsPerdition's Mouth oder Nebel über Valskyrr durchaus reizvoll finde und auch vor Regelwerken mit 40 oder mehr Seiten nicht zurückschrecke. Dass Carrotia also schlicht meine spielerischen Fähigkeiten übersteigen würde, schließe ich aus.

Spieletester

02.11.2017

Fazit

Carrotia ist eines der – Gott sei Dank! – wenigen Spiele, die sich jegliches Potential durch eine absolut desaströse Regel verbauen. Der Grundgedanke, kooperativ gegen die Zeit sinnvolle Plättchen-Labyrinthe zu legen, ist durchaus unterhaltend und soweit auch im Spiel sinnvoll und spaßig integriert. Auch grafisch und stilistisch ist das Spiel zwar nicht oberste Güteklasse, aber ansprechend. Nur sind ganz einfach furchtbar viele Dinge völlig unklar erklärt, essentielle Elemente verschwinden deshalb im Nebel der Verwirrung. Schade, da wäre definitiv mehr drin gewesen. Aber so: Nein danke. Das war nichts.
Redaktionelle Wertung:

Plus

Minus

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Besucherkommentare

Birgit | 02.11.2017

Mit 5 Punkten ist das Spiel deutlich überbewertet - zumindest was dein Schlussfazit angeht!

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Details

Auszeichnungen:
Spieleranzahl: 1 bis 6
Alter: ab 8 Jahren
Spieldauer: 20 bis 30 Minuten
Preis: 20,00 Euro
Erscheinungsjahr: 2016
Verlag: Mage Company
Autor: Malte Kühle
Grafiker: CDS Studio
Zubehör:

1 Regel
40 Labyrinth-Plättchen
27 Questkarten
6 Charakterkarten
3 Sanduhren
38 Marker
1 Hasenfigur
6 Würfel

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