Agricola Familienspiel

In einem kleinen verträumten Dörfchen wetteifern die (bis zu) 4 Bauern um die landwirtschaftliche Vorherrschaft. Die Ressourcen der Umgebung sind stark begrenzt, wild umstritten und müssen taktisch klug genutzt werden, um den eigenen Bauernhof, Weiden und Ackerflächen immer weiter auszubauen, um am Ende als erfolgreichster Landwirt hervorzugehen.

Bei Agricola - Familienspiel, handelt es sich um ein strategisches Aufbauspiel, bei dem Ressourcen gesammelt werden müssen, um einen Bauernhof auf zu bauen und diesen wirtschaftlich zu nutzen. Mithilfe von Ackerbau und Viehwirtschaft muss Nahrung produziert werden, um die hungrigen Arbeiter vor dem Hunger zu bewahren. Am Ende geht jener Landwirt siegreich hervor, der seinen Hof am lukrativsten ausbauen konnte.

Spielvorbereitung

Der Basis-Spielplan wird in der Tischmitte platziert und, abhängig von der Spieleranzahl, mit einem Zusatz-Spielplan erweitert. Der Rundenanzeiger wird auf Feld 1 positioniert. Alle Tiere, Ressourcen, Ställe, Räume, Äcker, Weiden und Nährwerte werden als allgemeiner Vorrat, neben dem Spielfeld bereit gelegt. Die Windmühle, die Korbflechterei, die Töpferei, die Tischlerei und das Warenlager werden auf das dazu passende Feld direkt am Spielplan gelegt. Die noch übrig bleibenden Plättchen (die Feuerstelle, die Kochstelle und der Lehmofen) werden über dem Spielplan aufgereiht. Bevor das landwirtschaftliche Abenteuer losgehen kann, erhält jeder angehende Bauer noch ein Starthaus und legt in jedes der beiden Zimmer eine Spielfigur seiner Farbe. Schlussendlich erhält der Startspieler noch den Hahn und 2 Nährwerte, alle anderen Spieler erhalten 3 Nährwerte.

Spielablauf

Die Bauern haben 14 Runden Zeit, um ihren Hof konkurrenzfähig auszubauen. Jede Runde besteht aus folgenden drei Phasen.

1. Vorbereitungszeit:
Jede Runde startet mit dem Nachwachsen neuer Ressourcen. Dafür werden auf allen Feldern, die mit einem bunten Pfeil versehen sind, neue Tiere, Baustoffe und Nährwerte platziert. Auch wenn dort bereits Ressourcen vorhanden sind. So werden nicht genutzte Ressourcenfelder von Runde zu Runde interessanter und lukrativer.

2. Arbeitszeit:
Beginnend mit dem hahnbesitzenden Startspieler, setzt jeder Spieler eine seiner Figuren aus seinem Bauernhaus auf eines der verfügbaren Aktionsfelder und führt diese Aktion auch gleich aus. Achtung! Nicht alle Aktionsfelder sind von Spielbeginn an verfügbar. Jede Runde kommt eine neue Aktion hinzu. Der Rundenmarker zeigt an, welche Aktionen bereits verfügbar sind. Hat jeder Spieler eine Aktion ausgeführt, werden auch die anderen Arbeiter, wieder beginnend beim Startspieler, auf noch freie Aktionsfelder gesetzt. Jedes Aktionsfeld kann, pro Runde, nur von einem Arbeiter besucht werden. Dementsprechend ist die Funktion des Startspielers, der sich meist die Kirschen vom Kuchen nehmen kann, sehr bedeutend und anzustreben.

Die Aktionsfelder:

Welche Aktionen können in Agricola - Familienspiel durchgeführt werden?
-) Baustofffelder (goldene Rahmen): Auf den verschiedenen Baustofffeldern, die sich auf dem Zusatz-Spielplan befinden, können die Ressourcen Holz, Lehm und Schilf gesammelt werden.
-) Familienplanung und Hausbau (braune Rahmen): Um noch mehr Aktionsfelder pro Runde in Anspruch nehmen zu können, muss eure Familie wachsen. Dafür steht das Aktionsfeld ab Runde 5 zur Verfügung. Bevor jedoch der Stammbaum erweitert wird, müssen Räumlichkeiten für den Nachwuchs errichtet werden. Dazu dient das Aktionsfeld „Hausbau” ab Runde 2 und 4.
-) Direktversorgung (blaue Rahmen): Um die hart arbeitenden Arbeiter bei der Erntephase (siehe weiter unten) mit ausreichend Nahrung versorgen zu können, werden Nährwerte benötigt. Diese können beim Fischfang oder beim Hahn (hier erlangt man auch den begehrten Startspielerhahn) gesammelt werden.
-) Ackerbau (gelbe Rahmen): Eine andere Methode, seine Arbeiter mit Nahrung zu versorgen und zusätzlich noch Siegespunkte zu sammeln, bietet der Ackerbau. Zunächst muss ein Ackerplättchen gepflügt werden. Danach muss Getreide aus dem allgemeinen Vorrat eingesammelt und anschließend Korn ausgesät werden. Das Getreide wird dann erst wieder in der Erntephase geerntet.
-) Viehzucht (grüne Rahmen): Neben dem Ackerbau ist auch die Viehzucht eine Option, an Nahrung und in späterer Folge auch an Siegespunkte zu gelangen. Bevor jedoch Schafe, Wildschweine und Rinder am heimischen Hof gehalten werden können, müssen Weiden und Ställe errichtet werden. Bei ausreichend Platz zeugen Tiere in der Erntephase auch Nachwuchs.
-) Anschaffungen (rote Rahmen): Um Tiere, Getreide und auch andere Rohstoffe effizient in Nahrung (Nährwerte) umwandeln zu können, werden Anschaffungen wie die Feuerstelle oder die Kochstelle benötigt. Im Laufe des Spieles (ab Runde 7) stehen immer mehr Anschaffungen zur Verfügung, mit deren Hilfe aus Ressourcen Siegespunkte generiert werden können.

3. Heimkehrzeit:
Haben alle Spielfiguren, aller Spieler, ihre Aktionen durchgeführt, kehren die Arbeiter von ihrer anstrengenden Arbeit nachhause zurück. Alle farbigen Spielfiguren werden in ihre Häuser zurückgesetzt und der Rundenanzeiger zieht ein Feld weiter. Sollte der Rundenmarker dabei ein Erntesymbol (Korb voller Nahrung) überqueren, findet eine Erntezeit statt.

Während der Erntezeit werden die bestellten Äcker geerntet. Anschließend muss jeder Arbeiter mit 2 Nährwerten versorgt werden. Am Ende der Erntephase vermehren sich die Tiere, wenn genügend Platz und mindestens 2 Tiere einer Art vorhanden sind.

Im Laufe des Spiels werden die Zeitabstände zwischen den Erntephasen immer kürzer, sodass man die Versorgung seiner Arbeiter immer im Blick und eine gute Nahrungsquelle haben sollte.

Spielende

Nach der letzten Erntephase, am Ende der 14. Runde, endet das Wettrüsten der Bauernhöfe. Jeder Spieler summiert die Siegespunkte, die sein Bauernhof wert ist, wie folgt.

Jeder Arbeiter ist 3 Punkte wert. Weiden, Ställe, Lehmräume und Anschaffungen erzielen je 1 Punkt. Jedes Getreide auf einem Acker und jedes Tier auf eurem Hof liefern ebenfalls je 1 Punkt. Siegreich ist jener Landwirt, der seinen Hof am erfolgreichsten ausbauen konnte und mit den meisten Siegespunkten hervorgeht.

Spieletester

26.04.2017

Fazit

Wer das Original Agricola kennt, wird rasch feststellen, dass es sich bei Agricola-Familienspiel um eine deutlich abgespeckte Ausführung des Kennerspiels handelt. Um den Spieleinstieg für Neulinge in die Agricolawelt zu erleichtern, wurden bei der Familienversion einige Elemente, wie beispielsweise das Gemüse und der Rohstoff Stein, gestrichen. Ebenfalls gibt es keine Ausbildungen und keine kleinen Anschaffungen mehr. Auch grundlegende Elemente wie der Zaunbau und die vorgegebenen Bauflächen wurden eingespart. Außerdem wurde die, einigermaßen zufällige, Reihenfolge der neu hinzukommenden Aktionsfelder durch eine fixe Abfolge ersetzt. Zu guter Letzt liefert die Familienvariante noch eine einfachere Punktewertung zu Spielende. Durch all diese Dezimierungen wurde nicht nur die Komplexität, sondern auch die Spieldauer, um etwa die Hälfte, reduziert. Dennoch halte ich es für etwas gewagt, von einer Familienversion zu sprechen, da die Spieldynamik, die Abhandlungen und die benötigten Strategien dennoch recht komplex sind. Trotz aller Vereinfachungen, bleiben jedoch das mitreißende Spielgefühl und der Kampf um die begehrten Ressourcen erhalten.

Wie auch schon bei der Neuauflage des Kennerspiels, finden wir bei Agricola-Familienspiel ein wirklich sehr schönes und hochwertiges Spielmaterial. Die kleinen Schäfchen, Rinderchen, Schweinchen, Getreidebündelchen, Holzstückchen, Schilfbündelchen und Lehmbröckchen verleihen dem Spiel einen liebenswerten Flair. Auch das Spielbrettdesign ist sehr charmant illustriert und kann, je nach Spieleranzahl, mit einem Puzzlesystem adaptiert werden.

Vielspielern, die gerne auch mehr Zeit für eine Spielrunde investieren möchten, lege ich das Original Agricola ans Herz. Alle Gelegenheitsspieler, die auf komplexere Spiele keine Lust haben, kurze Anleitungen und gemäßigte Spieldauer bevorzugen, liegen mit Agricola-Familienspiel genau richtig.

Redaktionelle Wertung:

Plus

  • schönes und hochwertiges Spielmaterial
  • einfacher Einstieg in die Agricola-Welt
  • trotz aller Vereinfachungen bleibt das Agricola-Spielgefühl erhalten

Minus

  • Ressourcen wegschnappen ist die einzige Interaktion
  • nicht unbedingt ein Familienspiel

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Details

Auszeichnungen:
Spieleranzahl: 1 bis 4
Alter: ab 8 Jahren
Spieldauer: 45 Minuten
Preis: 29,46 Euro
Erscheinungsjahr: 2016
Verlag: Lookout Spiele
Autor: Uwe Rosenberg
Grafiker: Atelier198
Zubehör:

1 großer Spielplan
2 Erweiterungs-Spielpläne
4 Starträume
12 Raumplättchen
36 Weideplättchen
11 Anschaffungsplättchen
9 Ersatzmarken
5 Bettelmarken
44 Nährwertmarken
1 Startspielerplättchen
über 170 Holzteile (Ressourcen, Tiere, Ställe, Arbeiter)
1 Spielregel

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