Between Two Cities

In diesem Spiel sitzt man nicht zwischen allen – oder zumindest zwischen zwei – Stühlen, sondern zwischen zwei Städten, nomen est omen. Bauspiele sind immer beliebt, aber normalerweise baut jeder Spieler an seiner eigenen Stadt oder an eigenen Gebäuden, außer bei kooperativen Spielen, die in diesem Umfeld eher selten sind.

Between Two Cities ist, wenn überhaupt, ein semi-kooperatives Spiel, denn jeder Spieler arbeitet nur mit seinem linken und rechten Nachbarn zusammen, aber gewinnen kann das Spiel nur ein einzelner Spieler. Ich bin meist nicht so angetan von kooperativen Spielen, aber wie diese Idee hier umgesetzt ist, gefällt mir grundsätzlich.

Spielablauf

Also los, bauen wir unsere Stadt, nein, Städte. Jede wird durch zwei individuelle, hübsche Holzmarker repräsentiert und jeder Spieler hat einen dieser Marker zu seiner Rechten, einen anderen zu seiner Linken. Der Spielablauf ist schnell erklärt: Jeder Spieler nimmt sieben der quadratischen Stadtplättchen aus der prall gefüllten Schachtel, sieht sie sich an und wählt zwei davon aus. Die fünf übrigen legt er unter den Stadtmarker zu seiner Linken. Nachdem alle Spieler ihre Wahl getroffen haben, decken sie die Plättchen gleichzeitig auf. Nun beginnt die Diskussion mit dem rechten und linken Nachbarn, welches Plättchen unterhalb welchen Stadtmarker gelegt wird, um damit die Stadt zu bauen bzw. zu erweitern. Das kann bei diskussionsfreudigen Spielern dauern, oder einer übernimmt die Initiative and sagt: „So machen wir das!“. Jemand, der sich nicht so durchzusetzen vermag, wird dabei vielleicht einen gewissen Frust verspüren.

Ausgeklügelte Regeln 

Um eine Stadt sinnvoll zu bauen oder, mit anderen Worten, möglichst viele Punkte dafür zu erhalten, gilt es bestimmte Bauregeln zu befolgen … falls möglich. Jeder der sechs verschiedenen Gebäudetypen hat seine Eigenarten, z. B. zählt jedes Hausplättchen 1 Punkt für jeden anderen Gebäudetyp in der Stadt, jedoch nur 1 Punkt, wenn es neben einer Fabrik liegt. Oder der Punktwert steigert sich enorm, wenn jede der vier verschiedenen Gaststättenarten in der Stadt vertreten sind und Fabriken sind umso mehr wert, wenn die Stadt insgesamt die Mehrheit davon hat usw. Das ist fein ausgeklügelt und jeder Spieler hat eine Übersichtskarte, auf der die Gesamtwertung dargestellt ist (und auf jedem Plättchen ist die Wertung für diesen Typ angegeben). Diese Darstellung macht auf den ersten Blick einen etwas kryptischen Eindruck, ist aber schnell kapiert, sehr hilfreich und nötig, um einigermaßen den Überblick zu behalten. Erschwerend kommt hinzu, dass jede Stadt strikt in einem 4 x 4 Raster gebaut werden muss, da kommen die Stadtarchitekten ganz schön ins Schwitzen.

Ist nun nach mehr oder weniger langen Diskussionen mit den Nachbarn jede Stadt um ein Plättchen gewachsen, nimmt jeder Spieler die fünf Plättchen, die unter dem Stadtmarker zu seiner Rechten liegen, wählt zwei aus usw., das bewährte Draftingsystem. Ist nur noch ein Plättchen übrig, wird es abgeworfen (d.h. aus dem Spiel genommen) und beiseite gelegt; besser nicht, wie unglücklich in der Regel vermerkt, in die Mitte der Wertungstafel.

In der zweiten Spielrunde müssen auf gleiche Weise Doppelplättchen verbaut werden, was sowohl die Auswahl als auch die anschließende Platzierung vor neue Herausforderungen stellt. In der dritten und letzten Spielrunde sind wieder Einzelplättchen gefragt, nur geschieht die Ablage und Aufnahme jetzt in entgegensetzter Richtung zur ersten Spielrunde.

Nach drei Spielrunden (mit jeweils mehreren Durchgängen, s. o.) sitzt schließlich jeder Spieler „Between Two Cities“ aus jeweils genau 16 Plättchen – eine Stadt zur Linken, eine zur Rechten und es folgt die Wertung. Für jede Stadt werden mit einem Zwilling des Markers, der oberhalb der Stadt steht, die Punkte auf der völlig überdimensionierten Punktetafel markiert. Jeder Spieler erhält demnach zwei Mal Punkte, nämlich für seine rechte und für seine linke Stadt. Der Spieler, dessen niedrigerer Wert der höchste ist, hat das Spiel gewonnen! Häh, wie bitte? Noch mal lesen, nachdenken, dann klappt das schon! Gleichstandsregeln sorgen dafür, dass es immer einen eindeutigen Spielsieger gibt.

Spieletester

30.10.2016

Fazit

Ich sitze nicht nur zwischen zwei Städten, sondern auch zwischen zwei Stühlen. Eine kurze, klare Regel, mit leichten Formulierungs-/Grammatikabstrichen, reichhaltiges Material in guter Qualität, prinzipiell witzige Spielidee – nicht zuletzt beim Wertungsmodus. Die Karten zur Bestimmung der Sitzreihenfolge halte ich, ganz persönlich, für überflüssigen Schnickschnack, aber wem die gefallen, der möge sie gerne benutzen. Der Spielspaß hält sich insgesamt leider eher in Grenzen, nach dem Motto „ganz nett“, und ist vor allem von den Spielern selbst abhängig bzw. deren Diskussionsfreudigkeit bzw. –abstinenz.

Zuviel oder zuwenig von dem einen und/oder dem anderen kann die Stadtbauerei zu einer trockenen Angelegenheit werden lassen, die wenig aufregend ist - kann, aber muss nicht. Es lohnt sich auf jeden Fall, sich mal probeweise zwischen zwei Städte zu setzen! Die Solitärvariante habe ich nicht gespielt, das tue ich bei Gesellschaftsspielen selten, auch dabei gilt: nomen est omen!

Redaktionelle Wertung:

Plus

Minus

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Details

Auszeichnungen:
Spieleranzahl: 1 bis 7
Alter: ab 8 Jahren
Spieldauer: 15 bis 20 Minuten
Preis: 30,00 Euro
Erscheinungsjahr: 2015
Verlag: Morning
Zubehör:

100 Gebäudeplättchen
24 Doppelplättchen
14 Stadtmarker
1 Punktetafel
1 Regelheft
7 Referenzkarten
15 Karten zur Bestimmung der Sitzreihenfolge

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