Dynasties

Mit Dynasties ist dem Hause Hans im Glück wieder ein Strategieepos der Sonderklasse geglückt. Nicht umsonst steht es auf der Empfehlungsliste des Spiel der Spiele 2016. Es handelt sich ganz klar um ein Kennerspiel, das vor allem für geübte Strategiefans interessant ist. Ziel ist es, durch Hochzeiten seine Dynastie im alten Europa so weit wie möglich zu verbreiten.
Wie die 16-seitige bis in die letzte Ecke ausgeschriebene Anleitung inklusive vierseitigem Beiblatt vermuten lässt, sind die Regeln sehr detailliert und aufwändig. Ohne zu sehr ins Detail gehen zu wollen, wird versucht, den Spielablauf hier einfach zu erklären. So einfach der Grundrhythmus des Spiels ist, so umfangreich sind die Möglichkeiten. Ziel des Spieles ist es jedenfalls, am Schluss von drei Durchgängen mehr Punkte zu haben als die anderen.

Spielzüge

Von der Mitspieleranzahl abhängig, bekommt jeder zwischen vier und sechs Aktionskarten. Auf diesen befinden sich mehrere Symbole, die jeweils die Aktion bestimmen, die man in diesem Zug ausführen darf. Der Spieler entscheidet sich, welche Karte er spielen möchte und welches Symbol er nutzen will.
Als "Hauptaktion" kann dabei das Fürsten- oder Fürstinnen-Einsetzen gesehen werden. Dabei setzt der Spieler eines seiner Familienmitglieder (eine kleine Figur aus Holz, von denen jeder Spieler 18 besitzt) in eine Stadt ein. Es gibt grundsätzlich insgesamt 20 Städte in vier großen europäischen Reichen. Ein Familienmitglied einzusetzen kostet weiße oder schwarze Waren, welche durch kleine Holzquader dargestellt werden. Die verschiedenen Städte bringen jeweils verschiedene Vorteile: In manchen bekommt man sofort Siegpunkte, in manchen bekommt man Elemente, die dabei helfen, Siegpunkte sammeln zu können. Pro Stadt kann jeweils ein Fürst und eine Fürstin eingesetzt werden. Wenn ein Fürst in einer Farbe in eine Stadt eingesetzt wird, in der eine Fürstin einer anderen Farbe steht, so heiratet er diese. Umgekehrt funktioniert dies natürlich auch. Die Mitgift wird ausgewürfelt und kann wiederum aus verschiedensten Möglichkeiten bestehen, Punkte zu erreichen.

Die zweite mögliche Aktion ist der Handel. Dabei setzt der Spieler ein Familienmitglied auf eines von drei Schiffen, auf denen sich jeweils fünf Waren verschiedenster Farben befinden. Erst wenn eine zweite Holzfigur auf das Schiff gestellt wird, werden die Waren ausgegeben. Handelt es sich um Figuren der gleichen Farbe, darf der Spieler zwei Waren wählen. Sind es Mitglieder aus verschiedenen Familien, wird folgendermaßen aufgeteilt: Der erste Spieler teilt die fünf Waren auf zwei Häufchen auf, wobei es frei wählbar ist, welche und wie viele Waren sich darin jeweils befinden. Der zweite Spieler darf sich eines der Häufchen aussuchen.

Die dritte Möglichkeit, eine Aktion auszuführen, heißt "Persönlichkeit nutzen". Dabei geht es nicht um die eigene, sondern man wählt aus sechs Persönlichkeiten eine aus, die wiederum auf verschiedenste Weise dabei behilflich sein kann, voran zu kommen. Dies kostet den Spieler je nach Persönlichkeit null bis zwei blaue Waren. Es gibt beispielsweise "Francis Drake", durch den es dem Spieler erlaubt ist, aus den drei Handelsschiffen jeweils eine Ware herauszunehmen oder "Niccolò Machiavelli", durch den man ein bis zwei Fürsten oder Fürstinnen einsetzen darf und dabei mit Waren beliebiger Farben zahlen kann.
Die letzte Möglichkeit besteht darin, die Sonderaktion der Aktionskarte zu nutzen. Diese variiert von Karte zu Karte, ermöglicht aber meist das verbilligte Einsetzen von Fürsten oder Fürstinnen. Kosten tut dies unterschiedlich viele gelbe Waren.

Durchgangsende

Sobald die Spieler ihre Aktionskarten aufgebraucht haben, müssen alle einmal passen. Dabei müssen sie ein Familienmitglied auf die Passen-Leiste auf dem Spielfeld stellen. Zahlt man rosa Waren, kommt man weiter vorne auf diese Leiste. Am Ende des Durchgangs dürfen alle Spieler in der Reihenfolge dieser Leiste noch eine Bonusaktion durchführen. Da jede Aktion nur von einem Spieler ausgeführt werden darf, macht es Sinn, sich hier vorne zu platzieren, um noch die größte Auswahl zu haben. Ein Beispiel für eine Bonusaktion ist eine Wertungskarte zu ziehen, die am Ende eines Durchgangs zusätzliche Punkte bringen kann. Dort gibt es wiederum beispielsweise jene Karte, die für jedes verheiratetes Familienmitglied in einem Land Zusatzpunkte bringt.

Danach geht es an die Durchgangswertung. Dynasties wäre kein Kennerspiel, wenn diese Wertung immer gleich ablaufen würde: Nach dem ersten Durchgang werden alle ledigen - also nicht verherateten - Fürsten und Fürstinnen gewertet, danach alle eventuellen Wertungskarten. Die zweite Durchgangswertung verläuft ähnlich, nur dass danach alle ledigen Familienmitglieder ins Kloster geschickt werden, für die man keine rosa Ware zahlt. Diese würden am Ende der dritten Durchgangswertung nicht mehr zur Verfügung stehen.
Jene dritte ist gleichzeitig auch die Schlusswertung und damit die wichtigste. Hier werden nämlich die Mehrheiten ausgezählt. Hat ein Spieler beispielsweise in den Städten von "Britannia" die meisten Figuren, so bekommt er eine gewisse Anzahl an Siegpunkten. Wie viel es für die einzelnen Länder gibt, wird durch zufälliges Auflegen der Länderwertungstafeln vor Beginn des Spiels festgelegt. Bevor dann noch einmal eventuelle Wertungskarten gewertet werden, wird ermittelt, ob jemand alle Kronstädte eines Landes besetzt hat. Diese bringen zuerst keinen Vorteil, in der Schlusswertung können sie aber noch sehr viele Punkte ausmachen. Nur dann, wenn man in allen diesen Städten eines Landes einen Fürst oder eine Fürstin eingesetzt hat, bekommt man die auf der Länderwertungstafel festgesetzten Punkte.
Wer am Schluss die meisten Punkte hat, gewinnt.

Detailverliebt und aufwändig

Die Überschrift beschreibt das Zubehör. Der Illustrator Stephan Claus hat sich gemeinsam mit dem Autor Cramer Matthias wirklich große Mühe gegeben, alle Elemente des Spiels schön und detailliert zu gestalten. Dass sie dabei auch noch verständlich und oft selbsterklärend sind, ist ein großer Pluspunkt - denn dies hilft dabei, nicht das ganze Regelwerk durchackern zu müssen, wenn das Spiel mal länger im Regal lag.
Sehr schlau ist auch das Beiblatt zur Spielanleitung. In ihm sind die verschiedenen Plättchen und Karten mit ihren unterschiedlichen Wirkungen ausgeführt. So muss nicht jedes Mal die entsprechende Seite in der relativ langen Anleitung gesucht werden.
Während die zahlreichen Plättchen aus hochwertigem Karton angefertigt sind, sind die Spielfiguren, die Waren und die Würfel, die die Mitgift bestimmen, aus Holz. Das Material ist also durchwegs positiv zu bewerten.

Spieletester

09.10.2016

Fazit

Die Begeisterung über dieses Strategie-Epos lässt sich nur schwer verstecken. Als absoluter Strategiefan kann ich Dynasties auf jeden Fall empfehlen. Das schöne an diesen neuen, aufwändigen Spielen, zu denen beispielsweise auch Istanbul oder Village gehören, ist, dass die Autoren stets zu verhindern versuchen, dass ein Spieler die anderen total abhängen kann oder, dass lange Durststrecken enstehen. Dass die Regeln dadurch relativ kompliziert werden, nimmt man als Suchender nach stets neuen Herausforderungen gerne an. Häufig ist es eben sehr schwierig, alle Wege zum Ziel so anzugleichen, dass keiner davon übermächtig wird. Auch wenn es bei Dynasties den Anschein eines solchen Weges gibt, nämlich bei jeder Gelegenheit zusätzliche Aktionskarten zu wählen, die einen Durchgang für einen Spieler dadurch länger machen, so wird dies dadurch ausgeglichen, dass dies in jedem Durchgang jeder machen könnte und der Zugang dazu nicht von einem Spieler gepachtet werden kann. Bis man solche Details bemerkt, muss man das Spiel natürlich ein paar Mal gespielt haben. Aber das fällt bei Dynasties leicht: Große Suchtgefahr. Ich hoffe auf die erste Erweiterung ;-)
Redaktionelle Wertung:

Plus

  • Extrem gut durchdacht
  • Sehr schönes Spielmaterial
  • Perfekt für Strategen

Minus

  • Sehr kompliziert und aufwändig
  • Lange Spieldauer

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Details

Auszeichnungen:
Spieleranzahl: 3 bis 5
Alter: ab 12 Jahren
Spieldauer: 90 Minuten
Preis: 48,00 Euro
Erscheinungsjahr: 2016
Verlag: Hans im Glück
Grafiker: Claus Stephan
Genre: Denken, Strategie
Zubehör:

1 Spielplan
93 Familienmitglieder aus Holz (in 5 verschiedenen Farben)
7 freie Städte
4 Aufwerter
32 Wertungskarten
8 Persönlichkeiten
24 Länderwappen
72 Waren aus Holz (kleine Quader in verschiedenen Farben)
34 Aktionskarten
3 Würfel
1 Figurenwertungsplättchen
4 Länderwertungstafeln
4 50/100er-Plättchen
12 Buchplättchen
1 Startspielermarker
1 Spielregel
1 Beiblatt
1 Übersichtskärtchen

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