Old Town

Mittlerweile gibt es ja bereits so viele Auszeichnungen für Spiele dass man den Überblick nur dann nicht mehr verliert wenn man fleißig am Recherchieren ist. Zufällig bin ich bei einer solche Recherche über "Old Town" gestolpert, ein Spiel von Stephan Riedel das 2002 den 2. Platz beim Autorenwettbewerb "Premio Archimedes" belegt hat und erst im Herbst 2004 von einem Verlag umgesetzt wurde.

"Old Town" ist schwer in eine Kategorie einzuordnen. Es ist ein spaßiges Deduktionsspiel, ein Logikspiel das durch einen interessanten Spielemechanismus besticht, anfangs allerdings etwas verwirren kann - woran zugegebenermaßen die nicht ganz einwandfreie Spielregel auch nicht unschuldig ist.

Im wilden Westen versuchen die Spieler in einer Geisterstadt zu rekonstruieren wo einst die wichtigsten Gebäude der Stadt gestanden haben mögen. Einige Anhaltspunkte auf dem Spielplan wie der Friedhof oder die Eisenbahnschienen helfen bei der Rekonstruktion der Stadt. Eine Geisterstadt gleicht nie einer anderen sodass für ausreichend Abwechslung und Spaß gesorgt ist.

Zu Beginn des Spieles bekommt jeder Spieler zwei beliebige Gebäude, die er sich selbst aussuchen darf und eine Handvoll Karten. Bei den Handkarten gibt es verschiedene Arten (A, B und C); jede dieser Karten beinhaltet verschiedene Informationen. Diese können gebäudespezifisch sein oder aber auch nicht oder ein Mix aus beidem. "Die Kirche lag..." bezieht sich auf ein bestimmtes Gebäude während "Mein Gebäude" nichts Genaueres aussagt, das dann genannte Gebäude aber im Besitz des Spielers sein muss der die Karte ausspielt. Bsp: Ich bin der Besitzer des Stall- und des Saloonplättchens. Wenn ich eine Karte spiele die sagt "Mein Gebäude lag im nördlich der Main Street" dann kann ich mir aussuchen ob ich diese Aussage auf den Saloon oder den Stall beziehe.

Der Standpunkt eines Gebäudes wird zumeist nicht sofort fixiert sondern es gibt zuerst mehrere Möglichkeiten wo ein Gebäude gestanden haben könnte. Man kann leicht unterscheiden ob ein Standort bereits fixiert wurde oder noch offen ist. Für den endgültigen Standort eines Gebäude gibt es ein eigenes Plättchen, das dann auch alleine auf dem dafür vorgesehenen Platz liegt. Wenn ein Standpunkt noch nicht fixiert wurde können dort mehrere verschiedene Plättchen liegen z.B. Schmied, Stall und Kirche und die Plättchen sind kleiner als das endgültige Gebäudeplättchen.

Wenn 4 Kirchenplättchen südlich der Eisenbahnschienen liegen, dann können diese Plättchen später nicht mehr umgelegt werden. Falls also jemand eine Karte besitzt die besagt dass die Kirche nördlich der Eisenbahnlinie gelegen hat, dann hat er ab nun eine Widerspruchskarte auf der Hand. Er kann den Standort der Kirche nicht mehr verschieben.

Der Spieler der an der Reihe ist darf jeweils eine Infokarte ausspielen oder zwei Bestätigungs- oder Widerspruchskarten. Eine Infokarte gibt Hinweise wo ein bestimmtes Gebäude gestanden haben könnte, z.B. "Die Kirche lag in Sichtweite des Friedhofs". Jede Karte kann sowohl eine Infokarte- als auch eine Widerspruchs- oder Bestätigungskarte sein. Für den Fall dass noch keine Kirche oder keine Kirchenplättchen auf dem Spielplan liegen, wäre diese Karte eine Infokarte. Die Kirche lag also in Sichtweite des Friedhofs, vier Standpunkte kommen für die Kirche in Frage. Wenn die Kirche oder Kirchenplättchen aber schon auf einem dieser vier Plätze liegt, wäre die gleiche Karte eine Bestätiungskarte. Lägen die Kirche oder Kirchenplättchen schon woanders auf dem Spielplan wäre es widerum eine Widerspruchskarte.

Die Spieler versuchen möglichst viele Punkte zu sammeln; Punkte bekommt man, wenn man den Standort eines bestimmten Gebäudes näher bestimmen oder sogar fixieren kann. Durch das Ausspielen seiner Handkarten und das Aussuchen der Gebäude kann man ziemlich gut taktieren. Da jeder Spieler zwei Gebäude sein eigen nennt und es viele "Mein Gebäude..."-Karten gibt ist man relativ frei in seinen Entscheidungen und Spielzügen. Wenn durch das Legen oder Wegnehmen von ausliegenden Gebäudeplättchen eine Gebäudelage konkretisiert werden kann dann gehen alle Plättchen der Standpunkte, die nicht weiter in Frage kommen, an den Spieler der an der Reihe ist.

Ein Spieler wird also bevorzugt Karten spielen mit denen er den Standort eines oder mehrerer Gebäudes möglichst weit einschränken kann. Gegen Ende des Spieles ist es leichter überschüssige Punkteplättchen zu bekommen: viele Standort sind bereits bestimmt und es bleiben nach dem Ausspielen einer Infokarte nur mehr ein oder zwei Plätze frei die man belegen kann. Somit wandern alle überschüssigen Plättchen an den Spieler der die Karte ausgespielt hat.

Im Laufe des Spieles kristallieren sich durch verschiedene Infos immer mehr Standplätze von Gebäuden heraus bis schließlich die fertige Stadt steht.

Was zu Beginn des Spieles leicht verwirrend ist, klingt nach der ersten Proberunde mehr als einleuchtend. "Old Town" ist ein einfaches aber kniffliges Deduktionsspiel in dem man möglichst viele Punkte sammeln muss. Das Aufbauen der Stadt, die bei jedem Spiel anders aussieht, macht außerdem viel Spaß. Ein bisschen mühsam ist die inzwischen überarbeitete Spielregel von "Old Town", zum Glück ist sie aber so aufgebaut dass man sofort mit dem Spiel beginnen kann.

Das Spiel wartet mit einigen Boni auf: die Spielregel ist zwar auf deutsch, die Karten sind aber deutsch und englisch bedruckt. Zusätzlich zum Spiel für 2-4 Personen gibt es auch eine interessante Solovariante bei der man nach Vorgaben alleine eine Geisterstadt rekonstruieren kann.

Die Ausstattung des Spieles ist zweckmäßig und praktisch, für das erste Spiel eines Kleinverlages durchaus gelungen! Optisch eher nicht ansprechend ist die Verpackung, sie fällt aber zumindest auf und alles paßt hinein.

Spieletester

25.08.2005

Fazit

"Old Town" ist meiner Ansicht nach ein Spiel für Viel- und Wenigspieler. Klassiker wie "Cluedo" finden ja durchaus bei der breiten Masse Anklang und "Old Town" ist ein Spiel das im Endeffekt genau in die selbe Richtung geht, aber eben ein anderes Thema hat. Vielspieler werden ebenso ihren Spaß an dem Spiel haben, weil es abwechslungsreich, kurzweilig und knifflig ist. Eine Partie zwischendurch ist für jedermann drin, das Spiel ist schnell erklärt und hat ein gewinnendes Thema.
Redaktionelle Wertung:

Plus

Minus

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Besucherkommentare

DerEmma | 06.07.2020

Vielen Dank für diese Rezension, die inzwischen schon 15 Jahre alt ist. Wir haben das Spiel geschenkt bekommen und haben es mit Hilfe der Anleitung nicht verstanden, weil sie wohl einige Lücken enthält. Die Anleitung ist die aus 2004 lt. Druckdatum. Schade, so ist es für uns unspielbar.

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Details

Auszeichnungen:
Spieleranzahl: 1 bis 4
Alter: ab 10 Jahren
Spieldauer: 45 Minuten
Preis: 25,00 Euro
Erscheinungsjahr: 2004
Verlag: Clicker Spiele
Genre: Logik
Zubehör:

1 Spielplan 18 Gebäude 60 Infokarten 90 Marker 4 Markiersteine 1 Spielregel

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