Richard Breese ist mittlerweile ein Geheimtipp unter Vielspielern. „Keythedral“ erschien bereits 2002 in einer Kleinstauflage im eigenen Verlag des Autors R&D Games. Nachdem das Spiel in Rekordzeit ausverkauft war, hat der Pro Ludo Verlag sich 2004 all derjenigen erbarmt die zuvor leer ausgegangen waren oder sich kein englisches Spiel kaufen wollten. Letztes Jahr auf der Messe Essen wurde „Keythedral“ von dem deutschen Kleinverlag präsentiert.
Spiele von Kleinverlagen verkaufen sich zwar nicht in Massen, allerdings sind sie als Geheimtipp meist begehrter. Kein Wunder, wenn man bedenkt welche Perlen sich oft in unbeachteten Kartons verbergen die kein bekanntes Markenlogo tragen. So auch bei Keythedral.
Bereits nach Studium der leicht konfusen, aber im Endeffekt dennoch verständlichen Spielanleitung wird klar: dieses Spielsystem ist neu und interessant.
Worum geht es bei Keythedral?
Einfach gesagt: um den Bau einer Kathedrale. Rein spieltechnisch gesehen bastelt man aber nicht mit irgend welchen Gebäuden an einer Kathedrale herum. „Keythedral“ hat wenig mit Bauen und nichts mit 3D am Hut. Es ist ein Strategiespiel in dem geschickt gesteigert, getauscht und verteilt werden muss. Als Sieger geht hervor wer am Ende die meisten Punkte gesammelt hat.
Im Prinzip ist das Spiel in zwei Abschnitte geteilt:
In Abschnitt 1 wird die Landschaft gebildet, auf der man später Rohstoffe abbauen kann. Reihum zieht jeder Spieler ein Plättchen und legt das achteckige Kärtchen an die bereits bestehende Landschaft an. Zu Beginn liegen um eine kleine Kathedrale herum bereits 4 Landschaftsplättchen. Wenn man gelegt hat, darf man an einen beliebigen Platz ZWISCHEN den Landschaftsplättchen eine eigene Hütte einfügen. Jeder Spieler hat fünf Hütten, die zu Häusern ausgebaut werden können, zur Verfügung und jede dieser Hütten ist von 1 – 5 nummeriert.
Von diesen Hütten aus können später im zweiten Abschnitt die Arbeiter, die man sein eigen nennt, auf die umliegenden (maximal vier) Felder ausschwärmen um Rohstoffe abzubauen. Es gibt die Rohstoffe Holz, Stein, Wasser, Nahrung und Wein.
Der erste Abschnitt dauert so lange bis alle Landschaftsplättchen und Hütten der Spieler verbaut sind. Dann beginnt der zweite.
Der zweite Abschnitt gliedert sich in mehrere Phasen auf. In der ersten Phase gibt es einen interessanten Versteigerungsmodus. Der Startspieler darf das Recht versteigern mit der Runde zu beginnen.
In Phase zwei darf der Spieler, der die Runde nun beginnen darf, aussuchen von welchen der fünf Hütten zuerst Arbeiter ausschwärmen. Er wird im späteren Verlauf wahrscheinlich die Häuser nehmen, wo er mehrere Arbeiter aufs Feld schicken kann. Reihum dürfen dann die Spieler die weiteren Hütten bestimmen und überall schwärmen Arbeiter auf die Felder aus um Rohstoffsteine zu ergattern. Je weiter das Spiel fortgeschritten ist und je mehr Häuser die Spieler haben, desto schwieriger wird es viele Felder zu besetzen. Die Anzahl der Felder ist gut ausbalanciert: bei weniger Spielern gibt es weniger Felder, bei mehreren Spielern gibt es einfach mehr Felder. So ist gewährleistet, dass es immer wieder zu Besetzungsengpässen kommt – das heißt dass die Spieler dann auch weniger Rohstoffe einnehmen.
In der dritten Phase des Spieles wird ermittelt welche Rohstoffe die Spieler einnehmen. Für jedes Feld auf dem ein Arbeiter steht gibt es einen Rohstoff.
Die vierte Phase ermöglicht den Spielern nun, wieder beginnend bei den Spieler der das Recht die Runde zu beginnen ersteigert hat, für ihre Rohstoffe etwas zu kaufen oder diese einzutauschen (es gibt kein Rohstofflimit). Hierbei gibt es verschiedene Möglichkeiten:
KATHEDRALENTEILE: Der Spieler kauft Teile der Kathedrale, diese bringen Siegpunkte. Dafür gibt er die Steine her, die auf den Kärtchen abgebildet sind.
PRODUKTSTEINE: Man kann Rohstoffsteine gegen wertvollere Produktsteine eintauschen (Kunstschmiede, Farbglas, Gold), die man im weiteren Verlauf für den Bau der Kathedrale braucht. Anders gesagt: diese wertvollen Produktsteine werden für Kathedralenanteile gebraucht. Je weiter der Ausbau der Kathedrale fortgeschritten ist desto mehr Gold wird z.B. benötigt (zu Beginn benötigt man eben hauptsächlich Stein und Holz.)
HÄNDLER: Man kann seine Rohstoffsteine beliebig gegen andere Rohstoffsteine austauschen, aber nicht gegen wertvolle Produktsteine wie Gold.
ZAUN BAUEN: Wer einen Zaun baut, möchte im Normalfall verhindern dass aus bestimmten Häusern oder Hütten von Gegnern Arbeiter auf ein Feld strömen.
ZAUN ENTFERNEN: Wer einen Zaun entfernt, der fühlt sich wahrscheinlich in seiner Bewegung leicht eingeschränkt und möchte diesen Zustand verändern.
HAUS BAUEN: Man kann seine fünf Hütten zu Häusern aufwerten. Häuser schicken statt einem Arbeiter zwei Arbeiter auf die Felder.
GESETZESKARTE KAUFEN: Jede Runde liegen zwei Gesetzeskarten auf dem Tisch. Zu Rundenbeginn kann man also problemlos eine Karte kaufen, für die letzten Spieler ist die Wahrscheinlichkeit noch eine Karte zu ergattern, eher gering. Gesetzeskarten sind z.T. sehr mächtig, allerdings kauft man sie „blind“, das heißt beim Kauf weiß man gar nicht was man gerade erwirbt. Hier begegnet uns also der bei „Keythedral“ selten anzutreffende Glücksfaktor. Allerdings ist er an dieser Stelle gut platziert, denn so wird verhindert, dass ohnehin Führende durch Ersteigern des Rundenbeginns auch noch die besten Karten wegschnappen.
Jeder Spieler kann, je nach Rohstoffsituation, beliebig viele dieser Aktionen durchführen. Das ist es auch, was „Keythedral“ so reizvoll macht. Man kann, auch wenn man einmal in der Rohstoffphase weniger einheimst, immer etwas machen und seine Steine geschickt einsetzen.
Das Spiel endet, wenn alle Bausteine der Kathedrale aufgekauft wurden, wer die meisten Siegpunkte geerntet hat, gewinnt.