Schwingenschlag

"Cave for Sale" kann man auf einem großen Schild des Nachbarberges erspicken. "Hah! So wird das wohl nie was!" lacht ihr über euren Möchtegern-Drachenhüter-Nachbarn und stopft eine Höhle voll mit Fleisch, Gold, Kristallen und Milch für Jungtiere.

Denn Drachen sind keine einfachen Gesellen, sondern eher Divas mit Flügeln und Flammenatem… Doch ihr wisst, wie man diese anlockt und besänftigt! Seht, dort! Da fliegt bereits der erste Interessent vorbei!

Die komplette Spannweite auf einem Blick

Wer bereits mit dem vorhergehenden Werk Flügelschlag Bekanntschaft gemacht hat, für diejenigen haben wir am Ende des Berichtes eine überschaubare Auflistung der prominentesten Abänderungen angehängt.

In Schwingenschlag liegt es an euch attraktive Höhlen zu bieten, um die unterschiedlichsten Drachen anzulocken. Warum? Na, weil nur so kommt man an die heißbegehrte Siegpunkte! Dabei bietet jedes Spiel neue Ziele, denn nur vier werden zufällig pro Partie ausgewählt. Darüber hinaus erbringen die Drachen selbst, sowie gehortete Ressourcen und noch vieles weitere, diese Punkte. Und ganz spannend für einsame Drachen: ein gut ausgeklügelter Solo-Modus ist inkludiert!

Zu Beginn erhält jeder Spieler ein Tableau mit zwölf Plätzen für Drachen, wobei drei von Beginn an erkundet sind und quasi einzugsbereit sind. Des Weiteren drei Ressourcen eurer Wahl, ein Ei, sechs Münzen zu Beginn jeder Runde sowie sechs Startkarten, aus denen vier gewählt werden dürfen. Jede Runde verläuft abwechselnd, Zug für Zug, welche üblicherweise exakt eine Münze kosten, sodass in jeder Runde meist genau sechs Züge ausgeführt werden können! Selten aber doch sind die Kosten mancher Handlungen ebenso mit zusätzlichen Münzen zu begleichen, oder ihr erhaltet sogar welche. Über vier Runden hinweg, jede geprägt von ihrer eigenen, zufälligen Siegbedingung, gilt es eine der drei verfügbaren Aktionen auszuführen oder aber zu passen. Wird gepasst, so verliert ihr alle restlichen Aktionen und müsst abwarten bis auch alle anderen gepasst haben und die Runde vorüber ist.

Aktionen sind einerseits das Ausgraben von Höhlen, was euch erlaubt eine Höhlenkarte auf euer Tableau zu legen und andererseits das Anlocken von Drachen auf eurer Hand, die nur an ausgegrabenen Höhlenplätzen angelegt werden dürfen. Zusätzlich, zum Bezahlen einer Münze, müssen auch diverse Zusatzrohstoffe, dargestellt auf Brett oder Karte, ausgegeben werden, um die Aktion zu wirken. Als dritte und letzte Aktion könnt ihr auch einen Höhlenkomplex erforschen. In diesem Fall rückt ihr eure Figur von links nach rechts, über sämtliche Bonus-Felder, und sammelt alle Belohnungen ein bis ihr an ein Feld ohne Drache gelangt. Am Weg aktiviert ihr auch sämtliche Drachenfähigkeiten auf der Strecke oder interagiert mit der Drachengilde, die euch zusätzliche Boni und Ressourcen verschaffen kann.

Drachen selbst verfügen über viele unterschiedliche Merkmale wie Kosten, Siegpunkte, Fähigkeit(en), Höhlenbevorzugung, Charakter, Größe, Ei-Hortplätze und einer spezifischen Hintergrundgeschichte in einem separaten Heft. All dies muss beachtet und gut kombiniert werden, um effektiv Punkte abzustauben!

In wirklich kompakter Kurzform kennt ihr nun den Spielablauf von Schwingenschlag! Eine Partie endet eben, nachdem der letzte Spieler mit noch offenen Aktionen entweder seine letzte benutzt oder dieser passt. Dann werden die Siegpunkte aus all den Quellen zusammengezählt und der Drachenlord unter euch ermittelt.

Schuppen anstelle Gefieders

Da sich Schwingenschlag und das vorhergegangene Werk Flügelschlag in einem großen Teil des Spielkonzeptes ähneln, haben wir nachfolgend die Mühen auf uns genommen die größten Unterschiede möglichst knackig aufzuzeigen. In der Bildersektion findet sich zusätzlich ein Auszug der Abänderungen aus dem Regelwerk, vergesst also nicht auch dort mal reinzuschauen.

  • Im Gesamteindruck: etwas komplexer.
  • Schwingenschlag bietet gesamt etwas mehr Möglichkeiten an Siegpunkte zu gelangen, dafür entfallen aber die allgemeinen Ziele und Bonuskarten.
  • Inhaltlich wird auf die Spielwürfel für Ressourcen verzichtet; es findet sich weiters eine Grund-Ressource weniger.
  • Kartenaktionen werden auf diverse andere Weisen ausgelöst, bieten neue Optionen und verlaufen hier von links nach rechts.
  • Allgemein andere Handlungsoptionen, darunter keine Grundaktion zum Kartenziehen.
  • Höhlen, die den Nester gleichen, müssen zuerst erkundet werden, bevor diese besetzt werden dürfen.
  • Karten und Ressourcen weisen ein Handlimit von jeweils neun auf, dafür entfällt aber die eventuelle Konkurrenz um die maximale Anzahl an Würfelressourcen.
  • Aktuell (Stand: Mai 2024) gibt es keine Erweiterungen.

Spieletester

02.09.2024

Fazit

Die Schätze des Drachenhorst

Welche Eindrücke konnten wir nun aus unseren Expeditionen durch die echsenreichen Höhlen von Schwingenschlag mitnehmen? Als aller erstes sei erwähnt, dass das gesamte Grundkonzept, dem des Vorgängers Flügelschlag, schon stark gleicht; die größten Abänderungen könnt ihr im vorhergehenden Absatz des Berichtes nachlesen.

Beim ersten Durchackern durch das Regelwerk fühlt man sich erstmals etwas erschlagen von Informationen, speziell wenn man den Vorgänger nicht kennt. Im Spielgeschehen aber stellt sich der Ablauf als recht verständlich und rasch erlernt dar, spätestens nach Runde Eins sollte ziemlich alles klar sein! Gesamt also klar komplex, aber im Grunde nicht wirklich kompliziert. Sehr ansprechend ist daneben auch die Gestaltung praktisch sämtlicher Spielinhalte, wie zum Beispiel den Miniatur-Dracheneiern oder einem eigenen Heft mit Hintergrundwissen zu den einzelnen Drachen; dass dabei aber keinerlei Einlagen in der Box sind und lediglich zwei kleine Aufbewahrungsboxen (und so einiges an Plastiktüten) darin auffindbar sind, ist doch etwas schwach… Bei so viel Inhalt ist eine gute Strukturierung von diesem, in unserem Empfinden, einfach Pflicht! Klar ist auch, dass so viel Material einiges an Spielfläche benötigt, stellt also sicher einen ausreichend großen Tisch für eure Partien zu wählen.

Spieltechnisch überzeugte uns Schwingenschlag aber speziell mit seinem großen Wiederspielwert. Durch diverse Randomisierungen hinsichtlich der Ziele und Gildenfähigkeiten, sowie der gewaltigen Anzahl an Karten, spielt sich kaum eine Partie gleich der vorhergehenden und verlangt von euch jedes Mal wieder eine situationsadaptierte Taktikanpassung! Darüber hinaus gibt ein stark ausgefeiltes Solo-System selbst alleine Anreiz die Schachtel aus dem Regal zu kramen. Auf Grund der Komplexität und Verstricktheit der Handlungsoptionen führt so manche Aktion eines Mitspielers, speziell in größeren Runden, schonmal zu beträchtlichen Wartezeiten auf seinen eigenen Zug. Speziell auch da Spielerinteraktionen untereinander eher rar sind, stellt dies einen unangenehmen Faktor dar, der dem Spiel etwas den Wind aus den Schwingen nimmt. Eine, in ähnlichen Spielen, häufig gesehene Analyse-Paralyse fällt dabei aber nur eher selten an, da man sowohl lange vorausschauend seinen Zug planen kann und das ohne, dass einem jemand wirklich einen Strich durch die Rechnung machen könnte, aber auch da, trotz der Verstricktheit, sich jeder Zug auf drei bis vier Grundaktionen reduzieren lässt.

Als finales Urteil schneidet Schwingenschlag bei uns wirklich gut ab! Dabei wollen wir aber primär keinen Vergleich mit Flügelschlag setzen, sondern es auch wirklich beurteilen, für was dieses Werk ist und was es nicht ist; was es eindeutig nicht ist: ein kurzer Zeitvertreib für Zwischendurch! Wer sich auf eine Partie einlässt, dem sollte die etwas höhere Komplexität und die eventuell möglichen längeren Hands-Off-Zeiten nicht abschrecken. Freunden eines weniger aggressiven Gegeneinanders mittelgradiger Komplexität oder aber einfach Liebhaber der majestätischen Flugechsen kann Schwingenschlag nur wärmstens empfohlen werden. Auf alle Fälle birgt es einen gewaltigen Wiederspielwert, es wird also wohl kaum bei nur einer einzigen Partie bleiben!

Redaktionelle Wertung:

Plus

  • nach erstmaligem Informations-Overload folgt fließend ein baldiges Verständnis - komplex, aber nicht kompliziert
  • sämtliche Inhalte schön gestaltet und mit Steckbriefen ergänzt
  • Abwechslungsreichtum durch variierende Ziele, Gilden & vielen Karten
  • ausgeklügelter Solo-Modus implementiert

Minus

  • beiliegende Aufbewahrungsböxchen gleichen, bei so viel Inhalt, die nicht existenten Box-Einlagen nicht aus (beiliegende Plastiktüten nur bedingt praktisch)
  • benötigt recht viel Fläche/ Platz
  • (speziell in größeren Gruppen) sehr lange Wartezeiten möglich
  • Spielgeschehen nur sehr rudimentär von Spielerinteraktionen geprägt - eher ein Nebeneinanderhergespiele

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Details

Auszeichnungen:
Spieleranzahl: 1 bis 5
Alter: ab 12 Jahren
Spieldauer: 90 Minuten
Preis: 53,98 Euro
Erscheinungsjahr: 2024
Zubehör:

1 Regelheft (16-seitig)

1 Solo-Regelheft (8-seitig)

1 Drachen-Steckbriefheft (32-seitig)

1 Kartentafel

1 Rundentafel

1 Drachengildenkreis

5 Höhlentableaus

2 Aufbewahrungsboxen

1 Wertungsblock (doppelseitig)

1 Rundenmarker

5 Spielfiguren (je 1 pro Farbe)

5 Gildensteine (je 1 pro Farbe)

40 persönliche Marker (je 8 pro Farbe)

55 Eier (in 6 verschiedenen Farben)

1 Startmarker

4 Gildenplättchen (doppelseitig)

10 Zielplättchen (doppelseitig)

10 2x-Multiplikatorplättchen

10 5x-Multiplikatorplättchen

45 Münzenmarker

100 Ressourcenmarker (je 25 pro Typ)

1 Automa-Schwierigkeits- & Wertungsübersicht

10 Spielhilfen (doppelseitig; je 5 pro Typ)

16 Automa-Entscheidungskarten

75 Höhlenkarten

183 Drachenkarten

 

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