Würde Quedlinburg in den Niederlanden und nicht in Sachsen liegen, dann würde das Spiel "Die Kwakzalver von Quedlinburg" heißen. Kwakken steht für prahlen oder schwatzen. Zalven steht für salben.
Wir sind also prahlerische Salbenverkäufer ohne ärztliche Kenntnisse, aber mit Salben für allerlei Wehwehchen.
Lasst euch ruhig von Edith und mir behandeln...
Wie auch schon im Original liegt der Fokus auch hier auf dem Bag-Building. Ausgehend vom spärlichen Beutelinhalt bei Spielbeginn (1 Kürbis, 1 Pfauenauge, 7 Knallerbsen, 5 Alchemistenblei im unterschiedlicher Wertigkeit) sammeln wir pro Zug durch Trankproduktion Goldstücke und weitere Zutaten. Die Zutaten wandern so nach und nach in den Beutel und um Gold kauft man sich gezielt weitere. Viele gute Zutaten im Beutel - das sind alle außer die weißen Knallerbsen - erhöhen die Chancen auf erfolgreiche Brautätigkeit.
Aus dem Sack und in die Flasche
In meinem Spielzug ziehe ich Zutaten einzeln aus meinem schwarzen, geheimnisvollen Zutatenbeutel. Bis zu drei farbige Zutaten - nur die weißen Knallerbsen zählen nicht als farbig - finden im Flaschenhals einen Platz. Ist der Hals voll, endet die Brauphase und ich ziehe einen Patienten um so viele Schritte zu meinem Behandlungsmarktstand, wie die Ziffern auf den drei Plättchen im Hals zeigen, dazu addiert man den Wert des zuletzt gelegten Knallerbsenplättchens und man darf an diesem Trank nach dem Zug des Gegnspielers weiterbrauen.
Zu viele Knallerbsen im Flaschenboden, der Name sagt es schon, lässt unseren Trank samt Flasche explodieren. Das kostet die Hälfte der aktuell gesammelten Goldstücke und bedeutet einen herben Rückschlag. Auch der Patient kommt damit unserem Marktstand nicht näher.
Weil man genau weiß, welche Knallerbsenplättchen man noch im Beutel hat, ist zocken gezielt möglich.
Bekommt man jedoch weder den Hals der Flasche noch den Hals voll und verzockt sich, lacht der Gegenspieler.
Natürlich darf man den Brauvorgang vorzeitig beenden, wenn die Risikoabschätzung das angeraten erscheinen lässt. Der Zug ist dann vorbei.
Was die Zutaten können...
...wenn man sie aus dem Beutel in den Flaschenhals legt.
Schwarzes Alchemistenblei bringt Gold. Mit Gold kauft man sich weitere Zutaten. Man wird sogar zum Kauf gezwungen, schließlich darf nur ein Goldstück in die nächste Runde mitgenommen werden. Der köstliche Kürbis bringt nur den Patienten näher. Der Duft von Kürbiscurry oder Kürbissuppe ist eben unwiderstehlich. Das Pfauenauge bringt Schritte für den Patienten oder verschiebt den Marktstand näher zur Schar der Wartenden.
Rotes Drachenblut bringt Aufwertung von anderen Chips. Man tauscht einen aus der Flasche gegen einen höherwertigen aus dem Vorrat. Das grüne Hexenkraut erlaubt es, Knallerbsen aus dem Flaschenboden wieder in den Beutel zu werfen. Damit verbessern sich die Chancen. Die rosa Spinnenseide erlaubt es, die Bewegungsweite eines Chips aus dem Beutel des Gegenspieler zu nutzen.
Gelber Bernstein holt den Patienten näher, wenn man schon verschiedene Zutaten in der Flasche hat. Die Stinkmorchel bringt den Patienten, abhängig von schwarzen bereits in der Flasche liegenden Chips, näher.
Das sind allerdings erst die Fähigkeiten der Zutaten, die auf den sechs Standardzutatenbüchern für die ersten Partien zu finden sind. Insgesamt gibt es 15 Zutatenbücher (jene für Kürbis, Alchemistenblei und Knallerbsen sind immer im Spiel), in späteren Partien verwendet man sechs eines Sets. Die Karten der vier Sets sind aufeinander abgestimmt, dennoch ist durcheinander mischen möglich.
Das Hexenkraut etwa wirkt sich auf anderen Karten erst bei einer Flaschenexplosion aus. Das Drachenblut in Set II und IV bringt die Bürgermeisterin ins Spiel. Sie wird wie ein anderer Patient behandelt, ist aber gleichzeitig mit einem anderen Patienten unterwegs.
Ein Patient erreicht meinen Stand
Sechs Patienten im Behandlungsraum bringen mir den Sieg. Immer wenn einer meine Marktpraxis erreicht, rückt mein Stand zwei Schritte weg vom Hauptplatz. Außerdem bekommt der Gegenspieler einen kleinen Bonus.
Das Spiel läuft recht gemütlich an, zwei kleine Zusatzaktionen beschleunigen das Spiel. Einerseits werden am Beginn jeder Runde zwei Münzen geworfen und der Spieler, der hinten liegt, sucht sich zuerst eine der beiden Münzoptionen aus, der Gegenspieler darf die andere nutzen. Auch hier gibt es mit einer dritten Münze eine Variationsmöglichkeit für zukünftige Partien.
Nach dem Brauen gibt es die Marktaufsicht. Die aktuelle Rundenkarte wird dazu verwendet. Sie zeigt eine Waage mit einer fixierten Option. Nun darf der Spieler, der zuletzt noch braute, die zweite Waagschale mit Gold und/oder Aufwertungen belegen. Der andere Spieler wählt dann aus. Die Abschätzung, was man auf die leere Waagschale legt und anbietet, ist nicht einfach. Als kleine Hilfe gibt es auf den für die ersten Partien vorgeschlagenen Rundenkarten Angaben dafür.
Daran kann man sich halten, man muss es aber nicht.
Spielende?
Es gewinnt jener Spieler, der zuerst sechs Patienten behandelt hat ODER wer nach der siebenten Runde die meisten ärztlich beraten konnte. Das ist zumeist nach rund 45-60 Minuten der Fall.
Schmidt Spiele 49358 Die Quacksalber von Quedlinburg Die Kräuterhexen, Erweiterung zum Kennerspiel das Jahres 2018, bunt
14,99 €Schmidt Die Quacksalber von Quedlinburg: Mega-Box, Brettspiel, ab 10 Jahren, 2-5 Spieler, 45 Minuten Spieldauer
60,58 €Spieletester
Fazit
Quacksalben ist wie Seil ziehen.
Der Patient ist hin und her gerissen, oder hin und her gezogen.
Ein paar Schritte zu mir, ein paar Schritte zu dir.
Wer von uns beiden agiert marktschreierischer?
Es erinnert mit stark an How Ruck von Richard Borg oder auch an oder Auf der Reeperbahn... von Rainer Knizia.
Bei beiden ist das Zockerelement zwar vorhanden, aber nicht so dominant.
Das Duell der Quacksalber ist auf jeden Fall eine gelungene Variante für zwei Spieler.
Die Mechanismen sind zwar ähnlich, das Duell ist aber doch eigenständig und spielt sich durchaus anders.
Ich mag es, los geht's mit Krötenschleim, Spinnenbein und Edelstein.
Plus
- durchaus eigenständige Zockerei
- Zocken ist kalkulierbar und in Grenzen steuerbar
- nettes Material
- Preis ist für das Gebotene sehr niedrig
- sehr variable Partien möglich
Minus
- Zutatenfarben weiß und blau schwer unterscheidbar
- auch gelb und orange
- Regel etwas sperrig
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Details
1 Marktplatztableau
2 Flaschen
170 Zutatenchips
15 Marker
38 Karten
25 Goldnuggets
12 Holzfiguren
2 Beutel
Spielanleitung
Statistik
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