Peak Oil Profiteer

Krieg und Unruhen in einer mit Öl gesegneten Region halten die großen Konzerne nicht davon ab, ihre Top-Manager genau dort hinzuschicken, um große Fische an Land zu ziehen und Geschäfte mit Regierungen und Rebellen zu machen.

Drei unterschiedliche Parteien haben die Kontrolle über Ölfelder und Häfen in einem vom Bürgerkrieg gebeutelten Landstrich. Zwischen der gewählten Regierung, der Nationalen Befreiungsfront und den Milizen wechselt die Gunst um das schwarze Gold hin und her. Schmiergeld, Erpressung und jede Art von Korruption und Manipulation ist erforderlich, um am Ende den größtmöglichen Profit herauszuschlagen, bevor das Land endgültig den Bach runtergeht und kollabiert.

Weltgeschehen auf dem Brett

Wem das alles irgendwie bekannt vorkommt, der muss eigentlich nur bei klarem Verstand sein und sich mit offenen Augen in unserer heutigen Welt bewegen. Wunderbar inszeniert und aufs Spielbrett gebracht, finden wir auf einer Landkarte mehrere Regionen, in denen unterschiedliche Kräfte das Sagen haben. Zwielichtige Konzerne manipulieren, bestechen und erpressen zu eigenen Gunsten und versuchen, am Ende das meiste Geld zu haben. Ein gewisser Sarkasmus, gepaart mit Ironie und Satire, lässt sich hier nicht bestreiten und bringt das gewisse Etwas ins Spiel.

Über Aktionskarten bestimmt jeder Kontrahent nach dem Aufdecken einer Kontingenzkarte seinen Spielzug. Letztere erinnern mich irgendwie an Schrödingers Katze oder an die Erklärung aus der Logik: Möglichkeit und gleichzeitige Nichtnotwendigkeit. Entweder ist diese eine Ereigniskarte, die sofort ausgeführt werden muss und eine Zusatzfunktion beinhaltet, oder ein Berater, der angeheuert werden kann, um diverse Vorteile zu bekommen. Ansonsten werden über die Aktionskarten Erpressungsmaterial gesammelt und Anführer bestochen, Waffen verkauft, Förderrechte auf den Ölfeldern erworben und natürlich auch verkauft. Beraterkarten können übrigens über die fünfte Aktionskarte "Kontingenz" angeheuert oder die Zusatzfunktion einer Ereigniskarte genutzt werden.

Gespielt wird dann reihum nach der Nummer der gewählten eigenen Aktionskarte. Wer am Zug ist, darf zunächst eine Erpressung durchführen, um einen Anführer zu rekrutieren. Die in Form runder Pokerchips vorkommenden Anführer sind wichtig, um Förderrechte zu bekommen oder Waffen verkaufen zu dürfen. Politische Anführer vergeben übrigens Förderrechte für lau und militärische Anführer partizipieren am Ölverkauf, wenn dieser über einen von ihnen kontrollierten Hafen erfolgt. Wer einen religiösen Anführer besitzt, kann diesen "ermorden" lassen, um einen anderen Anführer der gleichen Partie zu bekommen. Ansonsten kann ein Anführer bestochen werden, um ihn ins eigene Lager zu locken, ihm Waffen zu verkaufen oder Förderrechte für einen Spottpreis zu bekommen. Durch den Waffenverkauf kommen immer mehr Truppen ins Land und können Kriege auslösen, sobald zwei gegnerische Parteien in einem Landstrich aufeinandertreffen. Dann löschen sich beide Armeen aus und plötzlich könnte ein Förderturm als Freiwild dastehen, weil keine Partei mehr für Schutz sorgt. Je mehr Truppen im Land sind, umso weniger wird das geförderte Öl wert sein, die eigentlichen Förderrechte verteuern sich dadurch aber.

Im Lauf einer Partie steigt die Korruption immer mehr, erreicht sie die 100 Prozent, ist das Spiel zu Ende und der reichste Spieler gewinnt.

 

Spieletester

07.01.2024

Fazit

Peak Oil Profiteer ist ein böses Spiel um Macht, Geld und Skrupellosikeit. Je hinterhältiger und gemeiner agiert wird, desto größer die Siegchancen.

Vor allem die diversen Anführer der drei Parteien sind sehr wichtig bei der Verfolgung der eigenen Ziele. Ohne Anführer kein Waffenverkauf und auch kein Erwerb von Bohrrechten. Und weil ein Religiöser als Vogelfreier gilt, wird er gerne im Tausch für einen anderen der gleichen Partei benutzt. So wandern die entsprechenden Chips der drei Parteien zwischen den Kontrahenten hin und her und ständig ändern sich auch die Machtverhältnisse auf dem Spielplan. Der Kampf um Macht und Geld bietet eine hohe Interaktion und Dynamik, zumal die Aktionskarten zu Beginn einer Runde verdeckt gespielt werden und zunächst Ungewissheit vorherrscht.

Peak Oil Profiteer ist sicherlich nicht Jedermanns Sache. Wer sich aber auf Konflikte einlassen kann, nicht nachtragend ist und dabei die Sache auch nicht allzu ernst nimmt, der wird hier ein gelungenes Machtspiel vorfinden, das sich lohnt, ausprobiert zu werden.

 

Redaktionelle Wertung:

Plus

  • zusätzliche Varianten und Solospiel inkludiert
  • ein sehr böses Spiel
  • kurze Spielzüge
  • Sarkasmus und Ironie inbegriffen
  • hohe Interaktion und Dynamik

Minus

  • Ablauf zunächst etwas holprig
  • nichts für Harmoniebedürftige

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Details

Auszeichnungen:
Spieleranzahl: 1 bis 5
Alter: ab 14 Jahren
Spieldauer: 45 bis 60 Minuten
Preis: 45,00 Euro
Erscheinungsjahr: 2021
Verlag: 2 Tomatoes
Grafiker: Heiko Günther
Zubehör:

79 Karten

  • 15 Erpressungskarten
  • 5 Spielhilfen
  • 25 Aktionskarten
  • 26 Kontingenzkarten
  • 8 Komplikationskarten

10 Chips

15 Truppen-Steine

10 Förderrechtetürme

1 Würfel

1 Korruptionsmarker

1 Spielplan

Spielgeld

2 Regelhefte (DE/EN, ES/FR)

2 Solo-Regelblätter (DE/EN, ES/FR)

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