Im spätmittelalterlichen Edo, dem Vorläufer des heutigen Tokio, tummelten sich im Gewirr der Marktgassen Handwerker und Händler, die über 700 verschiedenen Berufen nachgingen. Sie alle boten den Kunden ihre Dienstleistungen an. Das vorliegende Spiel versucht, das damalige Markttreiben spielerisch einzufangen.
Iki wird über 13 Runden respektive Monate gespielt, die wiederum in die vier Jahreszeiten und das Neujahrsfest zusammengefasst sind. Die Spieler lassen dabei ihre Figur auf einer Art Rundkurs durch die Straßen von Edo laufen, um dabei verschiedenen Geschäften sowie den dahinter angeordneten Werkstätten bzw. Läden von Händlern einen Besuch abzustatten. Dort kann jeweils gehandelt bzw. getauscht oder aber auch eigene Händler positioniert werden. Diese gewinnen im Verlauf des Spiels an Erfahrung und generieren dadurch bessere Boni. Ziel ist es, bei der Endabrechnung die meisten Siegpunkte zu erreichen. Diese werden in diesem Fall als Iki bezeichnet, einem damaligen philosophischen Konzept für die ideale Lebensweise.
Jede der Spielrunden bzw. Monate ist in drei Phasen unterteilt. In der ersten Phase können sich die Spieler in der Reihenfolge ihrer Position auf der Brandschutzleiste aussuchen wie viele Schritte sie laufen wollen, bestimmen damit gleichzeitig aber auch, wann sie in dieser Runde am Zug sein werden. Schon eine erste knifflige Entscheidung, denn es gibt keine Garantie, dass die in Aussicht genommenen Aktionen dann auch noch verfügbar sein werden.
In der zweiten, der Aktions-Phase aktivieren die Spieler in der jetzt feststehenden Reihenfolge ihre Chefeinkäufer und lassen diese auf dem Rundkurs laufen. Zuvor können Sie aber wählen, ob Sie vier Geldstücke einsacken oder lieber einen der offen ausliegenden Händler zum, auf der jeweiligen Karte, festgeschrieben Lohn anheuern wollen. Die Händlerkarte wird anschließend mit einem eigenen Arbeiter bestückt und auf einen freien Laden gelegt. Bei der Positionierung sollte man möglichst schon die Faktoren Feuersbrunst und Harmoniebonus berücksichtigen. Anschließend muss die Figur des Spielers auf dem Rundkurs die vorbestimmte Schrittzahl laufen. Die Laufweite kann durch die Abgabe von Sandalen vergrößert werden. Jedem Feld sind ein Geschäft, dessen Aktion immer ausgeführt werden kann, und zwei Läden, deren jeweilige Aktion natürlich nur ausgeführt werden können wenn sie belegt sind, zugeordnet. Auf diesen Feldern können dabei auch die Figuren der anderen Spieler stehen. Händler erhalten Erfahrung falls ihre Aktion durch einen anderen Spieler genutzt wird. Sind alle Erfahrungsstufen durchlaufen, geht er in Rente. Das bedeutet, dass die Karte an das Tableau des Besitzers angedockt und in einer Art Set-Collection gesammelt wird, denn es gibt fünf verschiedene Händler-Farben. Der Arbeiter ist zudem wieder frei verfügbar und im Laden könnte eine neue Händlerkarte platziert werden. Hat der eigene Chef-Einkäufer den Rundkurs einmal absolviert, so gewinnen alle eigenen Händler eine Erfahrungsstufe und können dabei auch in Rente gehen. Natürlich steht die mit diesem Händler verbundene Aktion dann auch nicht mehr zur Verfügung.
Nachdem alle Spieler ihre Figuren bewegt haben beginnt die dritte, die Ereignis-Phase. Innerhalb einer Jahreszeit werden zwischen zwei Monaten noch ausliegende Händlerkarten mit zusätzlichem Geld bestückt. Zudem kann es zu Feuersbrünsten mit unterschiedlicher Ausgangsstärke kommen. Dazu wird zufällig eine der vier Ladenzeilen bestimmt, in welcher sich dann das Feuer ausgehend vom Stadtrand in Richtung Zentrum frisst. Nur Spieler mit einer äquivalent hohen Brandwehrstärke können es löschen. Ansonsten werden die betroffenen Läden vernichtet und die betroffenen Händlerkarten kommen ersatzlos aus dem Spiel. Deutlich mehr ist allerdings bei den Übergängen zwischen den vier Jahreszeiten zu beachten. Hier werden zuerst alle Jahreszeit-spezifischen Plättchen und Händlerkarten ausgetauscht. Anschließend erhalten die Spieler durch ausliegende bzw. schon in Rente gegangene Händler einen Erlös, müssen allerdings noch alle ausliegenden Händler mit Reis versorgen. Zusätzlich werden die Ladenzeilen einzeln auf Harmonien, sprich gleichfarbige Händlerkarten überprüft. Dafür erhalten die beteiligten Spieler einen Siegpunktebonus.
Am Spielende werden neben den schon erhaltenen Siegpunkten auch noch Punkte für eine möglichst große Händlerviefalt, eingekaufte Gegenstände, errichtete Gebäude und noch vorhandene Ressourcen bzw. Geldstücke vergeben.
Spieletester
Fazit
2015 wurde Iki im ersten Anlauf in der Spieleschmiede nicht finanziert. Vielleicht ganz gut so, denn die zwischenzeitlich erfolgte optische Überarbeitung hat dem Spiel extrem gut getan und erzeugt nun, zusammen mit dem restlichen Spielmaterial, einen sehr hohen Aufforderungscharakter.
Verschiedene Spielmechanismen wie Worker-Placement, Set-Collection, Ressourcenmanagement und Laufspiel wurden perfekt miteinander verzahnt, ohne das Spiel dabei überkomplex zu machen. Im Gegenteil, obwohl es immer ein paar kleine Regeldetails zu beachten gilt, ist ein Spieleinstieg recht schnell und problemlos möglich.
Alles will bedacht sein, welchen Händler mit welcher Farbe und Aktion man am besten einstellt, wo dieser im Hinblick auf Feuersbrünste und Harmoniebonus platziert werden könnte, damit ihn möglichst viele Kunden besuchen und er rasch an Erfahrung gewinnt und vielleicht schnell in Rente geht. Allerdings sind auch die Ressourcen permanent knapp und nicht jede Aktion ist zu jeder zeit möglich. Zusätzlich muss auch das Timing sehr stark beachtet werden. Läuft man weit, riskiert damit aber, dass die geplante Aktion dann nicht mehr verfügbar ist, weil Händler evtl. schon in Rente gegangen oder die benötigten Gegenstände schon verkauft worden sind oder hat man eine Runde absolviert und schickt damit vielleicht eigene Händler in Rente, mit denen man jedoch eigentlich noch viele Punkte mit dem Harmoniebonus machen wollte. Auch die Brandschutzleiste muss beachtet werden. Ist man vorn mit dabei, kann man sich zuerst die eigene Laufreichweite aussuchen und ist besser gegen die Feuersbrünste geschützt.
Die vorgenannten Punkte garantieren einen bis zum Spielende durchgehend hohen Spannungsbogen. Durch die hohe Interaktion muss man sich zudem ständig auf veränderte Situationen einstellen und ist durchgehend damit beschäftigt, seine nächsten Aktionen zu planen. Einzige Einschränkung: Trotz eigenem Spielplan funktioniert Iki mit zwei Spielern nicht genau so gut wie mit drei oder vier Spielern. Das resultiert vor allem aus der fehlenden Interaktion, da sich hier jeder meistens nur mit seinen eigenen Händlern beschäftigt.
Wer meine Rezensionen kennt, weiß dass ich immer gern einmal nörgle oder nach dem Haar in der Suppe suche. Hier habe ich aber bis auf die Einschränkung beim Zwei-Spieler-Modus keines gefunden. Bei Iki stimmt für mich einfach alles. Beginnend bei der Gestaltung, über das Spielerlebnis und den Spannungsbogen bis hin zur Interaktion. Für mich ein absolut tolles Spielerlebnis, an das ich gern 10 Punkte vergebe. Es würde mich in diesem Zusammenhang nicht wundern, wenn IKI in die engere Wahl zum Kennerspiel des Jahres 2023 kommen würde.
Plus
- tolle Optik
- durchgehender Spannungsbogen
- sehr hoher Interaktionsgrad
- unterschiedliche Siegstrategien möglich
- trotz einfacher Grundregeln komplexes Spielerlebnis
- wenig Downtime da man sich permanent auf geänderte Situationen einstellen muss
Minus
- japanische Begriffe nicht sehr einprägsam
- dass das Feuer zu festgelegten Zeitpunkten auftritt ist nicht sehr logisch
- trotz eigenem Spielplan fällt das Spielerlebnis im 2 Personen Modus deutlich ab
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Details
doppelseitiger Spielplan
4 doppelseitige Spielertableaus
4 Start-Händlerkarten
56 Händlerkarten (jeweils 14 pro Jahreszeit)
10 Gebäudekarten
Monatsmarker (Holz)
50 Ressourcen (Holz) (20x Holz, 30x Reis)
56 Münzen (Pappe) (20x 4, 36x 1)
Sandalen-Ressourcen (Pappe)
12 Goldbarren (Pappe)
8 Fisch-Plättchen
8 Pfeifen-Plättchen
8 Tabaksbeutel-Plättchen
5 Sonderplättchen
4 Iki-Plättchen
4 Feuer-Plättchen
12 Sperr-Plättchen für 2 Spieler-Modus
2 Plättchen (Sonnne und Mond) für 2 Spieler-Modus
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