Findorff

Bremen, die Heimatstadt von Autor Friedemann Friese, besteht aus 23 Stadtteilen und einer davon ist Findorff, realativ mittig und direkt am heutigen Hauptbahnhof gelegen.
Kleine historische Exkursion

Ein Ausflug in die Geschichte der Hansestadt offenbart, dass Namensgeber Christian Findorff für die Trockenlegung und Vermessung des Teufelsmoors nördlich von Bremen verantwortlich war. Auch trieb er den Abbau des Torfs sowie die Urbarmachung des Moores voran.


Unsere Aufgabe im neuen "großen" 2F-Spiele besteht darin, den Stadtteil Findorff in der Zeit von 1803 bis 1916 zu entwickeln und dabei nicht nur den Gleisbau voranzutreiben, sondern auch historische Bauwerke zu errichten. Neben den Lastkähnen, die Torf aus dem Moor transportierten, konnte auch mit der kleinen Eisenbahn der Rohstoff in die Stadt gebracht werden. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts war Torf die wichtigste Ware zum Heizen der Häuser und zur Energiegewinnung für die Industrie. Im späten 19. Jahrhundert verlor Torf allerdings an Bedeutung, da immer mehr die energiereichere Kohle eingesetzt wurde. Der Spielablauf bringt genau diesen historischen Aspekt zum Vorschein.

Bekannte und liebgewonnene Elemente

Vor uns liegt ein klassischer Engine Builder mit einem Rohstoffmarkt, der uns aus Funkenschlag bekannt sein sollte. Wir sind Inhaber einer Firma, die auf verschiedenen Ebenen aktiv ist und am Aufschwung der Stadt nicht nur partizipiert, sondern diesen aktiv gestaltet. Wir setzen Arbeiter ein, beteiligen uns am Gleisbau Richtung Hamburg, errichten historische Gebäude und nutzen deren Vorteile/ Aktionen, kaufen und verkaufen Rohstoffe und versuchen so, am Ende reicher zu sein als die Konkurrenz.

Was wir für unser Unterfangen auf alle Fälle benötigen, ist ein sehr großer Spieltisch, der nicht nur den überdimensionierten Spielplan aufnimmt, sondern uns auch viel Platz für die großformatigen Bauwerkskarten bietet. Minimalistisch mutet dagegen unser Spielerrondell mit unserem Vorarbeiter an, der die Spielzüge und Aktionen unserer Firma steuert. Dabei müssen wir unseren Vorarbeiter nicht unbedingt bewegen, wir können auch an Ort und Stelle verbleiben und eine Aktion mehrmals hintereinander ausführen. Allerdings können wir irgendwann nicht mehr bezahlen, weil uns das Geld ausgegangen ist und wir gezwungenermaßen eine andere Aktion wählen müssen.

In vier verschiedenen Sparten können wir zu Beginn mit ihrer Grundfunktion aktiv werden. Durch den Kauf diverser Aufwertungen werden einzelne (Aktions-)Geschäftsfelder verstärkt oder Produktionsstätten errichtet. Auch am Bau der historischen Bauwerke Findorffs beteiligen wir uns, nutzen dann natürlich deren diverse Vorteile. In unserem Lagerhaus lagern wir die Rohstoffe bis zu einer bestimmten Kapazität, 
die durch eigene Bauwerke erhöht werden kann. Neue Arbeitskräfte erhöhen die Produktion von Ziegel und Schienen oder schaffen Torf per Kahn aus dem Moor herbei. Um kurzfristig an Geld zu kommen, nutzen wir den Markt und verkaufen den Torf zum aktuellen Tagespreis. Wir verbauen unsere produzierten Schienen beim Gleisbau und kassieren dafür ebenfalls ab.

Haben wir alle Möglickeiten ausgeschöpft, müssen wir in die Phase der Bürokratie wechseln, was mit einem sofortigen Verlust eines Arbeiters einhergeht, der an Altersschwäche stirbt. Die Zeiten der Jahrhundertwende waren hart, 
allerdings könnte man mit dem Bau des Friedhof Herdentor von der hohen Sterberate partizipieren. Alle restlichen Arbeiter kommen wieder zurück, dann werden eigene Wohnungen mit dem Torf aus dem Markt geheizt. Optional bringen noch eigene Bauwerke und Paare aus Arbeitskraft und Haus in Findorf Einkommen.

Das Spiel endet am nach der Runde, in der das letzte Gleis Richtung Hamburg gebaut ist. Für die Schlusswertung kassiert jetzt jeder noch 50 Siegpunkte für jedes errichtete Bauwerk und bekommt diverses Punkte für restliche Ressourcen aus dem Lagerhaus und Bargeld. Wer dann über die meisten Punkte verfügt, gewinnt.

Spieletester

13.05.2023

Fazit

Findorff reiht sich fast nahtlos in typische 2F-Spiele ein. Überschaubare Regeln, die allerdings gerne mit einer Aktionsübersicht ähnlich der Bürokratie hätten ausgestattet werden können, ein runder Ablauf ohne Haken und Ösen, sowie einem positiven Spielgefühl, bei dem keine Mangelerscheinungen auftreten und genügend taktisch-strategische Möglichkeiten bestehen. Ein großer Platzbedarf ist vonnöten, um den überdimmensionalen Spielplan und das viele hochwertige Material unterzubringen. Auch die großformatigen Bauwerkskarten benötigen einiges an Platz, vor allem wenn zum Ende hin die eigene Auslage immer größer wird.

Trotzdem ist Findorff für mich leider nicht der erhoffte große Wurf, sondern eher ein solider Zeitvertreib beim Durchdenken des besten Spielzuges. Die einzelnen Aktionen sind kurz und knackig, beinhalten aber auch einiges an Verwaltungsarbeit, gepaar mit der ständigen Suche nach den Bauwerksnummern auf dem überdimensionierten Spielplan. Je mehr mitspielen, umso größer wird die Downtime und das ohne große Interaktion, die maßgeblich durch das Wegschnappen eines Bauwerks oder Aktions- und Produktionsplättchens geprägt ist.

Die Funktion des Torfmarktes in Verbindung mit dem Gleisbau und der Errichtung der historischen Bauwerke üben schon einen gewissen Sog aus und der Spielspaß kommt auch nicht zu kurz. Mir fehlte allerdings so ein bisschen das innovative Etwas, das Findorff zu etwas besonderem macht. Solide Kost, zu der ich immer gerne bereit wäre, allerdings eher in kleiner Besetzung - zu Zweit würde ich dann auch zu einer Note besser tendieren.

Redaktionelle Wertung:

Plus

  • reichhaltiges wertiges Material
  • Regeln sind schnell verinnerlicht
  • Spielzüge kurz und knackig
  • auch Solo gut spielbar

Minus

  • Grafik etwas tröge
  • hoher Verwaltungsaufwand und Platzbedarf
  • Aktionsübersicht fehlt

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Details

Auszeichnungen:
Spieleranzahl: 1 bis 5
Alter: ab 12 Jahren
Spieldauer: 60 bis 75 Minuten
Preis: 49,99 Euro
Erscheinungsjahr: 2022
Verlag: 2F-Spiele
Grafiker: Maura Kalusky
Zubehör:

1 Spielplan
25 Bauwerkskarten
28 Bauwerksplättchen
5 Lagerhauskarten
5 Bürokratie-Übersichtskarten
5 Firmentableaus
20 Produktionsplättchen
5 Start-Produktionsplättchen „2 Torf“
24 Aktionsplättchen
5 Bauwerks-Aktionsplättchen
1 Rabattmarker
70 Schienen
50 Torf
25 Ziegel
30 Arbeitskräfte
50 Häuser (10 pro Person)
5 Vorarbeiter (1 pro Person)
1 Startmarker
110 Münzen (Taler)
2 Anleitungen (Deutsch/Englisch)

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