Chronicles of Crime: 1400

Mit Chronicles of Crime und den beiden Erweiterungen Noir und Welcome to Redview haben Lucky Duck Games und Corax Games spannende, storygetriebene Spielewelten geschaffen, die aber auch zwingend eine App benötigen, um perfekt zu funktionieren. Nun geht die Chronicles of Crime-Serie mit einer Trilogie namens Millenium und einem leicht veränderten Ansatz in die zweite Runde.

Achtung! Um spielen zu können ist eine App zwingend erforderlich!

Nachdem Lucky Duck Games und Corax Games die Spieler in den ersten drei Spielen nach London, an die amerikanische Ostküste und ins Los Angeles der 40er Jahre entführt hatten, ist Paris in der zweiten Staffel der alleinige Schauplatz der jeweils eigenständigen Spiele. Hier begleiten wir unterschiedliche Charaktere in drei verschiedenen Jahrhunderten durch einzelne, jeweils in sich abgeschlossene und kooperative Szenarien und sind dabei immer auf der Suche nach der Lösung der mysteriösen Fälle.

Für das Tutorial und die vier Szenarien von Millennium 1400 reisen wir ins Paris des Jahres 1400 und schlüpfen dort in die Haut von Abelard Lavel, dessen Familie in Paris lebt und der ein Ritter von König Karl VI. ist. Schon immer hatte Abelard seltsame Träume und Visionen, die Vergangenes aber auch Zukünftiges zeigten. Mit Hilfe dieser Visionen konnte er etliche dieser mysteriösen Fälle lösen und hat sich dadurch in Paris und Umgebung einen gewissen Ruf verschafft. Hilfe erhält er dabei von seiner Schwester, die als reiche Händlerin und Kunstkennerin für ihn Gegenstände untersuchen kann und von seinen beiden Brüdern, einem Mönch und einem Spion im Dienste des Königs. Der Mönch ist ein Schriftgelehrter und der Spion weiß so ziemlich alles über die wirklich wichtigen Bewohner von Paris.

Der grundlegende Ablauf des Spiels ist im Vergleich zum Originalspiel weitestgehend identisch und wer Chronicles of Crime kennt, wird sich auch in Millennium 1400 recht schnell zurecht finden. Wem das Spielprinzip allerdings fremd ist, kann die entsprechenden Informationen in der zugehörigen Rezension des Grundspiels nachlesen. Deshalb werde ich hier nur auf die augenscheinlichen Veränderungen näher eingehen.

Die Auffälligste: Es gibt kein Grundspiel mehr. Jedes Spiel der Trilogie ist komplett eigenständig und das zugehörige Spielmaterial ist auch immer entsprechend designed. Sei es das Spielbrett oder die Karten mit den Illustrationen. Zudem gibt es in jedem Spiel logische und zum jeweiligen Jahrhundert passende Veränderungen. So ist z. B. der Protagonist in Millenium 1400 ein gebildeter Ritter, der von Visionen und Vorahnungen heimgesucht wird und dem als treuer Begleiter und Gefährte sein Hund Parzival beisteht. Dieser kann z. B. Fährten zu Personen oder Orten, an denen sich diese Personen aufgehalten haben, nachgehen.

Eine spezielle Veränderung sind in diesem Spiel zudem die Visionskarten. Jedes Szenario beginnt mit einem prophetischen Traum, dem vier bis fünf Visionen zugeordnet sind. Was diese allerdings bedeuten und in welchem Zusammenhang die Visionen zueinander stehen, müssen die Spieler aber erst einmal heraus bekommen.

Auf dem Spielplan gibt es jetzt auch einen separaten Bereich für Personen und Gegenstände, von denen man bisher nur gehört hat, aber nicht weiß, wo sie sich befinden oder in welcher Beziehung sie zum Geschehen stehen. Ein geschickter Schachzug, um so den wildesten Vermutungen während des Spiels Tür und Tor zu öffnen und die Suche nach dem Gehörten zu befeuern.

Spieletester

01.09.2021

Fazit

Da mir Chronicles of Crime an sich und auch die damit verbundenen Spielmechaniken sehr gut gefallen hatten, habe ich Millenium 1400 schon sehnlichst erwartet. Gleichzeitig lag jedoch die Latte für die zweite Staffel bei mir sehr hoch, denn more of the same wäre hier deutlich zu wenig gewesen.

Lucky Duck Games hat zum Glück im Vergleich zu den Spielen der ersten Staffel an einigen Stellschrauben gedreht und das Spielerlebnis dadurch deutlich intensiver und atmosphärischer gemacht. Das wird zudem durch die gelungenen Illustrationen zusätzlich verstärkt. Das Tutorial und jedes der vier Szenarien sind komplett eigenständig, abwechslungsreich und mit einem langsam ansteigenden Schwierigkeitsgrad versehen.

Wahrscheinlich muss man aber wegen des dann fehlenden Materials (Visionskarten) vermuten, dass es keine weiteren, zusätzlichen Fälle im Mittelalter, wie noch bei Chronicles of Crime, geben wird. Vermutlich war der Aufwand der Erstellung und Lokalisierung der Szenarien im Vergleich zu den Erträgen dann doch zu groß.

Die neue Mechanik mit den Visionskarten passt wunderbar und da sich im Lauf der Zeit immer mehr Anhaltspunkte ergeben, versuchen die Spieler permanent diese in einen Bezug zu den Visionen zu bringen. Davon ausgehend werden wilde Thesen aufgestellt, um diese kurze Zeit später wieder zu verwerfen oder abzuändern. Kurz gesagt, es herrscht, wenn sich die richtige Spielgruppe zusammengefunden hat, ein reges und überaus interaktives Treiben am Spieltisch. Die visuelle Untersuchung verschiedener Örtlichkeiten wurde zum Glück beibehalten. Diese kann jetzt neben real gefundenen Gegenständen auch die Möglichkeit mit sich bringen, von Gegenständen oder Personen zu hören, ohne zu wissen, ob sich das Gehörte später wirklich auch als real herausstellt. Das befeuert die Diskussionen natürlich zusätzlich.

Unter dem Strich ist Lucky Duck Games und Corax Games in meinen Augen mit Millenium 1400 eine deutliche Weiterentwicklung des Spiels gelungen. Zwar ist das Grundgerüst des Spiels mit allen seinen Vor- und Nachteilen (App-Nutzung, Rechtsschreibfehler, geringer Wiederspielwert) erhalten geblieben, gleichzeitig wurde aber vom Verlag ein deutlich erhöhtes Augenmerk auf die Atmosphäre und die damit verbundene tiefere Einbeziehung der Spieler in die Story gelegt. Insofern ist Millenium 1400 für alle Fans der ersten Staffel ein absoluter Pflichtkauf! Allen Spielern, die diesem Genre bisher ablehnend gegenüber gestanden haben, kann ich hingegen nur empfehlen, das Spiel einmal vorurteilfrei anzutesten.

Redaktionelle Wertung:

Plus

  • tolles Setting
  • passende und atmosphärische Illustrationen
  • eigenständiges Spiel, ein Grundspiel wird nicht benötigt
  • Crossover aus verschiedenen Spielegenres
  • gelungene Verbesserungen des Vorgängers

Minus

  • Rechtschreibfehler in der deutschen App-Übersetzung
  • Grafik teilweise zu dunkel geraten
  • leider nur vier Szenarion und das Tutorial
  • Sackgassen bei der Ermittlung möglich, wenn nicht die richtigen Kombinationen gefunden werden
  • hoher Platzbedarf
  • App-Nutzung ist zwingend erforderlich
  • richtige Spielgruppe notwendig
  • kurz- und mittelfristig geringer Wiederspielwert

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Details

Auszeichnungen:
Spieleranzahl: 1 bis 4
Alter: ab 14 Jahren
Spieldauer: 60 bis 90 Minuten
Preis: 29,00 Euro
Erscheinungsjahr: 2021
Zubehör:

1 Hinweis-Spielplan
7 doppelseitige Ortstafeln mit QR-Codes
1 Heimatortstafel mit QR-Code
20 Visionskarten
1 Hundekarte mit QR-Code
30 Charakterkarten mit QR-Codes
38 Hinweiskarten mit QR-Codes
15 Sondergegenstandskarten mit QR-Codes
1 Spielregel

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