In der Halle des Bergkönigs

Wer kennt es nicht, das bekannte klassische Orchesterstück: In der Halle des Bergkönigs aus der Peer Gynt-Suite von Edvard Grieg? Doch trotz des identischen Titels hat das vorliegende Spiel, bis auf den Fantasy-Hintergrund, aber so rein gar nichts mit dem gleichnamigen Musikstück zu tun.

Die von den Zwergen vertriebenen Trolle kehren in ihren Berg zurück. Dieser war durch die fehlende Magie zusammengebrochen und daraufhin von den Zwergen wieder verlassen worden. Nun wollen die Trolle ihren Berg wieder besiedeln, ihn prächtiger als je zuvor ausbauen und ihm dabei auch seine Magie zurückgeben.

Jeder der Spieler verkörpert in In den Hallen des Bergkönigs einen Troll-Anführer und versucht während der Partie Trolle aus den vier unterschiedlichen Stämmen der Horde für sein jeweiliges Troll-Thing zu rekrutieren. Mit ihrer Hilfe sollen Tunnel gegraben, Ressourcen gefördert, unterirdische Werkstätten errichtet, Statuen freigelegt und Große Hallen gebaut werden, um dadurch im Lauf der Partie soviel Ehre zu verdienen, dass man sich am Ende des Spiels zum Bergkönig krönen und über die geeinten Troll-Stämme herrschen kann.

Vorbereitung

Je nach Anzahl der Mitspieler benötigt man die Herbst- oder Winterseite des Spielplans. Nachdem der allgemeine Aufbau mit den Ressourcen, zufälligen Zauber- und Trollkarten bzw. Werkstattplättchen erfolgt ist, wählt jeder Spieler in Spielerreihenfolge seinen Startort und erhält zudem einen identischen Satz mit sechs Start-Trollkarten. Von diesen zieht er zufällig zwei, wählt sich eine davon aus und platziert diese in einem freien Slot der untersten Reihe seiner Troll-Thing-Pyramide. Die andere Karte behält er, zieht eine weitere Karte nach und wählt von diesen erneut eine aus, die er anschließend positioniert. Das macht jeder Spieler solange, bis die unterste Reihe des Troll-Things mit vier Karten komplett belegt ist. Auf jeder der Start-Troll-Karten sind Ressourcen in zwei Spalten angeordnet. Die Ressourcen der unteren Spalte erhalten die Spieler als Startressourcen, die oberen Spalten bleiben anschließend in der Pyramide sichtbar.

Das Spiel selbst läuft Rundenweise ab. Die Spieler sind reihum am Zug und handeln in diesem ihre möglichen Aktionen in einer vorgegebenen Reihenfolge ab. So kann zu Beginn ein Zauber gewirkt und eine an die Tunnel angeschlossene Werkstatt genutzt werden. Anschließend muss man entweder einen Troll aus der offenen Auslage rekrutieren oder das eigene Tunnelsystem vergrößern. Danach kann noch eine Große Halle gebaut und eigene Statuen bewegt werden.

Die erste der Aktionen kann immer bei Bedarf ausgeführt werden. Hierbei dürfen die Spieler gegen die Abgabe einer Runen-Ressource einen der drei offen ausliegenden Zaubersprüche aktivieren und damit einen sofortige oder sich auf den gesamten Zug beziehenden Effekte auslösen. Zusätzlich kann eine an die eigenen Tunnel angeschlossene Werkstatt aktiviert werden.

Die nächste Aktion muss in jedem Fall ausgeführt werden und ist das eigentliche Herzstück und der Motor des Spiels, deshalb möchte ich diese auch ein wenig detaillierter betrachten. Um einen Troll zu rekrutieren und dem eigenen Troll-Thing hinzuzufügen, muss dieser zuerst aus der dreistufigen, offenen Auslage genommen werden. Dabei gilt, dass Trolle der Stufe 1 kostenfrei rekrutiert werden können, für Trolle der Stufe 2 oder gar 3 müssen hingegen die darunterliegenden Trolle mit einer Münze entschädigt werden. Nachfolgende Spieler können diese Trolle dann samt den darauf liegenden Entschädigungen rekrutieren. Netter Kniff am Rande, sollte ein Troll die vierte Entschädigungsmünze erhalten, so packt er sein Bündel und sucht sich seinen eigenen, kleinen Privat-Berg. Wird der rekrutierte Troll in das eigene Troll-Thing eingebaut, aktiviert er (sich selbst eingeschlossen) alle pyramidenartig unter ihm angeordneten Trolle. Das bedeutet, dass auf die so aktivierten Trolle die abgebildeten Ressourcen gelegt werden. Sollten dort allerdings noch unverbrauchte Ressourcen liegen – Pech gehabt, man hätte eben besser planen müssen.

Ressourcen werden im Spiel vor allem ausgeben, um das eigenen Tunnelsystem sinnvoll zu erweitern. Zu diesem Zweck gibt es Tunnelelemente mit zwei bis fünf Feldern Ausdehnung in verschiedenen Anordnungen. Diese können gegen Abgabe von gleichartigen Ressourcen (Stein, Eisen oder Herzstein) auf dem gemeinsamen Spielplan ausgelegt werden. Je größer dabei das Tunnelelement und je wertvoller die dafür abgegebenen Ressourcen, umso mehr Ehre bzw. Siegpunkte erhält man als Troll-Anführer. Praktischer Nebeneffekt: durch gezieltes Graben können die auf dem Tunnelweg liegenden Ressourcen, Werkstattfelder oder gar Statuen freigelegt und später genutzt werden. Werkstattfelder können sofort mit einer verfügbaren Werkstatt aus der Auslage komplettiert und anschließend immer zu Beginn des eigenen Zuges genutzt werden. Statuen bringen am Spielende Siegpunkte und zwar mehr, je weiter sie im Inneren des Berges stehen. Damit die Trolle die Statuen durch ihr Tunnelsystem transportieren können, werden allerdings Schubkarren in der Farbe der jeweiligen Statue benötigt.

Hat man die Tunnelgänge im Spiel geschickt genug angelegt und damit einen größeren Bereich komplett ausgegraben, so kann man diesen in der anschließenden Aktionsphase mit einer Großen Halle überbauen. Sechs dieser Großen Hallen liegen in verschiedenen Abmessungen offen aus und bringen ihren Erbauern am Ende der Partie zusätzlich einen warmen Punkteregen. Aber auch hier gilt wie fast immer in diesem Spiel: Wenn weg, dann weg.

Mit der abschließenden Aktion können, wie schon weiter oben beschrieben, eigene freigegrabene Statuen mit dafür geeigneten Schubkarren an andere Stellen im eigenen Tunnelsystem gebracht werden. Natürlich versucht man die Statuen instinktiv so weit wie möglich im Inneren des Berges zu platzieren. Das macht allerdings auch die Beschaffung der dafür notwendigen Anzahl von Schubkarren notwendig, denn für die Bewegung einer Statue wird pro Tunnelelement eine Schubkarre benötigt. Eine Alternative dazu wäre, die Statue auf einem gleichfarbigen Sockel zu platzieren, was dann ebenfalls viele Siegpunkte einbringen würde.

Sobald der zweite Spieler alle zehn möglichen Plätze in seinem Troll-Thing mit angeworbenen Trollen besetzt hat, werden noch zwei Runden gespielt bis das Spiel endet. In der nun folgenden Schlussabrechnung erhalten die Spieler neben den im Lauf der Partie verdienten Siegpunkte noch weitere für übrige Ressourcensets, gebaute Sockel und platzierte Statuen, sowie errichtete Große Hallen. Wie üblich gewinnt der Spieler der nach der Abrechnung am weitesten auf dem Siegpunkt-Track gekommen ist.

Spieletester

22.06.2021

Fazit

In den Hallen des Bergkönigs hat mir von Anfang an sehr gut gefallen. Schon die Fülle und die Qualität des Materials sowie die stimmungsvollen Illustrationen machen Lust auf das Spiel. Die einzelnen Partien können völlig unterschiedlich ablaufen und man merkt schnell, dass die verschiedenen Spielmechaniken zu einem stimmigen Ganzen zusammengefügt wurden. Da sind natürlich in erster Linie das Ressourcenmanagement und das geschickte Legen und Puzzeln der Tunnel-Teile zu nennen.

Ein Highlight und Unterscheidungsmerkmal zu anderen Spielen ist für mich zudem das Ressourcen-Kaskaden-System, dass ich in dieser Form noch nie erlebt habe und das überaus trickreiche Züge und Aktionen möglich machen kann. Auch die Mechanik, mit der das Spielende eingeläutet wird, ist spannend, denn diesen Zeitpunkt legt nicht wie üblich der erste Spieler fest, sondern durch die Rekrutierung seines 10. Trolls erst der zweite. So kann bei schlechter Vorausschau die Situation eintreten, dass der erste Spieler in den folgenden Spielrunden kaum noch Ressourcen generieren kann und dadurch vielleicht viel stärker als geplant während der Schlussabrechnung ins Hintertreffen gerät.

Man merkt beim Spielen schnell, wie wenig In den Hallen des Bergkönigs dem Zufall überlassen wird. Ständig sind die Spieler damit beschäftigt ihre eigenen Züge zu optimieren. Dadurch ist die Downtime recht gering, allerdings kann es in der Maximalbesetzung mit fünf Spielern zu Wartezeiten kommen und deshalb ist diese aus meiner Sicht nicht zu empfehlen. Während einer Partie gibt es immer wieder ausreichend Interaktionsmöglichkeiten und diese beschränken sich dabei nicht nur auf das Wegschnappen von ausliegenden Zaubersprüchen bzw. Ressourcen. Auch die Rekrutierung der Trolle oder die Richtung, in die der eigene Tunnel vorangetrieben werden sollten, wollen wohlbedacht sein, um den Konkurrenten keine Steilvorlage für gewinnbringende Züge zu bieten. Direkte Konfrontation gibt es hingegen keine, letztendlich arbeiten ja auch alle Trolle gemeinsam daran, den Berg wieder zu ihrer Heimat zu machen.

In den Hallen des Bergkönigs bietet ein rundes Spielerlebnis, bei dem das richtige Timing zwischen dem Generieren und Ausgeben von Ressourcen existentiell ist. Die Spielregel ist sehr gut strukturiert und verständlich geschrieben. Dadurch fördert sie einen schnellen Einstieg ins Spiel. Die Komplexität siedelt sich irgendwo zwischen einem gehobenen Familienspiels und einem Kennerspiel an. Dem kleinen Verlag Skellig Games ist es zu verdanken, dass sich Spieler diese Perle mittlerweile auch in einer deutschen Lokalisierung auf den Spieletisch legen können.

In den Hallen des Bergkönigs ist in meinen Augen ein Must-Have-Spiel, das ich sowohl Familien mit größeren Kindern, als auch Vielspielern, u.a. durch die Hinzunahme der Champions-Erweiterung, bedenkenlos empfehlen kann.

 

Redaktionelle Wertung:

Plus

  • schöner Hirnverzwirbler-Mix aus Ressourcen-Management und Legespiel
  • spannende Spielmechanik der Ressourcen-Kaskade
  • überaus opulente Ausstattung
  • viele Strategien möglich
  • hoher Aufforderungscharakter und Wiederspielwert
  • Champions-Mini-Erweiterung sowie Solo- und kooperatives Modul schon im Spiel enthalten
  • recht hohe Interaktion sowohl auf dem Spielbrett als auch in den Auslagen

Minus

  • steile Lernkurve
  • mit fünf Spielern zu hohe Downtime und steigende Unübersichtlichkeit
  • Glücksfaktor vorhanden
  • Sockel-Wertungsmarker recht klein

Teilen mit facebook twitter

Kommentar verfassen

Details

Auszeichnungen:
Spieleranzahl: 2 bis 5
Alter: ab 12 Jahren
Spieldauer: 75 bis 90 Minuten
Preis: 60,00 Euro
Erscheinungsjahr: 2021
Zubehör:

1 doppelseitiger Spielplan
1 Spielregel
52 Tunnelplättchen (10x2, 12x3, 15x4 15x5 Felder)
5 Spielertableaus
17 Zauberkarten
6 Große Hallen-Platten
30 Start-Trollkarten (je sechs identische in fünf Spielerfarben)
55 Trollkarten (21x Stufe 1, 17x Stufe 2, 17x Stufe 3)
5 Start-Plättchen (je eines in den fünf Spielerfarben)
5 Wertungsmarker (Holz/ je eines in den fünf Spielerfarben)
3 Sockel-Erinnerungsmarker
21 Statuen (Holz/ 7x Feuer, 7x Eis, 7x Mond)
18 Sockel (Holz/ 6x Feuer, 6x Eis, 6x Mond)
15 Sockel-Wertungsmarker
22 Werkstattplättchen
190 Ressourcen (aus Holz/ 35x Stein, 35x Eisen, 30x Herzstein, 45x Lore, 20x Hammer, 25x Rune)
35 Münzmarker
1 Stoffbeutel
2 Krönungsmarker
1 Startspielermarker
2 Team-Vorratskarten für den Team-Modus

Champions-Minierweiterung:
7 Karten plus Spielregel

Verfluchter Berg: Kooperativ- und Solo-Modul:
1 Prohezeiungstableau
20 Fluchkarten
15 Wertungsplättchen
8 Bebenmarker
1 Kampagnenführer

Anzeige

Statistik

Derzeit findest Du auf spieletest.at 7191 Gesellschaftsspiele-,
1656 Videospielrezensionen
2306 Berichte.