Worum geht es in Tekhenu?
Neulich hatte ich ein Spiel von Giant Roc am Tisch, das uns ins Reich der Inka entführte (Tawantinsuyu). Das hier besprochene Tekhenu, vom selben Verlag, führt uns ebenfalls in eine vergangene Zivilisation, allerdings auf den afrikanischen Kontinent. Genauer gesagt geht es ins alte Ägypten. Zentrales Element ist der Tekhenu, ein Obelisk. An seinem Fuße lagern die Würfel, welche wir für Aktionen nutzen, bei denen wir uns die Hilfe von Götten wie Horus, Bastet und Osiris sichern. Je nach Sonnenstand wechseln die Würfel ihren "Zustand", man kann nämlich nicht immer alles mit gutem Gewissen in den Tempel des Amun Re einbauen: Manchmal gelten bestimmte Farben als verdorben, was sich negativ auf das Seelenheil eines Spielers auswirkt. Manchmal sind sie sogar verboten, was eine Nutzung entsprechender Würfel temporär komplett unmöglich macht.
Du hast genau 16 Züge!
Das Spiel erstreckt sich über genau 16 Züge pro Spieler. Zur Halbzeit und am Ende gibt es eine Wertung. Nach jedem Viertel wird die Waage des Seelenheils ausgewertet und nach jedem Achtel ändert sich der Sonnenstand. Alles klar? Nein? Na gut, hier etwas mehr Informationen:
Am Beginn jedes Achtels werden die Würfel geworfen. Am Spielbeginn gibt es für jeden der sechs Götterabschnitte drei Würfel. Später werden nur jene Bereiche nachgelegt, deren Sonnenstand "Halbschatten" ist. Für alle Bereiche wird aktualisiert, welche Würfel gerade frei verwendbar, verwendbar mit schlechtem Karma oder nicht verwendbar sind (die Zuteilung, welche Würfelfarben in welche Kategorie fallen, ist fix den Sonnenständen zugewiesen - ein weißer Würfel etwa ist frei in der Sonne, problematisch im Halbschatten und verboten im Schatten).
Wer an die Reihe kommt, wählt einen der Würfel. Der Bereich in dem er liegt bestimmt, welche Aktion man durchführen darf. Prinzipiell darf ich von allen Bereichen nehmen, egal ob Sonne, Schatten oder Halbschatten herrscht. Wie gesagt können aktuell in einem Bereich verbotene Farben nicht gewählt werden. Die Würfel legt man auf seine Waage. Dort landet später auch die eine oder andere Ressource. Wer bei der Auswertung einen negativen Saldo hat, verliert Siegpunkte. Ein positiver Saldo bringt ad hoc nichts. Man sollte jedoch immer ein ausgegliches Gewicht anstreben. Warum? Je besser das gelingt, desto weiter vorne ist man in der Spielerreihenfolge.
Die Aktionen und Gebiete des Spielplans
Bislang war immer vom Obelisk und den sechs Bereichen um ihn die Rede, in denen die Würfel liegen. Zu jedem Bereich gehören aber noch Gebiete, in denen sich die Aktionen abspielen! Bei all diesen Aktionen spielt die Würfelzahl in irgendeiner Art eine Rolle, aber mit den Details will ich euch nicht langweilen. Horus etwa hat eine Tabelle abgedruckt, die anzeigt, mit welcher Würfelzahl man für welchen Gott eine Statue errichten darf. Statuen bringen einen Vorteil, wenn andere Spieler die Aktion des Gottes wählen. Alternativ kann man eine Statue im Tempel errichten, was potentiell Siegpunkte bringt.
Amun Re hat einen Vorrat an Säulenbasisplättchen. Erlaubt den Bau einer Säule im Tempel, außerdem gibt es potentiell Punkte für das Platzieren der Säulenbasis, Gebäude in der Nähe, einen Bonus wenn die Beleuchtung passt.
Hathor wiederum erlaubt den Bau der soeben angesprochenen Gebäude im Tempel. Gleichzeitig lässt dies meine Bevölkerung wachsen. Dass das Volk glücklich ist, ist die Gabe von Bastet. Außerdem schenkt sie uns Schreiber, die wir für das modifizieren von Würfelwerten oder gar für das Nehmen eigentlich verbotener Würfel einsetzen können. Toth erlaubt das Nehmen von Karten. Diese können einmalige oder dauerhafte Boni haben oder Wertungsmöglichkeiten für die Schlusswertung bieten. Je zufriedener mein Volk, desto größer meine Wahlmöglichkeiten.
Zu guter Letzt: Osiris bietet den Bau von Werkstätten und Steinbrüchen. Dein maximales Produktionsvolumen steigt, aber das Volk wird ob der Versklavung unzufriedener.
Stimmt, da war doch was! Ich kann statt, Aktionen durchzuführen, Waren produzieren. Wieviel produziert wird, bestimmt die Würfelzahl. Doch Vorsicht: Übersteigt der Wert euer mögliches Produktionsvolumen, wird ein Teil der Produktion direkt auf die Negativ-Seite der Waage gelegt. Restliche Ressourcen habt ihr frei, um die Aktionen zu bezahlen, das Volk zu ernähren etc. Am Ende gewinnt, wer die meisten Siegpunkte sammeln konnte.
Solospiel inkludiert
Auch in diesem Spiel gibt es eine Solo-Variante. "Botenchamun" heißt der fiktive Spieler, der eine Pyramide von Aktionsplättchen hat, durch die er sich mittels Münzwurf bewegt. Er nimmt Würfel und führt Gottesaktionen aus, wofür er nichts bezahlen muss, aber trotzdem bekommt er Siegpunkte. Die Spielanleitung hat leider vergessen, das Ziel zu erwähnen. Aber ich behaupte mal, dass man mehr Siegpunkte erreichen soll als Botenchamun.
Spieletester
Fazit
Die Spielanleitung hat einen Aufbau, der mir persönlich nicht so zusagt. Zu sehr werden die Aktionen anfangs als Black Box behandelt, ehe sie am Ende erklärt werden. Aber das hat System, bei Tawantinsuyu war es ganz ähnlich. Auf der anderen Seite muss man der Anleitung zugute halten, dass sie keine Fragen offen lässt und einige Beispiele bietet.
Tekhenu ist ein komplexes Spiel. Man benötigt deutlich mehr als nur eine Partie, um alle Finessen auszuloten. Auch der optimale Einsatz der Aktionen mag geübt sein, simples Anwenden der Regeln macht noch lange kein erfolgreiches Spiel. In den ersten Partien ist es sogar so, dass man gerne das eine oder andere Regeldetail vergisst. Die komplette Regel danach nochmal zu studieren, macht durchaus Sinn und vermeidet Fehler für die zweite Partie. Die allererste Partie kann man sowieso mal abschreiben: Da ist nicht die Frage, WIE ich eine Aktion durchführe. Eher steht man da und sagt "Hä? Was soll ich jetzt tun? Welche Aktion bringt mir jetzt was, wie wirkt sich das alles auf später aus?". Gleich noch eine Partie anzuhängen, wird aber die Ausnahme sein: 90 Minuten Spieldauer sind eher die Untergrenze, für die ersten Male ist noch mehr Zeit einzuplanen, von der Regelerklärung ganz zu schweigen.
Zentrales Element ist natürlich der Obelisk mit seinen verschiedenen Lichtverhältnissen, wodurch Würfel mal auf die eine und mal auf die andere Seite der Waage gelegt werden. Großartig! Was Anfänger gerne vergessen: Ein komplett reines Gewissen zu haben bringt nichts, da man ja auf Ausgewogenheit hinarbeitet. Da greift die Interaktion des Spiels: Welchen Würfel schnappe ich den Gegnern lieber weg? Passt mir die dazugehörige Aktion in den Kram? Da gibt es taktisch Vieles zu bedenken. Natürlich macht es Sinn, sich in gewissen Bereichen konzentriert einzubringen. Überall ein wenig halbherzig zu agieren, bringt wenig.
Das Rundherum ist eher als bekannt anzusehen. Hier kannst du Punkte machen, da auch, und dort drüben erst recht. Manchmal fühlt man sich von all den Möglichkeiten erschlagen. So ähnlich muss sich Klaus Teuber gefühlt haben, als er die Ur-Version von Die Siedler von Catan am Tisch hatte: Lauter tolle Ideen, aber schon so viele, dass es eigentlich für mehrere Spiele reicht. So entstanden nach der Zerschlagung Die Siedler von Catan, Löwenherz und Entdecker.
Weniger ist manchmal mehr - und wer noch nicht genug hat, kann sich Erweiterungen (z.B. Ära des Seth) gönnen.
Bitte mich nicht falsch zu verstehen: Das soll jetzt weniger Kritik am Spiel sein, als eine Warnung an alle, die sich an das Spiel wagen wollen! Ihr müsst komplexe Spiele wirklich mögen, damit ihr hiermit klar kommt. Und ihr benötigt einen großen Tisch, für den großen Spielplan, die großen Spieletableaus und die diversen Plättchen- und Kartenvorräte. Wenn das der Fall ist, werdet ihr mit einem tollen Spiel belohnt.
Gut gefallen hat auch das Solospiel. Es ist wirklich herausfordernd, aber all die Aktionen für den virtuellen Spieler abzuhandeln ist auch einiges an Arbeit. Trotzdem: Daumen hoch!
Plus
- Solospiel inkludiert
- schöne Spielausstattung
- sehr vielschichtiges Geschehen
Minus
- Aufbau der Spielanleitung gewöhnungsbedürftig
- hoher Platzbedarf
- nur für ausgewiesene Liebhaber hochkomplexer Spiele
- sehr vielschichtiges Geschehen
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Details
1 Spielbrett mit Obelisk
2 Wertungsplättchen
6 Bonusplättchen
27 Säulenplättchen
198 Ressourcenmarker
26 Würfel
1 Beutel
4 Tableaus
40 Gebäude
32 Säulen
16 Produktionsmarker
24 Statuen
8 Marker
4 Bevölkerungsmarker
4 Zufriedenheitsmarker
88 Karten
12 Plättchen
4 Spielhilfen
1 Spielanleitung
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