Cantaloop: Einbruch in den Knast

Ich muss etwas gestehen. Ich bin alt. So alt, dass ich Point & Click-Adventures wie z.B. Legend of Kyrandia, Indiana Jones oder Monkey Island schon selbst am PC gespielt habe, als sie gerade erst erschienen waren. Und es hat mir Spaß gemacht! So viel Spaß, dass ich sehr hellhörig geworden bin, als die Cantaloop-Trilogie von Lookout Spiele angekündigt wurde.

Zuerst habe ich allerdings den Promo-Prequel-Fall zu Cantaloop ausprobiert. Und was soll ich sagen. Er hat mir gefallen. So sehr gefallen, dass ich nun mit meinem Alter Ego „Hook“ Carpenter zurück nach Cantaloop gekommen bin, um mich für die Demütigung zu rächen, die ich genau hier vor genau zehn Jahren erfahren musste.

Hook ist ein mit allen Wassern gewaschener und dabei recht sympathischer Ganove, der vor genau 10 Jahren bei einem Raubzug von seinem damaligen Teammitglied White gehörig übers Ohr gehauen wurde und danach erst einmal abtauchen musste. Natürlich sann Hook während der gesamten Zeit auf Rache und versucht diese nun auszuführen. Allerdings ist White mittlerweile der starke Mann auf Cantaloop und soll sogar Bürgermeister werden, was die ganze Sache natürlich nicht unbedingt einfacher macht. An diesem Punkt steigen die Spieler in das Geschehen ein und müssen zuerst einmal ein neues Team zusammenstellen, um Hooks Plan überhaupt in die Tat umsetzen zu können. Ein potentielles Mitglied sitzt gerade im Knast und so muss Hook als Erstes nicht aus, sondern in den Knast einbrechen.

In einem ausführlichen Tutorial werden vor Beginn der eigentlichen Geschehnisse alle notwendigen Abläufe erklärt und die Spieler dadurch Schritt für Schritt in die Handhabung des Spielbuches eingeführt. Die 20 Schauplätze bestehen immer aus einer Doppelseite. Eine davon zeigt das Szenenbild, auf der Anderen finden sich zugehörige chiffrierte Texte, die durch die Interaktion von Gegenständen aus dem eigenen Inventar mit Objekten an den jeweiligen Schauplätzen freigeschaltet werden können. Ist man Anfangs nur mit einer Lupe und einem Mobiltelefon ausgerüstet, wird die Liste der Gegenstände, diese werden durch Karten mit zwei Code-Fragmenten dargestellt, schnell größer. Man kann auch versuchen, diese Gegenstände zu kombinieren, ob das allerdings klappt, muss in den chiffrierten Texten des Faltblatt-Inventars nachgelesen werden.

Natürlich entwickelt sich auch die Story im Laufe der Zeit weiter und manchmal erreicht man bestimmte Meilensteine, bei denen die Spieler aufgefordert werden, auf ihrem Spielbogen den entsprechenden Anzeiger abzuhaken. Dieser Stand wird manchmal durch Texte oder Dialoge abgefragt und eröffnet anschließend neue Möglichkeiten. So können z. B. Gesprächspartner anders reagieren oder es werden neue Schauplätze frei geschaltet. Andererseits ist es dadurch aber auch möglich, dass man an einer bestimmten Stelle in der Story nicht weiter fortschreiten kann, weil ein Meilenstein fehlt. Für diesen Fall gibt es ein dreistufiges Hilfesystem auf den letzten Seiten des Buches. Hier können die Spieler bezüglich der jeweiligen Meilensteine nachschlagen, um zuerst einen vagen und dann einen genaueren Hinweis zu erhalten. Helfen diese nicht weiter, kann auch die konkrete Lösung eingesehen werden.

Je nach Herangehensweise und Erfahrung mit Adventure-Spielen kann es zwischen fünf und zwölf Stunden dauern, bis man den ersten Teil der
Cantaloop-Trilogie abgeschlossen hat. Ja, richtig gelesen. Der große Wermutstropfen bei diesem Spiel ist die leider recht lange Wartezeit auf den zweiten Teil, der erst Ende 2021 erscheinen soll und den dritten Teil, mit dem sicher nicht vor Mitte 2022 zu rechnen ist.

Spieletester

21.10.2021

Fazit

Cantaloop von Lookout Spiele ist quasi ein klassisches Point & Click-Adventure, welches mit einem analogen Abenteuerbuch gekreuzt wurde. Für die Szenenwechsel wird nicht gelaufen, sondern einfach umgeblättert, das digitale Inventar wird durch Gegenstands-Karten ersetzt und die Interaktion findet mit dem Maus-Cursor mit diversen Einträgen im Buch oder dem Inventar-Faltblatt statt. Diese sind zur Sicherheit chiffriert und zudem noch grafisch so geschützt, dass der Text aktiv nur mit Hilfe einer roten Folie gelesen werden kann. Lediglich die akustische Untermalung und die Sprachausgabe fehlen im Vergleich zur digitalen Variante.

Das Thema von Cantaloop ist perfekt gewählt, die comicartigen Illustrationen überaus passend und der genial-trockene Humor zieht sich als roter Faden durch das Spiel. Das dreistufige Hilfesystem hilft, die größten Klippen sicher zu umschiffen, auch wenn es sich nicht immer richtig anfühlt, dort nach einem Tipp zu suchen.

Andererseits muss man sich aber auch vergegenwärtigen, dass das Spiel recht aufwändig zu handhaben ist. Viel Verwaltungs- und Zeitaufwand, der in einer digitalen Variante vom Rechner übernommen wird, muss hier vom Spieler selbst geleistet werden. Das Kombinieren der Gegenstände und das daraus resultierende Nachschlagen der Ergebnisse kann recht repetitiv werden und durch den Versuch einer Beschleunigung zu ungewolltem Spoilern oder Faselfehlern verleiten.

Hat man Dank des Gratis-Prequels herausgefunden, ob man sich mit dem System anfreunden kann, sollte man sich unbedingt genügend Zeit nehmen, um das Erlebnis des Spielbuchs Cantaloop – Einbruch in den Knast ungestört und möglichst in einem Rutsch genießen zu können. Es lohnt sich! Danach teilen die Spieler dann aber leider das Los aller Serienfans und müssen auf den nächsten Teil warten.

Redaktionelle Wertung:

Plus

  • es gibt zum Ausprobieren ein Gratis Prequel
  • passende Illustrationen im Comic-Stil
  • genialer, trockener Humor
  • spannendes Spielsystem
  • dreistufiges Hilfesystem vorhanden
  • kann problemlos unterbrochen und gespeichert werden

Minus

  • teilweise muss man ausprobieren
  • Gefahr von eigenen Fehlern und damit unbewusstes Spoilern
  • Verstauen des Spielmaterials im Buch sehr fummelig
  • lange Wartezeiten auf den zweiten und dritten Teil
  • Gefahr von Sackgassen besteht, wenn Grundlagen noch nicht geschaffen wurden
  • nichts für ungeduldige Spielernaturen

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Details

Auszeichnungen:
Spieleranzahl: 1 bis 4
Alter: ab 16 Jahren
Spieldauer: 120 bis 180 Minuten
Preis: 24,99 Euro
Erscheinungsjahr: 2021
Verlag: Lookout Spiele
Zubehör:

92 seitiges Spielbuch mit Spiralbindung
Inventar als Faltblatt
Codetabelle
Rote Klarsichtfolie
Stadtplan als Postkarte
60 Ermittlungskarten

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